Möbius+Ruppert

Her­stel­ler von Spit­zern, Zei­chen­ge­rä­ten und Zube­hör in Erlan­gen, gegrün­det 1922

Kurz notiert

  • Möbius+Ruppert, der in Erlan­gen ansäs­sige Her­stel­ler von Spit­zern und Zei­chen­ge­rä­ten mit über 100-jähriger Geschichte, hat seine Web­site über­ar­bei­tet und führt mit dem ARTEX sowie dem DUPLEX zwei neue Hand­spit­zer auf. – Das dem ARTEX zugrunde lie­gende Patent „Spit­zer für Stifte“ wurde im April 2019 veröffentlicht.
  • Mit einem neuen Blei­stift rich­tet sich Mitsubishi/uni (Japan) an Schü­ler. Der Abstrich der neu ent­wi­ckel­ten Mine des nur im Här­te­grad 2B, aber drei ver­schie­de­nen Lackie­run­gen erhält­li­chen (so die auto­ma­ti­sche Über­set­zung) „uni tablet class pen­cil“ soll bei glei­chem Schreib­druck stär­ker schwär­zen, weni­ger glän­zen und weni­ger reflek­tie­ren als die eines übli­chen Blei­stifts, sich aber genauso gut radie­ren lassen.
  • Das kürz­lich ver­öf­fent­lichte Gebrauchs­mus­ter „Stift mit PLA/PBS-Schaftgrundmaterial“ von STAEDTLER beschreibt einen Stift mit einem Schaft aus Poly­ac­tid (PLA) und Poly­bu­ty­len­suc­ci­nat (PBS). Diese bei­den Bio­kunst­stoffe sind im Gegen­satz zu dem bis­her für extru­dierte Stifte ver­wen­de­ten Poly­sty­rol bio­lo­gisch abbau­bar, bie­ten aber die glei­chen Gebrauchs­ei­gen­schaf­ten, vor allen Spitz­bar­keit und Bie­ge­fes­tig­keit. Wei­tere Bestand­teile des neuen Schaft­ma­te­ri­als sind Cel­lu­lose als Füll­stoff, Wachs, einige Addi­tive und Farbmittel.
  • Nach dem hal­ben Blei­stift zum dop­pel­ten Preis gibt es von Black­wing jetzt den Black­wing Lab 11.24.23. Die zwölf Blei­stifte die­ses Sets stam­men aus dem Aus­schuss, der über drei Jahre gesam­melt wurde, und las­sen befürch­ten, dass das nächste „Lab“-Set aus dem besteht, was beim Aus­fe­gen der Werk­statt anfällt.

Das Messerbett

Es lohnt sich, Patent­do­ku­mente zu lesen. Indem sie jeden Aspekt einer Erfin­dung prä­zise dar­stel­len, schär­fen sie den Blick für kleinste Details. Sie zei­gen auch, wann und wie Dinge, die heute all­täg­lich sind, in die Welt gekom­men sind, und bei man­chen kann man sich nur schwer vor­stel­len, dass sie einst völ­lig neu waren.

Zu letz­te­ren gehört der heu­tige Hand­spit­zer1. Sein Auf­bau wirkt so ein­fach und nahe­lie­gend, dass man sich dar­über wun­dert, wie spät er kam und wie viele aus heu­ti­ger Sicht umständ­li­che Vor­rich­tun­gen zum Spit­zen von Blei­stif­ten ange­bo­ten und benutzt wur­den. Seine Bestand­teile wur­den jedoch getrennt erdacht und fan­den mit gro­ßem zeit­li­chen Abstand zuein­an­der; um einen davon geht es in die­sem Beitrag.

Das Messerbett

Am 20. Juni 1892 mel­dete Jonas R. Fos­ter aus Stone­ham (USA) seine Erfin­dung „Pencil-Sharpener“ beim United Sta­tes Patent Office an und am 28. Februar 1893 wurde sein Patent Nr. 492669 ver­öf­fent­licht2.

Das Messerbett

Hier fällt sofort das „Granate“-Design des abge­bil­de­ten Spit­zers3 auf, doch es geht nicht um die­ses, son­dern um die Befes­ti­gung des Mes­sers. Waren es bei der „Gra­nate“ (1891) und der US-amerikanischen Kopie „Peer­less“ (1892) zwei Schrau­ben, die das Mes­ser hiel­ten4, so hatte Fos­ter die Idee, es zu klem­men5. Dazu nutzte er zwei kleine Plat­ten, die ange­schraubt wur­den, wobei die erste (c) das Mes­ser in Posi­tion hielt und die zweite (d) es an den Spit­zer­kor­pus drückte. Bemer­kens­wert sind seine Anmer­kun­gen zur ers­ten Platte:

It is fur­ther obvious that ins­tead of forming the abut­ment on the plate c, against which the end of said blade abuts, such abut­ment may be for­med on the body a, but such slight varia­tion while coming within the spi­rit and scope of this inven­tion would increase the cost of manu­fac­ture, so that the con­s­truc­tion her­ein pro­vi­ded is I con­sider preferable.

(Her­vor­he­bung von mir.) Was Fos­ter hier vor­schlägt, sollte sich erst einige Jahr­zehnte spä­ter durch­set­zen, näm­lich die fla­che Aus­frä­sung im Spit­zer­kor­pus, die das Mes­ser auf­nimmt, durch Form­schluss am Ver­dre­hen hin­dert und heute als „Mes­ser­bett“ bezeich­net wird6.

Das Messerbett

Damals erschien es ihm jedoch zu teuer in der Fer­ti­gung, so dass er es bei der Erwäh­nung beließ7. – Ob Fos­ters Erfin­dung ver­mark­tet wurde und es andere Patente gab, die sich mit dem Mes­ser­bett befass­ten, bleibt zu klären.

Das Mes­ser­bett ist inzwi­schen üblich, aber es wäre inter­es­sant zu wis­sen, bei wel­chem Hand­spit­zer es zum ers­ten Mal genutzt wurde (die „Gra­nate“ bekam ihres erst in der zwei­ten Hälfte der 1970er Jahre).

Eine Son­der­form ist das kon­kave Mes­ser­bett. In die­sem wird das Mes­ser durch Anzie­hen der Schraube gekrümmt, was der Blei­stift­spitze eine unge­wöhn­li­che Form gibt. Es kam erst­mals 1935 mit dem A.W. Faber Janus 4046 auf den Markt und war etwa zur glei­chen Zeit auch beim Johann Faber Helios 5078 anzu­tref­fen; der 1965 ein­ge­führte Faber-Castell Janus 4048 (im Bild) hatte es ebenfalls.

Das Messerbett

Alle drei Modelle ver­füg­ten ein zwei­schnei­di­ges Mes­ser, doch nur der Janus 4048 bot eine Aus­spa­rung an der Kante des Mes­ser­betts, an dem das Mes­ser anlag, um Schä­den an der Schneide beim Befes­ti­gen des Mes­sers zu ver­mei­den. – Heute ist das kon­kave Mes­ser­bett nur noch beim M+R Pol­lux zu finden.

Nach­trag vom 18.8.23: Es gibt zur­zeit noch einen zwei­ten Hand­spit­zer mit kon­ka­vem Mes­ser­bett, und zwar den Black­wing One-Step Long Point Shar­pe­ner. Die­ser in China gefer­tige Behäl­ter­spit­zer hat einen Spritzguss-Einsatzspitzer mit ver­schraub­tem Mes­ser, das etwas weni­ger stark gekrümmt ist als das des Pol­lux. – Danke an Herrn Ehr­mann für den Hinweis!

  1. Es gibt natür­lich nicht den einen Hand­spit­zer; gemeint ist hier die prin­zi­pi­elle Bau­form mit kegel­för­mi­ger Boh­rung und voll­stän­dig auf­lie­gen­dem, ver­schraub­tem Mes­ser.
  2. Auf die­ses Patent hat mich mein Leser Wow­ter bereits 2016 auf­merk­sam gemacht.
  3. Ver­mut­lich hat Fos­ter die­sen Spit­zer des­halb gezeigt, weil es zu die­ser Zeit kei­nen ande­ren gab, an dem seine Erfin­dung hätte ange­wandt wer­den kön­nen.
  4. Das Patent zur Press­schraube und zwei Stif­ten von Möl­ler & Breit­scheid sollte erst am 30. Novem­ber 1892 – also gut fünf Monate spä­ter – ver­öf­fent­licht wer­den, so dass Fos­ter es noch nicht ken­nen konnte.
  5. Nach Anga­ben Fos­ters ist diese Klem­mung selbst­jus­tie­rend, doch da man das Mes­ser auch schief ein­klem­men kann, habe ich Zwei­fel daran. – Er erwähnt zudem, dass seine Erfin­dung dem Nut­zer die Jus­tage des Mes­sers erspart. War diese wirk­lich nötig?
  6. Man­che der heu­ti­gen Mes­ser­bet­ten sind aller­dings gerad­li­nige Anschläge und nicht so weit umschlie­ßend wie das der „Gra­nate“.
  7. Auf eine mög­li­che Ein­spa­rung bei der Her­stel­lung des Mes­sers, das durch die Klem­mung klei­ner sein konnte und keine Löcher brauchte, ging Fos­ter nicht ein, ebenso wenig auf die Mög­lich­keit der Nach­rüs­tung.

Der Ursprung der „Granate“

Ein neuer und in mehr­fa­cher Hin­sicht bemer­kens­wer­ter Fund zur Geschichte des Hand­spit­zers „Gra­nate“ führt in das Jahr 1890 und damit noch wei­ter zurück als bisher.

Am 6. Okto­ber 1890 mel­dete Ewald Breit­scheid aus Köln beim Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nös­si­schen Amt für geis­ti­ges Eigen­tum seine Erfin­dung „Neue­rung an Blei­stift­spit­zern“ an und am 15. April 1891 wurde sein Patent Nr. 2894 veröffentlicht.

Der Ursprung der „Granate“

Darin heißt es ein­lei­tend1:

Der nach­fol­gend beschrie­bene neue Blei­stift­an­spit­zer ist dadurch cha­rak­te­ri­sirt, dass er dem Mes­ser, wel­ches zum Zwe­cke des Schlei­fens leicht abge­nom­men und wie­der ange­setzt wer­den kann, eine voll­stän­dig feste Auf­la­ge­flä­che bie­tet, so dass das Mes­ser beim Schnei­den nicht vibri­ren kann und eine schöne glatte Flä­che herstellt.

Das Doku­ment schließt mit dem Patentanspruch:

Ein Blei­stift­an­spit­zer, bestehend aus dem mit koni­scher Boh­rung k und Sei­ten­aus­schnitt e, d ver­se­he­nen Gehäu­se­man­tel a, des­sen Aus­schnitt so ange­ord­net ist, dass der­selbe eine zur Boh­rung des Konus k nahezu tan­gen­tial ver­lau­fende Flä­che d besitzt, auf wel­cher das Mes­ser f durch Schrau­ben g, h befes­tigt ist.

Der paten­tierte Spit­zer ist also der erste, der über ein voll­stän­dig auf­lie­gen­des Mes­ser ver­fügt. Die koni­sche Boh­rung wird zwar nicht als für die Erfin­dung cha­rak­te­ris­tisch auf­ge­führt, aber im Patent­an­spruch erwähnt (ob der Schutz auch für diese galt, bezweifle ich, denn mei­nes Wis­sens gab es sie bereits 1852 beim „Pen­cil Cut­ter and Shar­pe­ner“ von A. Marion & Co.2). Damit hat Ewald Breit­scheid den moder­nen Hand­spit­zer erfun­den3.

Die Beschrei­bung des Spitz­vor­gang könnte – abge­se­hen von der Schreib­weise – heute ver­fasst wor­den sein:

Beim Ein­füh­ren eines neuen Blei­stifts in die Boh­rung i gelangt das­selbe zuerst an den unte­ren Theil der Schneid­kante des Mes­sers f und wird nun durch Dre­hen und Hin­ein­drü­cken in den Konus k ver­jüngt und zuge­spitzt, so dass es immer tie­fer in den Konus k hin­ein­dringt und von einem immer grö­ße­ren Theil des Mes­sers bear­bei­tet wird.
Nach­dem das Holz des Bleis dann in die­ser Weise den gan­zen Konus durch­lau­fen hat, gelangt die Blei­ein­lage allein in die Durch­boh­rung l und wird nun hier von dem obers­ten Theil der Schneid­kante völ­lig zuge­spitzt, womit die ganze Ope­ra­tion been­det ist.

Und wie sah der Spit­zer aus? Diese Zeich­nung gibt Aufschluss.

Der Ursprung der „Granate“

Das ist die Geburts­ur­kunde des Spit­zers, der gut zehn Jahre spä­ter den Mar­ken­na­men „Gra­nate“4 bekom­men und unter die­sem bekannt wer­den sollte.

Moment, wer­den jetzt einige sagen, das Patent stammt doch aus der Schweiz, und Ewald Breit­scheid kam aus Deutsch­land. Gab es kein deut­sches Patent? Nein, das gab es nicht, denn die Jahre von 1884 bis 1894 waren eine patent­amts­lose Zeit in Deutsch­land, und so wichen Erfin­der auf benach­barte Län­der aus. Beliebt waren die Schweiz und Däne­mark, und so kam Ewald Breit­scheid zu einem Schwei­zer Patent (der Schutz bestand dann auch nur in der Schweiz).

Für die Posi­tio­nen und die voll­stän­dige Beschrei­bung ver­weise ich auf das Patent­do­ku­ment, doch zwei Punkte seien her­vor­ge­ho­ben, da diese schon recht bald nach Ertei­lung des Patents geän­dert wurden:

  • Der Aus­schnitt im Kör­per des Spit­zers ist recht­wink­lig, wobei die eine Flä­che bei­nahe senk­recht und die andere nahezu tan­gen­tial zur koni­schen Boh­rung verläuft.
  • Zu den bei­den Schrau­ben, mit denen das Mes­ser befes­tigt ist, wird vor­ge­schla­gen, dass man sie „zweck­mä­ßig etwas groß macht und an der Seite des Kop­fes mit klei­nen Rie­fen oder Ril­len ver­sieht, damit man sie und somit auch das Mes­ser ein­fach durch Hand lösen und ent­fer­nen kann“.

Gegen Ende geht es um die Gestal­tung für eine sichere Hand­ha­bung des Spitzers:

Um den Blei­stift­an­spit­zer beim Arbei­ten gut hal­ten zu kön­nen, ist der­selbe auf der äus­se­ren Flä­che mit Hohl­keh­len und kreuz­weise ange­ord­ne­ten Rie­fen oder Ril­len ver­se­hen, wie diess Fig. 1 und 2 zeigt; doch kann natür­lich für die­sen Zweck auch jede belie­bige andere Methode gewählt werden.

Damit kam – eigent­lich neben­bei – ein typi­sches Merk­mal der „Gra­nate“ in die Welt, das seit­dem unver­än­dert ist, näm­lich die vier Rän­de­lun­gen5. Auch die für die Funk­tion des Spit­zers eben­falls nicht not­wen­dige Ver­jün­gung am Ende blieb erhalten.

Wäh­rend also der zen­trale Aspekt des paten­tier­ten Spit­zers – das voll­stän­dig auf­lie­gende Mes­ser – zum Stan­dard wurde, ist sein Design, das nicht zum Patent­an­spruch gehörte, auch heute noch etwas Einzigartiges.

Han­delt es sich bei der unter „Reise ins 19. Jahr­hun­dert“ gezeig­ten „Gra­nate“ um das ursprüng­li­che Modell? Vie­les spricht dafür.

Der Ursprung der „Granate“

Es fällt jedoch sofort auf, dass das Mes­ser und die Schrau­ben­köpfe etwas anders geformt sind. Ich kann mir vor­stel­len, dass die untere Ecke des Mes­sers stö­rend über die Rän­de­lung her­aus­ge­ragt hat und und daher schon früh abge­run­det wurde6. Bei den Schrau­ben wird man schnell erkannt haben, dass sie auf­grund ihrer Größe selbst mit Ril­len nicht gut von Hand zu betä­ti­gen sind, und hat sie ein­fa­cher ausgeführt.

Der Ursprung der „Granate“

Beim Blick auf den Stift­ein­lass in der Zeich­nung über­rascht des­sen gerin­ger Durch­mes­ser. Mich würde nicht wun­dern, wenn er zu klein gera­ten wäre, denn der gra­fisch ermit­telte Spitz­win­kel beträgt gerade ein­mal 14°7. Alle ande­ren Maße stim­men pro­por­tio­nal weit­ge­hend mit denen der alten „Gra­nate“ überein.

Und wie unter­schei­det sich die aktu­elle von der Ur-„Granate“?

Der Ursprung der „Granate“

Die moderne „Gra­nate“, heute von Möbius+Ruppert in Erlan­gen gefer­tigt, ist mit 15 mm genau so dick wie die alte, aber bei fast gleich­lan­gem Mes­ser 5 mm kür­zer und etwa 20% leich­ter. Das Mes­ser liegt in einem Bett8, so dass es durch Form­schluss vor dem Ver­dre­hen geschützt ist und eine Schraube aus­reicht. Der Aus­schnitt ist 120° statt 90° groß, wodurch die Späne bes­ser abflie­ßen kön­nen, und durch die drei­mal so große Aus­tritts­öff­nung las­sen sich Holz- und Minen­reste leich­ter ent­fer­nen. Die Rän­de­lun­gen sind etwas fei­ner und die Nuten schma­ler und fla­cher, so dass der Spit­zer gefäl­li­ger ist; dazu trägt auch das bün­dig abschlie­ßende Mes­ser bei. Doch trotz die­ser Ver­bes­se­run­gen ist ihr Cha­rak­ter geblie­ben, und so hätte man die neue „Gra­nate“ auch 1891 sofort erkannt9.

Wie so oft blei­ben Fra­gen. Wer hat den Spit­zer von Ewald Breit­scheid damals her­ge­stellt?10 Gibt es deutsch­spra­chige Ver­öf­fent­li­chun­gen aus der dama­li­gen Zeit, in der für ihn gewor­ben wurde? Wel­che Erfah­run­gen und Über­le­gun­gen führ­ten wann zu den kon­struk­ti­ven Ände­run­gen?11

Auch wenn die zen­trale Frage zur Geschichte der „Gra­nate“ jetzt beant­wor­tet sein dürfte12, so bleibt es doch interessant!

  1. Die Schrei­bung ent­spricht der im Patent­do­ku­ment.
  2. Damit ist die Behaup­tung im Stadt­le­xi­kon des Stadt­ar­chivs Erlan­gen wider­legt, Theo­dor Paul Möbius (1868–1953) habe im Jahr 1908 den kegel­för­mig gebohr­ten Blei­stift­spit­zer erfun­den.
  3. Zuwei­len wird Wal­ter Kitt­redge Fos­ter aus Ban­gor, Maine (USA) als Erfin­der des Hand­spit­zers bezeich­net, doch sein an einen Ker­zen­lö­scher erin­nern­des Gerät aus dem Jahr 1855 (man­chen Quel­len zufolge 1851) hatte keine koni­sche Boh­rung und ein ein­ge­gos­se­nes Mes­ser.
  4. Eine zweite Anmel­dung des Namens erfolgte 1939.
  5. Oder die Rän­de­lung mit drei Nuten (der Begriff „Hohl­kehle“ passt mei­ner Ansicht nach hier nicht). – Spä­tere Vari­an­ten der „Gra­nate“ für dickere Stifte hat­ten nur drei Rän­de­lun­gen.
  6. Viel­leicht geschah dies auch erst durch den Benut­zer; die etwas unsau­bere Ver­run­dung könnte dafür spre­chen.
  7. Zum Ver­gleich: Der Spit­zer mit dem zur­zeit kleins­ten Win­kel, der KUM Mas­ter­piece, kommt auf 16°.
  8. Auf­grund der durch das Bett geän­der­ten Lage des Mes­sers sitzt der Stift­ein­lass, der immer noch einen Durch­mes­ser von 8 mm hat, außer­mit­tig.
  9. Die hel­len Stel­len las­sen ver­mu­ten, dass die alte „Gra­nate“ eben­falls aus Mes­sing ist (die Patina werde ich nicht ent­fer­nen). – Hin und wie­der liest man, die alte „Gra­nate“ wäre aus Muni­tion gefer­tigt wor­den, doch das ist natür­lich Unsinn.
  10. Man kann davon aus­ge­hen, dass Möl­ler & Breit­scheid den Spit­zer nur ver­trie­ben, aber nicht pro­du­ziert hat, denn das von Wolf­gang Möl­ler und Ewald Breit­scheid 1869 gegrün­dete und 1975 auf­ge­löste Unter­neh­men lief als Schreibwaren-Großhandel und hatte keine eigene Fer­ti­gung.
  11. Hat man den Aus­schnitt ver­grö­ßert, um die Späne leich­ter abflie­ßen zu las­sen oder um die spä­ter genutzte Rän­del­schraube bes­ser grei­fen zu kön­nen? Warum sind jetzt beide Sei­ten des Aus­schnitts geneigt? Wurde der Stift­ein­lass und dadurch der ganze Spit­zer ver­kürzt, weil man fest­ge­stellt hat, dass der Blei­stift auch so aus­rei­chend geführt wird und man damit Mate­rial spa­ren konnte? Warum hat man die Aus­tritts­öff­nung grö­ßer gemacht?
  12. Damit ist mein Bei­trag zur „Gra­nate“ im Buch Sta­tio­nery Fever“/„Schreibwaren“ (2016) in Tei­len über­holt.

Generationentreffen

Die Geschichte des als „Gra­nate“ bekann­ten Hand­spit­zers, der seit knapp 90 Jah­ren von Möbius+Ruppert her­ge­stellt wird1, lässt sich bis 1892 zurück­ver­fol­gen2. Die Form hat sich über die Jahre nur wenig geän­dert3, wohl aber das Mes­ser und seine Befes­ti­gung; der kürz­li­che Fund von zwei alten Vari­an­ten bie­tet die Gele­gen­heit für einen Vergleich.

Generationentreffen

Bis in die 1950er Jahre hin­ein wurde das Mes­ser durch eine Rän­del­schraube und zwei Stifte gehal­ten. Um 1960 herum löste eine Schlitz­schraube aus Mes­sing die Rän­del­schraube ab (links); dies behielt man bis in die frü­hen 1970er Jahre bei. Dann fie­len die bei­den Stifte weg4 und ein paar Jahre spä­ter legte man das nun anders geformte Mes­ser in ein Mes­ser­bett, um es gegen Ver­dre­hen zu sichern (Mitte). In die­ser Zeit – viel­leicht sogar schon etwas frü­her – wurde die „Gra­nate“ auch einen Mil­li­me­ter kür­zer. Als letzte Ände­rung ersetzte man in den 1980er Jah­ren die im Haus gefer­tigte Schlitz­schraube durch eine aus kal­tem Draht gepresste und zum Schutz vor Rost gal­va­ni­sierte Kreuz­schlitz­schraube (rechts).

  1. Die­ser Spit­zer war in den ers­ten Jahr­zehn­ten des letz­ten Jahr­hun­derts auch als „Gra­nate 5“ im Sor­ti­ment der Ver­triebs­firma Möl­ler & Breit­scheid, doch wer diese Vari­ante gefer­tigt hat, konnte ich bis jetzt nicht her­aus­fin­den (Möbius+Ruppert war es nicht).
  2. Dem „Hand­buch für Papier und Büro­be­darf“ von 1949 zufolge kam die „Gra­nate“ um 1889 in den Han­del, doch dafür habe ich noch keine Bestä­ti­gung fin­den kön­nen.
  3. Hin und wie­der sieht man die „Gra­nate“ mit drei statt der vier typi­schen Rän­de­lun­gen; dies ist die heute nicht mehr erhält­li­che Aus­füh­rung für dicke Stifte.
  4. Quelle: Kata­log des Jah­res 1975 von Möbius+Ruppert. – Diese Vari­ante habe ich lei­der nicht; ich wüsste zu gerne, wie das Mes­ser in Posi­tion gehal­ten wurde.

M+R Castor

Die Blei­stift­spit­zer von Möbius+Ruppert in Erlan­gen sind schon lange meine Favo­ri­ten, vor allem die Modelle aus Mes­sing. Eine ganz beson­dere Erwei­te­rung erfuhr das Sor­ti­ment im Januar 2016, als M+R auf der Paper­world in Frankfurt/Main die Langkonus-Spitzer Cas­tor und Pol­lux vor­stellte. Der Pol­lux war sicher der auf­fäl­li­gere der bei­den, schnei­det er doch wie kein ande­rer zur­zeit erhält­li­cher Spit­zer eine kon­kave Spitze1. Doch auch der Cas­tor hat seine Vorzüge.

M+R Castor

Seine zylin­dri­sche Form ist der des Pol­lux bis auf des­sen kon­kave Ver­jün­gung recht ähn­lich, und beide nut­zen das glei­che Mes­ser. Aller­dings ist das des Cas­tor nicht gekrümmt, so dass Holz und Mine beim Spit­zen weni­ger stra­pa­ziert wer­den, was bei Farb­stif­ten und wei­chen Blei­stif­ten, aber auch bei güns­ti­gen Stif­ten von Vor­teil sein kann.

M+R Castor

Von oben: Pol­lux, Cas­tor, „Gra­nate“2

Der Cas­tor nimmt mit sei­nem Stift­ein­lass von 8 mm alle übli­chen holz­ge­fass­ten3 Blei- und Farb­stifte auf und bringt sie durch die sichere Füh­rung und das hoch­wer­tige Mes­ser sehr sau­ber in Form. Sein Spitz­win­kel beträgt 18,5° und ist damit klei­ner als der des KUM 400-5L mit 19°, der mei­nes Wis­sens lange Zeit der ein­zige Langkonus-Spitzer aus Metall war4. – Die Span­di­cke des Cas­tor beträgt etwa 0,24 mm, womit er zu den spar­sa­men Spit­zern gehört.

M+R Castor

Mit einem STAEDTLER Mars Lumo­graph 100 3B

Der sehr emp­feh­lens­werte Cas­tor hat die Arti­kel­num­mer 0610 und ist bereits ab 11,50 Euro erhältlich.

  1. Der letzte die­ser Art war der Faber-Castell Janus 4048, der von 1965 bis in die frü­hen 1970er Jahre pro­du­ziert wurde.
  2. Das von der „Gra­nate“ frei­ge­legte Minen­stück wirkt hier genauso lang wie vom Cas­tor geformte, doch wer genau schaut, erkennt einen klei­nen Zap­fen, der „durch­ge­spitzt“ wurde. Die­ser bil­det sich nur in Aus­nah­me­fäl­len; in der Regel formt auch die „Gra­nate“ eine nadel­feine Spitze, die etwas kür­zer als die gezeigte ist.
  3. Für extru­dierte Stifte benö­tigt man einen Spit­zer, der einen dicke­ren Span abnimmt; daher eig­nen sich der Cas­tor und auch der Pol­lux für diese nicht.
  4. Einen noch klei­ne­ren Spitz­win­kel hat nur der KUM Mas­ter­piece, der aber in zwei Schrit­ten arbei­tet.

Kurz notiert

  • Unter dem Namen „Forest Sup­porter“ haben der japa­ni­sche Her­stel­ler Mitsubish/uni, die japa­ni­sche Post, der Saat­gut­pro­du­zent Sakata und der Bil­dungs­aus­schuss des Bezirks Shi­na­gawa (Tokio) ein Recycling-Konzept für Blei­stifte vor­ge­stellt. Im Zen­trum steht der aus einer hei­mi­schen Zypresse gefer­tigte Blei­stift, bei dem die Mine nur bis gut zur Hälfte in das Holz geht und des­sen Rest nach Gebrauch gemah­len und als Dün­ger benutzt wird. Die Ver­lei­mung und die Lackie­rung sind auf diese Wei­ter­ver­wen­dung abge­stimmt, und zur Sam­mel­box für den „Forest Supporter“-Bleistift gehört eine wei­tere für die Stum­mel kon­ven­tio­nel­ler Blei­stifte, die ener­ge­tisch genutzt werden.
  • Die Frage, ob es den Druck­blei­stift­klas­si­ker Pen­tel P200 in 0,4 mm gab, beschäf­tigt Fans und andere schon seit vie­len Jah­ren. Soweit ich weiß, war diese Vari­ante nie erhält­lich, doch wer das ändern möchte, bekommt von isu, der auch mir schon zu man­cher Son­der­an­fer­ti­gung ver­hol­fen hat hat (z. B. zum Pilot S15), Hin­weise zum Bau eines P204.
  • Den Radie­rer Zi-Keshi von Kut­suwa aus Japan, des­sen Späne sich mit einem Magne­ten ein­sam­meln las­sen, gibt es nicht nur mit Shiba-Manschette und in eini­gen ande­ren Aus­füh­run­gen, son­dern jetzt auch mit Auf­fang­be­häl­ter.
  • Der Pla­ner Hobo­ni­chi Techo und der Blei­stift STAEDTLER Mars Lumo­graph haben den Good Design Long Life Design Award 2021 erhal­ten, und für den Kugel­schrei­ber MONO graph sowie den Kle­be­rol­ler Pit Air von Tom­bow gab es den Good Design Award 2021.
  • Ein Teil­neh­mer auf Red­dit hat den Spit­zer Faber-Castell Janus 4048 mit dem Mes­ser des M+R Pol­lux bestückt und ein beein­dru­cken­des Ergeb­nis erzielt. Natür­lich habe ich das auch ver­sucht, doch was bei mir her­aus­kam, zeige ich bes­ser nicht.
  • Der US-amerikanische Bleistift-Hersteller Mus­grave und der japa­ni­sche Spitzer-Produzent NJK haben sich zusam­men­ge­tan und einen Behäl­ter­spit­zer auf den Markt gebracht. Er ist aus Alu­mi­nium und hat einen Kunststoff-Einsatzspitzer mit zwei Mes­sern. – Danke an Ste­phen für den Hinweis!
  • Eine aus­führ­li­che Dar­stel­lung der Geschichte und zahl­rei­cher Pro­dukte der öster­rei­chi­schen Brevillier-Urban Blei­stift­fa­brik A.G., die als Schmiede und Schrau­ben­fa­brik begann, gibt es unter „AT | G | Graz-Gösting | Brevillier-Urban Blei­stift­fa­brik A.G.“.
  • Vor eini­gen Wochen hat Faber-Castell die Reihe Pitt Gra­phite Matt um die Grade 10B, 12B und 14B erwei­tert, so dass es die­sen Blei­stift nun in acht Här­te­gra­den gibt. Ich habe ihn mir in 14B bestellt, fand aber den ers­ten Test ernüch­ternd: Er ist zwar wirk­lich matt, glei­tet aber so, als ent­hielte er Ruß, und hat für mich eher den Här­te­grad 7B.
  • Als zufrie­de­ner Nut­zer des uni-ball Signo Needle hat mich die Vor­stel­lung des uni-ball one neu­gie­rig gemacht. Seine Far­ben sol­len inten­si­ver sein und weni­ger stark reflek­tie­ren, und nach län­ge­rer Nut­zung von vier Farb­va­ri­an­ten kann ich das bestä­ti­gen, wobei es mir die schwarze beson­ders ange­tan hat. – Der uni-ball one F hat die glei­che Mine, aber andere Schaft­far­ben und eine Metall­spitze, durch die der Schwer­punkt wei­ter nach vorne rückt.

Kurz notiert

STAEDTLER Noris junior

Neu von STAEDTLER: Der Blei­stift Noris junior für Kin­der1.

STAEDTLER Noris junior

Zum Grö­ßen­ver­gleich: Der STAEDTLER Noris 120

Der – so der Text auf der Karton-Einzelverpackung – „per­fekte erste Kin­der­blei­stift im extra gro­ßen Stift­for­mat“ ist 12,5 cm lang, hat einen Durch­mes­ser von 14,8 mm und eine etwa 9,5 mm dicke Mine des Här­te­grads 2B.

STAEDTLER Noris junior

Die Kan­ten des hexa­go­na­len Stifts sind stark abge­run­det und die werk­sei­tige, leicht kon­kave Spitze ist abge­flacht. Beim Blick auf das Ende des Noris junior fällt ein Stop­fen in Minen­di­cke auf; ich schließe dar­aus, dass die Mine kür­zer als der Stift ist. – Ange­sichts der Mase­rung des Hol­zes tippe ich auf Weihrauch-Zeder, doch ein Aroma kann ich nicht wahrnehmen.

STAEDTLER Noris junior

Der matte Lack ist ver­gleichs­weise dünn, aber glatt (der Stift wurde erst gelb lackiert, dann kamen die schwar­zen Strei­fen). Auch der Prä­ge­druck und die Kenn­zeich­nung auf der gegen­über­lie­gen­den Flä­che sind makel­los. – Die Mine glei­tet leicht, schreibt sau­ber und schwärzt gut.

STAEDTLER Noris junior

Pas­send zum Noris junior und für andere Stifte mit einem Durch­mes­ser von 13 bis 16 mm gibt es einen Behäl­ter­spit­zer, der von Möbius+Ruppert gefer­tigt wird. Er hat einen Ver­schluss, der zum Spit­zen mit dem Stift auf­ge­drückt wird und sich durch Feder­kraft selbst­tä­tig schließt; so kön­nen kleine Fin­ger nicht an das Mes­ser gelangen.

STAEDTLER Noris junior

Der Kunststoff-Einsatzspitzer arbei­tet sehr gut und nimmt einen unge­fähr 0,3 mm dicken Span ab, erzeugt jedoch einen klei­nen Zap­fen. – Nach dem Spit­zen fal­len einige Poren in der Mine auf.

STAEDTLER Noris junior

Der Noris junior hat die Arti­kel­num­mer 141 und kos­tet knapp 3 Euro; den Behäl­ter­spit­zer Noris junior 514 16 gibt es für etwa 8,50 Euro. – Der Blei­stift gehört zur „Noris junior“-Serie, die auch Farb­stifte, Wachs­mal­krei­den und einen wei­te­ren Spit­zer umfasst.

Danke an STAEDTLER für den Noris junior und den Behälterspitzer!

Nach­trag vom 23.5.21: Ich konnte es mir nicht ver­knei­fen, einen Noris junior längs teil­weise zu halbieren.

STAEDTLER Noris junior

Der Stop­fen ist 3,4 cm lang und zwi­schen ihm und dem Ende der Mine ist eine etwa 4 mm lange Lücke. Die Mine ist ca. 8,7 mm lang, nimmt also knapp 70% des Stifts ein.

  1. „… jeden Alters“ bin ich geneigt hin­zu­zu­fü­gen.
Nach oben scrollen