Fahndungsaufruf

Fahndungsaufruf

Wo steckt der Schwind­ler? Wer als ers­ter einen Kom­men­tar mit der rich­ti­gen Ant­wort und einer funk­tio­nie­ren­den E-Mail-Adresse hin­ter­lässt, bekommt eine Überraschung.

Wundersame Welt der Waren (21)

Der fol­gende Bei­trag ist für Vege­ta­rier nicht geeignet.

Mit einer gelun­ge­nen Kom­bi­na­tion über­rascht der Dis­coun­ter Netto die Leser sei­nes aktu­ellen Pro­spekts („Extra­blatt”, gül­tig von Mon­tag, 08.08.11 bis Sams­tag, 13.08.11).

Fleischfressende Pflanzen nebst Futter bei Netto

Die ziel­füh­rend über­ein­an­der plat­zier­ten Anzei­gen für Kar­ni­vo­ren und Fut­ter beein­dru­cken mit kräf­ti­gen Far­ben, star­ken Kon­tras­ten und gut les­ba­ren Prei­sen vor explo­die­ren­dem Hin­tergrund. Alle Arti­kel sind gründ­lich frei­ge­stellt und machen den Ein­druck, als woll­ten sie bei der nächst­bes­ten Gele­gen­heit in den Ein­kaufs­wa­gen des geneig­ten Kun­den schweben.

Ich habe vom Kauf Abstand genom­men, da das Hack auf mich nur mäßig appe­tit­lich wirkt (aber es soll wohl pri­mär den Pflan­zen schme­cken). Zudem ver­misse ich die Anga­ben zum durch­schnitt­li­chen Fleisch­kon­sum der Pflanzen.

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Der Graphit

Immer auf der Suche nach technik- und kul­tur­ge­schicht­li­chen Aspek­ten des Blei­stifts hatte ich kürz­lich das Glück, meine kleine Quel­len­samm­lung um gleich drei his­to­ri­sche Fach­bü­cher über den Gra­phit erwei­tern zu können:

  • Donath, Edu­ard: Der Gra­phit. Eine chemisch-technische Mono­gra­phie (Franz Deu­ti­cke 1904)
  • Hae­nig, Alfred: Der Gra­phit. Eine tech­ni­sche Mono­gra­phie (A. Hartleben’s Ver­lag 1910)
  • Rysch­ke­witsch, Dr. Eugen: Gra­phit. Cha­rak­te­ris­tik, Erzeu­gung, Ver­ar­bei­tung und Ver­wen­dung (S. Hir­zel 1926)

Alle drei behan­deln auch den Blei­stift, doch das für mich inter­es­san­teste ist das zweite, aus dem hier der Haupt­ti­tel und einige bemer­kens­werte Details wie­der­ge­ge­ben seien.

Der Graphit

So schreibt Hae­nig zur Alibert-Mine, dass man erst 300 Ton­nen mit­tel­mä­ßi­gen Gra­phits abbauen musste, bis man an das Lager des „bes­ten und reins­ten Gra­phits“ stieß; acht Jahre uner­müd­li­che Arbeit und ein Kapi­tal von einer Mil­lion Francs seien dazu nötig gewe­sen. – Als ein­zige mir bekannte Quelle nennt Dr. Eugen Rysch­ke­witsch in „Gra­phit“ den Kosa­ken­of­fi­zier Tsche­re­pan­off als Ent­de­cker und Ver­käu­fer die­ser Mine.

Hae­nig:

Zwar fin­den wir in den Kir­chen­bü­chern des Dor­fes Stein (unweit Nürn­berg) bereits im Jahre 1726 bei Gele­gen­heit der Ver­ehe­li­chungs­an­zei­gen auch „Blei­stift­ma­cher“, etwas spä­ter auch „Blei­weiß­schnei­der“ und „Blei­weiß­schnei­de­rin­nen“ ver­zeich­net, doch kam diese dama­lige Ver­fer­ti­gung von Blei­stif­ten nicht über den Rah­men eines Hand­werks­be­triebs hin­aus und konnte schon des­halb gar nicht daran den­ken, der eng­li­schen Fabri­ka­tion erfolg­reich Kon­kur­renz zu machen. Erst als dann die baye­ri­sche Regie­rung auf die­sen Indus­trie­zweig auf­merk­sam wurde und, um ihn zu för­dern, im Jahre 1766 bereits dem Gra­fen von Kronsfeld die lan­des­herr­li­che Bewil­li­gung zur Errich­tung einer Blei­stift­fa­brik ver­lieh, schien ein wirk­li­cher Anfang für fabriks­mä­ßige Her­stel­lung gemacht zu sein. Indes­sen blieb doch diese Fabri­ka­tion, da es an Mate­rial, an Erfah­rung und Absatz gebrach, zu unbe­deu­tend, so daß die Blei­stift­ma­che­rei in der 1777 erschie­ne­nen Tech­no­lo­gie von Beck­mann zur ober­fläch­lich Erwäh­nung fin­det. Die Regie­rung in Bay­ern sah sich daher sehr bald wie­der ver­an­laßt, hier för­dernd ein­zu­grei­fen und errich­tet im Jahre 1816 eine könig­li­che Blei­stift­fa­brik in Obern­zell (Haf­ner­zell), in der nun­mehr nach dem damals neuen fran­zö­si­schen Ver­fah­ren gear­bei­tet wurde, in dem man Ton als Bin­de­mit­tel des Gra­phits verwendete.
Sobald diese Fabrik aber in Gang war, suchte die Regie­rung sie, wie von vorn­her­ein auch beab­sich­tigt, in Pri­vat­hände über­ge­hen zu las­sen. Die­ses Eta­blis­se­ment exis­tiert auch heute noch und gehört einem Regens­bur­ger Fabrikanten.

Von Gra­phit Kropf­mühl konnte ich kürz­lich erfah­ren, dass ledig­lich 5% des Gra­phits in Blei­stif­ten lan­det. Hae­nig nennt eine ähnbli­che Größenordnung:

Wie gering aber die­ser Mate­ri­al­ver­brauch trotz der heu­ti­gen Mas­sen­fa­bri­ka­tion von Blei­stif­ten sich tat­säch­lich stellt, geht dar­aus her­vor, daß noch nicht 4% der gesam­ten Gra­phit­pro­duk­tion für die Blei­stift­fa­bri­ka­tion ver­braucht werden.

Auch zum Holz hat Hae­nig ein weni­ger bekann­tes Detail:

Inzwi­schen hat aber die Firma A.W. Faber Ver­su­che ange­stellt, die­sen vir­gi­ni­schen Wachol­der auch in Deutsch­land anzu­bauen und ist es ihr auch geglückt, aus Samen, die sie direkt aus Flo­rida, von woher bekannt­lich alles Zedern­holz bis­her für die Blei­stift­fa­bri­ka­tion bezo­gen wurde, kom­men ließ, auf ihrem Mus­ter­gut 5000 Pflan­zen zu zie­hen und auszupflanzen.

Bei die­ser Gele­gen­heit sei Erhard Satt­man aus sei­nem Buch „Vom Faust­keil zum Blei­stift“ (1953) zitiert:

Inter­es­sant ist auch der Ver­such, der in der Mitte der Sieb­zi­ger Jahre von Lothar von Faber vor­ge­nom­men wurde, die Juni­pe­rus vir­gi­niana L. als Wald­baum in Deutsch­land hei­misch zu machen. Zwi­schen Stein und Nürn­berg wurde ein ca. 6 ha gro­ßer Acker ange­pflanzt. Die Pflan­zen, die aus ame­ri­ka­ni­schem Samen gezo­gen wur­den, über­stan­den sogar die außer­ge­wöhn­lich stren­gen Win­ter 1879/1880 und 1880/81 über­ra­schend gut, trotz­dem in der Umge­bung an ande­ren Bäu­men und Pflan­zen gro­ßer Scha­den ange­rich­tet wurde. Nach­dem die­ser Zedern­wald, der übri­gens der ein­zige sei­ner Art nicht nur in Deutsch­land, son­dern auf der gan­zen Welt war – da der Baum selbst in sei­ner Hei­mat nur ver­ein­zelt auf­tritt –, fast 70 Jahre allen Wit­te­rungs­ein­flüs­sen stand­ge­hal­ten und sich gut ent­wi­ckelt hatte, fiel er im Jahre 1946 der Brenn­stoff­knapp­heit zum Opfer. Die in der Umge­bung ansäs­sige Bevöl­ke­rung hatte den Wald bis auf ein Drit­tel sei­nes ursprüng­li­chen Bestan­des abge­holzt. Der Rest wurde ein­ge­schla­gen und fand für die Blei­stift­her­stel­lung Ver­wen­dung. Es zeigte sich aber, daß die­ses Holz infolge sei­nes lang­sa­men Wuch­ses zu dicht und dadurch viel zu fest war und dem fremd­län­di­schen Zedern­holz an Qua­li­tät nicht gleich kam.

Es gibt immer noch etwas zu entdecken!

Nach­trag vom 8.8.11: Mehr Details zum und Bil­der vom Zedern­wald gibt es in „Schwan­berg and the Pen­cil Cedar“ im Web­log „Blei­stift“.

Wipfelstürmer

Wipfelstürmer

Allen Natur- und beson­ders Wald­freun­den, die sich im Baye­ri­schen Wald her­um­drü­cken, sei der Besuch des Baum­wip­fel­pfads nahe Neu­schönau sehr ans Herz gelegt. Der nach An­gaben der Betrei­ber welt­weit längste sei­ner Art führt auf 1300 Metern Ste­glänge und in bis zu 25 Metern Höhe durch präch­tige Natur und endet am Baum­turm, in dem es durch den aus­führ­lich doku­men­tier­ten Lebens­raum des Bau­mes zur 44 Metern hohen Aussichts­plattform mit einem herr­li­chen Rund­blick geht. Hin­ge­hen und genießen!

Restgraphittonne

Restgraphittonne

Ent­de­cke die Entsorgungs-Möglichkeiten: Wer aus Unkennt­nis, Ver­se­hen oder Über­mut zu einem IKEA-Schreiber gegrif­fen hat, kann sich des­sen nun auch ordent­lich an der Kasse ent­le­di­gen. – Ob dar­aus Möbel wer­den, konnte ich nicht in Erfah­rung bringen.

Toller Tiegel

Was könnte sich bes­ser zur deko­ra­ti­ven Auf­be­wah­rung von Blei­stif­ten eig­nen als ein Behäl­ter, der nicht nur eine frühe wich­tige Ver­wen­dung des Gra­phits zeigt, son­dern auch fast zur Hälfte aus dem schwar­zen Gold besteht?

Toller Tiegel

Die­sen 82 mm hohen Tie­gel des letz­ten deut­schen Her­stel­lers für Schmelz­tie­gel aus Gra­phittonkeramik, der Aug. Gund­lach KG im hes­si­schen Groß­al­merode1, habe ich im Museum der Gra­phit Kropf­mühl AG erstanden.

Toller Tiegel

Der „Mars-Tiegel“ setzt sich zusam­men aus 46% Gra­phit, jeweils 14% SiC/Si und Al2O3 und 26% SiO2. Er eig­net sich für Betriebs­tem­pe­ra­tu­ren bis 1450 °C2 und ist daher auf mei­nem Schreib­tisch unterfordert.

Die Belege für den Gebrauch von Gra­phit als Bei­mi­schung für Ton rei­chen zurück bis 3000 v. Chr.; auch die Kel­ten (ca. 500 v. Chr.) nutz­ten ihn für die Fer­ti­gung beson­ders feuer­fester Ton­wa­ren. Mit dem Beginn unse­rer Zeit­re­chung enden die Funde von Graphitton­keramik3.

Toller Tiegel

Schmelz­tie­gel aus Gra­phit­t­on­ke­ra­mik (Kera­mik­mu­seum im Schloß Obern­zell bei Passau)

Erste urkund­li­che Hin­weise auf Schmelz­tie­gel aus einem Graphit-Ton-Gemisch datie­ren auf etwa 1500. Als Ursprungs­ort gilt das heu­tige Obern­zell im Baye­ri­schen Wald4. – Die Bei­mengung von Gra­phit macht die Kera­mik wider­stands­fä­hig gegen hohe Tem­pe­ra­tu­ren und starke Tem­pe­ra­tur­schwan­kun­gen, wie sie in der Metall­ver­ar­bei­tung üblich sind, sowie ge­genüber aggres­si­ven Che­mi­ka­lien. Dar­über hin­aus dich­tet der Gra­phit den Behäl­ter ab, so dass auf eine Gla­sur ver­zich­tet wer­den kann, und glät­tet die Wan­dung, wodurch das voll­ständige Aus­gie­ßen des Inhalts ermög­licht wird. Auch für Koch­ge­schirr und Öfen wurde der Gra­phit­ton genutzt. – Die Gra­phit­tie­gel kamen zum Teil unge­brannt in den Han­del und hiel­ten nur begrenzte Zeit, weil bei jedem Schmelz­vor­gang ein Teil des Gra­phits ver­brannte und der Tie­gel dünn­wan­dig wurde.

Toller Tiegel

Geschirr aus Gra­phit­t­on­ke­ra­mik (Kera­mik­mu­seum im Schloß Obern­zell bei Passau)

Toller Tiegel

Öfen aus Gra­phit­t­on­ke­ra­mik (Kera­mik­mu­seum im Schloß Obern­zell bei Passau)

Die Pro­duk­tion die­ses soge­nann­ten Schwarz­ge­schirrs in Obern­zell endete mit der Schlie­ßung der Firma Oswald & Co. im Jahre 19405.

  1. Archäo­lo­gi­sche Funde aus dem 12. Jahr­hun­dert bele­gen das Auf­kom­men von Keramik-Schmelztiegeln in die­ser Umge­bung. – Viele die­ser soge­nann­ten hes­si­schen Tie­gel sind durch eine drei­eckige Öff­nung gekenn­zeich­net.
  2. Zum Ver­gleich ein paar Schmelz­punkte: Sil­ber 960 °C, Gold 1063 °C, Eisen 1525 °C.
  3. Helm, Win­fried; Ort­meier, Mar­tin (Hg.): »Mil­lio­nen­bau­ern« Bäu­er­li­cher Gra­phit­berg­bau im Baye­ri­schen Wald (Frei­licht­mu­seum Fins­terau, 2. Aufl. 2011)
  4. Martinón-Torres, M.; Reh­ren, Th.: Post Medieval Cru­ci­ble Pro­duc­tion and Dis­tri­bu­tion: A Study of Mate­ri­als and Mate­ria­li­ties, Archaeo­me­try 51, 1 (2009) 49–74 (PDF)
  5. Hand­buch und Füh­rer zum Kera­mik­mu­seum im Schloß Obern­zell (Mün­chen, 2. Aufl. 1984)

Wackelnder Wacker

Ein Natur­denk­mal im Süden des Baye­ri­schen Wal­des nahe Solla am Wan­der­weg Nr. 84: Der Wackelstein.

Wackelnder Wacker

Der Wackel­stein von Nordosten, …

Obwohl etwa vier Meter breit und über 50 Ton­nen schwer, lässt er sich mit ein paar kräf­tigen Armen zum leich­ten Schau­keln bringen.

Wackelnder Wacker

… auf der Land­karte …
(© Lan­des­amt für Ver­mes­sung und Geo­in­for­ma­tion Bay­ern 2006)

Eine beein­dru­ckende Erschei­nung in mär­chen­haf­ter Umgebung!

Wackelnder Wacker

… und von Nordwesten

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