Wundersame Welt der Waren (15)

Die Dinge des All­tags kön­nen inter­es­sant sein, und manch­mal lohnt auch der Blick in die bei­lie­gende Anlei­tung. Mit einem Küchen­ge­rät kam mir die­ser Sicher­heits­hin­weis ins Haus:

Per­so­nen (ein­schließ­lich Kin­der), die auf­grund ihrer phy­si­schen, sen­so­ri­schen oder geis­ti­gen Fähig­kei­ten oder ihrer Uner­fah­ren­heit oder Unkennt­nis nicht in der Lage sind, das Gerät sicher zu benut­zen, soll­ten die­ses Gerät nicht ohne Auf­sicht oder Anwei­sung durch eine ver­ant­wort­li­che Per­son benutzen.

Wer jetzt denkt, ich müsste das neue Gerät vor den Kin­dern ver­ste­cken oder gar in einem Waf­fen­schrank ver­wah­ren, liegt falsch – es ist ein bat­te­rie­be­trie­be­ner Milchaufschäumer.

Wen hat der Her­stel­ler vor Augen, wenn er an seine Kun­den denkt? Wel­che Fähig­kei­ten und wel­che Ver­ant­wor­tung für das eigene Han­deln traut er ihnen zu? Oder dient die­ser dra­ma­ti­sche Text haupt­säch­lich der recht­li­chen Absi­che­rung? Auch die wei­te­ren Hin­weise zum siche­ren Gebrauch zeu­gen nicht gerade von einer Über­schät­zung der Kun­den durch den Hersteller.

In der Anlei­tung ver­geb­lich gesucht habe ich den Satz „Milch nicht im Mund aufschäumen“.

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4 Kommentare zu „Wundersame Welt der Waren (15)“

  1. LOL „Milch nicht im Mund auf­schäu­men” – die­ses Vor­schrift ist ja noch viel bes­ser – wenn der Her­stel­ler wirk­lich glaubt, dass wir so blöd sind….

    Übri­gens finde ich es ganz komisch, dass wir die­ser Sicherheits- Hin­weise auf Uten­si­lien haben muss. Eine „Ame­ri­ka­ni­sche­rung“ – ganz überflüssig…

    MvG. Hen­rik

  2. Die­ser Hin­weis könnte wirk­lich ein sehr deut­li­ches Zei­chen dafür sein, dass der Her­stel­ler seine Kun­den für beschränkt hält. Auf der ande­ren Seite zei­gen Initia­ti­ven wie „Wacky War­ning Labels“, dass er gar nicht so weit von der (zum Glück bis jetzt wohl nur US-amerikanischen) Rea­li­tät ent­fernt ist. Wer weiß – viel­leicht taucht ja diese erfun­dene War­nung irgend­wann in der Anlei­tung eines Milch­auf­schäu­mers auf … ;-)

  3. Schön, dass Sie den Bei­trag schrei­ben. Ich selbst habe mich in der Ver­gan­gen­heit auch über diverse Anlei­tun­gen der Her­stel­ler auf­ge­regt. Anschei­nend neh­men sich die Her­stel­ler die ame­ri­ka­ni­schen Ver­hält­nisse zum Vor­bild. Bei mei­ner Mikro­welle wurde ich dar­auf hin­ge­wie­sen, nicht mein etwa­iges Haus­tier in die Mikro­welle zu stel­len, falls ich sie betrei­ben werde. Ebenso weist Mer­ce­des an der Kofferraum-Klappe dar­auf hin, man möge den Kopf zurück­zie­hen, bevor die Kof­fer­raum­klappe geschlos­sen werde. Sehr schön ist auch der Auf­kle­ber bei einem Küchen­mes­ser: Vor­sicht scharf. Ich wäre davon aus­ge­gan­gen, dass es scharf sei; immer­hin ein Grund es zu kaufen.

    Nun denn. So sorgt es für kurze Kopfschüttelmomente :-)

  4. Da haben Sie recht – Kopf­schüt­tel­mo­mente hat man bei der Lek­türe der­ar­ti­ger Hin­weise reich­lich! Für den Haupt­grund für diese bizar­ren Warn­hin­weise halte ich die exzes­siv hohen Zah­lun­gen, zu denen die Her­stel­ler von ame­ri­ka­ni­schen Gerich­ten ver­ur­teilt wer­den kön­nen, und da viele Geräte nur wenig ver­än­dert auch in ande­ren Län­dern ver­kauft wer­den, hat man die­ses Ver­gnü­gen fast welt­weit. – Mein Favo­rit ist übri­gens die Auf­for­de­rung „Remove child before fol­ding“ auf einem falt­ba­ren Kin­der­wa­gen und gleich­zei­tig der Titel eines Buchs mit vie­len wei­te­ren Knüllern.

    Trotz­dem glaube ich, eine Ten­denz beim Bild vom Kun­den erken­nen zu kön­nen, weg vom mün­di­gen Ver­brau­cher, der weiß, was er tut und hin zum Nean­der­ta­ler, dem man sagen muss, dass ein fri­scher Kaf­fee heiß und ein Mes­ser scharf ist.

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