Fred’s Pencils
Sehr lesenswert ist das noch recht neue Weblog „Fred’s Pencils“, dessen Betreiber nach eigenen Angaben mehr als 30 Jahre lang Bleistifte gesammelt hat und nun aus dem Vollen schöpfen kann. Nicht nur die thematische Sortierung und die lockeren Texte gefallen mir, und so bin ich auf die weiteren Beiträge gespannt!
Das Beste für jeden Zweck
Nicht viele Worte machten L. & C. Hardtmuth in dieser nur 109 × 48 mm kleinen und gut 100 Jahre alten Anzeige.
Der grafische Aufwand indes war größer: Ein Bleistift durchdrang perspektivisch unmöglich die dreidimensionalen Buchstaben und erinnert heute an die Werke des niederländischen Künstlers M.C. Escher.
Der genaue Blick zeigt, dass hier alles von Hand gezeichnet wurde.
Für mich eine kleine Kostbarkeit!
Fingerzeig
Bei einem Umzug findet man ja bekanntlich Dinge, die man in den zehn Jahren davor nicht vermisst hat. Als bekennender Poly-Sammler habe ich da eine große Auswahl, und so stieß ich kürzlich auf einen Karton mit alter Technik, darunter Taschenrechner mit Handbüchern sowie Handbücher ohne Taschenrechner. Unter ersteren befand sich auch der TI-59, in dessen Handbuch („Individuelles programmieren”, 1977/1979) mir dieses Symbol auffiel.
Es ist 14 × 14 mm groß, kennzeichnet das Kapitel zur Programmierung und gefällt mir.
Rüssel und Radierer (4)
Offenbar hat es sich herumgetrötet, dass ich den gemütlichen Dickhäutern gewogen bin, vor allem dann, wenn sie als Radierer auftreten: Es hat nicht lange gedauert, bis vier weitere Vertreter dieser speziellen Gattung vorstellig wurden – Vorhang auf!
Die weite Reise aus dem fernen Japan nicht gescheut hat dieser liebenswürdige Gefährte, der als Mitglied der großen Familie IWAKO eine kaum zu überschauende Zahl naher und entfernter Verwandter hinter sich weiß. In Kinderhand fühlt er sich am wohlsten, und da er vor seinem ersten Einsatz eine einfache Montage erfordert, nimmt er mir den Spitznamen „Billy“ sicher nicht übel.
Es ist mir eine außerordentliche Freude, ein echtes Schwergewicht des Showgeschäfts in unserer illustren Runde begrüßen zu dürfen. Der immer in blau, mit typischem Getöse und schlicht als „der Elefant“ auftretende Star erfreut sich besonders bei Kindern jeden Alters größter Beliebtheit und weiß stets durch pfiffige Ideen und überraschende Aktionen zu überzeugen.
Der dritte Gast kann heute leider nicht persönlich anwesend sein und verweist stattdessen auf sein (zugegebenermaßen nicht mehr ganz so aktuelles) Konterfei in der 20. Ausgabe des Hauptkataloges der Gebrüder Wichmann aus dem Jahr 1940. Ich bedaure sehr, dass er verhindert ist und hoffe trotz seines etwas grimmigen Blicks auf ein Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt.
Kastenförmig und kompakt kommt dieser Kollege daher, dessen große blaue Ohren ebenso flach anliegen wie sein schlanker Rüssel. Eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten – das gefällt mir!
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Hölzerner Kumpel
Ausgefallen: Der „Eddy Pencil“ („Wirbel-Bleistift”) aus der „Woody Pal“-Serie der Kirin Pencil Co. aus Japan.
Der runde, klarlackierte Bleistift trägt auf einer Länge von etwa zehn Zentimetern eine spiralförmige Nut, die ihn ziert und griffig macht.
Die beiden verfügbaren Härtegrade B und 2B sind durch eine silberne bzw. goldene Stirnkappe gekennzeichnet.
Material- und Verarbeitungsqualität sind gut, die Minen jedoch vergleichsweise weich; ein leichtes Krümeln der Mine trübt die Freude am ansonsten attraktiven Bleistift. Die erfreulich starke Schwärzung geht auf Kosten der Radierbarkeit.
Unterm Strich ist der „Eddie Pencil“ nicht nur eine nette Abwechslung, sondern auch alltagstauglich.
Pica-Dry
Ein ganz besonderes Schreibgerät ist der Tieflochmarker Pica-Dry von PICA-Marker aus dem fränkischen Kirchehrenbach.
Der Spezialstift im Polypropylen-Köcher mit stabilem Clip ist in schwarz und signalgrün gehalten und fällt so auch im größten Durcheinander auf1.
Der eigentliche Schreiber hat einen knapp 13 mm dicken Schaft aus ABS und eine gut 40 mm lange Edelstahl-Minenführung mit einem Durchmesser von 5,6 mm. Er sitzt sicher im Köcher und kann so nicht herausfallen.
Ein Druck auf die Kappe transportiert die 12,5 mm lange und 2,8 mm dicke Mine um 2 mm.
Die bruchstabile Graphitmine hat eine saubere, sparsame Abgabe und ist wirklich universell – ich konnte keine Fläche finden, auf der sie nicht schreiben wollte2. Radieren lässt sie sich nur unvollständig, doch dafür ist sie auf glatten Flächen rückstandsfrei abwischbar.
Der Pica-Dry wird wie ein herkömmlicher Druckbleistift nachgefüllt, nimmt aber lediglich eine Mine auf.
Das Messer des im Köcher integrierten Spitzers ist mit einer Torx-Schraube (!) befestigt und bringt die Mine rasch in Form.
Der Pica-Dry wird von LYRA vertrieben und kostet mit einer Mine etwa 12 Euro. Neben der schwarzen gibt es noch rote und gelbe Minen, die ebenfalls wasserlöslich sind, sowie wasserstrahlfeste in Grün, Blau und Weiß3. Ein Set mit acht Minen kommt für unter 5 Euro in den Handel.
Ich habe den Pica-Dry erst seit wenigen Tagen, doch in diesen hat er mir bereits gute Dienste geleistet; Nachteile sind mir bis jetzt nicht aufgefallen.
Vielen Dank an Herrn Fischer für den Pica-Dry!
Nachtrag vom 18.6.19: Der grüne Köcher des Pica-Dry besteht seit etwa zwei Jahren nicht mehr aus Polypropylen, sondern aus POM (Polyoxymethylen). POM ist formstabiler als PP und fast ermüdungsfrei, wodurch der Clip sehr lange unter hoher Spannung bleibt und auch nach Jahren sicher funktioniert. Zudem hält dieser Kunststoff das Messer sehr lange an der richtigen Position, wodurch die Funktion des Spitzers für viele Jahre gewährleistet ist. Zusätzlich wurde die Spritzgussform modifziert und eine zusätzliche Positionierungsnase integriert, die ein Verrutschen des Messers nahezu unmöglich macht. – Die Stifte von Pica werden seit 2014 nicht mehr über LYRA, sondern direkt vertrieben.
- Eigenhändig getestet.↩
- Nicht getestet habe ich Flächen, die man generell nicht beschriftet, wie z. B. die von Spiegeleiern.↩
- Diese wurden auf der letzten Paperworld vorgestellt.↩
Der Super-Bleistift
Kurz und stumpf – zwei Nachteile des Bleistifts, die so mancher Unternehmer mit Erfindergeist anging. Einer davon war Erwin Kreuzer, der mit seinem „BLIFT“ (BLeistIFT) 1973 den Bleistiftmarkt beleben wollte1. Kreuzer war jedoch nicht nur unter eigenem Namen aktiv, sondern auch als OEM, und so kam es zum „Ultra Pen“2 von Geha3.
Der „Ultra Pen“ wurde ebenso wie der BLIFT im Spritzguß gefertigt und bestand aus fünf Teilen: Gehäuse, Minenführung, Drahtspirale, Mine und Drehknopf.
Dieses Muster-Set zeigt die Varianten des nur mit grünem Schaft erhältlichen Stifts. Neben den Härtegraden B, HB, H und 3H mit 0,5 mm dicker Mine und Metall-Minenführungsröhrchen gab es noch eine einfachere Ausführung in HB mit 0,9-mm-Mine.
Der empfohlene Verkaufspreis des „Ultra Pen“ von 1,– DM lag über dem des BLIFT, der für 60 Pfennige zu haben war.
Die Mine wurde durch Drehen des farblich abgesetzten Knopfes transportiert und war nicht nachfüllbar. Drehte man den Knopf gegen den Uhrzeigersinn, ließ sich die Mine wieder hineindrücken.
Die Zielgruppe des „Ultra Pen“, dessen Prägedruck mich an Normschrift erinnert, waren technisch orientierte Nutzer, was man auch auf dem funktionell gestalteten Etui hervorhob.
Gerne hätte ich noch etwas zu den verwendeten Fonts gesagt, aber leider konnte ich sie nicht identifizieren.
Wie lange es den „Ultra Pen“ gab, weiß ich nicht, doch die Produktion des BLIFT wurde 1978 eingestellt. Als Roteck in Düren 1985 die Firma Kreuzer übernahm, gab es den BLIFT für kurze Zeit erneut, bis Pelikan 1987 Kreuzer kaufte und die Marke 1989 aufgab.
- Ob ihm das tatsächlich gelungen ist, kann ich nicht sagen, doch zumindest mich hat der BLIFT anhaltend belebt.↩
- Warum man sich für „Pen“ und nicht korrekterweise für „Pencil“ entschieden hat, ist mir unklar. – Die Marke „Geha-Ultra Pen“ wurde im September 1973 eingetragen und im Januar 2013 gelöscht.↩
- Geha war zu dieser Zeit noch selbständig in Hannover tätig; seit 1989 gehört das Unternehmen zu Pelikan.↩