Der Bleistift im Buch

Bereits seit län­ge­rem habe ich eine Lite­ra­tur­liste zu Blei­stif­ten und dem gan­zen Drum­herum in Arbeit, wobei ich mir die Frei­heit genom­men habe, das Spek­trum recht weit zu fas­sen. Nun bin ich in mei­nem jugend­li­chen Leicht­sinn davon aus­ge­gan­gen, die ein­zel­nen Titel die­ser Liste mit über­schau­ba­rem Zeit­auf­wand detail­liert kom­men­tie­ren zu kön­nen, auf dass meine werte Leser­schaft mög­lichst viel von ihr pro­fi­tiere – doch weit gefehlt: Bis jetzt ist es mir noch nicht ein­mal gelun­gen, alle auf­ge­führ­ten Bücher voll­stän­dig zu lesen, so dass an eine Kom­men­tie­rung, erst recht an eine gründ­li­che, in abseh­ba­rer Zeit nicht zu den­ken ist.

Damit diese Auf­stel­lung nicht län­ger als digi­ta­ler Ent­wurf im Ver­bor­ge­nen ruht, gebe ich sie mit nur knap­pen und lücken­haf­ten Anmer­kun­gen her­aus. Wer Fra­gen zu den Titeln hat, möge diese in einem Kom­men­tar stel­len. – Die Liste werde ich kon­ti­nu­ier­lich pfle­gen; über Ergän­zun­gen und Kor­rek­tu­ren freue ich mich.

Ergän­zung vom 12.2.21: Die Liste ist jetzt hier zu finden.

Im Dienst der Ordnung

Reklamemarke der Leitz-Ordner-Fabrik

Als der 1848 gebo­rene Hand­wer­ker Louis L. Leitz 1871 in Stuttgart-Feuerbach eine kleine Werk­statt grün­dete und dort mit nur zwei Mit­ar­bei­tern die Fer­ti­gung von Metall­tei­len für Ord­nungs­mit­tel auf­nahm, ahnte er noch nicht, wel­che Revo­lu­tion er ein Vier­tel­jahr­hun­dert spä­ter aus­lö­sen sollte, denn seine Suche nach einer Alter­na­tive zur damals übli­chen star­ren Ablage von Schrift­stü­cken führte im Jahr 1896 zur Erfin­dung des – patent­amt­lich kor­rekt for­mu­liert – „Brief­ord­ners mit Hebel­me­cha­nis­mus“. Die­ser nach wie vor äußerst popu­läre „Leitz-Ordner“ mit den bei­den Bügeln und der Klemm­spange mit Drü­cker erlaubte erst­mals die fle­xi­ble Ablage von Papie­ren, die nun buch­ähn­lich auf­be­wahrt, sau­ber umge­legt sowie an belie­bi­ger Stelle ein­ge­legt und ent­nom­men wer­den konn­ten. Ab 1901 trug der Rücken der zunächst nur in schwarz-grau ange­bo­te­nen Ord­nungs­hilfe den Namen sei­nes Schöp­fers in der klas­si­schen und inzwi­schen ver­schwun­de­nen „Pin­sel­schrift“, und 1911 erfuhr das prak­ti­sche Büro-Utensil seine wohl größte Ände­rung: Ein metall­ge­fass­tes Griff­loch machte fortan die kom­for­ta­ble Ent­nahme des Leitz-Ordners aus dem Regal mög­lich. Eine wei­tere Ver­bes­se­rung wurde dem Inbild der Ablage durch eine Idee Erich Krauts zuteil, der, sei­ner Erblin­dung im Ers­ten Welt­krieg zum Trotz, die Ord­ner­fa­brik ELBA in Wup­per­tal auf­baute. Er brachte in den Deckel des Ord­ners zwei eben­falls mit Metall ein­ge­fasste Löcher ein, durch die die Bügel her­aus­ra­gen konn­ten und ihn somit kom­pak­ter und stand­fes­ter mach­ten. – Die gezeigte, 60 × 45 mm große Rekla­me­marke stammt wahr­schein­lich noch aus der Zeit vor Ein­füh­rung des Grifflochs.

Spiel am Sonntag

In ihrem her­vor­ra­gen­den Buch „Living Out Loud – Acti­vi­ties to Fuel a Crea­tive Life“ gibt die Autorin und Illus­tra­to­rin Keri Smith zahl­rei­che inter­es­sante Anre­gun­gen und auch kon­krete Anlei­tun­gen zum krea­ti­ven (Aus-)Leben. Ich mag ihren Stil sehr, ebenso ihre Art, sich die Umwelt und all­täg­li­che Dinge zu erschlie­ßen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen.

Unter dem Stich­wort „Ori­gi­na­li­tät“ zitiert sie einen frü­he­ren Leh­rer und eine Auf­gabe von ihm:

Write down as many uses as you can think of for a pencil.

Wei­ter schreibt sie:

Try to get to 100.

Oha! Na, ich mach‘ mal einen Anfang:

  1. Schreib- und Zei­chen­ge­rät (bestim­mungs­ge­mä­ßer Gebrauch)
  2. Ess­stäb­chen
  3. Lineal
  4. Hilfe zum Krat­zen auf dem Rücken
  5. Trom­mel­stock
  6. Mate­rial für ein Kunstobjekt
  7. Beiß­holz
  8. Lese­zei­chen
  9. Rühr­stab
  10. Achse für Waage (z. B. mit Lineal)
  11. Wer­be­trä­ger
  12. Sam­mel­ob­jekt
  13. Tausch­ge­gen­stand
  14. Hilfs­mit­tel zum Straf­fen des Ban­des in einer Audiokassette
  15. Feu­er­holz
  16. Tür­fest­stel­ler
  17. Wurf­ge­schoss
  18. Aus­stel­lungs­ob­jekt
  19. Takt­stock
  20. Siche­rung der Hochsteckfrisur
  21. Pflanz­holz
  22. Hilfe zum Blät­tern (nur Blei­stifte mit Radierer)
  23. Wegweiser/Richtungszeiger
  24. Wähl­hilfe beim Wählscheibentelefon
  25. Zei­ge­stock
  26. Erken­nungs­merk­mal
  27. For­schungs­ob­jekt in der Technik- und Kulturgeschichte
  28. Locher-Ersatz
  29. Schmuck­stück (z. B. Stum­mel als Brosche)
  30. Hilfs­mit­tel zur Ver­schlüs­se­lung (Sky­tala; nur Blei­stifte unge­wöhn­li­chen Durchmessers)
  31. Stab für Sonnenuhr
  32. Zah­lungs­mit­tel
  33. Gesprächs­aus­lö­ser
  34. Han­dels­ware
  35. Ver­schluss eines geeig­ne­ten Etuis
  36. Sport­ge­rät (Weit­wurf, Spinning)
  37. Maßstab/Lehre
  38. Stich­waffe
  39. Kerb­holz
  40. Wickel­kern (z. B. für Kordel)

Was könnte man die­ser Liste noch hinzufügen?

Notiz-Knirps

Platz nicht nur für große Ideen, son­dern auch in der kleins­ten Tasche hat die­ses win­zige Notiz­buch im For­mat A8 des nie­der­län­di­schen Anbie­ters Pre­sign.

A8-Notizbuch von Presign

Trotz sei­ner gerin­gen Abmes­sun­gen von gerade ein­mal 76 × 59 × 15 mm bie­tet das 45 g leichte Büch­lein mit Faden­hef­tung, Lese­zei­chen­band, Ver­schluss­gummi und klas­si­schem Ein­band alle ver­trau­ten Merk­male der gro­ßen Brü­der (die auf der Ver­pa­ckung ange­deu­tete Falt­ta­sche im Ein­band konnte ich bei mei­nem Exem­plar jedoch nicht finden).

A8-Notizbuch von Presign

Die 192 linier­ten und an zwei Ecken abgrun­de­ten Sei­ten aus glat­tem Papier der übli­chen Gram­ma­tur von 80 g las­sen sich über­ra­schend kom­for­ta­bel blät­tern und beschrei­ben, so dass einer krea­ti­ven Nut­zung der ins­ge­samt 0,75 Qua­drat­me­ter nichts im Wege steht.

A8-Notizbuch von Presign

Das gut ver­ar­bei­tete A8-Notizbuch wird mit Papier­ban­de­role in schüt­zen­der Klar­sicht­fo­lie für etwa 1,50 Euro angeboten.

Maped Technic 600

Zunächst nur ein Zufalls­fund, dann aber eine kleine Ent­de­ckung war der Radie­rer „Tech­nic 600“ des fran­zö­si­schen Her­stel­lers Maped, der ihn in der Rubrik „Tech­ni­cal draf­ting“ führt und mit „Era­sers desi­gned for opti­mum effi­ci­ency“ bewirbt.

Maped Technic 600

Er ist 61 × 21 × 12 mm groß, knapp 25 g schwer und kommt im funk­tio­nell gestal­te­ten Papp­schu­ber sowie mit Klar­sicht­fo­lie geschützt bereits für etwa 20 Euro-Cent in die Hände all jener Blei­schrei­ber, die sau­ber radie­ren wol­len. – Übri­gens wur­den hier mit der Euro­stile (Aldo Nova­rese, 1962; „600“) und der Ser­pen­tine (Dick Jen­sen, 1972; „Tech­nic“) gleich zwei nach wie vor sehr popu­läre, technisch-dynamische Display-Fonts ver­wen­det, und der Pfeil aus dem Dingbats-Zeichensatz von Her­mann Zapf (1978) passt mei­ner Ansicht nach sehr gut dazu.

Maped Technic 600

In 13 Spra­chen und oben­drein mit Sym­bo­len infor­miert die Bedruckung der Hülle über die sau­bere Arbeits­weise des „Tech­nic 600“, wobei mich die For­mu­lie­rung „Löscht ohne Rück­stände“ schon etwas über­rascht hat. Doch der Her­stel­ler hat recht – das Teil putzt ordent­lich was weg, ohne sel­ber ein Rei­ni­gungs­kom­mando not­wen­dig zu machen.

Maped Technic 600

Fazit: Gut und günstig!

Rüssel und Radierer (1)

Ob klein und schwarz oder grau und groß, als schlan­ker Schat­ten­spen­der oder kul­tu­rel­ler Stütz­pfei­ler – den lie­bens­wür­di­gen und in zahl­rei­chen Vari­an­ten auf­tre­ten­den Rüs­sel­tie­ren fühle ich mich nicht nur als lang­jäh­ri­ger Bür­ger Rüs­sels­heims aufs Engste ver­bun­den, und so ist es mir ein sehr gro­ßes Ver­gnü­gen, hier und heute gleich drei wei­te­ren gemüt­li­chen, gedächt­nis­star­ken und zudem gegen den Gra­phit antre­ten­den Dick­häu­tern sowohl Aus­lauf als auch die ver­diente Auf­merk­sam­keit ver­schaf­fen zu dürfen.

Radiergummi 300/40 von Koh-I-Noor

Aus dem Gehege des tra­di­ti­ons­rei­chen und in Tsche­chien ansäs­si­gen Her­stel­lers Koh-I-Noor stammt der erste aus dem Trio. Schlicht mit „300/40“ benannt macht er dem Gra­phit den Gar­aus, und was dem mit 8 × 23 × 37 mm recht klei­nen Kerl an kör­per­li­cher Größe fehlt, gleicht er durch den Ein­satz des ihm bei­gege­be­nen Schleif­mit­tels mehr als aus.

Reklamemarke von Ferd. Marx & Co.

Groß und weich war der Radier­gummi „Ele­fant“, für den sein Erzeu­ger Ferd. Marx & Co. in Han­no­ver vor etwa 90 Jah­ren mit die­ser attrak­ti­ven Rekla­me­marke warb. Eine impo­sante Gestalt, mit der sich wohl selbst ein har­ter Blei­stift nur äußerst ungern ange­legt hätte!

Beweglicher Elefanten-Radierer von Brunnen

Die­ser elas­ti­sche, 35 mm große Akro­bat schwingt im Rah­men der Aktion „Fans of Earth“ des Anbie­ters Brun­nen seine Hufe und nimmt mit sei­ner hohen Gelen­kig­keit zwei­fel­los eine Son­der­stel­lung unter den gerüs­sel­ten Radie­rern ein. Woher jedoch sein über­rasch­ter Blick her­rührt, wollte er mir bis­her nicht verraten.

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