STAEDTLER

J.S. STAEDTLER 1919 (13)

Nach einer lan­gen Pause ein wei­te­rer Aus­schnitt aus dem Kata­log von J.S. STAEDTLER des Jah­res 1919.

J.S. STAEDTLER 1919 (13)

Die Blei­stifte STENOGRAPHIE 3251 und 326 gab es bereits vor 1908, und selbst diese waren nicht die ers­ten ihrer Art, denn sie folg­ten den Model­len STENOGRAPHIE 320, 321 und 324. Ich finde es bemer­kens­wert, dass der 326 nicht wie üblich rund, son­dern hexa­go­nal war. – Der letzte Steno-Bleistift von STAEDTLER war der Mars sten­o­fix, der 1935 auf den Markt kam und bis Ende 2011 pro­du­ziert wurde.

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  1. Zu Zedern-Ersatzholz siehe „Blei­stift­höl­zer (6)“.

„Der einzige Lichtpaus-Spezialstift“

In frü­hem Rekla­me­ma­te­rial für den Blei­stift MARS-LUMOGRAPH von J.S. STAEDTLER wurde gerne mit einem licht­ab­sor­bie­ren­den Farb­stoff­zu­satz gewor­ben; in die­ser Anzeige aus dem Jahr 19351 stand er sogar im Mit­tel­punkt. Was hatte es damit auf sich?

„Der einzige Lichtpaus-Spezialstift“

Zu der dama­li­gen Zeit und auch noch bis in die 1990er Jahre hin­ein wur­den vor allem groß­for­ma­tige tech­ni­sche Zeich­nun­gen mit­tels Licht­pause (Dia­zo­ty­pie) ver­viel­fäl­tigt. Dazu legte man die Zeich­nung auf ein Papier mit einer für UV-Licht emp­find­li­chen Beschich­tung und belich­tete sie mit einer UV-Lampe. Das Papier wurde anschlie­ßend behan­delt, wobei das Gezeich­nete dun­kel blieb (je nach Pro­dukt dun­kel­braun oder dun­kel­vio­lett) und die belich­te­ten Stel­len hell wur­den. Wich­tig für einen hohen Kon­trast der Kopie war, dass der Abstrich der ver­wen­de­ten Stifte mög­lichst wenig UV-Licht durch­lässt, und um das zu errei­chen, haben die Her­stel­ler ver­schie­dene Metho­den ange­wandt. STAEDTLER hat damals mit dem Zusatz von im UV-Bereich stark absor­bie­ren­den Stof­fen zur Minen­masse expe­ri­men­tiert, doch diese wur­den durch das Bren­nen der Minen zer­stört. Erfolg hatte das Unter­neh­men schließ­lich mit der Zugabe von sehr licht­dich­ten Farb­stof­fen2 zur – so das Patent­do­ku­ment – Fett­masse3 und ließ sich dies am 9.12.19304 unter dem Titel „Ver­fah­ren zur Her­stel­lung von Graphit-Ton-Minen“ paten­tie­ren5. Inter­es­sant zu wis­sen wäre, wie lange man die­ses Ver­fah­ren ange­wandt hat6 und ob es heute noch Zusätze für andere Zwe­cke gibt, z. B. zur Ver­bes­se­rung der Schwär­zung oder zur Ver­rin­ge­rung der Reflexion. –

Diese Anzeige ist noch aus einem ganz ande­ren Grund auf­schluss­reich. Als der MARS-LUMOGRAPH 2886 im Jahr 1930 auf den Markt kam, hatte er nur den mars­blauen Lack, der mit sei­nem Vor­gän­ger MARS 1225 ein­ge­führt wurde. 1935 bekam er die schwarze Tauch­kappe, doch diese hier gezeigte Vari­ante gab es nur kurz, denn bereits 1936 kam der weiße Zier­ring hinzu. – Mehr zur Geschichte gibt es unter „90 Jahre Lumo­graph“ zu sehen.

  1. Angabe des Anbie­ters.
  2. Im Patent wird eine HB-Mine genannt, die aus 42% Gra­phit, 40% Ton und 18% Fett­masse besteht. 3 bis 5% von letz­te­rer wur­den durch Sudan­gelb oder Sudan­vio­lett ersetzt, so dass der Farb­stoff etwa 0,5 bis 0,9% der Mine aus­machte. – Der hohe Anteil der Fett­masse hat mich über­rascht.
  3. Dass man hier von Fett­masse sprach – und nicht etwa von Par­af­fin wie heute – finde ich bemer­kens­wert. War das Imprä­gnier­mit­tel frü­her anders zusam­men­ge­setzt? Bei die­ser Gele­gen­heit dachte ich an den Hin­weis von Der­went: „Der­went Gra­phic Pen­cils B, HB, F, H, 2H, 3H, 4H, 5H, 6H, 7H, 8H and 9H are all free from ani­mal pro­ducts.“ Mei­ner Ansicht nach kann das nur mit der Imprä­gnie­rung zusam­men­hän­gen.
  4. Knapp zwei Monate zuvor wurde die Marke „Lumo­graph“ ange­mel­det, und im sel­ben Jahr begann die Pro­duk­tion.
  5. Kurio­ser­weise wurde das Patent erst am 20.3.1936, also gut fünf Jahre spä­ter, ver­öf­fent­licht.
  6. Es gab Exem­plare des MARS-LUMOGRAPH 2886 mit einem „+“ (?) auf der Tauch­kappe (siehe z. B. „MARS LUMOGRAPH PENCILS“). Wurde mit die­ser Kenn­zei­chung der Zusatz bewor­ben? – Zuwei­len hat man ein Stück einer Licht­pause in das wer­bende Falt­blatt geklebt, zu sehen z. B. unter „MARS-Marketing und „Der Uni­ver­sal­stift“.

MARS

„Nicht schon wie­der Mars und altes Zeug – muss das wirk­lich sein?“, wer­den man­che seuf­zen. Ja, das muss sein, erst recht bei die­sem schö­nen Stück, das ich kürz­lich ergat­tern konnte. Ich mach’s auch kurz, aber nicht aus Rück­sicht, son­dern weil ich lei­der nicht viel dazu sagen kann. Also: Augen auf und durch!

Wer­bung für die Marke „MARS“ machte STAEDTLER mit die­ser Glas­platte, des­sen ursprüng­li­che Funk­tion ich nicht kenne.

MARS

Sie ist 200 × 269 mm groß, 2,5 mm dick und auf der Rück­seite licht­un­durch­läs­sig beschich­tet, was gegen die nahe­lie­gende Ver­mu­tung spricht, dass sie Teil einer Lampe war1. Zierte sie viel­leicht ein Regal oder einen Thekenaufsteller?

Das Alter der Platte kann ich nur schät­zen. Die Anbie­te­rin hat die 1950er Jahre genannt, doch die Gra­fik mit den drei Stif­ten und das Feh­len des Mar­s­kop­fes lässt mich eher von 1930 bis 1940 aus­ge­hen. – Den Her­stel­ler konnte ich noch nicht her­aus­fin­den; auch die Kenn­zeich­nun­gen „P. 2055“ unten links und „KOHLITZ“ am unte­ren Rand haben mir nicht weitergeholfen.

Die leicht kon­ka­ven, mit dem Mes­ser geschnit­te­nen Spit­zen des Blei­stifts LUMOGRAPH 2886 und des Kopier­stifts COPIER 7542 sind schon fast dra­ma­tisch, und auch bei der Beschrif­tung war der Künst­ler krea­tiv3: Wäh­rend sie auf den unte­ren Stif­ten so ver­läuft, wie es damals üblich war, hat er sie bei den obe­ren gedreht, damit sie nicht auf dem Kopf steht4.

Ein bemer­kens­wer­tes Stück!

Nach­trag vom 10.5.23: Von STAEDTLER konnte ich heute erfah­ren, dass es sich bei der Glas­platte um eine Rekla­me­ta­fel han­delt und diese – ähn­lich Email-Schildern – als rei­ner Wer­be­trä­ger diente, also keine wei­tere Funk­tion hatte. Der Gestal­tung nach stammt sie aus den spä­ten 1930er Jah­ren, wofür auch der weiße Zier­ring des Mars Lumo­graph spricht, der erst 1936 kam.

  1. Es gibt auch Reste ange­kleb­ten Papiers oder Kar­tons, aber die könn­ten von einer Zweit­nut­zung stam­men.
  2. Er kam 1901 auf den Markt und war das erste Pro­dukt der im sel­ben Jahr ein­ge­tra­ge­nen Marke „MARS“.
  3. Man beachte auch die Refle­xio­nen am unte­ren 754.
  4. Die tat­säch­li­che Umkehr der Beschrif­tung erfolgte erst in den 1960er Jah­ren.

„Mars-Bleistiftfabrik“

Zu schön, um nicht gezeigt zu wer­den: Der Dutzend-Karton des Kopier­stifts J.S. STAEDTLER PILOT 66731.

„Mars-Bleistiftfabrik“

Der Schrift­zug „Mars-Bleistiftfabrik“ gefällt mir am bes­ten (einen ähn­li­chen gibt es auf dem Schulstift-Prospekt P. 699 aus den frü­hen 1930er Jah­ren, aller­dings ohne das lange „ſ“). Die reiz­volle Gra­fik mit Vier­tel­mond, klei­nem Stift2 und „STAEDTLER“3 – manch­mal als Teil eines Wappen-ähnlichen Emblems – habe ich bis­her nur in Druck­sa­chen und auf Ver­pa­ckun­gen der 1920er und 1930er Jahre gese­hen4. Auch dies spricht dafür, dass die­ser Kar­ton min­des­tens 90 Jahre alt ist.

  1. Die Vor­der­seite wirkt gene­risch, doch auf der Rück­seite steht „Feine Pilot-Kopierstifte“ und auf den Schmal­sei­ten „6673“ – Die Marke „Pilot“ ist beim DPMA nicht mehr zu fin­den.
  2. Man beachte des­sen unge­wöhn­li­che Dar­stel­lung.
  3. Oder auch „MARS“.
  4. In die­ser Zeit kam der Mar­s­kopf als Bild­marke auf.

Kurz notiert

Kurz notiert

Zurück zu den Wurzeln

STAEDTLER hat vier Blei­stifte von PEFC-zertifizierter Kolorado-Tanne auf FSC-zertifizierte Linde umgestellt.

Zurück zu den Wurzeln

STAEDTLER tra­di­tion 110 aus Kolorado-Tanne (oben) und Linde (unten)

Neben dem tra­di­tion 110 (im Bild)1 betrifft dies den tra­di­tion 112 und den Noris 122 (beide mit Radier­tip) sowie den unla­ckier­ten 123 60.

Im 17. Jahr­hun­dert, als sich in Nürn­berg das Blei­stift­ma­cher­ge­werbe ent­wi­ckelte, war die hei­mi­sche Linde (Tilia) die wich­tigste Holz­art für Blei­stifte. Durch den spä­te­ren Erfolg der Zeder2 und ihren höhe­ren Preis wurde die Linde bevor­zugt für güns­tige Stifte wie z. B. Zim­mer­manns­blei­stifte genutzt (auch STAEDTLER bewarb sie vor gut 100 Jah­ren ent­spre­chend). Doch der regio­nale Bezug, die lange Geschichte und vor allem höhere Umwelt­stan­dards machen die Linde inzwi­schen auch für andere Blei­stifte attrak­tiv; von Vor­teil ist zudem, dass die Linde im Gegen­satz zur Zeder in Europa wächst und ohne Imprä­gnie­rung3 ver­wen­det wer­den kann.

2015 hat STAEDTLER mit den Baye­ri­schen Staats­fors­ten und dem PEFC Deutsch­land im Rah­men des Pro­jekts „Von der Linde zum Blei­stift“ für das zehn­jäh­rige Jubi­läum der Baye­ri­schen Staats­fors­ten einen Wer­be­blei­stift aus hei­mi­scher Linde gefer­tigt. Im sel­ben Jahr folgte der STAEDTLER White aus Linde, der jedoch nur in Japan ange­bo­ten wird, und durch diese Umstel­lung kommt die Linde jetzt erneut als Holz hoch­wer­ti­ger Blei­stifte auf den Markt.

  1. Damit kann man der Geschichte des Blei­stifts „tra­di­tion“ ein wei­te­res Kapi­tel hin­zu­fü­gen.
  2. Zunächst war es die Vir­gi­ni­sche Zeder (Juni­pe­rus vir­gi­niana), dann die Kali­for­ni­sche Weihrauch-Zeder (Calo­cedrus decur­rens); siehe auch „Blei­stift­höl­zer (2)“.
  3. 2016 ist STAEDTLER bei den ergosoft-Stiften (Mars, Noris und einige Farb­stifte) von imprä­gnier­ter Linde aus Ost­asien auf unbe­han­delte Linde aus Europa umge­stie­gen.

STAEDTLER 5700

Mit die­sem reiz­vol­len Falt­blatt bewarb J.S. STAEDTLER vor etwa 60 Jah­ren seine Spitz­ma­schi­nen der Serie 5700.

STAEDTLER 5700

Die drei Vari­an­ten boten für jeden Ein­satz­zweck die geeig­nete Spitze, wobei die 5700 D die Mine nur frei­legte1, aber nicht spitzte. Unter „Scary Point“ auf pen­cils and other things merkte ein Kom­men­ta­tor an, dass diese Maschine den Minen­durch­mes­ser auf 1,5 mm ver­rin­gert. Das ist pfif­fig, denn damit wird sicher­ge­stellt, dass die Mine auch dann voll­stän­dig vom Holz befreit wird, wenn sie einen gerin­ge­ren als den Nenn­durch­mes­ser hat oder leicht außer­mit­tig sitzt2.

STAEDTLER 5700

Mir gefal­len die Illus­tra­tio­nen und die klare Spra­che, die den Nut­zen und die Vor­züge des Geräts her­aus­stellt und ohne läs­tige Wort­hül­sen auskommt.

STAEDTLER 5700

Auch wenn heu­tige Spitz­ma­schi­nen etwas anders aus­ge­führt sind – das 6-Backen-Spannfutter und den aus­wech­sel­ba­ren Frä­ser3 habe ich noch bei kei­nem aktu­el­len Modell gese­hen –, so ist doch das Grund­prin­zip geblie­ben. Inter­es­sant zu wis­sen wäre, von wem und wann die Urform des Kur­bel­spit­zers stammt und ob die 5700 D die erste ihrer Art war.

  1. Hier nur abge­bil­det, aber im Bei­le­ger „The new 5700 D“ von J.S. STAEDTLER Inc. in Hacken­sack, New Jer­sey (USA), erwähnt ist die Mög­lich­keit, die Länge des frei­ge­leg­ten Minen­ab­schnitts ein­zu­stel­len.
  2. Hand­spit­zer wie z. B. der Koh-I-Noor № 1000 machen das über ein ver­stell­ba­res Mes­ser, wobei aber die Gefahr besteht, dass die Mine spi­ral­för­mig ein­ge­kerbt wird und dadurch an Bruch­fes­tig­keit ver­liert.
  3. So kann man z. B. bei den Kur­bel­spit­zern von CARL nicht den ein­zel­nen Frä­ser aus­tau­schen, son­dern nur die kom­plette Ein­heit aus Stift­auf­nahme, Frä­ser mit Hal­te­rung, Bajo­nett und Kur­bel.
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