Kultur

Leipzig, Coffe Baum

Als alter Kaffee-Junkie gro­ßer Lieb­ha­ber des schwar­zen Mun­ter­ma­chers habe ich das lange Wochen­ende in Leip­zig unter ande­rem für einen Besuch im „Coffe Baum“, einem der ältes­ten kon­ti­nu­ier­lich betrie­be­nen Café-Restaurants in Europa, genutzt.

Leipzig, Coffe Baum

Fas­sade (Bil­der zum Ver­grö­ßern anklicken)

Die frü­hes­ten Hin­weise auf den Bau im Bar­fuß­gäß­chen in der Leip­zi­ger Innen­stadt rei­chen bis in die Mitte des 16. Jahr­hun­derts zurück; im Jahr 1720 erhielt er dann den Namen „Zum Ara­bi­schen Coffe Baum“. Umbau­ten und Erwei­te­run­gen haben für zahl­rei­che Win­kel und Stu­fen gesorgt, die sehr zum Reiz des Hau­ses bei­tra­gen. Beson­ders ange­tan hat es mir dabei der enge und inzwi­schen über­dachte Innenhof.

Leipzig, Coffe Baum

Innen­hof

Neben vie­len Kaffee-Köstlichkeiten und Schmack­haf­tem in Kuchen- und ande­rer Form bie­tet der „Coffe Baum“ ein klei­nes Geschäft und ein ein­drucks­vol­les Museum mit über 500 Expo­na­ten aus der Geschichte des Kaf­fees. Ein lecke­rer und loh­nen­der Besuch!

Showtime: So verstau ich meine Bücher

Das Web­log „Read It!“ ruft zur Blog-Parade auf, und die­ser schließe ich mich gerne an. Auch wenn selbst wohl­wol­lende Zeit­ge­nos­sen die der­zei­tige Orga­ni­sa­tion mei­nes Bestands noch nicht ein­mal als „sub­op­ti­mal“ bezeich­nen wür­den: Vom exhi­bi­tio­nis­ti­schen Trei­ben Prä­sen­tie­ren eines Teils mei­ner Bücher und deren Arran­ge­ment hält mich dies nicht ab – los geht’s!

Zwei gut gefüllte BILLY-Regale aus der Froschperspektive

Zwei gut gefüllte BILLY-Regale aus der Froschperspektive

Vom Möbel­klas­si­ker IVAR dem Schreck­li­chen habe ich mich zum Glück bereits vor gerau­mer Zeit befreit und so muss BILLY, ein ande­rer Regal-Recke, bei mir schwer tra­gen; er ist aber nicht allein und trägt nicht nur äußerst zuver­läs­sig, son­dern es auch mit Fas­sung. – Das aus­ge­klü­gelte Ord­nungs­prin­zip ori­en­tiert sich zur­zeit haupt­säch­lich an der Rei­hen­folge der Anschaf­fung sowie an den Sta­bi­li­täts­kri­te­rien für Bücher­türme (die bei­den im Bild sind nicht die ein­zi­gen). Lexika, Nachschlage- und andere zu die­sem Zweck genutzte Druck­werke klum­pen dabei in der Nähe bevor­zug­ter Sitzgelegenheiten.

Ein unsichtbares Bücherregal der Marke Eigenbau

Ein unsicht­ba­res Bücher­re­gal der Marke Eigenbau

Als beken­nen­der Bast­ler hat mir die Idee des unsicht­ba­ren Bücher­re­gals sehr gut gefal­len, so dass auch bei mir ein sol­ches sei­nen sicht­ba­ren Dienst ver­rich­tet. Unsicht­bar ist hier zudem der nied­rige Preis: Tra­gen­des Ele­ment ist ein klei­ner Win­kel aus dem Bau­markt für einen Euro, der in einem fast ebenso güns­ti­gen Buch1 aus dem Anti­qua­riat klebt – eine echte Alter­na­tive zur kom­mer­zi­el­len Vari­ante, die mit knapp 20 Euro zu Buche schlägt und sich oben­drein nach unten hin durch ein klei­nes Blech­stück als doch nicht ganz unsicht­bar verrät.

  1. Edward Ten­ner: Our Own Devices. The Past and Future of Body Tech­no­logy (Alfred A. Knopf 2003); auch in einer über­ar­bei­te­ten Taschen­buch­aus­gabe erhält­lich (Our Own Devices: How Tech­no­logy Remakes Huma­nity; Vin­tage 2004). – Das bekann­teste Buch die­ses sehr kun­di­gen Autors dürfte wohl „Die Tücken der Tech­nik“ (1997) sein.

Auf- statt untergehen

Mit einer in mei­nen Augen sehr anspre­chen­den Ein­la­dung zu sei­nem Stand auf der am 15. Okto­ber 2008 begin­nen­den Frank­fur­ter Buch­messe über­raschte mich kürz­lich der Ver­lag Her­mann Schmidt in Mainz, des­sen her­vor­ra­gen­den Bücher zu Typo­gra­fie, Gra­fik­de­sign und Krea­ti­vi­tät ich sehr schätze.

Auf- statt untergehen

© Mus­ter aus: geo­me­tric von Kapitza (zum Ver­grö­ßern anklicken)

Mir gefal­len sowohl die Gra­fik auf der wohl­tu­end gro­ßen Karte im A4-Format als auch das Zitat sehr gut, nicht zuletzt des­we­gen, weil Jac­ques Tati einer mei­nen Lieb­lings­re­gis­seure und -schau­spie­ler ist. Ich bewun­dere sei­nen schar­fen Blick, seine Liebe zum Detail und seine Sorg­falt auch im Kleins­ten; ganz beson­ders an „Mon Oncle“ (1958) und „Play Time“ (1967) kann ich mich nicht satt­se­hen. Große Sorg­falt und Liebe zum Detail zeich­nen auch die ästhe­ti­schen und kom­pe­ten­ten Bücher des Ver­lags Her­mann Schmidt aus, und so steht bereits ein wei­te­res auf mei­ner Wunsch­liste. Ich bin mir sicher, dass ich an die­sem Buch ebenso große Freude haben werde wie an all den ande­ren aus die­sem Hause, die schon in mei­nem Regal ste­hen und die ich oft und gern zur Hand nehme.

Wundersame Welt der Waren (7)

Heute schauen wir auf eine kleine, nicht­re­prä­sen­ta­tive Aus­wahl jener Gerät­schaf­ten, die so man­chen Lebens­mit­teln bei­lie­gen und den sofor­ti­gen Ver­zehr auch ohne das ver­traute Ess­be­steck ermög­li­chen. Dabei wer­den wir sehen, dass es jen­seits der all­ge­gen­wär­ti­gen Speiseeis-Spatel und Pommes-Pieker Bemer­kens­wer­tes zu ent­de­cken gibt.

Hölzener Nordsee-Dreizack

Wir ste­chen in See mit der schlich­ten und funk­tio­nel­len Gabel aus hel­lem Holz, die der für aller­lei schmack­haf­tes Mee­res­ge­tier bekannte Anbie­ter Nord­see sei­nen Gäs­ten zum mobi­len Genuss der „Fish & Chips“ andient (wenn ich dort vor Anker gehe, nehme ich gerne die große Por­tion mit Remou­la­den­soße, aber das nur neben­bei). Das fast 2 mm dicke und daher ziem­lich robuste Ess­ge­rät ist mit groß­zü­gi­gen 17 cm etwa so lang die inter­es­sant bedruckte Tüte der „Fish & Chips“ tief, damit man auch den letz­ten der lecke­ren Hap­pen zuver­läs­sig her­aus­an­geln kann und erin­nert sicher nicht zufäl­lig an Nep­tuns Dreizack.

Göffel? Label? Gaböffel?

Im Kühl­re­gal mei­nes Lieb­lings­dis­coun­ters Plus fin­det man eine Reihe appe­tit­li­cher und ver­zehr­fer­ti­ger Salate, zu deren Lie­fer­um­fang diese unge­wöhn­li­che Ver­schmel­zung aus Gabel und Löf­fel gehört. („Göf­fel“? „Label“? „Gaböf­fel“? Hier gäbe es bestimmt noch beträcht­li­ches Marketing-Potential.) Lei­der sind weder die Zin­ken die­ses 10 cm kur­zen Appa­ra­tes spitz genug noch seine Laffe aus­rei­chend tief, um wirk­lich prak­tisch zu sein, und da sich die­ses sehr dünne, aus trans­pa­ren­tem Kunst­stoff gefer­tigte Gerät zudem beim Ein­satz recht leicht ver­biegt, erfüllt es den ange­streb­ten Ver­wen­dungs­zweck lei­der nur bedingt.

Plus-Klappspaten

Gut ver­steckt im hohen, mit knusp­ri­gen Flo­cken gefüll­ten Deckel der gesun­den Joghurt-Müsli-Kombination vom sel­ben Dis­coun­ter ist ein klei­ner klapp­ba­rer Löf­fel aus orange­farbenem Kunst­stoff, der nicht nur über einen außer­or­dent­li­chen Gebrauchs­wert ver­fügt, son­dern auch dem auf­merk­sa­men Betrach­ter pfif­fige Kon­struk­ti­ons­de­tails offen­bart: Zwei ganz unter­schied­lich gestal­tete Ras­tun­gen arre­tie­ren die fast 11 cm lange Schau­fel sowohl im ein- als auch im aus­ge­klapp­ten Zustand, wobei letz­te­rer zusätz­lich durch einen klei­nen Steg sta­bi­li­siert wird – beein­dru­ckend, mit wel­cher Sorg­falt der Her­stel­ler Poli­moon (seit 2007 Pro­mens) bei die­sem Pro­dukt, das eigent­lich nichts kos­ten darf, zu Werke ging. – Bedau­er­li­cher­weise hat die Plus-Filiale in der Nähe mei­nes Arbeits­plat­zes kürz­lich alle drei Vari­an­ten die­ser attrak­ti­ven Zwi­schen­mahl­zeit aus­ge­lis­tet und damit auch den raf­fi­nier­ten Löf­fel ver­schwin­den lassen.

Im Zusam­men­hang nicht nur mit Klapp­ba­rem sei das über­aus lesens­werte Buch „Col­lapsibles – Ein Album platz­spa­ren­der Objekte“ von Per Mol­lerup aus dem Ver­lag Stieb­ner lobend erwähnt und allen an der­ar­ti­gen Din­gen Inter­es­sier­ten wärms­tens empfohlen.

Zackige  Kiwi-Säge von Zespri

Wurde meine Gene­ra­tion noch mit einem ein­fa­chen Pau­sen­brot in die Penne geschickt, so ver­wöhnt man die Kids von heute bereits vor ìhrem ers­ten Schul­tag mit zum Teil fremd­artigen Din­gen. Anläss­lich der Ein­schu­lung in Hes­sen vor weni­gen Tagen gab eine nahr­hafte nam­hafte Supermarkt-Kette gegen Gut­schein Zucker­tü­ten (hier wohl ange­brach­ter: Obst­tü­ten) aus, die unter ande­rem neu­see­län­di­sche Kiwis ent­hiel­ten. Pas­send zu die­ser Vitamin-C-reichen Frucht aus dem fer­nen Land fand sich im bun­ten Papp­ke­gel ein hell­grünes Instru­ment von einem fer­nen Pla­ne­ten – so zumin­dest mutet die­ses aus­ge­fal­lene und äußerst sta­bile Ess­werk­zeug an, das zwar Asso­zia­tio­nen an eine sehr grobe Säge weckt, aber zwei­fel­los alle ande­ren Hilfs­mit­tel zum Ver­zehr der Kiwi ent­behr­lich macht. – Nota­bene: Den zacki­gen, aus Poyl­sty­rol (Recycling-Code 06) gefer­tig­ten Kiwi-Löffel der inter­na­tio­na­len Marketing-Organisation Zespri gibt (gab?) es hier­zu­lande in min­des­tens zwei Varianten.

Mein Favo­rit? Natür­lich der gran­diose Klapplöffel.

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Druck und Kunst

Einer der Höhe­punkte unse­res kürz­li­chen Auf­ent­halts in Leip­zig (siehe u. a. hier, da und dort) war der Besuch des Muse­ums für Druck­kunst in der Non­nen­straße im Stadt­teil Plag­witz, direkt gegen­über den ehe­ma­li­gen Buntgarnwerken.

Das 1995 gegrün­dete und 2000 in eine Stif­tung über­führte Museum prä­sen­tiert Druck­maschinen und Hand­pres­sen, Holz­buch­sta­ben und Blei­let­tern für den Hand­satz, Schriftma­trizen, Gieß- und Setz­ma­schi­nen sowie Stahl­stem­pel, Schrift­scha­blo­nen und etli­che Geräte für die Buch­bin­de­rei, wobei ein Groß­teil der Expo­nate nur noch dort existiert.

Bei dem her­vor­ra­gend aus­ge­stat­te­ten Druckkunst-Museum han­delt es sich weni­ger um ein typi­sches Museum, son­dern viel­mehr um eine Druck­werk­statt zum Anfas­sen und Erle­ben, und so kön­nen Inter­es­sierte die Maschi­nen und die Arbeit an ihnen in Kur­sen prak­tisch ken­nen ler­nen (wir hat­ten das Glück, die Zeilensetz- und -gieß­ma­schine „Ros­sia 7 H“ im Betrieb durch einen sehr fach­kun­di­gen und freund­li­chen Mit­ar­bei­ter bewun­dern zu kön­nen und eine Schrift­zeile gegos­sen zu bekom­men). Künst­ler haben die Mög­lich­keit, das Mu­seum für eigene Arbei­ten zu nut­zen, und auch zur Aus­bil­dung und Berufs­för­de­rung kommt die Viel­zahl der kost­ba­ren Stü­cke zum Einsatz.

Die fol­gen­den HDR-Bilder wer­den beim Ankli­cken ver­grö­ßert ange­zeigt (mehr dazu unter „Schon gewusst?“).

Museum für Druckkunst Leipzig

Links: Kom­plett­gieß­ma­schine, H. Bert­hold AG, Ber­lin, 1. Hälfte des 20. Jh.; rechts: Kom­plett­gieß­ma­schine, Lenin­gra­der Werk für Poly­gra­phi­sche Maschi­nen, St. Peters­burg, Russ­land, 1967

Museum für Druckkunst Leipzig

Satz­re­gal

Museum für Druckkunst Leipzig

Druck- und Setzmaschinensaal

Museum für Druckkunst Leipzig

Rechts: Stoppzylinder-Druckmaschine, Ver­ei­nigte Maschi­nen­fa­brik Augs­burg und Maschi­nen­ge­sell­schaft Nürn­berg AG, Werk Augs­burg, 1906

Museum für Druckkunst Leipzig

Weni­ger ein Museum als viel­mehr eine Druckwerkstatt

Museum für Druckkunst Leipzig

Zeilensetz- und -gieß­ma­schine „Ros­sia 7 H“, Lenin­gra­der Werk für Poly­gra­phi­sche Maschi­nen, St. Peters­burg, Russ­land, 1967

Museum für Druckkunst Leipzig

„Linotype“-Großkegel-Setzmaschine, Modell 20 „Uni­versa“, Ber­li­ner Maschi­nen­bau AG, Ber­lin, 1969

Museum für Druckkunst Leipzig

Links: Zeilensetz- und -gieß­ma­schine „Inter­type Modell C“, Inter­type Corp., Brook­lyn,
New York, USA, um 1927

Museum für Druckkunst Leipzig

Lochband-Perforator „Lino-Quick-Perforator“, Lino­type GmbH, Ber­lin und Frankfurt/Main, 1966

Zusätz­lich zur stän­di­gen gibt es wech­selnde Aus­stel­lun­gen sowie Vor­träge und Sym­po­sien, und ein klei­ner Laden bie­tet Bücher, Pla­kate, Post­kar­ten, Blei­let­tern und eini­ges mehr an (dar­un­ter auch zahl­rei­che Titel des Ver­la­ges Her­mann Schmidt in Mainz, den ich sehr schätze).

Mein beson­de­rer Dank gilt allen Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern, die mit gro­ßem Ein­satz und hoher Fach­kom­pe­tenz ein außer­ge­wöhn­li­ches und sehr hin­ter­es­san­tes Museum ge­schaffen haben. Ich freue mich dar­auf, bei mei­nem nächs­ten Auf­ent­halt in Leip­zig diese ein­zig­ar­tige Samm­lung erneut bewun­dern zu können!

Museum für Druckkunst
Non­nen­straße 38
04229 Leipzig
Tel. 0341-23162-0
Web­site
Öffnungszeiten:
Mo. bis Fr. 10–17 Uhr
So. 11–17 Uhr

Wer nicht nach Leip­zig kommt, aber Inter­esse an die­ser The­ma­tik und zudem Darm­stadt in erreich­ba­rer Nähe hat, dem emp­fehle ich einen Besuch der eben­falls sehr sehens­wer­ten Außen­stelle Schrift­guss, Satz & Druck­ver­fah­ren des Hes­si­schen Lan­des­mu­se­ums Darmstadt.

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