November 2009

Stilecht bechern

Da ich nicht alle Tas­sen noch Platz im Schrank habe, konnte ich die­sen äußerst deko­ra­ti­ven Hen­kel­be­cher mit Deckel unmög­lich in der Elek­tro­bucht an mir vor­bei­schwim­men lassen.

Henkelbecher mit Deckel von Marks & Spencer

Das in China für die eng­li­sche Waren­haus­kette Marks & Spen­cer her­ge­stellte Trink­ge­fäß ist acht­eckig, ohne Deckel 90 mm hoch, spül­ma­schi­nen­fest, mikro­wel­len­ge­eig­net und fasst 260 ml Kaf­fee, Tee oder einer ande­ren lecke­ren Flüssigkeit.

Henkelbecher mit Deckel von Marks & Spencer

Ich werde die­sen ebenso prak­ti­schen wie attrak­ti­ven Gegen­stand des täg­li­chen Gebrauchs jetzt mit einem schmack­haf­ten Heiß­ge­tränk auf Basis der bei Kaf­fee Wacker feil­ge­hal­te­nen Boh­nen fül­len und mit die­sem mun­ter­ge­macht in die neue Woche durchstarten.

Henkelbecher mit Deckel von Marks & Spencer

Ein besserer Bleistift

Die inter­es­sante Geschichte der Schreib­ge­räte und ihres Gebrauchs aus dem Blick­win­kel der digi­ta­len Revo­lu­tion prä­sen­tiert Den­nis Baron in sei­nem Buch „A Bet­ter Pen­cil: Rea­ders, Wri­ters, and the Digi­tal Revo­lu­tion“, erschie­nen vor weni­gen Wochen bei Oxford Uni­ver­sity Press.

Par­al­lel zur tech­ni­schen Ent­wick­lung von den Anfän­gen der Schrift bis hin zur schrift­li­chen Kom­mu­ni­ka­tion über das Inter­net beschreibt Baron auch die Ängste und Wider­stände, die jede Neue­rung beglei­tet haben, selbst wenn sie so klein waren wie z. B. der Radier­gummi am Ende des Blei­stifts. So warnte Plato 500 v. Chr. davor, dass die Ver­schrift­li­chung das Erin­ne­rungs­ver­mö­gen beein­träch­tigt, der als „Unab­om­ber“ bekannte Ted Kac­zyn­ski sorgte 18 Jahre lang für Ter­ror gegen die­je­ni­gen, die er für die von ihm ver­hasste, tech­ni­sierte Welt ver­ant­wort­lich hielt, und der Neo-Luddit Kirk­pa­trick Sale zer­trüm­merte 1995 in bes­ter Tra­di­tion vor gro­ßem Publi­kum einen Com­pu­ter. Plato jedoch betrach­tete die Schrift nur als Merk­hilfe, nicht als Mit­tel der Ver­stän­di­gung, und Ted Kac­zyn­ski ließ sein Mani­fest durch eine große Zei­tung ver­kün­den und bediente sich somit des­sen, was er bekämpfte.

Teil­neh­mer eines Kur­ses des Autors schrie­ben in Knet­masse und konn­ten so die Arbeit der­je­ni­gen nach­emp­fin­den, die 4000 Jahre zuvor ihre Zei­chen in Lehm ein­brach­ten; die dabei auf­tre­ten­den Pro­bleme sowie die (nicht nur hier ange­spro­chene) Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Werk­zeug, Form und Inhalt legt Baron ebenso leben­dig dar wie die wech­sel­volle und sehr holp­rige Ent­wick­lung der com­pu­ter­ge­stütz­ten Text­ver­ar­bei­tung, bei der man erst recht spät an den Nut­zer als Schrei­ber dachte. 

Das Kapi­tel über den Blei­stift hält u. a. bemer­kens­werte Details über Henry David Tho­reau parat, und ein ande­res schaut auf unsere Mit­tel und Wege, erst hand­schrift­li­chem, dann gedruck­tem und schließ­lich com­pu­ter­ge­nerier­tem Text zu ver­trauen. – Die nega­tive, gar apo­ka­lyp­ti­sche Sicht auf E-Mail, Instant Mes­sa­ging, Face­book und ähn­li­chem teilt der Autor nicht, ist sich aber der pro­ble­ma­ti­schen Aspekte die­ser Tech­ni­ken durch­aus bewusst. Der Befürch­tung, diese wür­den das Ende der Spra­che, der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­künste, der sozia­len Bezie­hun­gen und damit letzt­end­lich das der Zivi­li­sa­tion bedeu­ten, hält er Ent­wick­lun­gen wie sol­che, die zu einer „Neti­quette“ führ­ten, entgegen.

Der ana­ly­ti­sche und humor­volle Stil des sehr kun­di­gen Autors, der immer wie­der plau­si­ble Argu­mente gegen den roman­ti­sie­ren­den, ver­klä­ren­den Umgang mit alter Tech­nik anführt, gefällt mir aus­ge­macht gut, auch wenn ich als zuwei­len irra­tio­na­ler Bleistift-Nutzer, Freund des Tran­szen­den­ten und laten­ter Lud­dit seine Ansich­ten nicht durch­ge­hend teile.

Das gebun­dene Buch ent­hält zahl­rei­che, z. T. unge­wöhn­li­che Schwarzweiß-Abbildungen, ein umfang­rei­ches Lite­ra­tur­ver­zeich­nis sowie ein Regis­ter und kos­tet knapp 18 Euro.

Danke an Viola für den Hin­weis auf „A Bet­ter Pencil“!

Licht und Farbe (1)

Den Zei­chen­farb­stift MARS-LUMOCHROM bewarb diese gut 50 Jahre alte Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. in Hacken­sack, New Jer­sey (USA). Die auf­ge­führ­ten Eigen­schaf­ten des in 24 Far­ben erhält­li­chen Stifts beein­dru­cken: Er ist licht­echt, wisch- und was­ser­fest, sehr gut radier­bar, hat eine bruch­sta­bile Spitze und ist per­fekt repro­du­zier­bar (letz­te­res bezog sich wohl auf die für Licht­pau­sen idea­ler­weise hohe Licht­ab­sorp­tion; auch die Illus­tra­tion spricht dafür).

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

An dem Stift im alten Design mit Vier­tel­mond, dem Sym­bol für den Pla­ne­ten Mars und seine bei­den Monde fällt sofort die aus heu­ti­ger Sicht sehr unge­wöhn­li­che Spitze auf, die mög­li­cher­weise mit dem hier auch genann­ten „Draftsman’s Pen­cil Shar­pe­ner“ ange­bracht wurde (eine andere Anzeige aus der glei­chen Zeit lässt ver­mu­ten, dass diese Spit­zen­form damals keine Beson­der­heit war). Merk­wür­dig zumin­dest in mei­nen Augen ist die Abkür­zung „DRP“, denn sie ver­weist auf eine Ein­tra­gung beim Reichs­pa­tent­amt, das jedoch bereits 1945 seine Tätig­keit ein­ge­stellt hat.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Wie lange es den MARS-LUMOCHROM, des­sen Name von 1953 bis 2003 geschützt war, gab, weiß ich nicht. Außer der holz­ge­fass­ten Vari­ante waren spä­ter auch 2-mm-Farbminen mit die­sem Namen im Pro­gramm des Her­stel­lers, doch diese sind inzwi­schen eben­falls fast ver­schwun­den und nur noch sel­ten als Rest­be­stände anzu­tref­fen. – Gerne hätte ich mal eine mit dem MARS-LUMOCHROM erstellte Zeich­nung gese­hen oder gar die­sen Farb­stift benutzt.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Ein kleiner Stummel auf großer Reise

Der Künst­ler Paul Hut­chin­son aus Neu­see­land schafft unter ande­rem kleine Werke von ganz all­täg­li­chen Din­gen und zeigt dabei auch sol­che, die nur sel­ten beach­tet wer­den, wie z. B. abge­brannte Streich­höl­zer, eine ver­welkte Toma­ten­ranke oder Blei­stift­stum­mel. Das gefällt mir, ebenso sein Stil, sie in Öl und Was­ser­far­ben fest­zu­hal­ten, und als ich in einem sehr net­ten Kon­takt per E-Mail erfah­ren konnte, dass er auch Auf­träge annimmt, musste ich erst gar nicht nach­den­ken und freue mich nun auf das Kunst­päck­chen vom ande­ren Ende der Welt.

Danke an Hen­rik für den Hin­weis auf die­sen Künstler!

Innenansicht

Nach einem kur­zen vir­tu­el­len Abste­cher zu einer Quelle des Gra­phits, ein paar Wor­ten zu sei­ner Ver­ar­bei­tung und den in einer Aus­wahl his­to­ri­scher Patente genann­ten Zusät­zen zur Ver­bes­se­rung bestimm­ter Eigen­schaf­ten der fer­ti­gen Blei­stift­mine heute ein klei­ner Blick in das Innere die­ses fas­zi­nie­ren­den Stoffes.

Gemahlener Naturgraphit unter dem Rasterelektronenmikroskop

Das mit dem Ras­ter­elek­tro­nen­mi­kro­skop LEO 1525 auf­ge­nom­mene Bild von gemah­le­nem Natur­gra­phit zeigt einen Bereich von etwa 22 × 16 µm, also 0,022 × 0,016 mm (zum Ver­gleich: ein mensch­li­ches Haar ist unge­fähr 0,1 mm dick). Deut­lich sicht­bar ist hier die Plätt­chen­struk­tur, die dem Gra­phit die hohe Gleit­fä­hig­keit verleiht.

Vie­len Dank an Faber-Castell für diese Auf­nahme und die Geneh­mi­gung zur Reproduktion!

Spielwiese

Mei­ner auf­merk­sa­men Leser­schaft wird sicher nicht ent­gan­gen sein, dass seit kur­zem unter der Sei­ten­leiste am rech­ten Rand ein klei­ner schwar­zer Wür­fel rumliegt.

Ein kleiner schwarzer Würfel

Als alter Spiel­ratz ein an nütz­li­chen Din­gen inter­es­sier­ter Mensch bin ich stets um sinn­volle Erwei­te­run­gen mei­nes Online-Angebots bemüht, und so gibt es nun die Mög­lich­keit, durch einen Maus­klick auf die­sen Wür­fel einen zufäl­li­gen Bei­trag aus­wür­feln und anzei­gen zu las­sen. – Selbst­ver­ständ­lich wird dabei nicht aus sechs, son­dern aus zur Zeit 410 Bei­trä­gen aus­ge­wählt, doch ein 410-seitiger Wür­fel stand mir zum Foto­gra­fie­ren bedau­er­li­cher­weise nicht zur Verfügung.

Delta

In Anbe­tracht des gerin­gen Del­tas zum Wochen­ende heute ein schnel­ler Blick auf einen älte­ren Blei­stift mit dem dazu pas­sen­den Namen.

Eberhard Faber 1240 DELTA

Der in Deutsch­land gefer­tigte Eber­hard Faber 1240 DELTA, des­sen Alter ich auf etwa 40 Jahre schätze, hat die übli­chen Maße und fällt durch seine metallic-grüne Lackie­rung sowie die ver­gleichs­weise auf­wän­dige Bedruckung auf, zu der auch eine deko­ra­tive Ein­fas­sung des Här­te­grads gehört. Der Lack für die Tauch­kappe wurde bei mei­nen Exem­pla­ren des DELTA jedoch ziem­lich groß­zü­gig auf­ge­tra­gen, was sich als Ver­di­ckung zeigt. – Es ist deut­lich zu erken­nen, dass vor dem abschlie­ßen­den ein orange-brauner Lack auf­ge­bracht wurde.

Eberhard Faber 1240 DELTA

Wirkt das Holz des werk­sei­tig gespitz­ten Stifts zunächst etwas grob gema­sert, so sorgt die Spitz­ma­schine Carl Decade DE-100 für eine sehr glatte Schnitt­flä­che und legt dabei eine Mine frei, die zwar eine recht sau­bere Abgabe mit sehr guter Schwär­zung hat, aber auch eine leichte Rau­hig­keit auf­weist; doch trotz letz­te­rer ist der DELTA ein guter All­tags­blei­stift mit anspre­chen­dem Äußeren.

Eberhard Faber 1240 DELTA

Nach­trag vom 20.3.10: Wie ich erfah­ren konnte, wurde der DELTA wohl erst­mals 1954 pro­du­ziert (der Kata­log des Jah­res 1951 nennt ihn noch nicht). Zu Beginn gab es ihn nur im Här­te­grad 2 und ab ca. 1959 in drei Här­te­gra­den, wobei die Härte 1 grün und die Härte 3 rot poliert war; die Härte 2 gab es in grün, blau und rot. Zur glei­chen Zeit war pas­send zum Namen auch eine drei­flä­chige Vari­ante im Här­te­grad 2 erhält­lich. – Danke an Her­bert R. für diese Details!

Markiges Marketing (12)

Bleistifte von Brevillier & Urban

Dem öster­rei­chi­schen Blei­stift­her­stel­ler Bre­villier & Urban einen modern-schlichten Auf­tritt ver­schaffte diese 30 × 45 mm große und durch wenige, stark kon­tras­tie­rende Far­ben sowie klare Linien geprägte Rekla­me­marke, in deren Mit­tel­punkt ein gro­ßer, gel­ber Blei­stift – offen­bar schon damals ein Arche­typ – steht. Die an den Jugend­stil erin­nernde Schrift könnte auf ein Alter der Marke von viel­leicht 100 Jah­ren und die Adresse „Wien VI. Schrau­ben­hof“ auf die 1823 durch Carl Wil­helm von Bre­villier gegrün­dete Schrau­ben­fa­brik hin­deu­ten. – Mehr zur Geschichte des Unter­neh­mens gibt es hier.

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