Juni 2012

Gelb 2.0

So ganz klar ist nicht, woher die Popu­la­ri­tät der gel­ben Farbe für Blei­stifte im englischspra­chigen Raum, vor allem aber in den USA kommt. Man­che Quel­len nen­nen als Ursprung den Fund her­vor­ra­gen­den Gra­phits in süd­si­bi­ri­schen Berg Batu­gol nahe China im Jahre 1874; andere füh­ren den gel­ben Dia­man­ten Koh-I-Noor an, nach dem L. & C. Hardt­muth im aus­gehenden 19. Jahr­hun­dert ihren bes­ten Blei­stift benann­ten und so diese Farbe mit hoher Qua­li­tät ver­ban­den. Doch wie auch immer: Die in den USA bekann­ten und belieb­ten Blei­stifte wie Eber­hard Faber Mon­gol, Dixon Ticon­de­roga und General’s Semi-Hex waren und sind gelb lackiert.

Gelb 2.0

Die­ser Vor­liebe gerecht wird auch STAEDTLER mit einer beson­de­ren Vari­ante des WOPEX, die in Nürn­berg für den bri­ti­schen und den US-Markt gefer­tigt wird. Außer in der Schaftfar­be und im Radier­tip, einem wei­te­ren cha­rak­te­ris­ti­schen Merk­mal ame­ri­ka­ni­scher Blei­stifte1, unter­schei­det sich der gelbe WOPEX zudem in sei­ner glat­te­ren Ober­flä­che von den hier er­hältlichen Aus­füh­run­gen. Ich finde ihn ansprechend!

  1. Ich wünschte, es gäbe neben dem Noris 122 noch ein, zwei wei­tere Blei­stifte mit Radier­tip im Sor­ti­ment von STAEDTLER. Einen Mars ergo­soft oder einen Lumo­graph mit Radier­tip – das wär’s! (Letz­te­ren gab es ja schon ein­mal, wie diese Anzeige aus den 50er Jah­ren zeigt.)

Schritt für Schritt

Den Klas­si­ker Mars Lumo­graph 1001 von STAEDTLER kennt wohl fast jeder, doch wer weiß schon, wie seine Lackie­rung entsteht?

Zur Erin­ne­rung: Gra­phit, Ton und Was­ser wer­den gemischt, in Stränge gepresst, auf Stift­länge gebracht, gebrannt und in Par­af­fin getaucht. Die so gefer­tig­ten Minen kom­men mit Leim2 zwi­schen zwei genutete Brett­chen; aus die­sem Leim­ling fräst man dann die Roh­blei­stifte3.

Schritt für Schritt

Die­ser Roh­blei­stift (hier aus Zeder) geht drei­mal in die Durch­stoß­la­ckie­rung. Er wird dazu in einen mit Lack gefüll­ten Behäl­ter geschos­sen und ver­lässt ihn lackiert.

Schritt für Schritt

Es folgt eine Schicht eines hoch­glän­zen­den, trans­pa­ren­ten Lacks.

Schritt für Schritt

Im nächs­ten Schritt bekommt der Stift seine Foli­en­prä­gung – Kenn­zeich­nung, Strich­code, EAN und Arti­kel­num­mer – sowie die Blind­prä­gung (rechts neben „Lumo­graph“).

Schritt für Schritt

Anschlie­ßend wird das Ende, auf den die Tauch­kappe kommt, ver­run­det („geschär­felt”).

Schritt für Schritt

Nach dem ers­ten Tauch­gang, in dem auf Länge der Kappe Iso­lier­lack auf­ge­bracht wird, kommt ein zwei­ter mit wei­ßem Lack, …

Schritt für Schritt

… ein drit­ter mit schwar­zem, der knapp über den Rand geht, …

Schritt für Schritt

… und ein vier­ter eben­falls mit schwar­zem Lack. Ein Über­zug mit hoch­glän­zen­dem, trans­pa­ren­tem Lack4 ver­voll­stän­digt die Tauchkappe.

Schritt für Schritt

Die Härtegrad-Kennzeichnung wird angebracht.

Schritt für Schritt

Zum Schluss wird der Stift gespitzt5. Fer­tig!

Schritt für Schritt

Diese Mus­ter stam­men aus dem Unter­richts­set, das STAEDTLER auf der Paper­world 2011 vor­ge­stellt hat. Vie­len Dank an STAEDTLER für das Set!6

  1. Er kam am 1. August 1930 als Nach­fol­ger des MARS 1225 unter den Namen MARS-LUMOGRAPH 2886 auf den Markt; 1967 wurde er in den Mars Lumo­graph 100 umbe­nannt.
  2. Genau­ge­nom­men sind es bei STAEDTLER zwei Kleb­stoffe, und zwar einer für Mine-Holz und ein ande­rer für Holz-Holz, da beide Ver­bin­dun­gen unter­schied­li­che Ansprü­che an den Kleb­stoff stel­len.
  3. Apro­pos Roh­blei­stift: Ein sol­cher hoch­wer­ti­ger wäre eines Tho­re­aus wür­dig gewe­sen und hätte sich in die­sem Set zwei­fel­los bes­ser gemacht als der in jeder Hin­sicht min­der­wer­tige Blei­stift unbe­kann­ter Her­kunft, mit dem Dio­ge­nes des 150. Todes­ta­ges des Schrift­stel­lers und Blei­stift­her­stel­lers zu geden­ken ver­sucht hat.
  4. Wer sich einen Stift genau anschaut, kann den Rand die­ses Lacks knapp unter­halb des wei­ßen Rings erken­nen.
  5. Soll der Blei­stift unge­spitzt ver­kauft wer­den (z. B. in Japan), wird das Ende nur gesäu­bert.
  6. Ich mag Fuß­no­ten und hoffe, einige mei­ner Leser auch.

STAEDTLER 123 60

Schau­spiel in einem Akt

Per­so­nen: Ver­käu­fer (männ­lich, Anfang 30), Kunde (männ­lich, Ende 40)
Ort: Ein klei­nes Schreib­wa­ren­ge­schäft in Süd­hes­sen, spä­ter Nach­mit­tag eines Werktages

Der Ver­käu­fer steht hin­ter dem Tre­sen. Die Tür öff­net sich, der Gong ertönt, ein Kunde tritt ein.

Kunde: (mun­ter) Guten Tag!
Ver­käu­fer: Guten Tag! Sie wünschen?
K: Ich suche einen hoch­wer­ti­gen Blei­stift ohne Schnickschnack.
V: (zeigt dem Kun­den einen dun­kel­grü­nen Blei­stift mit gold­far­be­nem Auf­druck) Da emp­fehle ich ihnen den Klas­si­ker von – –
K: (dreht den Blei­stift zwi­schen den Fin­gern) Ach du meine Güte! Was steht denn da alles drauf? Ich will nicht lesen, son­dern schreiben.
V: (legt einen Lumo­graph HB auf den Tre­sen) Gern genom­men wird auch der blaue mit der schwarzen – –
K: (schaut nur kurz) Schon bes­ser, aber gibt es denn nichts ganz schlich­tes, viel­leicht sogar unlackiert?
V: Doch, den 123 60 von Staedt­ler, aber nur in HB und ohne Radiertip.
K: Kann ich ein paar Fotos machen?
V: Bitte.
K: (holt die Kamera aus sei­ner Umhän­ge­ta­sche und fotografiert)

STAEDTLER 123 60

K: Prima! Mehr will ich auch nicht.
V: (reicht dem Kun­den Papier und einen 123 60) Möch­ten sie mal testen?
K: Gern! (tes­tet) Ich habe den Ein­druck, als wäre der etwas rau­her als der Noris in HB. Oder täu­sche ich mich da? (foto­gra­fiert schon wieder)

STAEDTLER 123 60

V: Nein, sie täu­schen sich nicht. Der Gra­phit in die­sem Blei­stift hat nicht ganz die Qua­li­tät von dem im Noris, und außer­dem ist die Mine nicht imprä­gniert. – Die­ser Blei­stift ist übri­gens der öko­lo­gisch nach­hal­tigste im Sor­ti­ment von Staedt­ler. Wuss­ten sie das schon?
K: (deu­tet zum Auf­stel­ler mit dem Faber-Castell 1117 auf dem Tre­sen) Nein, aber ist der denn nicht auch umweltfreundlich?
V: Doch, aber der hat eine Lasie­rung – der von Staedt­ler ist unbe­han­delt. Sie sind doch umwelt­be­wusst, oder?
K: (nickt)
V: Sehen sie, dann kom­men sie am Staedt­ler 123 60 gar nicht vorbei.
K: Das klingt gut. Woher sind denn die Minenbestandteile?
V: Da muss ich pas­sen, doch ich bezweifle, dass sie aus Deutsch­land kom­men. In Kropf­mühl, dem letz­ten Graphit-Bergwerk im Land, för­dert man seit 2005 nur noch sehr einge­schränkt. Es ist bil­li­ger, den Gra­phit zum Bei­spiel in Sri Lanka oder Mosam­bik abzu­bauen und hier zu ver­edeln. Auch der Ton ist im Aus­land bil­li­ger – der aus China kos­tet nur ein Zehn­tel von dem aus der Grube in Klin­gen­berg, die man vor einem hal­ben Jahr zuge­macht hat. Aber der Stift wird hier hergestellt.
K: (foto­gra­fiert ein drit­tes Mal und packt die Kamera umständ­lich ein)

STAEDTLER 123 60

K: Steht ja auch drauf. Und das Holz?
V: Das ist Kolorado-Tanne und spitzt sich leicht und sau­ber. Nor­ma­ler­weise machen wir das nicht, aber wol­len sie mal tes­ten? (reicht dem Kun­den einen Kunststoff-Spitzer)
K: (kramt umständ­lich etwas mes­sing­far­be­nes aus der Münz­ta­sche sei­ner Jeans her­vor) Danke, aber ich nehme lie­ber meinen.
V: (schaut ver­wun­dert) Was ist das denn für einer?
K: (wird noch mun­te­rer) Das ist der Janus 4048 von Faber-Castell, so um die fünf­zig Jahre alt. Der ist ziem­lich pin­ge­lig, gerade bei Stif­ten mit schlech­ter Ver­lei­mung und brü­chi­gen Minen.
V: (zeigt Ermü­dungs­er­schei­nun­gen) Bei­des müs­sen sie bei Staedt­ler nicht befürchten.
K: (packt die Kamera wie­der aus, foto­gra­fiert noch­mal und hängt sie sich um den Hals)

STAEDTLER 123 60

K: Prima. (spitzt und inspi­ziert den Stift) Sehr gut. – Schön, der spar­same Auf­druck. Gibt’s den Stift auch ohne Strichcode?
V: Lei­der nein. (Kunde reibt mit dem Zei­ge­fin­ger über das Geschrie­bene) Was machen sie denn da?
K: Ich prüfe die Wischfestigkeit.
V: (freut sich auf den Fei­er­abend) Ah. Und, sind sie zufrieden?
K: Ja, sehr, auch mit der sau­be­ren Abgabe. Ich habe mich näm­lich schon im Inter­net infor­miert. Wis­sen sie, da gibt es ein paar Sei­ten, die sich ziem­lich gründlich – –
V: Das macht es uns nicht immer leicht.
K: Wie­viel kos­tet die­ser Blei­stift denn?
V: 45 Cent das Stück.
K: Güns­tig ist er auch noch! Ich nehme die ganze Schachtel.
V: (erleich­tert) Das macht 5 Euro 40.
K: Ich hab’s pas­send! (zahlt und packt ein) Wiedersehen!
V: (noch mehr erleich­tert) Auf Wie­der­se­hen! (würde gerne „aber es eilt nicht“ nachschie­ben, ver­kneift es sich jedoch mühsam)

Der Kunde geht zur Tür, öff­net sie und ver­lässt das Geschäft.

Eule

Eule

Pas­sen zusam­men: „The Owl Pen­cil“ der Bell Pen­cil Co.1 und eine auf einem Buch sit­zende Eule aus Holz.

Eule

Vie­len Dank an Her­bert R. für den „Owl Pencil“!

  1. Ich ver­mute, dass das die Glocken-Bleistift-Fabrik war.

Präzisionswerkzeug

Einst unver­zicht­ba­res Werk­zeug beim tech­ni­schen Zeich­nen, heute jedoch weit­ge­hend ver­ges­sen und Kan­di­dat für das Museum obso­le­ten Zei­chen­ge­räts: Die Radierschablone.

Präzisionswerkzeug

Vor gut 25 Jah­ren habe auch ich die­ses nütz­li­che Zube­hör zu schät­zen gelernt, als ich da­mit in Kon­struk­ti­ons­zeich­nun­gen prä­zise radie­ren konnte, ohne andere Teile der Zeich­nung in Mit­lei­den­schaft zu zie­hen. Der Gebrauch ist ein­fach: Geeig­nete Aus­spa­rung wäh­len, Scha­blone auf­le­gen, über die Aus­spa­rung radie­ren – fer­tig. Da sie aus Metall ist, ver­schleißt sie nicht, und wenn man sie pfleg­lich behan­delt (was vor allem bedeu­tet, sie nicht zu kni­cken), hält sie ewig.

Präzisionswerkzeug

Meine alte Radier­scha­blone unbe­kann­ter Her­kunft habe ich noch; sie steckte lange in der Falt­ta­sche mei­nes Notiz­buchs und kam bei klei­nen Zeich­nun­gen zum Ein­satz. Vor kur­zem aber musste sie der hier gezeig­ten von STAEDTLER Japan wei­chen, die im Gegen­satz zur alten fein gelocht1 ist. Dadurch sieht man die ansons­ten ver­deck­ten Teile, was die Hand­habung erleich­tert; oben­drein gefällt sie mir bes­ser2.

Präzisionswerkzeug

Die Radier­scha­blone mit der Arti­kel­num­mer 929 50 misst 94 × 59 mm, ist knapp 0,15 mm dick und kos­tet in Japan umge­rech­net etwa 3 Euro.

  1. Die Löcher haben einen Durch­mes­ser von unge­fährt 0,5 mm.
  2. Selbst­ver­ständ­lich was das der ein­zige Grund für die Anschaf­fung.

Tombow dust CATCH

Bei der Suche nach Infor­ma­tio­nen zum Klas­si­ker „Mono“ von Tom­bow1, den zu bekom­men kniff­lig gewor­den ist2, bin ich auf zwei neue Radie­rer des japa­ni­schen Her­stel­lers gesto­ßen. Einer davon ist der „dust CATCH“, und der hat mich ange­nehm über­rascht3.

Tombow dust CATCH

Der schwarze, recht wei­che und 55 × 23 × 11 mm große „dust CATCH“ hat eine Beson­derheit: Wäh­rend andere Radie­rer Krü­mel hin­ter­las­sen, rol­len sich seine zusam­men und blei­ben an ihm hän­gen, so dass das Papier sau­ber bleibt. Dar­über hin­aus arbei­tet er nicht nur bes­ser als die ande­ren mir bekann­ten schwar­zen Radie­rer, son­dern kann es auch mit guten hel­len auf­neh­men. Ganz gleich, ob Blei­stifte unter­schied­li­cher Här­ten oder radier­bare Farb­stifte – der „dust CATCH“ ent­fernt sie gründ­lich, papier­scho­nend und ohne abzufär­ben4.

Tombow dust CATCH

Den mit umge­rech­net 1 Euro güns­ti­gen und lei­der nur in Japan erhält­li­chen „dust CATCH“ kann ich sehr empfehlen.

Nach­trag vom 4.6.12: Die Web­site von Tom­bow zeigt nur einen klei­nen Teil der Pro­dukte, doch der Gesamt­ka­ta­log führt neben dem Mono auch die ande­ren Radie­rer auf.

  1. Die Ursprünge des Unter­neh­mens gehen zurück ins Jahr 1913. Die Marke „Tom­bow“ wurde erst­mals 1927 benutzt, und der Radie­rer „Mono“ kam 1969 auf den Markt.
  2. Es wun­dert mich, dass Tom­bow die­sen und die ande­ren auf pen­cil talk gezeig­ten Radie­rer nicht mehr im Sor­ti­ment führt.
  3. Der andere ist der „AIR touch“, doch den habe ich noch nicht getes­tet.
  4. Ja, man­che schwar­zen Radie­rer fär­ben unter bestimm­ten Umstän­den tat­säch­lich leicht ab. Löst viel­leicht das Fett der Haut den Farb­stoff?
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