Farbstifte

Markiges Marketing (22)

Markiges Marketing (22)

Für die Post­stifte der Schlüssel-Bleistift-Fabrik J.J. Reh­bach warb diese 39 × 60 mm große und min­des­tens 85 Jahre alte Rekla­me­marke. – Die Schlüssel-Bleistift-Fabrik J.J. Reh­bach wurde 1821 gegrün­det und ging 1934 in Kon­kurs; danach wurde sie unter dem Namen J.J. Reh­bach bis Mitte der 1970er Jahre weitergeführt.

Als „Post­stifte“ wur­den Farb­stifte meist grö­ße­ren Durch­mes­sers bezeich­net, doch mög­li­cher­weise hat­ten diese Stifte nur wenig mit der Post zu tun. In einem nie ver­öf­fent­lich­ten ABC von Schwan-Stabilo hieß es 1955:

Post­stift – eine alte Sor­ten­be­zeich­nung, die noch heute ange­wandt wird. Es han­delte sich nor­ma­ler­weise um einen far­bi­gen, nicht kopier­fä­hi­gen Stift, des­sen Kern und des­sen Fas­sung gewöhnn­lich stär­ker als nor­mal sind. Er wird zum Beschrei­ben von Ver­pa­ckungs­pa­pier, Pappe, Akten­de­ckeln und ähn­li­chem gebraucht. Oft ist des­halb auch die Rede von Maga­zin­stif­ten und Bürofarbstiften.

Auch das Ord­bog over det danske sprog (Wör­ter­buch der däni­schen Spra­che) führte 1936 „Post­stift“ als Fach­be­griff des Han­dels und als eine andere Bezeich­nung für einen roten und blauen Farb­stift auf, der urspüng­lich mit einem Post­horn gekenn­zeich­net wurde.

Ich wüsste gerne, woher der Begriff „Post­stift“ stammt!

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Rot und Blau (2)

Meine Recher­che zum Rot-Blau-Stift geht lang­sam voran. Das Museum für Kom­mu­ni­ka­tion (ehe­mals Post­mu­seum) in Frankfurt/Main hat in sei­nem Archiv zahl­rei­che alte Dienst­an­wei­sun­gen der Post, die auch Anga­ben zur Ver­wen­dung des Rot-Blau-Stifts ent­hal­ten könn­ten. Ich habe die Mög­lich­keit eines Recher­che­auf­trags genutzt und bin auf das Ergeb­nis gespannt.

Rot und Blau

In der Arti­kel­be­schrei­bung zum Rot-Blau-Stift Koh-I-Noor Blue Star schreibt der Anbie­ter Manu­fac­tum:

Der Koh-i-Noor Blue Star wurde ursprüng­lich – und das seit 1909 – als „Post­stift“ angeboten.

Ich habe bei Manu­fac­tum nach der Quelle für diese Jah­res­zahl ange­fragt; eine Ant­wort steht noch aus.

Rot und Blau

In dem sehr inter­es­san­ten Buch „Ich hör‘ dich schrei­ben. Eine lite­ra­ri­sche Geschichte der Schreib­ge­räte“ von Eve­lyne Polt-Heinzl, erschie­nen 2007 bei Son­der­zahl, heißt es:

Farb­ver­wandt mit dem alten Schul­ra­die­rer ist der Rot-Blau-Stift, der 1909 als „Post­stift“ das Licht der Welt erblickte und sich offen­bar rasch euro­pa­weit verbreitete.

Ich habe die Autorin bereits vor einer Weile ange­schrie­ben und eben­falls nach der Quelle für diese Angabe gefragt, aber lei­der noch keine Ant­wort bekommen.

Rot und Blau

1909? Nein – den ers­ten Rot-Blau-Stift gab es schon viel frü­her. Dem­nächst mehr!1

Nach­trag vom 27.6.19: Von Dr. Eve­lyne Polt-Heinzl konnte ich erfah­ren, dass sie die Jah­res­zahl 1909 einer Fest­schrift der Fa. Hardt­muth ent­nom­men hat.

Nach­trag vom 18.7.19: Manu­fac­tum hat mir mit­ge­teilt, dass man das Jahr 1909 vom Lie­fe­ran­ten Koh-I-Noor genannt bekom­men habe.

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  1. Der erste Cliff­han­ger in zwölf Jah­ren.

MARS=precision

Die Pro­dukte des MARS-Sortiments als Garant für Prä­zi­sion bewarb STAEDTLER Mitte der 1960er Jahre1 mit die­sem ewi­gen Wandkalender.

MARS=precision

Alles für das tech­ni­sche Zeich­nen ist ver­tre­ten: Tusche­zeich­ner Mars-7002, Fall­mi­nen­stift MARS-TECHNICO 48000, Farb­stift MARS-LUMOCHROM, Blei­stift MARS-LUMOGRAPH 2886 und ein Zir­kel mit Ver­län­ge­rungs­stange3.

MARS=precision

Der von Carl Ph. Schmidt in Kai­sers­lau­tern haupt­säch­lich aus Kar­ton gefer­tigte Kalen­der ist 30,5 × 26,5 cm groß, bemer­kens­wert gut erhal­ten und schmückt dem­nächst die Wand an mei­nem Schreibtisch.

  1. Der hier ver­wen­dete Mar­s­kopf wurde von 1963 bis 1973 benutzt, und mei­nes Wis­sens kehrte man 1963 die Rich­tung der Beschrif­tung um; 1967 kamen die drei­stel­li­gen Arti­kel­num­mern. – Mich über­rascht jedoch die weiße Prä­gung auf den holz­ge­fass­ten Stif­ten, denn soweit ich weiß, hat diese erst 1977 die gold­far­bene abge­löst.
  2. Die hier abge­bil­dete Vari­ante des Tusche­zeich­ners Mars-700 ist die erste, die noch die Kolbenfüllfederhalter-Mechanik des Vor­läu­fers Mars-500 hatte; 1968 kam die zweite, die mit Patro­nen arbei­tete. Danke an Hel­mut für diese Details! – Die aktu­elle Vari­ante ist der Mars matic 700.
  3. Also genau­ge­nom­men nicht alles – es feh­len u. a. Zei­chen­pa­pier oder -folie, Radie­rer und Minen­spit­zer.

Kurz notiert

  • Zum 50-jährigen Jubi­läum des Radie­rers „Mono“ gibt es vom japa­ni­schen Her­stel­ler Tom­bow ab dem 5. Juli ein Set, das vier unter­schied­li­che Designs die­ses Radie­rers und einen Anste­cker ver­eint; es soll 600 Yen (knapp 5 Euro) kosten.
  • Hin und wie­der ergänze oder kor­ri­giere ich ältere Bei­träge, so wie heute den zum Pica-Dry, bei dem es inter­es­sante Ände­run­gen beim Mate­rial, der Fer­ti­gung und dem Ver­trieb gab.
  • Im Video „Go Ahead – Threa­ten Me“, der drit­ten Epi­sode von „10 Years with Hayao Miya­zaki“, gibt es bei etwa 18:58 einen außer­ge­wöhn­lich lan­gen Blei­stift von Mitsu­bishi zu sehen. Ich ver­mute, dass die­ser eine Sonder­anfertigung für Miya­za­kis Stu­dio Ghi­bli ist. Wis­sen meine Leser mehr? – Danke an Mar­tin für den Hinweis!
  • Bereits seit 2018 im Sor­ti­ment des deut­schen Her­stel­lers Pica Mar­ker ist der holz­gefasste Schwarzweiß-Stift Pica Clas­sic 546 FOR ALL BLACK&WHITE mit einer Graphit­mine in 2B und einer wei­ßen Farb­mine für das Mar­kie­ren auf hel­len und dunk­len Flächen.

Nach­trag vom 22.6.19: Zum 50-jährigen Jubi­läum des Tom­bow Mono siehe auch „Japan’s Ico­nic MONO Era­ser Turns 50“ bei Spoon & Tamago.

Postal

Nach einem kur­zen Blick auf die Ver­wen­dung von Rot-Blau-Stiften fiel mir der „Pos­tal“ der Venus Pen & Pen­cil Corp. ein, der schon län­ger in einer mei­ner Schub­la­den ruht.

Postal

Diese Rot-Blau-Stifte stam­men aus der Zeit von 1956 bis 1967, denn davor hieß der Her­stel­ler Ame­ri­can Lead Pen­cil und danach Venus-Esterbrook1.

Postal

Es spricht also eini­ges dafür, dass Rot-Blau-Stifte auch bei der US-amerikanischen Post ihren spe­zi­el­len Ein­satz­zweck hat­ten. – Ich habe erfah­ren, dass die Deut­sche Post das Nach­ent­gelt für den Emp­fän­ger mit einem dicken blauen Farb­stift2 auf dem Umschlag ver­merkt (heute wird das jedoch kaum noch gemacht, da durch die maschi­nelle Ver­ar­bei­tung eine Unter­fran­kie­rung frü­her erkannt und die Sen­dung an den Absen­der zurück­ge­schickt wird). Ob es bei der Deut­schen Post auch für Rot­stifte eine beson­dere Ver­wen­dung gab oder noch gibt, konnte ich jedoch nicht herausfinden.

  1. Henry Petro­ski: Der Blei­stift. Die Geschichte eines Gebrauchs­ge­gen­stands. Basel, Bos­ton, Ber­lin: Birk­häu­ser, 1995.
  2. Ähn­lich die­sem Exem­plar. – Man nimmt übri­gens einen holz­ge­fass­ten Farb­stift und kei­nen Filz­stift, da letz­te­rer durch­schla­gen und Spu­ren auf dem Inhalt hin­ter­las­sen könnte.

Rot und Blau (1)

Rot und Blau (1)

Rot-Blau-Stifte, also Farb­stifte, die eine rote und eine blaue Mine ver­ei­nen1, erfreuen sich schon lange gro­ßer Beliebt­heit. Doch wozu wur­den und wer­den sie benutzt? Über die Jahre konnte ich von fol­gen­den Ver­wen­dungs­zwe­cken erfahren.

  • In deut­schen Kran­ken­häu­sern hat man in der am Bett hän­gen­den Pati­en­ten­akte mit Rot den Blut­druck und mit Blau die Kör­per­tem­pe­ra­tur ver­merkt (Quelle: per­sön­li­che Mitteilung).
  • In den Schu­len Ita­li­ens wurde mit Rot ein nor­ma­ler und mit Blau ein schwe­rer Feh­ler gekenn­zeich­net (Quelle: Pen­cils, Marco Fer­reri, 1996).
  • Im 2. Welt­krieg haben deut­sche Sol­da­ten auf Land­kar­ten die feind­li­chen Trup­pen in Rot und die eige­nen in Blau ein­ge­tra­gen (siehe dazu auch die Beträge zu Land­kar­ten­stif­ten).
  • In deut­schen Grund­schu­len schrei­ben Rechen­an­fän­ger mit Rot die Zeh­ner und mit Blau die Einer (Quelle: per­sön­li­che Mit­tei­lung, 2018).
  • Bei einer ande­ren Ver­wen­dung im Kran­ken­haus wer­den mit Rot die Akten schwie­ri­ger und mit Blau die Akten weni­ger schwie­ri­ger Fälle gekenn­zeich­net (die nor­ma­len Fälle erhal­ten keine Kenn­zeich­nung; Quelle: per­sön­li­che Mit­tei­lung aus der Zahn­me­di­zin der Uni­ver­si­täts­kli­nik Frankfurt/Main, 2017).
  • Buch­hal­ter nutz­ten Rot für die Aus­ga­ben und Blau für die Einnahmen.
  • Schreib­an­fän­ger in deut­schen Schu­len schrei­ben die Sil­ben abwech­selnd Rot und Blau (siehe Faber-Castell Jumbo Grip Bico­lor).
  • Leh­rer in deut­schen Schu­len nut­zen Rot für Kor­rek­tu­ren und Blau für Anmer­kun­gen (Quelle: per­sön­li­che Mitteilung).
  • Was­ser­in­stal­la­teure und Hei­zungs­bauer zeich­nen mit Rot die Warmwasser- und mit Blau die Kaltwasser-Installation an (Quelle: Pica zum Pica Clas­sic DOUBLE 559).

Und wann grei­fen meine Leser zum Rot-Blau-Stift?

Nach­trag vom 5.5.23:

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  1. Meist bestehen die Stifte jeweils zur Hälfte aus Rot und Blau, doch es gibt auch Exem­plare mit 70% Rot und 30% Blau. – Neben den holz­ge­fass­ten waren (und sind) mecha­ni­sche Rot-Blau-Stifte erhält­lich, z. B. von Auto­point.

Kurz notiert

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