Technik

Masse für Klasse

Minenmasse für Bleistifte von STAEDTLER

So sieht sie aus, die durch Mischen und Ver­kne­ten der gemah­le­nen Roh­stoffe Gra­phit und Ton sowie Was­ser ent­stan­dene Minen­masse. Der dar­aus gepresste Minen­strang wird in blei­stift­lange Stü­cke geschnit­ten und diese dann vor­ge­trock­net, gebrannt und mit Wachs imprä­gniert; damit sind die Minen fer­tig und für das Ein­lei­men in die genute­ten Brett­chen bereit.

Die Kunst des Ingenieurs

Zurück in eine Zeit, in der sich Kunst und Tech­nik viel­leicht etwas näher waren als heute, führt das exzel­lente Buch „The Art of the Engi­neer“ von Ken Bay­nes und Fran­cis Pugh, erschie­nen 1981 bei Lut­ter­worth Press.

Die Kunst des Ingenieurs

„The Art of the Engi­neer“ mit älte­rem STAEDTLER Mars Lumo­graph und Mitutoyo-Messschieber

Ent­stan­den nach einer vom Arts Coun­cil of Wales orga­ni­sier­ten Aus­stel­lung in den Jah­ren 1978 und 1979 prä­sen­tiert die­ser 240 Sei­ten umfas­sende und 23 × 34 cm große Band zahl­rei­che, Skiz­zen, Zeich­nun­gen und Stu­dien, aber auch kolo­rierte Litho­gra­fien und vie­les mehr aus der Zeit vom Ende des 16. bis Mitte des 20. Jahr­hun­derts. Die her­vor­ra­gende Kom­bi­na­tion aus sorg­fäl­tig recher­chier­tem, detail­lier­tem Text und einer Fülle an Bild­ma­te­rial zeigt in äußerst beein­dru­cken­der Weise die enge Bezie­hung zwi­schen der Zeichen- und der Inge­nieurs­kunst, wie sie sich von der aus­ge­hen­den Renais­sance über die indus­tri­elle Revo­lu­tion bis in die 1950er Jahre hin­ein ent­wi­ckelt hat.

Die Kunst des Ingenieurs

Zeich­nung aus einer War­tungs­an­lei­tung für einen Flug­zeug­mo­tor (1929)

Aus­führ­lich kom­men­tierte Zeich­nun­gen von Schif­fen, Eisen­bah­nen, Autos und Flug­zeu­gen aus Europa und den USA, die zu einem gro­ßen Teil bis­her nur sehr weni­gen zugän­gig waren, ver­an­schau­li­chen die wach­sen­den Fähig­kei­ten der Inge­nieure und Zeich­ner sowie die zuneh­men­den Anfor­de­run­gen, die an sie gestellt wur­den. Die in der Mitte des 19. Jahr­hun­derts ein­set­zende Ent­wick­lung fällt dabei beson­ders auf: Gab es vor­her selbst bei kom­ple­xe­ren Maschi­nen nur ver­gleichs­weise wenige Zeich­nun­gen, die zudem teil­weise erst nach dem Zusam­men­bau erstellt wur­den, so sorg­ten in der indus­tri­el­len Revo­lu­tion die Spe­zia­li­sie­rung, die Arbeits­tei­lung und die sich damit ändernde Kom­mu­ni­ka­tion für eine starke Zunahme sowohl der Anzahl der Zeich­nun­gen als auch der dar­ge­stell­ten Details. Dar­über hin­aus macht das präch­tige Buch die außer­or­dent­lich hohe künst­le­ri­sche Qua­li­tät und die eigene Ästhe­tik die­ses nicht nur für die Tech­nik so wich­ti­gen Medi­ums deutlich.

Die Kunst des Ingenieurs

Kolo­rierte Litho­gra­fie des Dampf­schiffs „Great Eas­tern“ (1860)

Die sehr große Viel­falt des Anschau­ungs­ma­te­ri­als umfasst auch Fotos von Zei­chen­bü­ros, Fabrik­hal­len und Werf­ten, Por­traits von Inge­nieu­ren, Kon­struk­teu­ren und Zeich­nern sowie Teile aus alten Lehr­bü­chern und ande­ren Fach­pu­bli­ka­tio­nen. – Das Buch „The Art of the Engi­neer“ halte ich für unein­ge­schränkt emp­feh­lens­wert und ange­sichts der über­ra­gen­den Qua­li­tät und Infor­ma­ti­ons­fülle mit 46,25 £ (knapp 50 Euro) oben­drein für ver­gleichs­weise günstig.

Danke an Lut­ter­worth Press für die Geneh­mi­gung zur Repro­duk­tion der Aus­schnitte! – Der Ver­lag ist übri­gens auch auf der Frank­fur­ter Buch­messe 2009 ver­tre­ten und dort am Stand K975 in Halle 8.0 zu finden.

Wei­tere Bücher zum Thema:

  • Boo­ker, Peter Jef­frey: A History of Engi­nee­ring Dra­wing (Chatto & Win­dus 1963)
  • Dide­rot, Denis: A Dide­rot Pic­to­rial Ency­clo­pe­dia of Trades and Indus­try Vol. 1 & 2 (Dover Publi­ca­ti­ons 1993)
  • Feld­haus, Franz Maria: Geschichte des Tech­ni­schen Zeich­nens (Hg.: Franz Kuhl­mann KG, 1. Aufl. 1953. 3. Aufl. 1967)
  • Lefè­vre, Wolf­gang (Hg.): Pic­tu­ring Machi­nes 1400–1700 (MIT Press 2004)
  • Nedol­uha, Alois: Kul­tur­ge­schichte des tech­ni­schen Zeich­nens (Sprin­ger 1960)
  • Ramelli, Ago­s­tino: Various and Inge­nious Machi­nes of Ago­s­tino Ramelli (Dover Publi­ca­ti­ons 1994)
  • Sel­len­riek, Jörg: Zir­kel und Lineal. Kul­tur­ge­schichte des kon­struk­ti­ven Zeich­nens (Callwey 1987)
  • Wil­lard, Wil­liam F.: The Art of Mecha­ni­cal Dra­wing. A Prac­ti­cal Course for Draf­ting and Design (Popu­lar Mecha­nics 1912, Neu­auf­lage Hearst Books 2009)

Zu Nedol­uha, Sel­len­riek und Wil­lard siehe auch „Kunst und Kon­struk­tion“.

Anm.: Bei dem im ers­ten Bild die­ses Bei­trags gezeig­ten STAEDTLER Mars Lumo­graph 100 han­delt es sich um eine ältere, gering­fü­gig dickere Vari­ante ohne Strich­code und mit Beschrif­tung in Versalien.

Rahmenhandlung

Man­che Dinge des täg­li­chen Gebrauchs sind (zumin­dest in mei­nen Augen) viel zu schön, um sie im Gewühl auf dem Schreib­tisch unter­ge­hen zu las­sen oder gar in einer Schub­lade zu ver­ste­cken. Nutzt man sie jedoch zur Deko­ra­tion, ent­zieht man sie meist gleich­zei­tig der Nutzung.

Doch das muss nicht sein. Im Falle des Zei­chen­drei­ecks aus der Griffit-Serie von 3L (hier in der transparent-gelben Aus­füh­rung) rei­chen bereits wenige Teile und Hand­griffe, um dem attrak­ti­ven Werk­zeug einen Platz zu ver­schaf­fen, an dem es nicht nur gut auf­ge­ho­ben ist, son­dern auch anspre­chend prä­sen­tiert wird.

Das Zeichendreieck aus der Griffit-Serie von 3L dekorativ aufbewahrt

Dazu benö­tigt man einen Bil­der­rah­men, des­sen Glas man durch einen Kar­ton ersetzt. Ein kur­zes Stück Rund­holz oder ein klei­ner, ggf. bekleb­ter Neodym-Magnet mit geeig­ne­tem Gegen­stück auf der Rück­seite des Rah­mens hält das gute Stück in Posi­tion und für den nächs­ten Ein­satz griff­be­reit. Alter­na­tiv dazu kann man ein Stück Blech hin­ter den Kar­ton legen und auch einen grö­ße­ren Rah­men ver­wen­den, um so meh­rere Dinge gemein­sam unter­brin­gen zu können.

Scharfe Kurven

Alte Burmester-Schablone

Dies ist eine Kurven-, genauer: eine Burmester-Schablone, benannt nach dem Dresd­ner Mathe­ma­ti­ker Lud­wig Bur­mes­ter (1840–1927). Sie ist meh­rere Jahr­zehnte alt, gut 2,7 mm dick, 130 mm lang und aus Birn­baum, einem kurz­fa­se­ri­gen Holz, das sich sehr sau­ber und prä­zise in Form brin­gen lässt. Ihre Kon­tur wird mit einem soge­nann­ten Spline der drit­ten Ord­nung beschrie­ben, d. h. durch eine Kom­bi­na­tion aus Kur­ven von Poly­no­men maxi­mal drit­ten Gra­des. Sol­ches Gerät kam beim tech­ni­schen Zeich­nen zum Ein­satz, wenn es darum ging, Kur­ven und genaue Ver­läufe aus die­sen ein­zu­pas­sen. Dazu gab es unter­schied­lich große Scha­blo­nen­sätze (die gezeigte ist die zweite aus einem drei­tei­li­gen, dem kleins­ten), wobei für man­che Berei­che wie dem Schiffs­bau Spe­zi­al­sätze ver­füg­bar waren.

Obwohl es noch Anbie­ter der­ar­ti­ger, heute meist aus Kunst­stoff gefer­tig­ten Scha­blo­nen gibt, so sind diese Zei­chen­werk­zeuge doch weit­ge­hend ver­schwun­den. Die ver­blei­ben­den Exem­plare fris­ten ihr Dasein in Res­te­kis­ten, las­sen sich in Museen bestau­nen oder wer­den umge­nutzt, z. B. – wie in die­sem Fall – zu Wand­schmuck (kürz­lich konnte ich von einem Archi­tek­ten hören, der sich aus eini­gen die­ser Scha­blo­nen ein Mobile gebaut hat).

Warum ich das erzähle? Nun, mir gefällt die Ver­kör­pe­rung abs­trak­ter Kon­zepte, das Sicht- und Begreif­bar­ma­chen von Gedan­ken, die Umset­zung von Imma­te­ri­el­lem in Mate­rial. Auch finde ich gro­ßen Gefal­len am Werk­stoff, der äußerst sorg­fäl­ti­gen Ver­ar­bei­tung die­ses Instru­ments sowie dem Umstand, dass sich im Umgang mit Maschine und Mate­rie Kun­dige eines hoch­wer­ti­gen, natür­li­chen Roh­stoffs ange­nom­men und Dinge beson­de­rer Ästhe­tik her­ge­stellt haben, die in den Hän­den ande­rer erneut der Visua­li­sie­rung von Ideen dienten.

All das klingt bestimmt furcht­bar irra­tio­nal und ver­klä­rend, doch ich bin weder obsti­na­ter Nost­al­gi­ker noch ver­hin­der­ter Kul­tur­ar­chäo­loge. Selbst­ver­ständ­lich möchte auch ich nicht auf die Annehm­lich­kei­ten moder­ner Werk­zeuge und der mit ihnen geschaf­fe­nen Pro­dukte ver­zich­ten, ver­misse aber bei die­sen zuwei­len die ein­fa­che Mög­lich­keit, sie mit den Sin­nen erle­ben und so im wahrs­ten Sinn des Wor­tes bes­ser begrei­fen zu können.

Zackoflex!

Hoch­wer­tige Schreib-, Werk- und Mess­zeuge haben nicht nur die zweite Wort­hälfte gemein­sam, son­dern auch die Eigen­schaft, nicht über­all erhält­lich zu sein, so dass man zuwei­len recht lange suchen muss, um etwas wirk­lich gutes zu fin­den. Fin­den ohne zu suchen konnte ich dank mei­nes viel­sei­ti­gen Kol­le­gen D. bereits vor einer gan­zen Weile ein prak­ti­sches und in mehr­fa­cher Hin­sicht schnel­les Meter­maß, das ich hier vor­stel­len möchte.

BMI Quicky

Für mich schon lange unver­zicht­bar ist das her­vor­ra­gende Band­maß 490 MET3 von BMI. Die­ses Unter­neh­men, die Baye­ri­sche Maß­in­dus­trie A. Kel­ler GmbH aus dem baye­ri­schen Hers­bruck, ent­wi­ckelt und pro­du­ziert in Deutsch­land und hat in sei­ner über 50-jährigen Fir­men­ge­schichte zahl­rei­che inno­va­tive Pro­dukte erfolg­reich auf den Markt gebracht. Ein neuer Knül­ler die­ses Her­stel­lers ist das unge­wöhn­li­che Qui­cky, der (so BMI) „Zoll­stock von der Rolle“, doch die­ses pfif­fige Gerät unter­schei­det sich von sei­nem geglie­der­ten Pen­dant in weit mehr als nur der Form und hat sogar sei­nem nächs­ten Ver­wand­ten, dem Band­maß, eini­ges voraus.

BMI Quicky

Mit 53 × 59 × 26 mm und 57 Gramm hat das in den BMI-typischen Far­ben Rot und Weiß gehal­tene Qui­cky unge­fähr die Größe eines Standard-Bandmaßes, ist aber leich­ter. Die drei Teile, aus denen es besteht, sind schnell iden­ti­fi­ziert: Eine etwa halb­runde Kunststoff-Schiene mit U-Profil, bedruckt mit dem Hersteller- und dem Pro­dukt­na­men, ein Gum­mi­ring sowie ein 16 mm brei­tes und knapp ¼ mm dickes Maß­band aus rost­freiem, weiß lackier­tem Edel­stahl mit 2-Meter-Skala, Millimeter-Duplex-Teilung und einem ange­nie­te­ten End­stück aus Kunststoff.

BMI Quicky

Gleich am Anfang trägt das Qui­cky Anga­ben zu Gesamt­länge, Genau­ig­keit (hier: ±0,7 mm nach EGII) und Her­stel­ler. Im zwei­ten Dezi­me­ter fol­gen die Prüf­be­schei­ni­gungs­num­mer der Physikalisch-Technischen Bun­des­an­stalt und die Num­mer der Zeich­nun­gen, die BMI dort hin­ter­legt hat.

So, genug der Details und ran an das Ding!

Der Griff zum und der genaue Blick auf das Qui­cky zeigt des­sen hohe Fer­ti­gungs­qua­li­tät. Es gibt weder Grate noch schar­fen Kan­ten, und der Lack sowie der Druck auf dem 0,18 mm dün­nen, hoch­fle­xi­blen Stahl­band sind sau­ber auf­ge­bracht und sehr widerstandfähig.

BMI Quicky und Knackfrosch

BMI Qui­cky (bista­bi­ler Knack­frosch) und Knack­frosch (mono­sta­bil und vom Qui­cky sicht­lich beeindruckt)

Ein grif­fi­ges Ende zum Abrol­len des Ban­des braucht das Qui­cky nicht, denn statt einer Feder sorgt hier der soge­nannte Knackfrosch-Effekt für den siche­ren Halt im auf­ge­roll­ten Zustand. Ein­satz­be­reit gemacht wird das Band durch Umkni­cken des Endes, und da es sich hier um die bista­bile Vari­ante des Knack­fro­sches han­delt, behält das Band diese umge­knickte und in Längs­rich­tung leicht zur Skala hin gewölbte Form bei. Nun genügt das ein­fa­che Kip­pen des Qui­cky in Rich­tung des her­aus­ste­hen­den Maß­bands, um es her­aus­glei­ten zu las­sen; beim Zurück­kip­pen berührt der Gum­mi­ring die Innen­seite des Maß­bands und bremst es. Das zu einer Schleife ver­nie­tete Ende des Maß­bands ver­hin­dert, dass es sich kom­plett aus der Hal­te­rung löst.

Die Hand­ha­bung des Qui­cky ist denk­bar ein­fach und kom­for­ta­bel, denn seine Wöl­bung macht es so steif, dass man senk­recht und waag­recht mes­sen kann, ohne es anle­gen zu müs­sen. Auch ist der Gebrauch des Qui­cky zum Anzeich­nen und als Lineal mög­lich, da es flach auf­liegt. Zum Auf­rol­len schiebt man das Band in die Füh­rung zurück, in der es sich selbst­tä­tig ein­rollt, und arre­tiert es durch Zurück­kni­cken des Endes. – Eine Flash-Animation zum Qui­cky fin­det sich hier.

Das mei­ner Ansicht nach rund­herum emp­feh­lens­werte Qui­cky kommt in einer Falt­schach­tel aus Kar­ton und wird für gut 5 Euro angeboten.

Brunnen „Snap it”

Wer das Qui­cky gerne in kur­zer Aus­füh­rung hätte, z. B. um es bequem im Schrei­b­etui zu ver­stauen, wird in dem „Snap it“ von Brun­nen fün­dig. Die­ses auf einen Durch­mes­ser von 45 mm ein­roll­bare 30-cm-Lineal teilt mit dem Qui­cky die Funk­ti­ons­weise und einige andere Merk­male, denn es kommt eben­falls von BMI, die es in Deutsch­land exklu­siv für Brun­nen fertigt.

Brunnen „Snap it”

Das gerade ein­mal 8 Gramm leichte „Snap it“ bie­tet neben der 30-cm-Skala mit Millimeter-Teilung einen Zir­kel­ein­stich­punkt zur prä­zi­sen Radi­en­ein­stel­lung. – Die Qua­li­tät von Mate­rial und Ver­ar­bei­tung ent­spricht der aus­ge­zeich­ne­ten des Quicky.

Brunnen „Snap it”

Die Gestal­tung der bei­den aus rotem Kunst­stoff gefer­tig­ten und auf­ge­nie­te­ten End­stü­cke ist ver­gleichs­weise auf­wän­dig; ich weiß nicht, ob damit noch ein wei­ter Zweck ver­folgt wurde als das mühe­lose Auf­neh­men des aus­ge­roll­ten, flach­lie­gen­den Lineals.

Brunnen „Snap it”

Ebenso wie das Qui­cky finde ich das sport­li­che „Snap it“ äußerst nütz­lich, und so kann ich auch letz­te­res trotz des rela­tiv hohen Prei­ses von 4 Euro sehr empfehlen.

Zum Schluss: In Kürze gibt es in die­sem Thea­ter Web­log wie­der ein Rät­sel, und bei die­sem wird ein Qui­cky zu gewin­nen sein. Ich hoffe auf rege Teil­nahme mei­ner geschätz­ten Leserschaft!

Zurück in die Zukunft

Aus dem Jahr 1957 und damit gut ein hal­bes Jahr­hun­dert alt sind diese bei­den im Ori­gi­nal 12 × 26 cm gro­ßen Anzei­gen, mit denen die J.S. STAEDTLER Inc. mit Sitz in Hacken­sack (New Jer­sey, USA) in der Publi­ka­tion „Engi­nee­ring and Sci­ence“ ihre Pro­dukte zum pro­fessionellen Zeich­nen und Kon­stru­ie­ren prä­sen­tiert hat.

Vier Jahre vor dem ers­ten bemann­ten Flug ins Welt­all und zwölf Jahre vor der ers­ten Mond­lan­dung waren heu­tige Science-Fiction-Klassiker wie „Die Dämo­ni­schen“, „Alarm im Welt­all“ und „Die unglaub­li­che Geschichte des Mr. C“ auf der Lein­wand für die Prä­gung der Zukunfts­fan­ta­sien zustän­dig, und auch die – aller­dings eher an prak­ti­schen Anfor­de­run­gen ori­en­tier­ten – Kon­struk­tio­nen in die­sen für mich sehr gelun­ge­nen Anzei­gen fügen sich gut in das damals popu­läre Bild zukünf­ti­ger Wel­ten ein.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1957)

Die hier bewor­be­nen Zei­chen­ge­räte der „Mars“-Produktreihe sind in mehr­fa­cher Hin­sicht inter­es­sant. Das 1900 regis­trierte Wort­zei­chen fand sich erst­mals auf dem Kopier­stift MARS-COPIER (1901) und anschlie­ßend auf dem Blei­stift MARS 1225 (1908), dem Vor­läu­fer des in den 30er Jah­ren ein­ge­führ­ten MARS-LUMOGRAPH 2886; mit letz­te­rem wurde auch die tief­blaue Lackie­rung ein­ge­führt. Der 2886 war damals in 19 Här­te­gra­den von EXEXB bis 9H ver­füg­bar, wäh­rend sein Nach­fol­ger, der Lumo­graph 100, heute nur noch bis 6H gefer­tigt wird. Auf den Stif­ten auch zu sehen ist die Dar­stel­lung des astro­no­mi­schen Zei­chens für den Pla­ne­ten Mars in der Vari­ante mit den Mon­den Pho­bos und Dei­mos (ein wei­te­res Foto davon gibt es hier).

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1957)

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (21st cen­tury city, 1957, Ausschnitt)

Beson­ders unge­wöhn­lich für heu­tige Blei­schrei­ber, aber damals offen­bar üblich, ist die Form der Spit­zen. Über das dafür ver­wen­dete und im Text als „Draftsman’s Pen­cil Shar­pe­ner“ genannte Gerät kann ich nur spe­ku­lie­ren; ich ver­mute, dass zum Frei­le­gen der Mine etwas ähn­li­ches wie der Dreifach-Spitzer M+R 207 zum Ein­satz kam. – In dem Aus­schnitt erkennt man deut­lich, dass die Pro­dukt­ab­bil­dun­gen gezeich­net sind; dies spricht mich ebenso an wie die Ästhe­tik und die Typo­gra­fie die­ser Anzeigen.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1957)

Mit im Bild der zu die­ser Zeit wohl noch recht neue Fall­mi­nen­stift MARS-LUMOGRAPH TECHNICO 1001, für den Minen in 18 Här­te­gra­den von EXB bis 9H ange­bo­ten wur­den (die im Jahr 1951 ein­ge­tra­gene Marke hat sich bis heute gehal­ten und fin­det sich bei den aktu­el­len Fall­mi­nen­stif­ten Mars tech­nico 780 C und tech­nico 788 C). Durch den Erfolg der vom japa­ni­schen Her­stel­ler Pen­tel ent­wi­ckel­ten und zuerst 1960 in einer Stärke von 0,9 mm ver­mark­te­ten Polymer-Mine ließ die Ver­brei­tung der Fall­mi­nen­stifte jedoch nach, und so ist die Mine Mars car­bon jetzt nur noch in sie­ben Här­ten von 4B bis 4H erhält­lich. – Der als „Pocket-Technico“ bezeich­nete Fall­mi­nen­stift war ver­mut­lich der Vor­läu­fer des in den 70er und 80er Jah­ren ange­bo­te­nen „Taschen­mo­dells“ Mars tech­nico 782 C.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1957)

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (lunar base, 1957, Ausschnitt)

Für mich ist es immer wie­der beein­dru­ckend, mit wel­chen aus heu­ti­ger Sicht pri­mi­ti­ven Zei­chen­werk­zeu­gen – die ers­ten kom­mer­zi­el­len CAD-Anwendungen kamen erst Mitte der 60er Jahre in die Unter­neh­men – Kon­struk­teure, Inge­nieure und Archi­tek­ten damals solch groß­ar­tige Leis­tun­gen voll­bracht haben.

Danke an STAEDTLER für die Geneh­mi­gung zur Repro­duk­tion und Ste­phen von pen­cil talk für den Hin­weis auf diese Anzeigen!

Alte Anzei­gen von STAEDTLER | MARS 1962 →

Büro-Besonderheiten

Wer einen Zweifach-Locher mit ver­stell­ba­rem Anschlag auf dem Schreib­tisch hat – sei es zur Deko­ra­tion, als Brief­be­schwe­rer oder gar zum bestim­mungs­ge­mä­ßen Gebrauch – und schon immer mal wis­sen wollte, ob diese merk­wür­dige, aus der Zei­chen­folge „888“ und vier Punk­ten bestehende Kenn­zeich­nung auf der Schie­be­schiene einen Geheim­code oder eine sata­ni­sche Bot­schaft dar­stellt (und warum die­ses Plas­tik­ding da ein­ras­tet), wird hier und jetzt kos­ten­frei aufgeschlaut.

Detail der Anschlagschiene meines Dienst-Lochers Leitz 5008 (altes Modell)

Detail der Anschlag­schiene mei­nes Dienst-Lochers Leitz 5008 (altes Modell)

Diese kryp­ti­sche Mar­kie­rung ist weder das eine noch das andere, son­dern steht für eine pfif­fige, wenn auch nicht stan­dar­di­sierte Erwei­te­rung der Norm ISO 838. Befin­det sich die Schiene in die­ser Stel­lung, so ermög­licht der Locher das zuver­läs­sige Ein­brin­gen einer für die Ablage des Papiers in man­chen Ord­nern not­wen­di­gen Vierfach-Lochung. Dazu führt man das Blatt ein­mal mit dem obe­ren und ein­mal mit dem unte­ren Ende des zu lochen­den Rands bis zum Anschlag in das Gerät und locht es in jeder der bei­den Posi­tio­nen. – Die vier Punkte des hier­mit ent­rät­sel­ten Sym­bols reprä­sen­tie­ren natür­lich die vier Löcher und die drei Ach­ten die jeweils 8 Zen­ti­me­ter lan­gen Abstände zwi­schen ihnen.

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