Yo no bi

In der lesens­wer­ten Bespre­chung des Hobo­ni­chi Techo bei Pen&Design fiel mir fol­gen­des auf:

The Plan­ner is thoughtfully desi­gned, able to be employed for a multi­tude of tasks, and a plea­sure to use. The more I used, the more I star­ted to app­re­ciate it, and to feel that it truly belon­ged to me. It truly does exem­plify the Japa­nese con­cept of ‘Yo no bi’ – or ‘beauty through use’.

Schön­heit durch Gebrauch? Da dachte ich natür­lich sofort an die Spu­ren, die so man­chen Gegen­stand in mei­nen Augen schö­ner wer­den las­sen, und meine Freude über das Altern z. B. des Etuis für den Spit­zer Janus 4048. Doch woher kommt „yo no bi“1?

Yo no bi

Eine kurze Recher­che ergab, dass die­ses Kon­zept aus der Mingei-Ära der spä­ten 1920er und 1930er Jahre stammt. Ihr Begrün­der Yanagi Sōetsu (1889–1961) hat die Volkskunst-Bewegung in sei­nem 1972 ver­öf­fent­lich­ten Buch „The Unknown Craft­sman“ beschrie­ben und darin auch die japa­ni­sche Sicht auf das (Kunst-)Handwerk gewöhn­li­cher Leute sowie den Umgang damit unter­sucht. Wenn ich es rich­tig ver­stan­den habe, tra­gen die­ser Philo­sophie zufolge zur Schön­heit eines Gegen­stands nicht nur seine Gestal­tung und die Ge­brauchsspuren, son­dern auch des­sen sinn­li­cher Aspekt und sein Gebrauchs­wert bei (was ein wenig an das Arts and Crafts Move­ment erinnert).

Zurück zum Hobo­ni­chi Techo: Auch ich erlebe, dass er mir mit zuneh­men­dem Gebrauch im­mer bes­ser gefällt – ein Emp­fin­den, das ich bis­her nur bei sehr weni­gen Gegen­stän­den hatte2.

  1. „Yo no bi” besteht aus den Kanji-Zeichen 用 (yo), Gebrauch, und 美 (bi), Schön­heit. – Die der japa­ni­schen Spra­che Kun­di­gen mögen über kleine Unge­nau­ig­kei­ten hin­weg­se­hen, mich aber bitte auf grobe Feh­ler hin­wei­sen.
  2. Aber trotz allem: Die schöns­ten Dinge im Leben sind keine Dinge.

8 Kommentare zu „Yo no bi“

  1. Das Inter­es­sante ist, dass künst­li­che Gebrauchs­spu­ren all­ge­mein als schön emp­fun­den wer­den, z.B. „pre­wa­shed jeans”, manch­mal sogar absicht­lich aufgeschlitzt…
    …wäh­rend natür­li­che Gebrauchs­spu­ren von der All­ge­mein­heit oft als stö­rend und als Grund zum Erset­zen ange­se­hen werden.

  2. Hallo, danke für deine Recher­che über den „yo no bi“-Begriff! Weißt du viel­leicht noch die Quelle, in der du dar­über gele­sen hast? Oder war es „The Unknown Craft­sman“? Viele Grüße, Dennis

  3. An die Quelle kann ich mich lei­der nicht erin­nern (aber es waren meh­rere). Es hat mich jedoch über­rascht, dass das yo no bi nie zusam­men mit ande­ren Kon­zep­ten der japa­ni­schen Ästhe­tik wie mono no aware, wabi sabi, yūgen, iki usw. erwähnt wurde. Anders herum: Die mir bekann­ten Quel­len, die sich mit der japa­ni­schen Ästhe­tik beschäf­ti­gen (wie z. B. „A Trac­tate on Japa­nese Aes­the­tics“ von Donald Richie und „Ever­y­day Aes­the­tics“ von Yuriko Saito) gehen nicht auf yo no bi ein. – Das Buch „The Unknown Craft­sman“ kannte ich bis dahin nicht; ich habe erst bei der Recher­che davon gehört.

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