Mai 2015

Bleistifthölzer (1)

Wenn im Zusam­men­hang mit Blei­stif­ten von Zeder gespro­chen wird, so ist damit meist die Kali­for­ni­sche Weihrauch-Zeder (Calo­cedrus decur­rens, engl. incense cedar) gemeint, die vor vie­len Jahr­zehn­ten die Vir­gi­ni­sche Zeder (Juni­pe­rus vir­gi­niana, engl. red cedar) abge­löst hat. Die Kali­for­ni­sche Weihrauch-Zeder muss imprä­gniert wer­den, um die gewünsch­ten Eigen­schaf­ten zu erhal­ten, und wird dabei auch manch­mal rot gefärbt, damit sie der Vir­gi­ni­schen Zeder ähn­lich sieht. Als Ersatz kamen und kom­men jedoch immer wie­der andere Höl­zer zum Ein­satz; hier die mei­nes Wis­sens zur­zeit am häu­figs­ten genutzten.

Bleistifthölzer

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Von links:

Erhard Satt­mann nennt in „Vom Faust­keil zum Blei­stift“ (1949) zudem Espe, Pap­pel, Ahorn sowie Föhre, und Henry Petro­ski erwähnt in „Der Blei­stift“ (1995) u. a. die bra­si­lia­ni­sche Pinie und das sibi­ri­sche Rot­holz. Auch Erle hat man frü­her ein­ge­setzt, doch die ist ver­gleichs­weise hart und lässt sich recht schwer spitzen.

Nach­trag vom 27.5.15: Einen Blick auf die Geschichte der Zeder gibt es im zwei­ten Teil, und „Von der Linde zum Blei­stift“ berich­tet von einem Pro­jekt um die Linde als Bleistiftholz.

Blei­stift­höl­zer | nächste →

Viking Skoleblyanten 029

Die Geschichte der däni­schen Marke „Viking“ beginnt 1910, als sich Fol­mer Preis­ler, der Geschäfts­füh­rer der 1876 gegrün­de­ten Streich­holz­fa­brik H.E. Gosch & Co. in Kopen­ha­gen, ent­schließt, Blei­stifte her­zu­stel­len. Obwohl man in Däne­mark noch keine Erfah­rung in der Blei­stift­fer­ti­gung, dafür aber große Kon­kur­renz aus Deutsch­land hat, ist er sehr moti­viert – er will Arbeits­plätze schaf­fen und den Import von Din­gen des täg­li­chen Bedarfs ver­rin­gern, beson­ders ange­sichts der ange­spann­ten Lage in Europa. Er lässt sich im März 1913 die Marke „Viking“ ein­tra­gen und bringt im Januar 1914 den ers­ten Viking-Bleistift auf den Markt1; 1919 bekommt die Blei­stift­her­stel­lung einen eige­nen Bau in Kopen­ha­gen. Die Anfänge sind schwie­rig, und so macht er mit Viking erst­mals 1923 Gewinn; im sel­ben Jahr ent­steht eine neue Pro­duk­ti­ons­stätte in Malmö. Als Fol­mer Preis­ler 1945 in den Ruhe­stand geht, über­nimmt sein Sohn Jean Aage Preis­ler die Geschäfte. Er führt Viking in den 50er und 60er Jah­ren zu gro­ßem Erfolg.

Streichhölzer

Nach gra­vie­ren­den Ände­run­gen auf dem Streich­holz­markt ver­kauft Gosch & Co. 1972 die Streich­holz­fer­ti­gung an den Kon­kur­ren­ten Svenska Tänd­sticks (heute Swe­dish Match) und schließt das Kopen­ha­ge­ner Werk. Die Blei­stift­fer­ti­gung bleibt davon nicht unbe­rührt, und so ver­la­gert man sie in das Aus­land; die Marke „Viking“ und der Ver­trieb gehen zunächst an Star­mark und spä­ter an die US-amerikanische Esselte-Gruppe. Das Kopen­ha­ge­ner Unter­neh­men Creas (vor­mals Teg­ne­cen­ter), das bereits einige Jahre mit Esselte zusam­men­ge­ar­bei­tet hat, über­nimmt Ende 2010 das Viking-Sortiment und die Namens­rechte, wodurch die Marke nach vie­len Jah­ren wie­der zurück nach Däne­mark kommt. Im Jahr dar­auf beginnt Creas2 mit der Neu­ge­stal­tung und Erwei­te­rung des Viking-Sortiments, zu dem auch der gelbe Sko­le­b­ly­an­ten 029, ein Klas­si­ker aus der Anfangs­zeit, gehört3.

Viking Skoleblyanten 029

Dut­zend­pa­ckung von Esselte (2009, links) und Creas (rechts)

Die Neu­ge­stal­tung hat dem Blei­stift mei­ner Ansicht nach sehr gut getan, denn in der matt­schwar­zen Ver­pa­ckung mit sil­ber­far­be­nem Reli­ef­druck und mit schwar­zem Prä­ge­druck, geschmack­vol­ler Typo­gra­fie4 sowie farb­lich pas­sen­dem Lack­käpp­chen sieht der in einem etwas dunk­le­ren Gelb gehal­tene neue Sko­le­b­ly­an­ten (Schul­blei­stift)5 rich­tig gut aus6.

Viking Skoleblyanten 029

Vari­ante von Esselte (oben) und Creas (Mitte und unten)

Die Falt­schach­tel trägt am unte­ren Ende ein Eti­kett mit Arti­kel­be­zeich­nung, Menge, Här­te­grad, GTIN und Strich­code (da der Stift nicht ein­zeln ver­kauft wird, hat er glück­li­cher­weise kei­nen). Auf der Rück­seite der Falt­schach­tel heißt es:

Danish design cul­ture since 1914.
At VIKING we believe in good design and excep­tio­nal qua­lity. We pro­mise to sup­port local indus­try and manu­fac­ture as respon­si­bly as pos­si­ble. Learn more at Viking1914.com.
Thank you for sup­port­ing us.
(Unter­schrift)
Jens Myren Thomsen
Owner of VIKING 

Mir gefällt, dass Creas auch auf die Gestal­tung gro­ßen Wert legt.

Viking Skoleblyanten 029

Vari­ante von Esselte (links) und Creas (rechts)

Der in Europa her­ge­stellte7 und nur in HB erhält­li­che Blei­stift hat die Stan­dard­länge von 17,5 cm, einen Durch­mes­ser von 7,5 mm und eine 2,3 mm dicke Mine. Die Qua­li­tät von Mate­rial und Ver­ar­bei­tung emp­finde ich trotz der bei genauem Hin­schauen erkenn­ba­ren klei­nen Unre­gel­mä­ßig­kei­ten im Lack eini­ger Exem­plare noch als sehr gut. Der Prä­ge­druck und das Lack­käpp­chen sind sau­ber auf­ge­bracht. – Es sieht so aus, als habe der neue Sko­le­b­ly­an­ten im Gegen­satz zum alten eine weiße Grundierung.

Viking Skoleblyanten 029

Vari­ante von Esselte (links) und Creas (rechts)

Der Blei­stift lässt sich im Hand- und im Kur­bel­spit­zer sehr gut spit­zen, ja sogar im pin­ge­li­gen Faber-Castell Janus 4048, was auch für eine sehr gute Ver­lei­mung von Holz (ver­mut­lich Weihrauch-Zeder, Calo­cedrus decur­rens) und Mine spricht.

Viking Skoleblyanten 029

Es macht mir Freude, die­sen Blei­stift zu benut­zen. Seine bemer­kens­wert bruch­sta­bile Mine, deren Här­te­grad zwi­schen HB und B des STAEDTLER Mars Lumo­graph liegt, glei­tet leicht über das Papier, hat eine sau­bere, recht spar­same Abgabe und schwärzt gut. Auch ihre Radier­bar­keit ist sehr gut8, und so muss der Sko­le­b­ly­an­ten den Ver­gleich mit Blei­stif­ten gro­ßer Her­stel­ler nicht scheuen.

Viking Skoleblyanten 029

Spit­zen: ab Werk, CARL Angel-59 und Faber-Castell Janus 4048

Der Viking Sko­le­b­ly­an­ten 029 kos­tet ohne Mehr­wert­steuer umge­rech­net etwa 5,25 Euro pro Dut­zend, d. h. 0,44 Euro-Cent pro Blei­stift, und kann auf der Web­site von Creas bestellt werden.

Vie­len Dank an Jens M. Thom­sen von Creas für die Muster!

Nach­trag vom 3.2.23: Ich habe mir im März 2021 wei­tere Sko­le­b­ly­an­ten bestellt, weil ich einen klei­nen Vor­rat haben wollte. Zu mei­ner gro­ßen Über­ra­schung musste ich jedoch fest­stel­len, dass die Mine des neue­ren här­ter ist und nicht mehr so gut glei­tet. Die Mine des alten Sko­le­b­ly­an­ten war etwas beson­de­res, und so emp­finde ich das als einen Ver­lust. Unter­schiede in der Gestal­tung des Blei­stifts sind mir nicht auf­ge­fal­len, doch ich habe den Ein­druck, als seien der Lack und der Prä­ge­druck nicht mehr so sau­ber wie frü­her (aber das könn­ten auch Char­gen­schwan­kun­gen sein).

  1. Einige alte Viking-Bleistifte gibt es bei Brand Name Pen­cils zu sehen.
  2. Neben den eige­nen Viking-Artikeln ver­treibt Creas Pro­dukte vie­ler bekann­ter Her­stel­ler, dar­un­ter auch Hand­spit­zer von Möbius+Ruppert.
  3. Quel­len: His­to­rien om Bly­ant­fa­bri­ken Viking – fra tænds­tik­ker til bly­an­ter bei Creas, H.E. Gosch & Co. im Danish Match Museum und H.E. Gosch & Co. in der däni­schen Wiki­pe­dia.
  4. Bei dem Font könnte es sich um die Safety Text von Play­type han­deln.
  5. Zur Bezeich­nung: „Schul­blei­stift“ heißt im Däni­schen „Sko­le­b­ly­ant“, doch warum steht auf dem Blei­stift „Sko­le­b­ly­an­ten“, was „der Schul­blei­stift“ bedeu­tet? Wäh­rend man im Deut­schen den bestimm­ten Arti­kel dem Sub­stan­tiv vor­an­stellt, wird er im Däni­schen an das Sub­stan­tiv ange­hängt, vor­aus­ge­setzt, es steht allein. Der dazu benutzte Arti­kel ent­spricht dem unbe­stimm­ten, den es im Sin­gu­lar als „en“ für das Utrum und als „et“ für das Neu­trum gibt; im Plu­ral wird nur „ne“ ver­wen­det. Ver­mut­lich will man damit beto­nen, dass die­ser Blei­stift nicht irgend­ein, son­dern der Schul­blei­stift ist.
  6. Den alten Sko­le­b­ly­an­ten 029 gibt es hier zu sehen, zusam­men mit dem Skjol­dun­gen 400, den Creas eben­falls über­nom­men und neu gestal­tet hat (siehe dazu auch „Viking Skjol­dun­gen 400“ bei Blei­stift).
  7. Quelle: Viking – dansk design kul­tur siden 1914 bei Creas.
  8. Getes­tet mit Viking Ele­ment 10, STAEDTLER Mars pla­s­tic und Hinode­wa­shi Matomaru-kun.
  9. Genauer: CARL Angel-5 Royal mit dem Frä­ser des ein­fa­chen CARL Angel-5.

Kurz notiert

  • Vor kur­zem wurde ein für STAEDTLER ein­ge­tra­ge­nes Gebrauchs­mus­ter veröffent­licht. Es beschreibt eine durch Extru­sion zu fer­ti­gende „Mine für Schreib-, Zeichen- und/oder Mal­ge­räte“, die als Neu­heit Ten­side ent­hält. Der Wachs­ge­halt der extru­dier­ten Minen ver­bes­sert zwar die Schreib­ei­gen­schaf­ten und senkt den Extru­si­ons­druck, ver­rin­gert aber die Fes­tig­keit der Minen. Die Zugabe von Ten­si­den ver­bes­sert die Benet­zung der Füll­stoffe durch den Kunst­stoff und sorgt so für ein sta­bi­le­res Gefüge, wodurch die Fes­tig­keit steigt.
  • Holz­ge­fasste Blei­stifte sehe ich etwas anders als der Autor, aber sein gro­ßes Inter­esse an Druck­blei­stif­ten ist mir sym­pa­thisch: „I Can Never Have Too Many Mecha­ni­cal Pen­cils“.
  • Wer sich in die Nie­de­run­gen des Pri­vat­fern­se­hens begibt, sieht in „Ach­tung Kon­trolle“ ab 19:19 einen Ein­satz des Zolls auf der Paper­world 2015 und dabei die Beschlag­nahme von Kopien u. a. des STAEDTLER Mars Lumo­graph. – Danke an deh für den Hinweis!
  • Neu von Creas, Däne­mark: Der Viking Valg­bly­ant, ein dicker Blei­stift mit eben­sol­cher Mine, der sowohl an den däni­schen Staat zum Ein­satz in Wahl­lo­ka­len als auch an End­kunden ver­kauft wird. Mir gefällt die Gestal­tung die­ses Blei­stifts außer­or­dent­lich gut!
  • Unter „Stein: Span­nende Welt rund um den Blei­stift“ berich­ten die Für­ther Nach­rich­ten von Faber-Castells Plä­nen für eine Erleb­nis­welt in Stein, die vor­aus­sicht­lich ab Som­mer 2016 jähr­lich rund 130.000 Besu­cher anzie­hen soll. – Danke an den zone­batt­ler für den Hinweis!
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