Der Bleistift in der Hauptrolle
Bei STAEDTLER Australia gibt es einen gut fünfminütigen Film über die Herstellung eines holzgefassten Bleistifts zu sehen.
Bei STAEDTLER Australia gibt es einen gut fünfminütigen Film über die Herstellung eines holzgefassten Bleistifts zu sehen.
So sieht sie aus, die durch Mischen und Verkneten der gemahlenen Rohstoffe Graphit und Ton sowie Wasser entstandene Minenmasse. Der daraus gepresste Minenstrang wird in bleistiftlange Stücke geschnitten und diese dann vorgetrocknet, gebrannt und mit Wachs imprägniert; damit sind die Minen fertig und für das Einleimen in die genuteten Brettchen bereit.
Zurück in eine Zeit, in der sich Kunst und Technik vielleicht etwas näher waren als heute, führt das exzellente Buch „The Art of the Engineer“ von Ken Baynes und Francis Pugh, erschienen 1981 bei Lutterworth Press.
Entstanden nach einer vom Arts Council of Wales organisierten Ausstellung in den Jahren 1978 und 1979 präsentiert dieser 240 Seiten umfassende und 23 × 34 cm große Band zahlreiche, Skizzen, Zeichnungen und Studien, aber auch kolorierte Lithografien und vieles mehr aus der Zeit vom Ende des 16. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Die hervorragende Kombination aus sorgfältig recherchiertem, detailliertem Text und einer Fülle an Bildmaterial zeigt in äußerst beeindruckender Weise die enge Beziehung zwischen der Zeichen- und der Ingenieurskunst, wie sie sich von der ausgehenden Renaissance über die industrielle Revolution bis in die 1950er Jahre hinein entwickelt hat.
Ausführlich kommentierte Zeichnungen von Schiffen, Eisenbahnen, Autos und Flugzeugen aus Europa und den USA, die zu einem großen Teil bisher nur sehr wenigen zugängig waren, veranschaulichen die wachsenden Fähigkeiten der Ingenieure und Zeichner sowie die zunehmenden Anforderungen, die an sie gestellt wurden. Die in der Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende Entwicklung fällt dabei besonders auf: Gab es vorher selbst bei komplexeren Maschinen nur vergleichsweise wenige Zeichnungen, die zudem teilweise erst nach dem Zusammenbau erstellt wurden, so sorgten in der industriellen Revolution die Spezialisierung, die Arbeitsteilung und die sich damit ändernde Kommunikation für eine starke Zunahme sowohl der Anzahl der Zeichnungen als auch der dargestellten Details. Darüber hinaus macht das prächtige Buch die außerordentlich hohe künstlerische Qualität und die eigene Ästhetik dieses nicht nur für die Technik so wichtigen Mediums deutlich.
Die sehr große Vielfalt des Anschauungsmaterials umfasst auch Fotos von Zeichenbüros, Fabrikhallen und Werften, Portraits von Ingenieuren, Konstrukteuren und Zeichnern sowie Teile aus alten Lehrbüchern und anderen Fachpublikationen. – Das Buch „The Art of the Engineer“ halte ich für uneingeschränkt empfehlenswert und angesichts der überragenden Qualität und Informationsfülle mit 46,25 £ (knapp 50 Euro) obendrein für vergleichsweise günstig.
Danke an Lutterworth Press für die Genehmigung zur Reproduktion der Ausschnitte! – Der Verlag ist übrigens auch auf der Frankfurter Buchmesse 2009 vertreten und dort am Stand K975 in Halle 8.0 zu finden.
Weitere Bücher zum Thema:
Zu Nedoluha, Sellenriek und Willard siehe auch „Kunst und Konstruktion“.
Anm.: Bei dem im ersten Bild dieses Beitrags gezeigten STAEDTLER Mars Lumograph 100 handelt es sich um eine ältere, geringfügig dickere Variante ohne Strichcode und mit Beschriftung in Versalien.
Manche Dinge des täglichen Gebrauchs sind (zumindest in meinen Augen) viel zu schön, um sie im Gewühl auf dem Schreibtisch untergehen zu lassen oder gar in einer Schublade zu verstecken. Nutzt man sie jedoch zur Dekoration, entzieht man sie meist gleichzeitig der Nutzung.
Doch das muss nicht sein. Im Falle des Zeichendreiecks aus der Griffit-Serie von 3L (hier in der transparent-gelben Ausführung) reichen bereits wenige Teile und Handgriffe, um dem attraktiven Werkzeug einen Platz zu verschaffen, an dem es nicht nur gut aufgehoben ist, sondern auch ansprechend präsentiert wird.
Dazu benötigt man einen Bilderrahmen, dessen Glas man durch einen Karton ersetzt. Ein kurzes Stück Rundholz oder ein kleiner, ggf. beklebter Neodym-Magnet mit geeignetem Gegenstück auf der Rückseite des Rahmens hält das gute Stück in Position und für den nächsten Einsatz griffbereit. Alternativ dazu kann man ein Stück Blech hinter den Karton legen und auch einen größeren Rahmen verwenden, um so mehrere Dinge gemeinsam unterbringen zu können.
Dies ist eine Kurven-, genauer: eine Burmester-Schablone, benannt nach dem Dresdner Mathematiker Ludwig Burmester (1840–1927). Sie ist mehrere Jahrzehnte alt, gut 2,7 mm dick, 130 mm lang und aus Birnbaum, einem kurzfaserigen Holz, das sich sehr sauber und präzise in Form bringen lässt. Ihre Kontur wird mit einem sogenannten Spline der dritten Ordnung beschrieben, d. h. durch eine Kombination aus Kurven von Polynomen maximal dritten Grades. Solches Gerät kam beim technischen Zeichnen zum Einsatz, wenn es darum ging, Kurven und genaue Verläufe aus diesen einzupassen. Dazu gab es unterschiedlich große Schablonensätze (die gezeigte ist die zweite aus einem dreiteiligen, dem kleinsten), wobei für manche Bereiche wie dem Schiffsbau Spezialsätze verfügbar waren.
Obwohl es noch Anbieter derartiger, heute meist aus Kunststoff gefertigten Schablonen gibt, so sind diese Zeichenwerkzeuge doch weitgehend verschwunden. Die verbleibenden Exemplare fristen ihr Dasein in Restekisten, lassen sich in Museen bestaunen oder werden umgenutzt, z. B. – wie in diesem Fall – zu Wandschmuck (kürzlich konnte ich von einem Architekten hören, der sich aus einigen dieser Schablonen ein Mobile gebaut hat).
Warum ich das erzähle? Nun, mir gefällt die Verkörperung abstrakter Konzepte, das Sicht- und Begreifbarmachen von Gedanken, die Umsetzung von Immateriellem in Material. Auch finde ich großen Gefallen am Werkstoff, der äußerst sorgfältigen Verarbeitung dieses Instruments sowie dem Umstand, dass sich im Umgang mit Maschine und Materie Kundige eines hochwertigen, natürlichen Rohstoffs angenommen und Dinge besonderer Ästhetik hergestellt haben, die in den Händen anderer erneut der Visualisierung von Ideen dienten.
All das klingt bestimmt furchtbar irrational und verklärend, doch ich bin weder obstinater Nostalgiker noch verhinderter Kulturarchäologe. Selbstverständlich möchte auch ich nicht auf die Annehmlichkeiten moderner Werkzeuge und der mit ihnen geschaffenen Produkte verzichten, vermisse aber bei diesen zuweilen die einfache Möglichkeit, sie mit den Sinnen erleben und so im wahrsten Sinn des Wortes besser begreifen zu können.
Hochwertige Schreib-, Werk- und Messzeuge haben nicht nur die zweite Worthälfte gemeinsam, sondern auch die Eigenschaft, nicht überall erhältlich zu sein, so dass man zuweilen recht lange suchen muss, um etwas wirklich gutes zu finden. Finden ohne zu suchen konnte ich dank meines vielseitigen Kollegen D. bereits vor einer ganzen Weile ein praktisches und in mehrfacher Hinsicht schnelles Metermaß, das ich hier vorstellen möchte.
Für mich schon lange unverzichtbar ist das hervorragende Bandmaß 490 MET3 von BMI. Dieses Unternehmen, die Bayerische Maßindustrie A. Keller GmbH aus dem bayerischen Hersbruck, entwickelt und produziert in Deutschland und hat in seiner über 50-jährigen Firmengeschichte zahlreiche innovative Produkte erfolgreich auf den Markt gebracht. Ein neuer Knüller dieses Herstellers ist das ungewöhnliche Quicky, der (so BMI) „Zollstock von der Rolle“, doch dieses pfiffige Gerät unterscheidet sich von seinem gegliederten Pendant in weit mehr als nur der Form und hat sogar seinem nächsten Verwandten, dem Bandmaß, einiges voraus.
Mit 53 × 59 × 26 mm und 57 Gramm hat das in den BMI-typischen Farben Rot und Weiß gehaltene Quicky ungefähr die Größe eines Standard-Bandmaßes, ist aber leichter. Die drei Teile, aus denen es besteht, sind schnell identifiziert: Eine etwa halbrunde Kunststoff-Schiene mit U-Profil, bedruckt mit dem Hersteller- und dem Produktnamen, ein Gummiring sowie ein 16 mm breites und knapp ¼ mm dickes Maßband aus rostfreiem, weiß lackiertem Edelstahl mit 2-Meter-Skala, Millimeter-Duplex-Teilung und einem angenieteten Endstück aus Kunststoff.
Gleich am Anfang trägt das Quicky Angaben zu Gesamtlänge, Genauigkeit (hier: ±0,7 mm nach EGII) und Hersteller. Im zweiten Dezimeter folgen die Prüfbescheinigungsnummer der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt und die Nummer der Zeichnungen, die BMI dort hinterlegt hat.
So, genug der Details und ran an das Ding!
Der Griff zum und der genaue Blick auf das Quicky zeigt dessen hohe Fertigungsqualität. Es gibt weder Grate noch scharfen Kanten, und der Lack sowie der Druck auf dem 0,18 mm dünnen, hochflexiblen Stahlband sind sauber aufgebracht und sehr widerstandfähig.
Ein griffiges Ende zum Abrollen des Bandes braucht das Quicky nicht, denn statt einer Feder sorgt hier der sogenannte Knackfrosch-Effekt für den sicheren Halt im aufgerollten Zustand. Einsatzbereit gemacht wird das Band durch Umknicken des Endes, und da es sich hier um die bistabile Variante des Knackfrosches handelt, behält das Band diese umgeknickte und in Längsrichtung leicht zur Skala hin gewölbte Form bei. Nun genügt das einfache Kippen des Quicky in Richtung des herausstehenden Maßbands, um es herausgleiten zu lassen; beim Zurückkippen berührt der Gummiring die Innenseite des Maßbands und bremst es. Das zu einer Schleife vernietete Ende des Maßbands verhindert, dass es sich komplett aus der Halterung löst.
Die Handhabung des Quicky ist denkbar einfach und komfortabel, denn seine Wölbung macht es so steif, dass man senkrecht und waagrecht messen kann, ohne es anlegen zu müssen. Auch ist der Gebrauch des Quicky zum Anzeichnen und als Lineal möglich, da es flach aufliegt. Zum Aufrollen schiebt man das Band in die Führung zurück, in der es sich selbsttätig einrollt, und arretiert es durch Zurückknicken des Endes. – Eine Flash-Animation zum Quicky findet sich hier.
Das meiner Ansicht nach rundherum empfehlenswerte Quicky kommt in einer Faltschachtel aus Karton und wird für gut 5 Euro angeboten.
Wer das Quicky gerne in kurzer Ausführung hätte, z. B. um es bequem im Schreibetui zu verstauen, wird in dem „Snap it“ von Brunnen fündig. Dieses auf einen Durchmesser von 45 mm einrollbare 30-cm-Lineal teilt mit dem Quicky die Funktionsweise und einige andere Merkmale, denn es kommt ebenfalls von BMI, die es in Deutschland exklusiv für Brunnen fertigt.
Das gerade einmal 8 Gramm leichte „Snap it“ bietet neben der 30-cm-Skala mit Millimeter-Teilung einen Zirkeleinstichpunkt zur präzisen Radieneinstellung. – Die Qualität von Material und Verarbeitung entspricht der ausgezeichneten des Quicky.
Die Gestaltung der beiden aus rotem Kunststoff gefertigten und aufgenieteten Endstücke ist vergleichsweise aufwändig; ich weiß nicht, ob damit noch ein weiter Zweck verfolgt wurde als das mühelose Aufnehmen des ausgerollten, flachliegenden Lineals.
Ebenso wie das Quicky finde ich das sportliche „Snap it“ äußerst nützlich, und so kann ich auch letzteres trotz des relativ hohen Preises von 4 Euro sehr empfehlen.
Zum Schluss: In Kürze gibt es in diesem Theater Weblog wieder ein Rätsel, und bei diesem wird ein Quicky zu gewinnen sein. Ich hoffe auf rege Teilnahme meiner geschätzten Leserschaft!
Aus dem Jahr 1957 und damit gut ein halbes Jahrhundert alt sind diese beiden im Original 12 × 26 cm großen Anzeigen, mit denen die J.S. STAEDTLER Inc. mit Sitz in Hackensack (New Jersey, USA) in der Publikation „Engineering and Science“ ihre Produkte zum professionellen Zeichnen und Konstruieren präsentiert hat.
Vier Jahre vor dem ersten bemannten Flug ins Weltall und zwölf Jahre vor der ersten Mondlandung waren heutige Science-Fiction-Klassiker wie „Die Dämonischen“, „Alarm im Weltall“ und „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C“ auf der Leinwand für die Prägung der Zukunftsfantasien zuständig, und auch die – allerdings eher an praktischen Anforderungen orientierten – Konstruktionen in diesen für mich sehr gelungenen Anzeigen fügen sich gut in das damals populäre Bild zukünftiger Welten ein.
Die hier beworbenen Zeichengeräte der „Mars“-Produktreihe sind in mehrfacher Hinsicht interessant. Das 1900 registrierte Wortzeichen fand sich erstmals auf dem Kopierstift MARS-COPIER (1901) und anschließend auf dem Bleistift MARS 1225 (1908), dem Vorläufer des in den 30er Jahren eingeführten MARS-LUMOGRAPH 2886; mit letzterem wurde auch die tiefblaue Lackierung eingeführt. Der 2886 war damals in 19 Härtegraden von EXEXB bis 9H verfügbar, während sein Nachfolger, der Lumograph 100, heute nur noch bis 6H gefertigt wird. Auf den Stiften auch zu sehen ist die Darstellung des astronomischen Zeichens für den Planeten Mars in der Variante mit den Monden Phobos und Deimos (ein weiteres Foto davon gibt es hier).
Besonders ungewöhnlich für heutige Bleischreiber, aber damals offenbar üblich, ist die Form der Spitzen. Über das dafür verwendete und im Text als „Draftsman’s Pencil Sharpener“ genannte Gerät kann ich nur spekulieren; ich vermute, dass zum Freilegen der Mine etwas ähnliches wie der Dreifach-Spitzer M+R 207 zum Einsatz kam. – In dem Ausschnitt erkennt man deutlich, dass die Produktabbildungen gezeichnet sind; dies spricht mich ebenso an wie die Ästhetik und die Typografie dieser Anzeigen.
Mit im Bild der zu dieser Zeit wohl noch recht neue Fallminenstift MARS-LUMOGRAPH TECHNICO 1001, für den Minen in 18 Härtegraden von EXB bis 9H angeboten wurden (die im Jahr 1951 eingetragene Marke hat sich bis heute gehalten und findet sich bei den aktuellen Fallminenstiften Mars technico 780 C und technico 788 C). Durch den Erfolg der vom japanischen Hersteller Pentel entwickelten und zuerst 1960 in einer Stärke von 0,9 mm vermarkteten Polymer-Mine ließ die Verbreitung der Fallminenstifte jedoch nach, und so ist die Mine Mars carbon jetzt nur noch in sieben Härten von 4B bis 4H erhältlich. – Der als „Pocket-Technico“ bezeichnete Fallminenstift war vermutlich der Vorläufer des in den 70er und 80er Jahren angebotenen „Taschenmodells“ Mars technico 782 C.
Für mich ist es immer wieder beeindruckend, mit welchen aus heutiger Sicht primitiven Zeichenwerkzeugen – die ersten kommerziellen CAD-Anwendungen kamen erst Mitte der 60er Jahre in die Unternehmen – Konstrukteure, Ingenieure und Architekten damals solch großartige Leistungen vollbracht haben.
Danke an STAEDTLER für die Genehmigung zur Reproduktion und Stephen von pencil talk für den Hinweis auf diese Anzeigen!
Alte Anzeigen von STAEDTLER | MARS 1962 →
Wer einen Zweifach-Locher mit verstellbarem Anschlag auf dem Schreibtisch hat – sei es zur Dekoration, als Briefbeschwerer oder gar zum bestimmungsgemäßen Gebrauch – und schon immer mal wissen wollte, ob diese merkwürdige, aus der Zeichenfolge „888“ und vier Punkten bestehende Kennzeichnung auf der Schiebeschiene einen Geheimcode oder eine satanische Botschaft darstellt (und warum dieses Plastikding da einrastet), wird hier und jetzt kostenfrei aufgeschlaut.
Diese kryptische Markierung ist weder das eine noch das andere, sondern steht für eine pfiffige, wenn auch nicht standardisierte Erweiterung der Norm ISO 838. Befindet sich die Schiene in dieser Stellung, so ermöglicht der Locher das zuverlässige Einbringen einer für die Ablage des Papiers in manchen Ordnern notwendigen Vierfach-Lochung. Dazu führt man das Blatt einmal mit dem oberen und einmal mit dem unteren Ende des zu lochenden Rands bis zum Anschlag in das Gerät und locht es in jeder der beiden Positionen. – Die vier Punkte des hiermit enträtselten Symbols repräsentieren natürlich die vier Löcher und die drei Achten die jeweils 8 Zentimeter langen Abstände zwischen ihnen.