2009

Wundersame Welt der Waren (13)

Nach­dem ich mich lange ver­geb­lich gefragt habe, warum es so viele freud­lose Figu­ren gibt, hat mich nun der Besuch eines Kauf­hau­ses in Mainz über­ra­schend auf­ge­klärt: Der moderne Mensch lacht nicht mehr selbst, son­dern lässt lachen, wobei ihm der Ein­zel­han­del hilf­reich und oben­drein sen­sor­ge­stützt unter die Mund­win­kel Arme greift.

Lachende Figuren

Das hier durch ein Schild reprä­sen­tierte Ange­bot1 beschränkte sich zwar auf die in die­ser Jah­res­zeit bevor­zug­ten Gestal­ten, doch ich bin mir sicher, dass mit dem Früh­jahrs­sor­ti­ment zahl­rei­che wei­tere in die Regale kom­men, um die Kund­schaft von der schwe­ren Last die­ser stra­pa­ziö­sen Gefühls­äu­ße­rung zu befreien. – Ob das Out­sour­cing die­ser ganz beson­de­ren Art mit der immer popu­lä­rer wer­den­den Übel­lau­nig­keit (die sich so man­che nicht im Laden erhält­li­che Figur offen­bar zur Kern­kom­pe­tenz gemacht hat) ursäch­lich zusam­men­hängt, konnte ich bis jetzt nicht in Erfah­rung brin­gen. Ebenso unklar ist mir, wes­halb sich das oran­ge­be­mützte Mäd­chen auf dem Bild Mund und Nase abdeckt. Hat es womög­lich aus Ver­se­hen per­sön­lich gelacht, anstatt die Hilfe der Figu­ren in Anspruch zu nehmen?

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  1. Ich bitte um Ver­ständ­nis dafür, dass ich die feil­ge­hal­te­nen Spaß­ma­cher aus ästhe­ti­schen Grün­den nicht detail­liert zeige; zudem hoffe ich, dass der mir bis dato unbe­kannte „Weih­nachts­hund“ nur lacht und auf das Sin­gen ver­zich­tet.

J.S. STAEDTLER 1919 (4)

Eine fla­che, zwei­ge­teilte Metall­hülse, die einen kur­zen Holz­blei­stift auf­nahm und ent­we­der die­sen ver­län­gerte oder die (Westen-)Tasche, in der er leicht Platz fand, vor des­sen Spitze schützte, zeigte die Seite 75 des Kata­logs von J.S. STAEDTLER aus dem Jahr 1919.

Umsteckschoner

Für den umzu­ste­cken­den Scho­ner, der sich nach Anga­ben des Her­stel­lers beson­ders gut an das Rei­se­pu­bli­kum ver­kau­fen ließ, gab es gleich drei ver­schie­den aus­ge­führte Blei- und einen Kopier­stift, wobei letz­te­rer als (mir unbe­kannt) „velour­po­liert“ beschrie­ben wurde; eine Vari­ante war gar gerieft. – Wel­ches Holz statt der Zeder zum Ein­satz kam und was das „weiße Metall“ war, konnte ich bis jetzt nicht herausfinden.

Ich möchte mich wie­der einer (zuge­ge­be­ner­ma­ßen red­un­dan­ten) Mon­tage bedie­nen, um das im Kata­log nicht Gezeigte zu ergänzen:

Umsteckschoner (Montage)

Die Form der 62,5 mm lan­gen und mit sil­ber­far­be­nem Prä­ge­druck ver­se­he­nen Blei­stifte ist aus heu­ti­ger Sicht unge­wöhn­lich, denn wäh­rend ihr Pro­fil an ein abge­run­de­tes Recht­eck und damit an Zim­mer­manns­blei­stifte erin­nert, zeigt die untere Abbil­dung keine recht­eckige wie in die­sen, son­dern eine runde (oder ovale). – Den Här­te­grad nennt der Kata­log nicht; auch fehlt der Hin­weis auf einen geeig­ne­ten Spitzer.

Umsteckschoner

Das Funk­ti­ons­prin­zip die­ses Umsteck­scho­ners ähnelt dem der soge­nann­ten „bul­let pen­cils“, von denen man sagt, dass ihr Ursprung in den US-amerikanischen Bür­ger­krieg zurück­rei­che; damals sol­len Sol­da­ten kurze Blei­stifte in leere Patro­nen­hül­sen gesteckt haben, um sie bes­ser ver­stauen zu können.

Umsteckschoner

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Sanfter Riese

Die­ser Radie­rer ist unför­mig, krü­melt stark, ver­braucht sich recht schnell, hat eine ziem­lich merk­wür­dige Farbe und riecht etwas komisch, doch er arbei­tet so gut, dass er das alles mehr als aus­gleicht und bin­nen kur­zer Zeit zu einem mei­ner Favo­ri­ten gewor­den ist.

Sanford Design Artgum

Mit im Bild der STAEDTLER LUNA 349.

Mit 50 × 24 × 22 mm und knapp 31 g tritt der „Design Art­gum“ des US-amerikanischen Her­stel­lers San­ford als Schwer­ge­wicht an, aber der Ein­druck eines gro­ben Klot­zes täuscht: Der „Art Eraser/Cleaner“ ent­fernt Gra­phit glei­cher­ma­ßen sau­ber wie scho­nend – auch bei wei­chem Blei­stift schmiert er nicht, und auf emp­find­li­chem Papier geht er sanft zu Werke.

Sanford Design Artgum

Ich kann mir vor­stel­len, dass sich der in zwei Grö­ßen erhält­li­che „Design Art­gum“ oben­drein zum Ent­fer­nen so man­cher Fle­cken auf Stof­fen, Tape­ten usw. eig­net und damit einen Zu­satznutzen bie­tet, doch ein Test steht noch aus.

Vie­len Dank an Mat­thias für die­sen Radierer!

Markiges Marketing (14)

Bleistifte von Brevillier & Urban

Als gut bestück­ten Fah­nen­mast weit über den Glo­bus hin­aus­ra­gen ließ Bre­villier & Urban einen klassisch-gelben Blei­stift und stellte ihn auf die­ser gut 90 Jahre alten und 45 × 30 mm gro­ßen Rekla­me­marke aus der Vogel­per­spek­tive dar. Ein far­ben­fro­hes und in mei­nen Augen gra­fisch reiz­vol­les Stück Gebrauchsgrafik!

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Gestaltungsmittel

Einen ech­ten Hin­gu­cker in Form eines vier­ecki­gen Rades prä­sen­tierte die J.S. STAEDTLER Inc. in Hacken­sack, New Jer­sey (USA), den Lesern der Zeit­schrift „Civil Engi­nee­ring“ im Mai 1960 und schaffte damit den rich­ti­gen Rah­men, um allen Vor­den­kern die Zei­chen­pro­dukte der aus Deutsch­land impor­tier­ten Spit­zen­reihe MARS zur pro­fes­sio­nel­len Visua­li­sie­rung ihrer zukunfts­wei­sen­den Ideen anzudienen.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1960)

Die MARS-Serie war zur dama­li­gen Zeit bereits eta­bliert, doch ob der Kon­struk­teur des drei Jahre zuvor paten­tier­ten ecki­gen Rades, das an schwe­rem Gerät und im rau­hen Gelände seine Vor­züge zei­gen sollte, eben­falls damit gear­bei­tet hat, bleibt offen.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1960)   Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1960)

Neben den bekann­ten und schon mehr­fach erwähn­ten Stif­ten und Minen wur­den die „Non-Print pen­cils and leads“ bewor­ben; ob es sich bei die­sen um die Vor­läu­fer der spä­ter mit dem Namens­zu­satz „Non-Repro“ ange­bo­te­nen Arti­kel gehan­delt hat, konnte ich bis jetzt lei­der nicht herausfinden.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1960)

Hier zu sehen sind auch die bis 1991 gebräuch­li­chen Zwing­chen am Mine­n­ende, die das Her­aus­fal­len bei geöff­ne­ter Klemm­zange verhinderten.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1960)

Vorfreude

Gerade ein­mal zwei Wochen sind ver­gan­gen, seit ich bei dem neu­see­län­di­schen Künst­ler Paul Hut­chin­son eine Arbeit in Auf­trag gege­ben habe, und schon ges­tern erhielt ich einen Vor­ge­schmack auf das Kunst­werk, das nun trock­nend dar­auf war­tet, auf die Reise um den hal­ben Glo­bus geschickt zu wer­den und dann einen pro­mi­nen­ten Platz einzunehmen.

„STAEDTLER Mars Lumograph 2B” von Paul Hutchinson

Vie­len Dank an Paul Hut­chin­son für seine groß­ar­tige Fähig­keit, kleine Dinge zu sehen und sie auf so beson­dere Weise zu zeigen!

Graphitperipherie

Aus uner­find­li­chen Grün­den steht mir der Sinn zur­zeit nach Parapher­na­lien, und so kommt hier ein glei­cher­ma­ßen nütz­li­cher wie deko­ra­ti­ver Gegen­stand, der mich schon eine ganze Weile täg­lich sowohl infor­miert als auch erfreut.

Wand-Thermometer von STAEDTLER

Die­ser Arti­kel, eine 208 × 80 mm große Hal­te­rung mit einem 70 mm lan­gen Ther­mo­me­ter für den Mess­be­reich von –5 bis +40 °C und einer Öse zum Auf­hän­gen, warb in den 1950er Jah­ren für STAEDTLER im All­ge­mei­nen und die in blau gehal­te­nen Spit­zen­pro­dukte der Reihe MARS LUMOGRAPH, die mit dem holz­ge­fass­ten Blei­stift 2886 und dem Fall­mi­nen­stift TECHNICO ver­tre­ten waren, im Besonderen.

Nach­trag vom 2.6.18: Die hier gezeigte Vari­ante des Mar­s­kop­fes wurde von 1957 bis 1963 genutzt.

Rüssel und Radierer (2)

Ohne die am Rüs­sel an den Haa­ren her­bei­ge­zo­gene Kom­bi­na­tion allzu sehr stra­pa­zie­ren zu wol­len: Diese zwei sind viel zu attrak­tiv, als dass man ihnen den Auf­tritt ver­weh­ren könnte.

Radierer von STAEDTLER

Gut gelaunt, leicht­fü­ßig und far­ben­froh im Stil der frü­hen Acht­zi­ger prä­sen­tierte sich die­ser groß­oh­rige Geselle aus dem tra­di­ti­ons­rei­chen Zoo Hause STAEDTLER. Zwei­fel­los hat er sich in Kin­der­hän­den am wohls­ten gefühlt und mit sei­nen schlan­ken 33 × 23 × 9 mm selbst im kleins­ten Mäpp­chen Platz gefunden.

Reklamemarke von Ferd. Marx & Co.

Ungleich erns­ter, ja fast bedroh­lich trat gut 80 Jahre zuvor das Mar­ken­tier des Her­stel­lers Ferd. Marx & Co. aus Han­no­ver auf, um mit Auf­se­hen erre­gen­der Sil­hou­ette vor kar­ger Gebirgs­land­schaft für des­sen „fei­nen Weich­gummi“ zu wer­ben. Der kräf­tige Dick­häu­ter war offen­bar schon zur dama­li­gen Zeit fest eta­bliert und ver­mochte so auch ohne die Nen­nung sei­nes Hal­ters schwer zu beeindrucken.

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