Zeitzeuge

Hun­dert­pro­zen­tig sicher bin ich mir nicht, doch es sieht so aus, als trage die­ser Dosenpit­zer von Dahle Spu­ren der deut­schen Wie­der­ver­ei­ni­gung, die sich kürz­lich zum 20. Mal jährte.

Dosenpitzer Dahle 53463

Der genaue Blick auf den Boden des trans­pa­ren­ten Teils zeigt eine kleine Auf­fäl­lig­keit bei der in die Spritz­guss­form ein­ge­brach­ten Angabe des Herkunftslandes:

Dosenpitzer Dahle 53463 (Unterseite)

Ich ver­mute, dass man den West-Teil des Schrift­zugs („W“) aus dem Werk­zeug ent­fernt hat und daher an die­ser Stelle nur noch ein fla­ches Qua­drat sieht (und somit die alte Form im ver­ein­ten Land wei­ter­be­nut­zen kann). – Der Spit­zer selbst ist ist übri­gens sehr gut und mit einer Span­di­cke von 0,26 mm auch recht sparsam.

Nach­trag vom 13.12.09: Die Dahle Büro­tech­nik GmbH hat mir bereits vor einer Weile mit­ge­teilt, dass das Stanz­werk­zeug auf­grund der Wie­der­ver­ei­ni­gung geän­dert wurde und damit meine Ver­mu­tung bestä­tigt (wann diese Ände­rung statt­fand, lässt sich jedoch nicht mehr ermit­teln). Danke an Dahle für diese Information!

MARS vs. MARS

Den holz­ge­fass­ten und den metall­ge­hal­ter­ten MARS-LUMOGRAPH 2886 stellte die J.S. STAEDTLER Inc. mit Sitz in Hacken­sack, New Jer­sey (USA), in die­ser ele­gant kolo­rier­ten Schwarzweiß-Anzeige gegen­über und ver­sprach den Lesern der Zeit­schrift „Archi­tec­tu­ral Record“ im Mai 1960, mit bei­den das Beste zu bekommen.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1960)

Neben den ver­trau­ten Pro­duk­ten bewarb der Text auch den Blei­stift „Mars Dura­lar“, der in den fünf Här­te­gra­den K1 bis K5 erhält­lich und für das Zeich­nen auf PET-Folie gedacht war. Diese dün­nen Folien, die Anfang der 1950er Jahre unter den Mar­ken­na­men „Hosta­phlon“ und „Mylar“ auf den Markt kamen, waren äußerst maß­hal­tig, trans­pa­rent und halt­bar. Da jedoch her­kömm­li­che Blei­stifte auf die­sem Mate­rial schmier­ten, nutzte man neben Tusche spe­zi­elle Poly­mer­mi­nen, die zudem den Vor­teil der sehr guten Radier­bar­keit boten. Die zu beschrei­bende Seite der Folie war leicht auf­ge­rauht und recht emp­find­lich; bereits kleine Beschä­di­gun­gen beim Radie­ren oder geringe Ver­schmut­zun­gen mit Fett oder Öl mach­ten die Ober­flä­che abwei­send und damit unbrauchbar.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1960)   Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1960)

Eben­falls Erwäh­nung fand der MARS-LUMOCHGROM, dem auch eigene Anzei­gen gewid­met waren; eine davon gibt es hier und eine wei­tere folgt in Kürze.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1960)

Pentel P205 mit Pep

Zum Klas­si­ker Pen­tel P205, der schon fast den Arche­typ des Druck­blei­stifts dar­stellt, muss man wohl nichts mehr sagen – die­ses solide Arbeits­ge­rät ist seit ein paar Jahr­zehn­ten auf dem Markt und erfreut sich zu Recht größ­ter Beliebt­heit. Wer sich jedoch bis­her von den nicht gerade spek­ta­ku­lä­ren Far­ben die­ses Stifts vom Kauf abhal­ten ließ und auch nicht zu Umbau­ten wie z. B. dem edel­höl­zer­nen von „Turn of the Cen­tury“ grei­fen wollte, könnte Gefal­len an der „Limi­ted Edi­tion“ finden.

Pentel P205 Limited Edition

In rot, blau, grün und schwarz mar­mo­riert erhält­lich sorgt der P205M für eine wohl­tu­ende, flotte Alter­na­tive zum Einer­lei nicht nur auf dem Schreib­tisch und bie­tet mit 6,30 USD (ca. 4,20 Euro) ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. – Ob es die­sen Druck­blei­stift noch mit ande­ren Minen­durch­mes­sern und viel­leicht sogar hier­zu­lande geben wird, konnte ich nicht in Erfah­rung bringen.

Danke an Jeremy von Pen­cils 11 für seine Hilfe bei der Beschaf­fung des P205M Limi­ted Edition!

Ein kleines Kamel

Ja, sind wir denn hier im Zoo? Erst ein Alli­ga­tor, dann einen Dra­chen (von wegen „es gibt keine Dra­chen“), danach ein paar Ele­fan­ten und jetzt ein Kamel – na, ich will mal nicht so sein und auch die­ses noch durchs Nadel­öhr Web­log tram­peln las­sen, begeg­net man einem sol­chen Pracht­ex­em­plar doch wirk­lich nicht alle Tage.

STAEDTLER 1255 CAMEL

Aber genug der Albern­hei­ten und statt­des­sen ein paar Worte zu dem alten Blei­stift 1255 von STAEDTLER, den ich natür­lich haupt­säch­lich wegen des klei­nen Kamels zeige.

STAEDTLER 1255 CAMEL

Schlicht und mit­tels eines gold­far­be­nen Prä­ge­drucks nur mit den nötigs­ten Infor­ma­tio­nen ver­se­hen erfreut der Blei­stift außer durch das kleine Kamel mit einer zwei­far­bi­gen, auf die dun­kel­grüne Lackie­rung des Stifts her­vor­ra­gend abge­stimm­ten Tauch­kappe, die, wie ein genauer Blick mit einer Fünffach-Lupe zeigt, abschlie­ßend mit Klar­lack über­zo­gen wurde, einem qua­li­tät­s­tif­ten­den und auch heute noch bei STAEDTLER übli­chen Ver­fah­ren. – NB: Der Vier­tel­mond wurde 1887 als Mar­ken­zei­chen ein­ge­tra­gen und bis in die 1950er Jahre benutzt; wie lange das kleine Kamel hier­zu­lande anzu­tref­fen war, weiß ich lei­der nicht.

STAEDTLER 1255 CAMEL

Trotz der sicher vie­len Jahr­zehnte, die der CAMEL auf den Höckern hat, befin­det sich der Blei­stift in einem sehr guten Zustand. Er ist gerade, sein Lack ohne Abplat­zun­gen und der Auf­druck mit dem klei­nen Kamel zeigt keine Spur der Alte­rung. – Die 1935 ein­ge­tra­gene Wort­marke wird mei­nes Wis­sens nur noch beim gleich­na­mi­gen Blei­stift von STAEDTLER Thai­land genutzt, eben­falls mit einem klei­nen Kamel; wie sich die bei­den Tiere im Detail unter­schei­den, konnte ich man­gels des thai­län­di­schen Stifts bis jetzt lei­der nicht ermitteln.

STAEDTLER 1255 CAMEL

Habe ich eigent­lich schon das kleine Kamel erwähnt?

Kurz notiert

Unter dem schlich­ten Titel „Blei­stift“ ist vor weni­gen Tagen ein neues Web­log über Blei- und andere Stifte ange­tre­ten, die an Schreib­ge­rä­ten Inter­es­sier­ten in der vir­tu­el­len Welt mit Infor­ma­tio­nen und Erfah­run­gen zu ver­sor­gen. Der erste Bei­trag beschäf­tigt sich mit dem unge­wöhn­li­chen Druck­blei­stift Kuru Toga von Mitsubishi/uni und geht dabei nicht nur detail­liert auf den Stift selbst ein, son­dern auch auf seine Ver­pa­ckung und – beson­ders inter­es­sant – des­sen Gebrauch mit dem west­li­chen Schrift­sys­tem. Ein bemer­kens­wer­ter Auf­takt, und ich bin sehr gespannt auf das, was noch kommt!

Stilecht bechern

Da ich nicht alle Tas­sen noch Platz im Schrank habe, konnte ich die­sen äußerst deko­ra­ti­ven Hen­kel­be­cher mit Deckel unmög­lich in der Elek­tro­bucht an mir vor­bei­schwim­men lassen.

Henkelbecher mit Deckel von Marks & Spencer

Das in China für die eng­li­sche Waren­haus­kette Marks & Spen­cer her­ge­stellte Trink­ge­fäß ist acht­eckig, ohne Deckel 90 mm hoch, spül­ma­schi­nen­fest, mikro­wel­len­ge­eig­net und fasst 260 ml Kaf­fee, Tee oder einer ande­ren lecke­ren Flüssigkeit.

Henkelbecher mit Deckel von Marks & Spencer

Ich werde die­sen ebenso prak­ti­schen wie attrak­ti­ven Gegen­stand des täg­li­chen Gebrauchs jetzt mit einem schmack­haf­ten Heiß­ge­tränk auf Basis der bei Kaf­fee Wacker feil­ge­hal­te­nen Boh­nen fül­len und mit die­sem mun­ter­ge­macht in die neue Woche durchstarten.

Henkelbecher mit Deckel von Marks & Spencer

Ein besserer Bleistift

Die inter­es­sante Geschichte der Schreib­ge­räte und ihres Gebrauchs aus dem Blick­win­kel der digi­ta­len Revo­lu­tion prä­sen­tiert Den­nis Baron in sei­nem Buch „A Bet­ter Pen­cil: Rea­ders, Wri­ters, and the Digi­tal Revo­lu­tion“, erschie­nen vor weni­gen Wochen bei Oxford Uni­ver­sity Press.

Par­al­lel zur tech­ni­schen Ent­wick­lung von den Anfän­gen der Schrift bis hin zur schrift­li­chen Kom­mu­ni­ka­tion über das Inter­net beschreibt Baron auch die Ängste und Wider­stände, die jede Neue­rung beglei­tet haben, selbst wenn sie so klein waren wie z. B. der Radier­gummi am Ende des Blei­stifts. So warnte Plato 500 v. Chr. davor, dass die Ver­schrift­li­chung das Erin­ne­rungs­ver­mö­gen beein­träch­tigt, der als „Unab­om­ber“ bekannte Ted Kac­zyn­ski sorgte 18 Jahre lang für Ter­ror gegen die­je­ni­gen, die er für die von ihm ver­hasste, tech­ni­sierte Welt ver­ant­wort­lich hielt, und der Neo-Luddit Kirk­pa­trick Sale zer­trüm­merte 1995 in bes­ter Tra­di­tion vor gro­ßem Publi­kum einen Com­pu­ter. Plato jedoch betrach­tete die Schrift nur als Merk­hilfe, nicht als Mit­tel der Ver­stän­di­gung, und Ted Kac­zyn­ski ließ sein Mani­fest durch eine große Zei­tung ver­kün­den und bediente sich somit des­sen, was er bekämpfte.

Teil­neh­mer eines Kur­ses des Autors schrie­ben in Knet­masse und konn­ten so die Arbeit der­je­ni­gen nach­emp­fin­den, die 4000 Jahre zuvor ihre Zei­chen in Lehm ein­brach­ten; die dabei auf­tre­ten­den Pro­bleme sowie die (nicht nur hier ange­spro­chene) Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Werk­zeug, Form und Inhalt legt Baron ebenso leben­dig dar wie die wech­sel­volle und sehr holp­rige Ent­wick­lung der com­pu­ter­ge­stütz­ten Text­ver­ar­bei­tung, bei der man erst recht spät an den Nut­zer als Schrei­ber dachte. 

Das Kapi­tel über den Blei­stift hält u. a. bemer­kens­werte Details über Henry David Tho­reau parat, und ein ande­res schaut auf unsere Mit­tel und Wege, erst hand­schrift­li­chem, dann gedruck­tem und schließ­lich com­pu­ter­ge­nerier­tem Text zu ver­trauen. – Die nega­tive, gar apo­ka­lyp­ti­sche Sicht auf E-Mail, Instant Mes­sa­ging, Face­book und ähn­li­chem teilt der Autor nicht, ist sich aber der pro­ble­ma­ti­schen Aspekte die­ser Tech­ni­ken durch­aus bewusst. Der Befürch­tung, diese wür­den das Ende der Spra­che, der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­künste, der sozia­len Bezie­hun­gen und damit letzt­end­lich das der Zivi­li­sa­tion bedeu­ten, hält er Ent­wick­lun­gen wie sol­che, die zu einer „Neti­quette“ führ­ten, entgegen.

Der ana­ly­ti­sche und humor­volle Stil des sehr kun­di­gen Autors, der immer wie­der plau­si­ble Argu­mente gegen den roman­ti­sie­ren­den, ver­klä­ren­den Umgang mit alter Tech­nik anführt, gefällt mir aus­ge­macht gut, auch wenn ich als zuwei­len irra­tio­na­ler Bleistift-Nutzer, Freund des Tran­szen­den­ten und laten­ter Lud­dit seine Ansich­ten nicht durch­ge­hend teile.

Das gebun­dene Buch ent­hält zahl­rei­che, z. T. unge­wöhn­li­che Schwarzweiß-Abbildungen, ein umfang­rei­ches Lite­ra­tur­ver­zeich­nis sowie ein Regis­ter und kos­tet knapp 18 Euro.

Danke an Viola für den Hin­weis auf „A Bet­ter Pencil“!

Licht und Farbe (1)

Den Zei­chen­farb­stift MARS-LUMOCHROM bewarb diese gut 50 Jahre alte Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. in Hacken­sack, New Jer­sey (USA). Die auf­ge­führ­ten Eigen­schaf­ten des in 24 Far­ben erhält­li­chen Stifts beein­dru­cken: Er ist licht­echt, wisch- und was­ser­fest, sehr gut radier­bar, hat eine bruch­sta­bile Spitze und ist per­fekt repro­du­zier­bar (letz­te­res bezog sich wohl auf die für Licht­pau­sen idea­ler­weise hohe Licht­ab­sorp­tion; auch die Illus­tra­tion spricht dafür).

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

An dem Stift im alten Design mit Vier­tel­mond, dem Sym­bol für den Pla­ne­ten Mars und seine bei­den Monde fällt sofort die aus heu­ti­ger Sicht sehr unge­wöhn­li­che Spitze auf, die mög­li­cher­weise mit dem hier auch genann­ten „Draftsman’s Pen­cil Shar­pe­ner“ ange­bracht wurde (eine andere Anzeige aus der glei­chen Zeit lässt ver­mu­ten, dass diese Spit­zen­form damals keine Beson­der­heit war). Merk­wür­dig zumin­dest in mei­nen Augen ist die Abkür­zung „DRP“, denn sie ver­weist auf eine Ein­tra­gung beim Reichs­pa­tent­amt, das jedoch bereits 1945 seine Tätig­keit ein­ge­stellt hat.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Wie lange es den MARS-LUMOCHROM, des­sen Name von 1953 bis 2003 geschützt war, gab, weiß ich nicht. Außer der holz­ge­fass­ten Vari­ante waren spä­ter auch 2-mm-Farbminen mit die­sem Namen im Pro­gramm des Her­stel­lers, doch diese sind inzwi­schen eben­falls fast ver­schwun­den und nur noch sel­ten als Rest­be­stände anzu­tref­fen. – Gerne hätte ich mal eine mit dem MARS-LUMOCHROM erstellte Zeich­nung gese­hen oder gar die­sen Farb­stift benutzt.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

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