Reklame

„Architekt Grundfest spricht“

In die­ser Anzeige aus dem Jahr 19351 lässt die Schwan-Bleistift-Fabrik in Nürn­berg den Archi­tek­ten Grund­fest ein gutes Wort für die STABILO Blei- und Farb­stifte einlegen.

„Architekt Grundfest spricht“

Man hatte bestimmt Freude daran, eine Figur auf­tre­ten zu las­sen, die sofort als frei erfun­den erkenn­bar war, und hat die humor­volle Wir­kung mit der For­mu­lie­rung „Archi­tekt Grund­fest spricht“, dem frei­ge­stell­ten Kopf und der ein­zel­nen Hand mit den drei über­di­men­sio­nier­ten Stif­ten sicher gerne unter­stri­chen. – Die Gestal­tung des Schrift­zugs „Bleistift-Fabrik“ finde ich reiz­voll2.

Nach­trag vom 3.4.23: Von STABILO konnte ich erfah­ren, dass die Anzeige aus dem Jahr 1941 stammt.

  1. Angabe des Anbie­ters.
  2. Der cha­rak­te­ris­ti­sche „STABILO“-Schriftzug wurde 1960 kräf­ti­ger und die Punze des „O“ neigte sich nach rechts (siehe „STABILO 8770“).

„Ihr Schreibtisch spricht über Sie!“

Der Kopier­stift, einst unver­zicht­bar vor allem im Büro und von allen gro­ßen Her­stel­lern in vie­len Vari­an­ten erhält­lich, ist aus dem All­tag ver­schwun­den und in der alten Qua­li­tät nur noch anti­qua­risch zu bekom­men1. Diese zwei­sei­tige Reklame2 von A.W. Faber für die Stifte der Serie „Copier CASTELL“ aus dem Jahr 19393 zeigt einen Teil der dama­li­gen Vielfalt.

„Ihr Schreibtisch spricht über Sie!“

Wäh­rend auf der Vor­der­seite die Kopier­stifte4 von A.W. Faber als Zierde des Schreib­tischs5 dar­ge­stellt wer­den und ein so aus­ge­stat­te­ter Arbeits­platz als Zei­chen der Freude an gutem Schreib­ge­rät inter­pre­tiert wird, zei­gen auf der Rück­seite das Motto „Gutes Hand­werk­zeug för­dert die Leis­tung“, die Tätig­kei­ten und die Anwen­dungs­fälle die Aus­rich­tung auf die Bürowelt.

„Ihr Schreibtisch spricht über Sie!“

Die Aus­wahl­kri­te­rien „Für schwar­zes, flot­tes Schrei­ben“, „nicht glän­zend bei Lam­pen­licht“ und „Star­kes Modell gegen Hand­er­mü­dung“ finde ich großartig.

„Ihr Schreibtisch spricht über Sie!“

Nicht nur den Tin­ten­stift 9605 Laub­grün würde ich heute sofort kau­fen und benutzen!

  1. Die aktu­el­len Kopier­stifte von Faber-Castell 9608, 9609 und 9610 haben eine 1992 geän­derte Rezep­tur und mei­nes Wis­sens mit ihren Vor­gän­gern nicht mehr viel gemein­sam.
  2. For­mat DIN A4.
  3. Angabe des Anbie­ters.
  4. Ich fasse hier Kopier- und Tin­ten­stifte zusam­men. – Zu letz­te­ren gab es auch eine Rekla­me­marke.
  5. Wenn mein Schreib­tisch über mich spricht, hört man bes­ser nicht so genau hin.

„Bleibt immer lang, schreibt immer spitz“

Mit die­ser Anzeige, die sofort erkenn­bar aus den 1970er Jah­ren stammt, warb Geha für sei­nen Dreh­blei­stift Ultra Pen. Und in der gibt’s eini­ges zu sehen.

„Bleibt immer lang, schreibt immer spitz“

Dem Blei­stift­stum­mel hat man mit dem Mes­ser eine schlimme Spitze ver­passt, um ihn neben dem Ultra Pen1 mög­lichst unat­trak­tiv wir­ken zu lassen.

Auch die Per­so­nen finde ich bemer­kens­wert. Der Mann im Labor­kit­tel2 soll ver­mut­lich wis­sen­schaft­li­che Auto­ri­tät ver­mit­teln, doch der leicht geneigte Kopf schwächt das lei­der etwas ab. Die Frau hin­ge­gen macht mit fokus­sie­ren­dem Blick und ange­ho­be­nem Kinn einen ganz ande­ren Ein­druck, bringt aber durch Block und Ultra Pen eine Bar­riere zwi­schen sich und den Betrach­ter. Nicht so gut weg kommt die junge Frau, denn obwohl die her­aus­ge­streckte Zunge ein Zei­chen für hohe Kon­zen­tra­tion und damit eigent­lich etwas posi­ti­ves ist, so wirkt diese Geste auf einem Foto unvor­teil­haft; die offen­bar retu­schierte Fri­sur macht es nicht bes­ser. – Für mich ist diese Gruppe nicht ein­la­dend, son­dern eher distan­ziert, ja viel­leicht sogar abweisend.

Und warum freut sich kei­ner von den dreien über den Ultra Pen?

Die fette Schrift mit der hohen Mit­tel­höhe ist die hier unter­schnit­tene Antique Olive Black von Roger Excof­fon aus dem Jahr 1969. – Dem Lay­out der Rück­seite nach erschien diese 26 × 12 cm große Anzeige im Maga­zin „DER SPIEGEL“.

Mehr zum Ultra Pen gibt es unter „Der Super-Bleistift“.

  1. Warum man das Schreib­ge­rät „Pen“ und nicht kor­rek­ter­weise „Pen­cil“ genannt hat, kann ich mir nur damit erklä­ren, dass „Pen“ kür­zer und so der Pro­dukt­name grif­fi­ger ist.
  2. In der Brust­ta­sche steckt aber kein Ultra Pen.

STAEDTLER 5700

Mit die­sem reiz­vol­len Falt­blatt bewarb J.S. STAEDTLER vor etwa 60 Jah­ren seine Spitz­ma­schi­nen der Serie 5700.

STAEDTLER 5700

Die drei Vari­an­ten boten für jeden Ein­satz­zweck die geeig­nete Spitze, wobei die 5700 D die Mine nur frei­legte1, aber nicht spitzte. Unter „Scary Point“ auf pen­cils and other things merkte ein Kom­men­ta­tor an, dass diese Maschine den Minen­durch­mes­ser auf 1,5 mm ver­rin­gert. Das ist pfif­fig, denn damit wird sicher­ge­stellt, dass die Mine auch dann voll­stän­dig vom Holz befreit wird, wenn sie einen gerin­ge­ren als den Nenn­durch­mes­ser hat oder leicht außer­mit­tig sitzt2.

STAEDTLER 5700

Mir gefal­len die Illus­tra­tio­nen und die klare Spra­che, die den Nut­zen und die Vor­züge des Geräts her­aus­stellt und ohne läs­tige Wort­hül­sen auskommt.

STAEDTLER 5700

Auch wenn heu­tige Spitz­ma­schi­nen etwas anders aus­ge­führt sind – das 6-Backen-Spannfutter und den aus­wech­sel­ba­ren Frä­ser3 habe ich noch bei kei­nem aktu­el­len Modell gese­hen –, so ist doch das Grund­prin­zip geblie­ben. Inter­es­sant zu wis­sen wäre, von wem und wann die Urform des Kur­bel­spit­zers stammt und ob die 5700 D die erste ihrer Art war.

  1. Hier nur abge­bil­det, aber im Bei­le­ger „The new 5700 D“ von J.S. STAEDTLER Inc. in Hacken­sack, New Jer­sey (USA), erwähnt ist die Mög­lich­keit, die Länge des frei­ge­leg­ten Minen­ab­schnitts ein­zu­stel­len.
  2. Hand­spit­zer wie z. B. der Koh-I-Noor № 1000 machen das über ein ver­stell­ba­res Mes­ser, wobei aber die Gefahr besteht, dass die Mine spi­ral­för­mig ein­ge­kerbt wird und dadurch an Bruch­fes­tig­keit ver­liert.
  3. So kann man z. B. bei den Kur­bel­spit­zern von CARL nicht den ein­zel­nen Frä­ser aus­tau­schen, son­dern nur die kom­plette Ein­heit aus Stift­auf­nahme, Frä­ser mit Hal­te­rung, Bajo­nett und Kur­bel.

Im Wandel

Mar­ken­zei­chen wer­den gerne über­ar­bei­tet, um dem Zeit­ge­schmack zu ent­spre­chen, eine Sor­ti­ments­än­de­rung zu beglei­ten oder dem Unter­neh­men einen neuen, fri­schen Auf­tritt zu ver­schaf­fen. So gab es auch den bekann­ten Mar­s­kopf von STAEDTLER in eini­gen Varianten.

Im Wandel

Der Mar­s­kopf in die­ser ganz­sei­ti­gen Anzeige stammt von 1963 und war die erste stark ver­ein­fachte Form nach über 50 Jahren.

Im Wandel

Der Unter­schied zu den davor genutz­ten war recht groß, und so hielt man es viel­leicht für nötig, ihn mit einer Wer­be­kam­pa­gne bekannt zu machen.

Inter­es­sant finde ich, dass der aktu­elle Mar­s­kopf nach der sehr mini­ma­lis­ti­schen Aus­füh­rung von 1973 wie­der näher an der hier bewor­be­nen liegt. Wie wohl der nächste aus­se­hen wird?

„Immer gleiche Güte“

Mit die­ser Anzeige aus dem Jahr 1942 bewarb A.W. Faber seine Pro­dukte der Marke „CASTELL“ und deren gleich­blei­bende Qualität.

„Immer die gleiche Güte“

Auch die Her­stel­ler von Schreib­wa­ren lit­ten damals unter dem kriegs­be­ding­ten Man­gel. So war A.W. Faber bestrebt, selbst unter die­sen schwie­ri­gen Bedin­gun­gen „[a]llen Freun­den eines guten Arbeits­ge­rä­tes“ (eine schöne For­mu­lie­rung!) die gewohnte Güte zu bie­ten, und wies schon fast ent­schul­di­gend auf die aktu­el­len, ver­mut­lich ein­fa­che­ren Ver­pa­ckun­gen hin, wohl um den Beden­ken ent­ge­gen­zu­wir­ken, deren Inhalt wäre ähn­lich ein­fach aus­ge­führt und hätte daher nicht mehr die gewohn­ten Gebrauchs­ei­gen­schaf­ten. – Neben der kla­ren, schnör­kel­lo­sen Spra­che gefal­len mir die Gestal­tung der Anzeige und natür­lich die Dar­stel­lung der Bleistiftspitze.

„Immer die gleiche Güte“

Zu sehen ist hier auch die bis 1993 als Bild­marke genutzte Waage, deren Geschichte 150 Jahre zurück­reicht, sowie der typi­sche „CASTELL“-Schriftzug, der 1912 ein­ge­tra­gen wurde. – Ich wüsste gerne, warum man zwi­schen Schreib- und Zei­chen­stif­ten unter­schie­den hat.

Für mich ist diese Anzeige ein schö­nes und inter­es­san­tes Stück Bleistiftgeschichte!

Rot und Blau (4)

Zu den The­men, die schon län­ger auf ihre wei­tere Bear­bei­tung war­ten, gehört die Geschichte des Rot-Blau-Stifts, aber auch ver­wand­ter Schreib­ge­räte. – Die fol­gen­den Doku­mente konnte ich von Sean Mal­one (†7.12.201) bekom­men.

Die letz­ten hier gezeig­ten Quel­len bele­gen, dass es den Rot-Blau-Stift bereits vor 1869 gab, und ein Waren­ka­ta­log von A.W. Faber führte 1874 sogar Rot-Grün-, Rot-Graphit- und Blau-Graphit-Stifte auf. Doch auch letz­tere waren damals nicht neu, wie die­ser Kata­log von Eber­hard Faber aus dem Jahr 1873 zeigt.

Rot und Blau (4)

Aller­dings wer­den hier unter der Rubrik „Colo­red Pen­cils With Two Colors“ die Kom­bi­na­tio­nen „Car­mine and Black“ und „Blue and Black“ genannt, so dass offen bleibt, ob es sich bei dem Schwarz um eine Farb- oder eine Gra­phit­mine gehan­delt hat. – Ich finde es bemer­kens­wert, dass der Rot-Blau-Stift in drei und den Rot-Grün-Stift in zwei Qua­li­tä­ten ange­bo­ten wurde.

Rot und Blau (4)

Auch ein mecha­ni­scher Rot-Blau-Stift war im Sor­ti­ment. – Inter­es­sant finde ich den Rot-Schwarz-Stift mit dicker Vierkant-Mine, der Wald­ar­bei­tern ange­dient wurde.

Rot und Blau (4)

Aus einem Bericht des United Sta­tes Con­gress des Jah­res 1864 stammt fol­gende Über­sicht, die Rot-Blau-Stifte von Faber aufführt.

Rot und Blau (4)

1872 gab es einen Groß­brand in der Fabrik von Eber­hard Faber in New York. Zu den Unter­la­gen, die das Feuer über­stan­den, gehört ein Geschäfts­buch aus dem Jahr 1857. (Eber­hard Faber lei­tete ab 1849 zunächst die US-amerikanische Nie­der­las­sung von A.W. Faber in New York, bevor er 1861 seine eigene Blei­stift­fa­brik, eben­falls in New York, grün­dete. Alle Doku­mente vor 1861 sind also noch A.W. Faber zuzu­ord­nen.) Im Novem­ber fin­den sich die Ein­tra­gun­gen „10 Gr. Zin­no­ber & Blei­stifte“ und „11 3/4 Gr. Blau und Blei­stifte“ (dritte Rubrik, erste und zweite Zeile; für einen Aus­schnitt anklicken):

Rot und Blau (4)

Eben­falls im Novem­ber: „8 Gr. Zin­no­ber & Blau Stifte Gold“ (zweite Rubrik, dritte Zeile; für einen Aus­schnitt anklicken):

Rot und Blau (4)

Und im Dezem­ber: „18 Gr. Roth & Blau Stifte 6eckig“ (19. Zeile)2 und „2 1/2 Gr. Blau & Zin­no­ber Stifte“ (letzte Zeile; für Aus­schnitte anklicken):

Rot und Blau (4)

Doch es geht noch wei­ter zurück, und zwar in den Juli 1856. Das Geschäfts­buch von Eber­hard Faber führte in die­sem Monat und zum ers­ten Mal in die­sem Jahr „Blue and Car­mine“ auf (etwa in der Mitte; für einen Aus­schnitt anklicken):

Rot und Blau (4)

Der Rot-Blau-Stift dürfte also min­des­tens 166 Jahre alt sein, und die Idee dazu hatte nach eige­nen Anga­ben Lothar vor Faber3.

Doch es blei­ben Fra­gen: Wann kam der erste Rot-Blau-Stift auf den Markt? Als Erfin­der des moder­nen Farb­stifts auf Ölkrei­de­ba­sis gilt Johann Sebas­tian Staedt­ler; er hat seine Erfin­dung im Februar 1834 prä­sen­tiert. Wann begann Lothar von Faber mit der Pro­duk­tion von Farbstiften?

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  1. Seine her­vor­ra­gen­den Web­logs Con­trap­un­ta­lism und Black­wing Pages sind glück­li­cher­weise noch online.
  2. Dar­un­ter heißt es „9 Gr. Zin­no­ber Stifte roth-Gold“, doch ich bin mir nicht sicher, ob es sich dabei wirk­lich um Rot-Blau-Stifte han­delt oder „roth-Gold“ deren Gestal­tung bezeich­nen soll.
  3. Lothar von Faber (1817–1896) hat 1839 die 1761 gegrün­dete Blei­stift­fa­brik A.W. Faber über­nom­men.

„Koh-I-Noor“

Koh-I-Noor

Mit die­ser Anzeige im Son­der­heft D der Reihe „Die zeit­ge­mäße Schrift“, erschie­nen 1933 im Ver­lag für Schrift­kunde Heintze & Blan­ckertz, Ber­lin und Leip­zig, bewarb L&C Hardt­muth den Blei­stift Koh-I-Noor. – Mir gefal­len die Gestal­tung, das unge­wöhn­li­che „M“ und natür­lich die Spitzen.

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