Viking Farveblyanter
Aus einem Katalog der 1930er Jahre des dänischen Herstellers Viking: Farbstifte, darunter auch ein Rot-Blau-Stift.
Danke an Jens M. Thomsen von Viking für den Scan!
Aus einem Katalog der 1930er Jahre des dänischen Herstellers Viking: Farbstifte, darunter auch ein Rot-Blau-Stift.
Danke an Jens M. Thomsen von Viking für den Scan!
Neben den Rot-Blau-Stiften gab und gibt es auch Stifte, die eine Graphit- und eine rote Mine kombinieren.
Mir bekannt sind:
Der Ursprung dieses Stifts liegt bemerkenswert weit zurück, doch dazu bei Gelegenheit mehr.
Danke an Stephen für den National Pencil Quote Re. № 2, Matthias für den Luise Fili Perfetto № 2, Özgür für den Pensan Dual Pencil und Guillermo für die Graphit-Rot-Stifte aus Mexiko!
Wann und durch wen kam der Rot-Blau-Stift in die Welt? Im Jahr 1869 schrieb Lothar von Faber – er hatte 30 Jahre zuvor die 1761 gegründete Bleistiftfabrik A.W. Faber übernommen – rückblickend in einem Brief an seinen Bruder Eberhard Faber in New York:
Bei den Farbstiften kam ich auf die Idee, einen Stift herzustellen, halb mit Zinnober u. halb mit Blau, wie er zuvor von keinem anderen Fabrikanten gemacht wurde. Du selbst weißt welchen Erfolg dieser Stift in America hatte, wohin sie anfangs 100 Groß weise gesandt wurden u. heute noch allenthalben verkauft werden.1
Den Rot-Blau-Stift gab es also bereits vor 1869, und Lothar von Faber hatte ihn erdacht. Doch wie sah der Stift aus? Die Dokumentation des Sortiments von A.W. Faber beginnt mit den ersten in den 1860er Jahren gedruckten Warenkatalogen, und die Rot-Blau-Stifte wurden erstmals um 1870 genannt. Allerdings enthielten die damaligen Kataloge noch keine Abbildungen.
Aus einem Warenkatalog von A.W. Faber (um 1870)
Unter „Neue Patent-Farbstifte mit beweglicher Farbe“ finden sich „1 Dzd. Patentstifte 6eckig, doppelte mit feinsten Zinnober und Blau, Nr. 12, naturpolirt-Gold, 16 Centimeter lang“ und „1 Dzd. Patentstifte 6eckig, doppelte mit feinsten Zinnober und Blau, zweifarbig polirt mit Ring“. Nach diesen mechanischen werden im selben Katalog unter „Neue verbesserte Farbstifte“ holzgefasste Rot-Blau-Stifte aufgeführt.
Aus einem Warenkatalog von A.W. Faber (um 1870)
Neben diesen, die in drei Qualitäten und jeweils zwei Profilen erhältlich waren, gab es Rot-Grün- und sogar Rot-Graphit-2 und Blau-Graphit-Stifte3. Alle wurden auch im Ausland angeboten.
Aus einem Warenkatalog von A.W. Faber (um 1874)
Zu den 1881 angebotenen Taschenbleistiften mit Hülsen aus Nickel gehörte auch der „Spitzenbewahrer, 2seitig, mit Zinnober und Blaustift“ (Ordnungs-Nummer 0360).
Aus einem Warenkatalog von A.W. Faber (1881)
Die Patent-Farbstifte mit beweglicher Farbe wurden im 1884 gedruckten Londoner Katalog farbig abgebildet4.
Aus einem Warenkatalog von A.W. Faber (1884)
Neben „movable points“ gab es hier noch „propelling and repelling action“. War damit ein Drehstift gemeint, bei dem die Mine durch Drehen der Spitze aus- und eingefahren werden konnte? Auch im Katalog von 1885 waren zwei unterschiedliche Minenhalter mit roter und blauer Mine zu sehen.
Aus einem Warenkatalog von A.W. Faber (1885)
Ab etwa 1885 erschien der holzgefasste Rot-Blau-Stift in weiteren Ausführungen, u. a. als Magazin-, Büro- und Poststift5, doch diesen wird ein eigener Beitrag gewidmet sein.
Danke an Faber-Castell für die Scans und die Details!
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Für die Poststifte der Schlüssel-Bleistift-Fabrik J.J. Rehbach warb diese 39 × 60 mm große und mindestens 85 Jahre alte Reklamemarke. – Die Schlüssel-Bleistift-Fabrik J.J. Rehbach wurde 1821 gegründet und ging 1934 in Konkurs; danach wurde sie unter dem Namen J.J. Rehbach bis Mitte der 1970er Jahre weitergeführt.
Als „Poststifte“ wurden Farbstifte meist größeren Durchmessers bezeichnet, doch möglicherweise hatten diese Stifte nur wenig mit der Post zu tun. In einem nie veröffentlichten ABC von Schwan-Stabilo hieß es 1955:
Poststift – eine alte Sortenbezeichnung, die noch heute angewandt wird. Es handelte sich normalerweise um einen farbigen, nicht kopierfähigen Stift, dessen Kern und dessen Fassung gewöhnnlich stärker als normal sind. Er wird zum Beschreiben von Verpackungspapier, Pappe, Aktendeckeln und ähnlichem gebraucht. Oft ist deshalb auch die Rede von Magazinstiften und Bürofarbstiften.
Auch das Ordbog over det danske sprog (Wörterbuch der dänischen Sprache) führte 1936 „Poststift“ als Fachbegriff des Handels und als eine andere Bezeichnung für einen roten und blauen Farbstift auf, der urspünglich mit einem Posthorn gekennzeichnet wurde.
Ich wüsste gerne, woher der Begriff „Poststift“ stammt!
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Meine Recherche zum Rot-Blau-Stift geht langsam voran. Das Museum für Kommunikation (ehemals Postmuseum) in Frankfurt/Main hat in seinem Archiv zahlreiche alte Dienstanweisungen der Post, die auch Angaben zur Verwendung des Rot-Blau-Stifts enthalten könnten. Ich habe die Möglichkeit eines Rechercheauftrags genutzt und bin auf das Ergebnis gespannt.
In der Artikelbeschreibung zum Rot-Blau-Stift Koh-I-Noor Blue Star schreibt der Anbieter Manufactum:
Der Koh-i-Noor Blue Star wurde ursprünglich – und das seit 1909 – als „Poststift“ angeboten.
Ich habe bei Manufactum nach der Quelle für diese Jahreszahl angefragt; eine Antwort steht noch aus.
In dem sehr interessanten Buch „Ich hör‘ dich schreiben. Eine literarische Geschichte der Schreibgeräte“ von Evelyne Polt-Heinzl, erschienen 2007 bei Sonderzahl, heißt es:
Farbverwandt mit dem alten Schulradierer ist der Rot-Blau-Stift, der 1909 als „Poststift“ das Licht der Welt erblickte und sich offenbar rasch europaweit verbreitete.
Ich habe die Autorin bereits vor einer Weile angeschrieben und ebenfalls nach der Quelle für diese Angabe gefragt, aber leider noch keine Antwort bekommen.
1909? Nein – den ersten Rot-Blau-Stift gab es schon viel früher. Demnächst mehr!1
Nachtrag vom 27.6.19: Von Dr. Evelyne Polt-Heinzl konnte ich erfahren, dass sie die Jahreszahl 1909 einer Festschrift der Fa. Hardtmuth entnommen hat.
Nachtrag vom 18.7.19: Manufactum hat mir mitgeteilt, dass man das Jahr 1909 vom Lieferanten Koh-I-Noor genannt bekommen habe.
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Die Produkte des MARS-Sortiments als Garant für Präzision bewarb STAEDTLER Mitte der 1960er Jahre1 mit diesem ewigen Wandkalender.
Alles für das technische Zeichnen ist vertreten: Tuschezeichner Mars-7002, Fallminenstift MARS-TECHNICO 48000, Farbstift MARS-LUMOCHROM, Bleistift MARS-LUMOGRAPH 2886 und ein Zirkel mit Verlängerungsstange3.
Der von Carl Ph. Schmidt in Kaiserslautern hauptsächlich aus Karton gefertigte Kalender ist 30,5 × 26,5 cm groß, bemerkenswert gut erhalten und schmückt demnächst die Wand an meinem Schreibtisch.
Nachtrag vom 22.6.19: Zum 50-jährigen Jubiläum des Tombow Mono siehe auch „Japan’s Iconic MONO Eraser Turns 50“ bei Spoon & Tamago.