August 2008

Anhänglicher Besucher

Hin und wie­der führt meine rudi­men­täre Blog-Statistik einen „Gene­ric Gecko“ auf, und als gro­ßer Tier­lieb­ha­ber (siehe z. B. hier, da und dort) freue ich mich natür­lich sehr über die Besu­che des klei­nen, kleb­ri­gen Kriechtieres.

Ich habe mal gehört, dass der Gecko mit der Haft­kraft sei­ner vier Kle­be­füße rund 140 Kilo­gramm hal­ten könne, aber lei­der nicht will, und so emp­finde ich es schon als etwas Beson­deres, wenn ab und zu einer an mei­ner bun­ten Mischung haf­tet. Hof­fent­lich ist mein flin­ker Gast dabei an etwas Inter­es­san­tem hän­gen geblieben!

Wundersame Welt der Waren (7)

Heute schauen wir auf eine kleine, nicht­re­prä­sen­ta­tive Aus­wahl jener Gerät­schaf­ten, die so man­chen Lebens­mit­teln bei­lie­gen und den sofor­ti­gen Ver­zehr auch ohne das ver­traute Ess­be­steck ermög­li­chen. Dabei wer­den wir sehen, dass es jen­seits der all­ge­gen­wär­ti­gen Speiseeis-Spatel und Pommes-Pieker Bemer­kens­wer­tes zu ent­de­cken gibt.

Hölzener Nordsee-Dreizack

Wir ste­chen in See mit der schlich­ten und funk­tio­nel­len Gabel aus hel­lem Holz, die der für aller­lei schmack­haf­tes Mee­res­ge­tier bekannte Anbie­ter Nord­see sei­nen Gäs­ten zum mobi­len Genuss der „Fish & Chips“ andient (wenn ich dort vor Anker gehe, nehme ich gerne die große Por­tion mit Remou­la­den­soße, aber das nur neben­bei). Das fast 2 mm dicke und daher ziem­lich robuste Ess­ge­rät ist mit groß­zü­gi­gen 17 cm etwa so lang die inter­es­sant bedruckte Tüte der „Fish & Chips“ tief, damit man auch den letz­ten der lecke­ren Hap­pen zuver­läs­sig her­aus­an­geln kann und erin­nert sicher nicht zufäl­lig an Nep­tuns Dreizack.

Göffel? Label? Gaböffel?

Im Kühl­re­gal mei­nes Lieb­lings­dis­coun­ters Plus fin­det man eine Reihe appe­tit­li­cher und ver­zehr­fer­ti­ger Salate, zu deren Lie­fer­um­fang diese unge­wöhn­li­che Ver­schmel­zung aus Gabel und Löf­fel gehört. („Göf­fel“? „Label“? „Gaböf­fel“? Hier gäbe es bestimmt noch beträcht­li­ches Marketing-Potential.) Lei­der sind weder die Zin­ken die­ses 10 cm kur­zen Appa­ra­tes spitz genug noch seine Laffe aus­rei­chend tief, um wirk­lich prak­tisch zu sein, und da sich die­ses sehr dünne, aus trans­pa­ren­tem Kunst­stoff gefer­tigte Gerät zudem beim Ein­satz recht leicht ver­biegt, erfüllt es den ange­streb­ten Ver­wen­dungs­zweck lei­der nur bedingt.

Plus-Klappspaten

Gut ver­steckt im hohen, mit knusp­ri­gen Flo­cken gefüll­ten Deckel der gesun­den Joghurt-Müsli-Kombination vom sel­ben Dis­coun­ter ist ein klei­ner klapp­ba­rer Löf­fel aus orange­farbenem Kunst­stoff, der nicht nur über einen außer­or­dent­li­chen Gebrauchs­wert ver­fügt, son­dern auch dem auf­merk­sa­men Betrach­ter pfif­fige Kon­struk­ti­ons­de­tails offen­bart: Zwei ganz unter­schied­lich gestal­tete Ras­tun­gen arre­tie­ren die fast 11 cm lange Schau­fel sowohl im ein- als auch im aus­ge­klapp­ten Zustand, wobei letz­te­rer zusätz­lich durch einen klei­nen Steg sta­bi­li­siert wird – beein­dru­ckend, mit wel­cher Sorg­falt der Her­stel­ler Poli­moon (seit 2007 Pro­mens) bei die­sem Pro­dukt, das eigent­lich nichts kos­ten darf, zu Werke ging. – Bedau­er­li­cher­weise hat die Plus-Filiale in der Nähe mei­nes Arbeits­plat­zes kürz­lich alle drei Vari­an­ten die­ser attrak­ti­ven Zwi­schen­mahl­zeit aus­ge­lis­tet und damit auch den raf­fi­nier­ten Löf­fel ver­schwin­den lassen.

Im Zusam­men­hang nicht nur mit Klapp­ba­rem sei das über­aus lesens­werte Buch „Col­lapsibles – Ein Album platz­spa­ren­der Objekte“ von Per Mol­lerup aus dem Ver­lag Stieb­ner lobend erwähnt und allen an der­ar­ti­gen Din­gen Inter­es­sier­ten wärms­tens empfohlen.

Zackige  Kiwi-Säge von Zespri

Wurde meine Gene­ra­tion noch mit einem ein­fa­chen Pau­sen­brot in die Penne geschickt, so ver­wöhnt man die Kids von heute bereits vor ìhrem ers­ten Schul­tag mit zum Teil fremd­artigen Din­gen. Anläss­lich der Ein­schu­lung in Hes­sen vor weni­gen Tagen gab eine nahr­hafte nam­hafte Supermarkt-Kette gegen Gut­schein Zucker­tü­ten (hier wohl ange­brach­ter: Obst­tü­ten) aus, die unter ande­rem neu­see­län­di­sche Kiwis ent­hiel­ten. Pas­send zu die­ser Vitamin-C-reichen Frucht aus dem fer­nen Land fand sich im bun­ten Papp­ke­gel ein hell­grünes Instru­ment von einem fer­nen Pla­ne­ten – so zumin­dest mutet die­ses aus­ge­fal­lene und äußerst sta­bile Ess­werk­zeug an, das zwar Asso­zia­tio­nen an eine sehr grobe Säge weckt, aber zwei­fel­los alle ande­ren Hilfs­mit­tel zum Ver­zehr der Kiwi ent­behr­lich macht. – Nota­bene: Den zacki­gen, aus Poyl­sty­rol (Recycling-Code 06) gefer­tig­ten Kiwi-Löffel der inter­na­tio­na­len Marketing-Organisation Zespri gibt (gab?) es hier­zu­lande in min­des­tens zwei Varianten.

Mein Favo­rit? Natür­lich der gran­diose Klapplöffel.

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Gepunktet

Mit einer neuen Service-Dimension hat mich heute meine ört­li­che Filiale der Deut­schen Post ver­blüfft. Mit gro­ßer Vor­freude auf die ein­ge­schrie­bene Sen­dung, die ich ges­tern lei­der nicht ent­ge­gen­neh­men konnte und daher abho­len musste, stand ich in der Reihe derer, die eben­falls das Leis­tungs­an­ge­bot des gel­ben Rie­sen in Anspruch neh­men woll­ten. Schon vom Ende der Schlange erkannte ich sehr deut­lich das vor­wie­gend in den Far­ben des Unter­neh­mens gehal­tene und vor dem Schal­ter auf­ge­hängte Schild mit dem Foto einer lächeln­den, dienst­ge­klei­de­ten Ange­stell­ten in dyna­mi­scher Hal­tung, einem senk­recht nach unten zei­gen­den Pfeil und den ver­hei­ßungs­vol­len Wor­ten „Ser­vice Wartepunkt!“.

Wartepunkt!

Ich hatte nicht die lei­seste Ahnung, wie ich mir einen „War­te­punkt!“ vor­zu­stel­len hatte, und so war ich äußerst gespannt auf das, was mich unter dem Schild erwar­tete. Lang­sam rückte die Schlange vor, doch zu mei­ner Ver­wun­de­rung zeig­ten die Kun­den, die unter dem Pfeil zu ste­hen kamen, keine Regung. Hat­ten sie bereits bei ihrem letz­ten Besuch einen „War­te­punkt!“ erhal­ten und beka­men jetzt kei­nen mehr? Waren die War­te­punkte heute viel­leicht schon aus? Oder war ich der ein­zige, dem nicht auf­fiel, dass sich die auf dem Schild gezeigte Mit­ar­bei­te­rin (etwa Pünkt­chen, die „Wartepunkt!“-Beauftragte?) nicht in der Filiale auf­hielt und es aus die­sem Grunde heute gar keine War­te­punkte gab? (Dies hätte mich sehr ent­täuscht.) Vol­ler Unge­duld und Neu­gier fie­berte ich dem „War­te­punkt!“ ent­ge­gen und ver­gaß dabei zeit­wei­lig sogar das abzu­ho­lende Ein­schrei­ben, auf das ich mich noch vor weni­gen Minu­ten so gefreut hatte.

End­lich unter dem Schild mit dem Pfeil ange­kom­men, war meine Über­ra­schung groß: Nicht ein, nicht zwei – nein, gleich fünf faust­große, in die gespren­kel­ten Boden­flie­sen eingelas­sene Punkte in gold­brau­nen Tönen und dün­nem, kon­tras­tie­ren­dem Rand war­te­ten gedul­dig auf mich (und ich ver­mute stark, dass unter dem Fuß des Stän­ders rechts im Bild noch ein sechs­ter war­tete). Das waren sie also, die Wartepunkte!

Wartepunkte!

Die­ses Ser­vice­über­an­ge­bot, dem man selbst mit der Bezeich­nung „War­te­dop­pel­punkt!“ bei wei­tem nicht gerecht gewor­den wäre, machte mich sprach­los, doch wie schon bei den Kun­den vor mir lie­ßen die akku­rat auf­ge­reih­ten War­te­punkte bedau­er­li­cher­weise auch bei mir jede Reak­tion ver­mis­sen. Waren sie viel­leicht ver­stimmt? Hatte ich einen gro­ben Feh­ler began­gen, etwa meine Schuhe, mit denen ich ihnen recht nahe kam, nicht sorg­fäl­tig ge­nug geputzt? Den­noch: Zumin­dest einer der fünf War­te­punkte hätte ruhig irgend­et­was machen, sich zum Bei­spiel als sprin­gen­der Punkt her­vor­tun kön­nen, aber mög­li­cher­weise haben sie ja auch auf einen ganz spe­zi­el­len Kun­den gewartet.

Trotz die­ses Wer­muts­trop­fens konnte die Deut­sche Post bei mir kräf­tig punk­ten, denn mit einem solch unge­wöhn­li­chen Ser­vice war­tet nun wirk­lich nicht jeder auf.

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