Museum

Unter der Lupe

Hin und wie­der kom­men hier kleine Dinge groß raus, so auch heute ein Stück dün­nes Pa­pier des Büro­ge­rä­te­her­stel­lers F. Soennecken.

Unter der Lupe

Fried­rich Soenne­cken, der sein Unter­neh­men 1875 grün­dete, erfand die Gleich­zug­fe­der, deren ein­heit­li­che Strich­stärke eine wich­tige Vor­aus­set­zung für die bis heute übli­chen Aus­gangsschriften war. – Alter und Zweck die­ses nur 22 mm klei­nen Drucks kenne ich nicht; gut mög­lich, dass man ihn zur Reklame nutzte.

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Wer heute eine Kappe für den Blei- oder Farb­stift sucht, braucht Geduld, doch frü­her war das nicht so – allein Schwan bot in sei­nem Kata­log von 1938 gleich 14 ver­schie­dene Spit­zenschoner an.

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Neben Aus­füh­run­gen für dickere Stifte gab es sol­che, die sich mit­tels Ring oder Clip befes­tigen lie­ßen, und auch ein als Brief­öff­ner nutz­ba­rer „Dolch-Klemmschoner“ war dabei (J.S. STAEDTLER hatte einen ähn­li­chen im Sortiment).

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(Minia­tu­ren zum Ver­grö­ßern anklicken)

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Einige waren rand­riert und gerieft, also mit Rän­de­lun­gen ver­ziert (was Gol­din war, weiß ich lei­der nicht).

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Ein beein­dru­cken­des Sortiment!

A.W. Faber 1897

Eine Kost­bar­keit gibt es in der digi­ta­len Biblio­thek der Uni­ver­sity of Hous­ton zu bestau­nen, und zwar den Kata­log von A.W. Faber USA aus dem Jahr 1897. – Als Anschme­cker die Sei­ten zu den Blei­stif­ten mit Gra­phit aus der sibi­ri­schen Alibert-Mine:

A.W. Faber 1897

A.W. Faber 1897

A.W. Faber 1897

Quelle: A. W. Faber. „A. W. Faber Price-list.“ 1897. Online Image. Uni­ver­sity of Hous­ton Digi­tal Library. 24 Febru­ary 2012.

Hoch­auf­ge­löste Ver­sio­nen der Scans kön­nen ange­for­dert wer­den (bei mei­nem kur­zen Test waren diese gut 1600 × 2600 Pixel groß). – Danke an Sean von The Black­wing Pages für den Hinweis!

J.S. STAEDTLER MARS LUMOGRAPH 1019

Zum Wochen­ende ein rascher Blick auf einen his­to­ri­schen Fall­mi­nen­stift, der wohl um die 70 Jahre alt sein dürfte.

J.S. STAEDTLER MARS LUMOGRAPH 1019

Der MARS LUMOGRAPH 1019 von J.S. STAEDTLER ist gut 15 lang und hat einen sechs­flä­chi­gen, mars­blauen Holz­schaft mit durch­ge­hen­der Boh­rung; seine Gestal­tung erin­nert an den Blei­stift MARS-LUMOGRAPH 2886, der am 1. August 1930 auf den Markt kam. Der Auf­druck „H“ lässt ver­mu­ten, dass es noch wei­tere Aus­füh­run­gen mit ande­ren Här­te­kenn­zeich­nun­gen gab.

J.S. STAEDTLER MARS LUMOGRAPH 1019

Eine Metall­kappe ohne Minen­spit­zer schließt das Stif­tende, über das auch die Minen nach­gefüllt wer­den können.

J.S. STAEDTLER MARS LUMOGRAPH 1019

Die vier­ge­teilte Klem­mung mit Über­wurf hält die Mine.

J.S. STAEDTLER MARS LUMOGRAPH 1019

Damit die Minen nicht aus dem Stift her­aus­fal­len, hat STAEDTLER sie bis 1991 mit einem soge­nann­ten Zwing­chen ver­se­hen. Die­ses ver­grö­ßert den Durch­mes­ser, so dass die Mine nicht mehr durch die Klem­mung passt (das Zwing­chen im Bild ist fest ange­bracht; spä­ter war es ab­ziehbar). – Die Längs­rif­fe­lung der Mine dient dem bes­se­ren Halt.

J.S. STAEDTLER MARS LUMOGRAPH 1019

Der Auf­druck zeigt auch das astro­no­mi­sche Zei­chen für den Pla­ne­ten Mars mit den Mon­den Pho­bos und Dei­mos (eine deut­li­chere Abbil­dung gibt es hier).

J.S. STAEDTLER MARS LUMOGRAPH 1019

Soweit ich weiß, war der Lumo­graph 1019 der letzte Fall­mi­nen­stift mit Schraub­klem­mung von STAEDTLER; in den frü­hen 50er Jah­ren wurde er durch den Tech­nico 1001 mit Druck­mechanik abgelöst.

Neuzeit

Manch­mal kommt es vor, dass ich etwas Ver­trau­tes plötz­lich ganz neu sehe – so auch vor weni­gen Tagen, als mein Blick auf die etwa 60 × 34 mm klei­nen Kar­ten des Spiels „RATE FIX“1 fiel.

Neuzeit

Bei all dem heute zumin­dest nach außen hin Per­fek­ten tun mir die klei­nen Män­gel und Ge­brauchsspuren gut, doch die Schrift gefällt mir am bes­ten. Es ist die Neu­zeit Gro­tesk2, hier im fet­ten (oder gar extra­fet­ten) Schnitt, ent­wor­fen 1929 von Wil­helm Pisch­ner und ge­gossen von der D. Stem­pel AG in Frankfurt/Main. Da galt „form fol­lows func­tion“ – eine kon­stru­ierte Schrift ohne beson­dere Merk­male, die in mei­nen Augen jedoch gerade da­durch ihren Reiz hat.

Neuzeit

Es gibt sie auch in digi­ta­ler Form, aber die Black-Variante von URW weicht lei­der vom Origi­nal ab3; die Schnitte Light und Bold Con­den­sed sind wohl die bei­den ein­zi­gen mit dem ursprüng­li­chen Charakter.

  1. Unsere ist eine alte, viel­leicht sogar die Ori­gi­nal­aus­gabe, und manch­mal denke ich, wir hät­ten diese schon immer gehabt.
  2. Danke an die Teil­neh­mer des Forums von Typografie.info für die rasche Iden­ti­fi­zie­rung!
  3. Man beachte z. B. das a.

Spitzen-Idee

Seit es den Blei­stift gibt, haben sich krea­tive Köpfe mit sei­ner Ver­bes­se­rung beschäf­tigt, doch nicht alle Ideen konn­ten sich durch­set­zen. Ver­mut­lich nicht über das Kon­zept hin­aus kam diese Idee eines Schreib­stift­hal­ters, gezeigt in dem Buch „Blei­stifte, Farb­stifte, far­bige Krei­den und Pas­tell­stifte, Aquarell­farben, Tusche und ihre Herstel­lung nach bewähr­ten Ver­fahren“ von August Buch­wald, erschie­nen 1904 in A. Hartleben’s Ver­lag1.

Spitzen-Idee

Schreib­stift­hal­ter mit kur­zen aus­wech­sel­ba­ren Minen­stü­cken von Rudolph Spear in Nürnberg.
Die­ser Stift sucht die gewöhn­li­chen Übel­stände der nicht genü­gen­den Befesti­gung der Minen in der Weise zu ver­mei­den, daß gegen das hin­tere Ende des in die Gebrauchs­lage gebrach­ten Minen­stü­ckes ein am Hal­ter befes­tig­ter Zap­fen drückt, der mit sei­ner Spitze in eine ent­spre­chende Höh­lung des hin­te­ren Mine­n­en­des ein­greift. Selbst­ver­ständ­lich kann sich die Höh­lung auch am vor­deren Zap­fe­n­ende befin­den, in wel­chem Fall das ent­spre­chend gestal­tete hin­tere Mine­n­ende in die Höh­lung des Zap­fens ein­greift. In einem wie im ande­ren Fall wird hier­durch ein genaues Zen­trie­ren des Minen­stü­ckes am Vor­derende des Hal­ters und eine feste Ver­bin­dung des­sel­ben mit dem letz­te­ren erzielt, so daß das läs­tige Wackeln des Minen­stü­ckes mit Sicher­heit ver­mie­den ist. Der neue Schreib­stift­hal­ter in in Fig. 95 und 96 in einer Aus­füh­rungs­form ver­an­schau­licht. Der Hal­ter besteht in der Haupt­sa­che aus zwei Tei­len, dem etwa die Stärke des Blei­stifts auf­wei­sen­den Unter­teil a, wel­cher an sei­nem obe­ren Ende einen schwä­che­ren Zap­fen b trägt, und einer über die­sen Zap­fen zu ste­cken­den, durch Rei­bung oder gege­be­nen­falls mit Hilfe mecha­ni­scher Ver­schlußvorrichtungen fest­ge­hal­te­nen Kap­sel c. Die letz­tere ist am vor­de­ren Ende mit einer Öff­nung d ver­se­hen, wel­che so gestal­tet und bemes­sen ist, daß der von unten in die­selbe ein­ge­drückte Blei­stift all­sei­tig fest umschlos­sen wird. Das Ein­füh­ren des in der Zeich­nung in der Gebrauchs­stel­lung gezeich­ne­ten Blei­stiftes e in den Hal­ter geschieht nun in der …

Hier hat man zunächst den Ein­druck, als ginge es dem Erfin­der in ers­ter Linie um eine fri­sche Spitze, und fühlt sich an den Per­pe­tual Pen­cil und den Yor­open erin­nert. Die Be­schreibung indes macht deut­lich, dass der Auf­wand haupt­säch­lich dem siche­ren Halt der Mine gilt.

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Fig. 95.
Schreib­stift mit einer Spitze, die in eine ent­spre­chende Ver­tie­fung des Zap­fens greift. (Schnitt.)

Fig. 96.
Schreib­stift mit Höh­lung, in die das ent­spre­chend uge­spitzte Ende des Zap­fens tritt.

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… Weise, daß der Schreib­stift mit der Spitze (Schreib­seite) nach unten in die zu die­sem Zweck abge­nom­mene Kap­sel c ein­ge­wor­fen und letz­tere sodann auf den Zap­fen b auf­ge­steckt wird, so daß sie mit ihrem unte­ren Rand c1 auf dem Unter­teil auf­sitzt. Die Länge des Zap­fens b ist so bemes­sen, daß beim Aufste­cken der Kap­sel der Schreib­stift mit einem gewis­sen Druck durch die Öff­nung d hin­durch gescho­ben wird, daß er um ein gewis­ses, für den Gebrauch geeig­netes Maß aus der Spitze her­vor­tritt. Um nun die Fes­tig­keit der Ver­bin­dung zu erhö­hen, ist der Schreib­stift an sei­ner unte­ren Seite mit einer klei­nen Höh­lung, in die das ent­spre­chend zuge­spitzte Ende des Zap­fens tritt, oder aber mit einer Spitze, die in eine ent­spre­chende Ver­tie­fung des Zap­fens greift, ver­se­hen. Zum übri­gen kön­nen natür­lich die ein­zel­nene Teile des beschrie­be­nen Hal­ters auch eine von der Zeich­nung abwei­chende und dem jewei­li­gen Bedürf­nis entspre­chende Form und Größe erhalten.
Die bei dem neuen Hal­ter als Schreib­stift ver­wen­de­ten Minen­stü­cke kön­nen ent­we­der in einem beson­de­ren Behäl­ter bei­gege­ben oder aber, wie in Fig. 95 ange­nom­men, in den Hohl­raum des aus­ge­bohr­ten Hal­ter­tei­les unter­ge­bracht werden.

Wie schon beim im sel­ben Buch beschrie­be­nen Dreh­blei­stift fehlt lei­der jedes Detail zur tech­ni­schen Umset­zung die­ser Idee, und ich bezweifle, dass sie sich als all­tags­taug­lich er­wiesen hätte. Inter­es­sant anzu­schauen ist sie jedoch allemal!

  1. Da der Titel inzwi­schen gemein­frei ist, gibt es die drei gezeig­ten Sei­ten hier als PDF.
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