August 2011

Batougol

Der Batou­gol1 im Sajan­ge­birge nahe Irkutsk in Süd­si­bi­rien dürfte jedem Bleistiftinteressier­ten ein Begriff sein, barg die­ser Berg doch Gra­phit, der in sei­ner Qua­li­tät dem Cumberland-Graphit ent­sprach. Nach einem Zufalls­fund des Kauf­manns Jean-Pierre Ali­bert begann 1847 der Abbau; 1856 sicherte sich A.W. Faber die Exklu­siv­rechte an die­sem schwar­zen Gold. So erwäh­nen nicht nur viele Bücher über den Blei­stift diese legen­däre Grube, son­dern auch die Fach­literatur zum Gra­phit wie z. B. der Titel von Ing. Alfred Hae­nig. Letz­te­rer ist inzwi­schen gemein­frei, und so freue ich mich, hier Scans zei­gen und zum Down­load anbie­ten zu kön­nen. Begin­nen möchte ich mit vier Abbil­dun­gen, deren Ästhe­tik mich anspricht.

Batougol

Berg Batou­gol und die Stra­ßen vom Mei­er­hof zum Graphitbergwerk

Batougol

Das Gra­phit­berg­werk im Saja­ni­schen Gebirge (Ost­si­bi­rien2)

Batougol

Gru­ben­ein­gang im Graphitbergwerk

Batougol

Haupt­schacht des Gra­phit­berg­wer­kes3

Die obi­gen vier sowie zwei wei­tere Bil­der fin­den sich auch in „La Mine de Gra­phite Sibé­rie décou­verte en 1847 par M. J.-P. Ali­bert: Comptes-rendus des Aca­dé­mies des Socié­tés Savan­tes et des Jour­naux“ (Impri­me­rie Poi­te­vin 1865) bei Google Books. Als Quelle ist dort „Impr. de C. Dun­zin­ger, Nurem­berg“ angegeben.

  1. Auch „Batu­gol“.
  2. Hier irrt Hae­nig.
  3. Die Ähn­lich­keit zu die­sem Bild ist natür­lich ver­blüf­fend.

Fahndungsaufruf

Fahndungsaufruf

Wo steckt der Schwind­ler? Wer als ers­ter einen Kom­men­tar mit der rich­ti­gen Ant­wort und einer funk­tio­nie­ren­den E-Mail-Adresse hin­ter­lässt, bekommt eine Überraschung.

Wundersame Welt der Waren (21)

Der fol­gende Bei­trag ist für Vege­ta­rier nicht geeignet.

Mit einer gelun­ge­nen Kom­bi­na­tion über­rascht der Dis­coun­ter Netto die Leser sei­nes aktu­ellen Pro­spekts („Extra­blatt”, gül­tig von Mon­tag, 08.08.11 bis Sams­tag, 13.08.11).

Fleischfressende Pflanzen nebst Futter bei Netto

Die ziel­füh­rend über­ein­an­der plat­zier­ten Anzei­gen für Kar­ni­vo­ren und Fut­ter beein­dru­cken mit kräf­ti­gen Far­ben, star­ken Kon­tras­ten und gut les­ba­ren Prei­sen vor explo­die­ren­dem Hin­tergrund. Alle Arti­kel sind gründ­lich frei­ge­stellt und machen den Ein­druck, als woll­ten sie bei der nächst­bes­ten Gele­gen­heit in den Ein­kaufs­wa­gen des geneig­ten Kun­den schweben.

Ich habe vom Kauf Abstand genom­men, da das Hack auf mich nur mäßig appe­tit­lich wirkt (aber es soll wohl pri­mär den Pflan­zen schme­cken). Zudem ver­misse ich die Anga­ben zum durch­schnitt­li­chen Fleisch­kon­sum der Pflanzen.

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Der Graphit

Immer auf der Suche nach technik- und kul­tur­ge­schicht­li­chen Aspek­ten des Blei­stifts hatte ich kürz­lich das Glück, meine kleine Quel­len­samm­lung um gleich drei his­to­ri­sche Fach­bü­cher über den Gra­phit erwei­tern zu können:

  • Donath, Edu­ard: Der Gra­phit. Eine chemisch-technische Mono­gra­phie (Franz Deu­ti­cke 1904)
  • Hae­nig, Alfred: Der Gra­phit. Eine tech­ni­sche Mono­gra­phie (A. Hartleben’s Ver­lag 1910)
  • Rysch­ke­witsch, Dr. Eugen: Gra­phit. Cha­rak­te­ris­tik, Erzeu­gung, Ver­ar­bei­tung und Ver­wen­dung (S. Hir­zel 1926)

Alle drei behan­deln auch den Blei­stift, doch das für mich inter­es­san­teste ist das zweite, aus dem hier der Haupt­ti­tel und einige bemer­kens­werte Details wie­der­ge­ge­ben seien.

Der Graphit

So schreibt Hae­nig zur Alibert-Mine, dass man erst 300 Ton­nen mit­tel­mä­ßi­gen Gra­phits abbauen musste, bis man an das Lager des „bes­ten und reins­ten Gra­phits“ stieß; acht Jahre uner­müd­li­che Arbeit und ein Kapi­tal von einer Mil­lion Francs seien dazu nötig gewe­sen. – Als ein­zige mir bekannte Quelle nennt Dr. Eugen Rysch­ke­witsch in „Gra­phit“ den Kosa­ken­of­fi­zier Tsche­re­pan­off als Ent­de­cker und Ver­käu­fer die­ser Mine.

Hae­nig:

Zwar fin­den wir in den Kir­chen­bü­chern des Dor­fes Stein (unweit Nürn­berg) bereits im Jahre 1726 bei Gele­gen­heit der Ver­ehe­li­chungs­an­zei­gen auch „Blei­stift­ma­cher“, etwas spä­ter auch „Blei­weiß­schnei­der“ und „Blei­weiß­schnei­de­rin­nen“ ver­zeich­net, doch kam diese dama­lige Ver­fer­ti­gung von Blei­stif­ten nicht über den Rah­men eines Hand­werks­be­triebs hin­aus und konnte schon des­halb gar nicht daran den­ken, der eng­li­schen Fabri­ka­tion erfolg­reich Kon­kur­renz zu machen. Erst als dann die baye­ri­sche Regie­rung auf die­sen Indus­trie­zweig auf­merk­sam wurde und, um ihn zu för­dern, im Jahre 1766 bereits dem Gra­fen von Kronsfeld die lan­des­herr­li­che Bewil­li­gung zur Errich­tung einer Blei­stift­fa­brik ver­lieh, schien ein wirk­li­cher Anfang für fabriks­mä­ßige Her­stel­lung gemacht zu sein. Indes­sen blieb doch diese Fabri­ka­tion, da es an Mate­rial, an Erfah­rung und Absatz gebrach, zu unbe­deu­tend, so daß die Blei­stift­ma­che­rei in der 1777 erschie­ne­nen Tech­no­lo­gie von Beck­mann zur ober­fläch­lich Erwäh­nung fin­det. Die Regie­rung in Bay­ern sah sich daher sehr bald wie­der ver­an­laßt, hier för­dernd ein­zu­grei­fen und errich­tet im Jahre 1816 eine könig­li­che Blei­stift­fa­brik in Obern­zell (Haf­ner­zell), in der nun­mehr nach dem damals neuen fran­zö­si­schen Ver­fah­ren gear­bei­tet wurde, in dem man Ton als Bin­de­mit­tel des Gra­phits verwendete.
Sobald diese Fabrik aber in Gang war, suchte die Regie­rung sie, wie von vorn­her­ein auch beab­sich­tigt, in Pri­vat­hände über­ge­hen zu las­sen. Die­ses Eta­blis­se­ment exis­tiert auch heute noch und gehört einem Regens­bur­ger Fabrikanten.

Von Gra­phit Kropf­mühl konnte ich kürz­lich erfah­ren, dass ledig­lich 5% des Gra­phits in Blei­stif­ten lan­det. Hae­nig nennt eine ähnbli­che Größenordnung:

Wie gering aber die­ser Mate­ri­al­ver­brauch trotz der heu­ti­gen Mas­sen­fa­bri­ka­tion von Blei­stif­ten sich tat­säch­lich stellt, geht dar­aus her­vor, daß noch nicht 4% der gesam­ten Gra­phit­pro­duk­tion für die Blei­stift­fa­bri­ka­tion ver­braucht werden.

Auch zum Holz hat Hae­nig ein weni­ger bekann­tes Detail:

Inzwi­schen hat aber die Firma A.W. Faber Ver­su­che ange­stellt, die­sen vir­gi­ni­schen Wachol­der auch in Deutsch­land anzu­bauen und ist es ihr auch geglückt, aus Samen, die sie direkt aus Flo­rida, von woher bekannt­lich alles Zedern­holz bis­her für die Blei­stift­fa­bri­ka­tion bezo­gen wurde, kom­men ließ, auf ihrem Mus­ter­gut 5000 Pflan­zen zu zie­hen und auszupflanzen.

Bei die­ser Gele­gen­heit sei Erhard Satt­man aus sei­nem Buch „Vom Faust­keil zum Blei­stift“ (1953) zitiert:

Inter­es­sant ist auch der Ver­such, der in der Mitte der Sieb­zi­ger Jahre von Lothar von Faber vor­ge­nom­men wurde, die Juni­pe­rus vir­gi­niana L. als Wald­baum in Deutsch­land hei­misch zu machen. Zwi­schen Stein und Nürn­berg wurde ein ca. 6 ha gro­ßer Acker ange­pflanzt. Die Pflan­zen, die aus ame­ri­ka­ni­schem Samen gezo­gen wur­den, über­stan­den sogar die außer­ge­wöhn­lich stren­gen Win­ter 1879/1880 und 1880/81 über­ra­schend gut, trotz­dem in der Umge­bung an ande­ren Bäu­men und Pflan­zen gro­ßer Scha­den ange­rich­tet wurde. Nach­dem die­ser Zedern­wald, der übri­gens der ein­zige sei­ner Art nicht nur in Deutsch­land, son­dern auf der gan­zen Welt war – da der Baum selbst in sei­ner Hei­mat nur ver­ein­zelt auf­tritt –, fast 70 Jahre allen Wit­te­rungs­ein­flüs­sen stand­ge­hal­ten und sich gut ent­wi­ckelt hatte, fiel er im Jahre 1946 der Brenn­stoff­knapp­heit zum Opfer. Die in der Umge­bung ansäs­sige Bevöl­ke­rung hatte den Wald bis auf ein Drit­tel sei­nes ursprüng­li­chen Bestan­des abge­holzt. Der Rest wurde ein­ge­schla­gen und fand für die Blei­stift­her­stel­lung Ver­wen­dung. Es zeigte sich aber, daß die­ses Holz infolge sei­nes lang­sa­men Wuch­ses zu dicht und dadurch viel zu fest war und dem fremd­län­di­schen Zedern­holz an Qua­li­tät nicht gleich kam.

Es gibt immer noch etwas zu entdecken!

Nach­trag vom 8.8.11: Mehr Details zum und Bil­der vom Zedern­wald gibt es in „Schwan­berg and the Pen­cil Cedar“ im Web­log „Blei­stift“.

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