Februar 2012

Spitzen, aber richtig

David Rees, bekannt durch das Artis­a­nal Pen­cil Shar­pe­ning, hat sein Wis­sen über das Blei­stiftspitzen in einem Buch zusam­men­ge­fasst. „How To Shar­pen Pen­cils“1 hat 144 Sei­ten, erscheint im April 2012 bei Mel­vin Books und kos­tet 14,95 USD. – Eine Vor­schau ist ver­fügbar, und wer genau hin­schaut, erkennt im Kapi­tel 2 ab Seite 61 auf meh­re­ren Fotos die „Gra­nate“ von Möbius+Ruppert.

  1. Unter­ti­tel: „A Prac­ti­cal & Theo­re­ti­cal Trea­tise on the Artis­a­nal Craft of Pen­cil Shar­pe­ning for Wri­ters, Artists, Con­trac­tors, Flange Tur­ners, Ang­les­miths, & Civil Ser­vants“.

Spitzen-Idee

Seit es den Blei­stift gibt, haben sich krea­tive Köpfe mit sei­ner Ver­bes­se­rung beschäf­tigt, doch nicht alle Ideen konn­ten sich durch­set­zen. Ver­mut­lich nicht über das Kon­zept hin­aus kam diese Idee eines Schreib­stift­hal­ters, gezeigt in dem Buch „Blei­stifte, Farb­stifte, far­bige Krei­den und Pas­tell­stifte, Aquarell­farben, Tusche und ihre Herstel­lung nach bewähr­ten Ver­fahren“ von August Buch­wald, erschie­nen 1904 in A. Hartleben’s Ver­lag1.

Spitzen-Idee

Schreib­stift­hal­ter mit kur­zen aus­wech­sel­ba­ren Minen­stü­cken von Rudolph Spear in Nürnberg.
Die­ser Stift sucht die gewöhn­li­chen Übel­stände der nicht genü­gen­den Befesti­gung der Minen in der Weise zu ver­mei­den, daß gegen das hin­tere Ende des in die Gebrauchs­lage gebrach­ten Minen­stü­ckes ein am Hal­ter befes­tig­ter Zap­fen drückt, der mit sei­ner Spitze in eine ent­spre­chende Höh­lung des hin­te­ren Mine­n­en­des ein­greift. Selbst­ver­ständ­lich kann sich die Höh­lung auch am vor­deren Zap­fe­n­ende befin­den, in wel­chem Fall das ent­spre­chend gestal­tete hin­tere Mine­n­ende in die Höh­lung des Zap­fens ein­greift. In einem wie im ande­ren Fall wird hier­durch ein genaues Zen­trie­ren des Minen­stü­ckes am Vor­derende des Hal­ters und eine feste Ver­bin­dung des­sel­ben mit dem letz­te­ren erzielt, so daß das läs­tige Wackeln des Minen­stü­ckes mit Sicher­heit ver­mie­den ist. Der neue Schreib­stift­hal­ter in in Fig. 95 und 96 in einer Aus­füh­rungs­form ver­an­schau­licht. Der Hal­ter besteht in der Haupt­sa­che aus zwei Tei­len, dem etwa die Stärke des Blei­stifts auf­wei­sen­den Unter­teil a, wel­cher an sei­nem obe­ren Ende einen schwä­che­ren Zap­fen b trägt, und einer über die­sen Zap­fen zu ste­cken­den, durch Rei­bung oder gege­be­nen­falls mit Hilfe mecha­ni­scher Ver­schlußvorrichtungen fest­ge­hal­te­nen Kap­sel c. Die letz­tere ist am vor­de­ren Ende mit einer Öff­nung d ver­se­hen, wel­che so gestal­tet und bemes­sen ist, daß der von unten in die­selbe ein­ge­drückte Blei­stift all­sei­tig fest umschlos­sen wird. Das Ein­füh­ren des in der Zeich­nung in der Gebrauchs­stel­lung gezeich­ne­ten Blei­stiftes e in den Hal­ter geschieht nun in der …

Hier hat man zunächst den Ein­druck, als ginge es dem Erfin­der in ers­ter Linie um eine fri­sche Spitze, und fühlt sich an den Per­pe­tual Pen­cil und den Yor­open erin­nert. Die Be­schreibung indes macht deut­lich, dass der Auf­wand haupt­säch­lich dem siche­ren Halt der Mine gilt.

Spitzen-Idee

Fig. 95.
Schreib­stift mit einer Spitze, die in eine ent­spre­chende Ver­tie­fung des Zap­fens greift. (Schnitt.)

Fig. 96.
Schreib­stift mit Höh­lung, in die das ent­spre­chend uge­spitzte Ende des Zap­fens tritt.

Spitzen-Idee

… Weise, daß der Schreib­stift mit der Spitze (Schreib­seite) nach unten in die zu die­sem Zweck abge­nom­mene Kap­sel c ein­ge­wor­fen und letz­tere sodann auf den Zap­fen b auf­ge­steckt wird, so daß sie mit ihrem unte­ren Rand c1 auf dem Unter­teil auf­sitzt. Die Länge des Zap­fens b ist so bemes­sen, daß beim Aufste­cken der Kap­sel der Schreib­stift mit einem gewis­sen Druck durch die Öff­nung d hin­durch gescho­ben wird, daß er um ein gewis­ses, für den Gebrauch geeig­netes Maß aus der Spitze her­vor­tritt. Um nun die Fes­tig­keit der Ver­bin­dung zu erhö­hen, ist der Schreib­stift an sei­ner unte­ren Seite mit einer klei­nen Höh­lung, in die das ent­spre­chend zuge­spitzte Ende des Zap­fens tritt, oder aber mit einer Spitze, die in eine ent­spre­chende Ver­tie­fung des Zap­fens greift, ver­se­hen. Zum übri­gen kön­nen natür­lich die ein­zel­nene Teile des beschrie­be­nen Hal­ters auch eine von der Zeich­nung abwei­chende und dem jewei­li­gen Bedürf­nis entspre­chende Form und Größe erhalten.
Die bei dem neuen Hal­ter als Schreib­stift ver­wen­de­ten Minen­stü­cke kön­nen ent­we­der in einem beson­de­ren Behäl­ter bei­gege­ben oder aber, wie in Fig. 95 ange­nom­men, in den Hohl­raum des aus­ge­bohr­ten Hal­ter­tei­les unter­ge­bracht werden.

Wie schon beim im sel­ben Buch beschrie­be­nen Dreh­blei­stift fehlt lei­der jedes Detail zur tech­ni­schen Umset­zung die­ser Idee, und ich bezweifle, dass sie sich als all­tags­taug­lich er­wiesen hätte. Inter­es­sant anzu­schauen ist sie jedoch allemal!

  1. Da der Titel inzwi­schen gemein­frei ist, gibt es die drei gezeig­ten Sei­ten hier als PDF.

M+R 950

Mit Dosen­spit­zern konnte ich mich bis­her nicht so recht anfreun­den. Oft ent­hiel­ten sie nur einen ein­fa­chen Kunst­stoff­spit­zer, öff­ne­ten sich manch­mal selbst­tä­tig, gaben Spit­zer­ab­fälle durch die Stift­öff­nung ab oder waren ein­fach zu klo­big. Erst der 950 von Möbius+Ruppert hat mich überzeugt.

M+R 950

Im Gegen­satz zu den meist zylin­dri­schen Behäl­ter­spit­zern ist der 52 × 39 × 21 mm große 950 ange­nehm kom­pakt. Ober- und Unter­teil sit­zen fest inein­an­der und wer­den durch eine deko­ra­tive Ras­tung mit Druck­knopf zusam­men­ge­hal­ten; ein auto­ma­ti­scher Lamellen­verschluss ver­hin­dert das Aus­tre­ten von Abfäl­len. – Wie bei den ande­ren mir bekann­ten Pro­duk­ten von M+R ist die Ver­ar­bei­tung hervorragend.

M+R 950

Die Arbeit im 950 über­nimmt ein keil­för­mi­ger Ein­satz­spit­zer aus Magne­sium, der ebenso wie der Kunst­stoff­be­häl­ter im frän­ki­schen Erlan­gen gefer­tigt wurde. Er trägt das Holz sehr sau­ber und spar­sam ab – die Dicke des Spans1 liegt im Mit­tel bei beein­dru­cken­den 0,21 mm2. Der Spitz­win­kel beträgt wie für Blei­stifte üblich 22°.

M+R 950

Der 950 ist schon lange auf dem Markt und erhielt 1986 im Rah­men der inter­na­tio­na­len Frank­fur­ter Kon­sum­gü­ter­messe die Aus­zeich­nung „Design Plus“3. Außer in der hier gezeig­ten Ori­gi­nal­aus­füh­rung4 gibt es ihn noch in vier wei­te­ren Farb­kom­bi­na­tio­nen; der Ver­trieb erfolgt über Stau­fen. Die 2,49 Euro sind bes­tens angelegt!

Nach­trag vom 27.5.13: Details zur auto­ma­tisch ver­schlie­ßen­den Ein­füh­rungs­öff­nung zeigt das Patent Nr. 3410255.

  1. Getes­tet mit einem STAEDTLER Noris B, der schon etwas älter und aus Jel­utong ist (zur­zeit kommt wie­der Zeder zum Ein­satz).
  2. Siehe auch „Spit­zen und inspi­zie­ren“.
  3. Mir ist rät­sel­haft, warum er mir nicht schon viel frü­her auf­ge­fal­len ist.
  4. Diese hat die Art.-Nr. 0950-0000.

366 Tage kostenlos

Nein, das ist keine Wer­bung für ein Abon­ne­ment, denn die Lek­türe die­ses Web­logs ist und bleibt kos­ten­frei. Es gibt etwas zu gewin­nen, näm­lich ein Exem­plar des schö­nen Kalen­ders Typo­da­rium 2012 aus dem von mir sehr geschätz­ten Ver­lag Her­mann Schmidt inklu­sive welt­wei­tem Versand.

366 Tage kostenlos

Im Gegen­satz zum Jahr ist das Typo­da­rium noch kom­plett und ori­gi­nal­ver­packt. Wer Inter­esse hat, hin­ter­lässt einen Kom­men­tar1 mit funk­tio­nie­ren­der E-Mail-Adresse; nach zwölf Kom­men­ta­ren, spä­tes­tens jedoch am mor­gi­gen Sonn­tag, 12. Februar um 18 Uhr, lose ich den Gewin­ner aus. 

  1. „Haben will” reicht völ­lig.

J.S. STAEDTLER 1919 (6)

„Nicht schon wie­der Land­kar­ten­stifte“, wer­den meine Leser seuf­zen. „Doch“, sage ich da nur und mache es kurz.

Krokier-Stifte

(Bil­der zum Ver­grö­ßern anklicken)

Ent­hal­ten im Kata­log von J.S. STAEDTLER des Jah­res 1919 waren diese Krokier-Stifte, die in vier ver­schie­de­nen Sets für kar­to­gra­fi­sche Skiz­zen ange­bo­ten wur­den. – „Kro­kier“ stammt vom fran­zö­si­schen „cro­quis“ (Skizze, Ent­wurfs­zeich­nung); eine ein­fa­che Gelän­de­zeich­nung wird im Deut­schen auch „Kroki“ genannt.

Krokier-Stifte

Inter­es­sant ist hier u. a. die detail­lierte Auf­lis­tung der Far­ben und der Num­mern, deren Lücken die Ver­mu­tung nahe­le­gen, dass die Stifte (oder zumin­dest die Far­ben) zu einem grö­ße­ren Set gehörten.

Krokier-Stifte

Bemer­kens­wert finde ich auch die Fonts. Wäh­rend mich die fet­ten Über­schrif­ten an Zwi­schen­ti­tel aus Stumm­fil­men erinnern, …

Krokier-Stifte

… ver­blüfft mich der für den Text genutzte Font, des­sen Beson­der­hei­ten gerade im Fett­druck auffallen:

Krokier-Stifte

Der lange und bis unter die Grund­li­nie ver­lau­fende Stamm des F mit schrä­gem unte­ren Ansatz, die kurze Schul­ter des a, die gedrun­gene Schlinge des g, die kleine Dia­go­nale des N – aber das nur am Rande.

Nach­trag: Ich habe die­sen Font im Forum von Typografie.info zur Dis­kus­sion gestellt. Die kun­di­gen Teil­neh­mer dort haben noch eine oben geschlos­sene ch-Ligatur ent­deckt und die Schrift als die Beh­rens Anti­qua identifiziert.

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