Papier
Vorgestern, ohne Klammern
Dachte ich bisher, das Heften ohne Klammern sei eine vergleichsweise neue Erfindung, so haben mich diese beiden Anzeigen im Katalog für Büro-Bedarf von A. Walter Schreiber, Leipzig, aus dem Jahr 1939 eines Besseren belehrt.
Schon vor über 80 Jahren konnten der „Multifix“ und der „Heftex“ Blätter ohne Klammern und Draht zusammenhalten, wobei mich die Schlaufe des letzteren an die erinnert, die der Harinacs von Kokuyo in das Papier einbringt. – Interessant zu wissen wäre natürlich, wer diese Idee hatte und mit welchem Gerät sie erstmals umgesetzt wurde.
100 Jahre DIN 476
Heute vor 100 Jahren wurde die DIN 476 veröffentlicht und damit die Grundlage für unser Papierformat-System geschaffen.
Die Grundsätze nach DIN 476: Benachbarte Formate gehen durch Halbieren oder Verdoppeln auseinander hervor (links) und alle Formate haben das gleiche Seitenverhältnis (1:√2, rechts); das Ausgangsformat der A-Reihe (A0) hat eine Fläche von 1 m
Die Geschichte der Papierformate (nicht nur nach DIN) wurde schon sehr oft behandelt, so dass ich dies nicht auch noch tun möchte. Stattdessen empfehle ich zwei Bücher:
- Markus Krajewski: Restlosigkeit – Weltprojekte um 1900 (Fischer 2006)
Dieser Titel beschreibt – ausführlich wie keine andere mir bekannte Quelle – die Entstehung der DIN-Formate und bietet dabei zahlreiche und zum Teil weniger bekannte Details. - Melanie Kurz, Thilo Schwer (Hg.): Raster, Regeln, Ratio – Systematiken und Normungen im Design des 20. Jahrhunderts (av edition 2022)
Diese Zusammenstellung von Beiträgen zur Jahrestagung der Gesellschaft für Designgeschichte 2021 an der FH Aachen erschien anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der DIN 476; der erste Beitrag „Vom Werkbundstreit zur Papierformatnormung“ geht auf diese ein.
Als kleine historische Beigabe gibt’s eine Übersicht der Anwendungen der A-Reihe aus dem „Handbuch für Papier und Bürobedarf“ von Dipl.-Hdl. F. K. Reckert, erschienen 1949 im Max Schwabe Verlag.
Mit der ISO 216 vom Juni 1975 wurden die Formatreihen A und B der DIN 476 zum internationalen Standard; lediglich in den USA und in Kanada1 werden sie nicht verwendet.
- Hier bin ich mir nicht sicher, da ich widersprüchliche Informationen gefunden habe.↵
Hobonichi Techo 2023
Heute beginnt die „Hobonichi Techo 2023 Reveal Party“, bei der jeden Tag bis zum 24. August Neuigkeiten und interessante Details des populären japanischen Planers vorgestellt werden. Am 25. August wird das vollständige Sortiment für 2023 präsentiert, und am 1. September beginnt der Verkauf. – Nein, ich bekomme keine Provision, sondern bin zahlender und sehr zufriedener Nutzer des Hobonichi Techo im neunten Jahr.
Kurz notiert
- Eine sehr flotte Präsentation des Handspitzers Pollux von Möbius+Ruppert bietet Folge 13 der Serie „Hammertijd“ vom Rijksdienst voor Ondernemend Nederland, der Agentur des niederländischen Ministeriums für Wirtschaft und Klima und des Ministeriums für Landwirtschaft, Natur und Lebensmittelqualität.
- Bereits eine Weile auf dem US-amerikanischen und dem griechischen Markt ist der Bleistift Rafael 138, mit dem Faber-Castell die 1895 eingetragene Marke „Rafael“ wiederbelebt. Der Bleistift ist nur im Härtegrad B erhältlich. – Danke an Stephen für den Hinweis!
- Sehr ungewöhnlich gestaltete Bleistifte gibt es bei tät tat in der Schweiz. Die zehn mit unterschiedlichen Ausfräsungen dekorierten Bleistifte sind einzeln, in Geschenkverpackungen und im Set erhältlich; die Preise beginnen bei 7,50 Euro pro Stift. – Danke an Dirk B. für den Hinweis!
- Dem 1948 eingeführten Fallminenstift TK 4800 hat Faber-Castell einen langen Artikel gewidmet: „Geniously simple – simply genious: The success story of the clutch pencil“. – Danke an Stephen für den Hinweis!
- Vor kurzem wurde das Sortiment rund um den Hobonichi Techo 2022 vorgestellt. Die Cover finde ich auch dieses Jahr nicht so prickelnd, aber das beige „Taut“ gefällt mir recht gut.
- Einen interessanten Blick auf die alten und neuen Polygrade-Bleistifte von A.W. Faber und Faber-Castell wirft das Weblog Pencil Fodder unter „A.W.Faber’s Polygrade Pencils and the moving F grade“ und stellt dabei Bemerkenswertes zum Härtegrad F fest.
- Mit einer 212-gliedrigen Kette aus zwei Bleistiftminen hat es M. Manoj aus Indien ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft: „Indian artist carves 212-link chain from pencil graphite“.
Tag des Bleistifts
Heute ist der Tag des Bleistifts1, und zu diesem Anlass hat mir mein Leser Christof eine kleine Klappkarte geschickt.
Die Karte haben er und seine Tochter Lisa gestaltet, und ich finde sie sehr gelungen. Vielen Dank an beide, auch für die lieben Worte in Innern der Karte!
- Bisher wusste ich nur vom „National Pencil Day“ der USA, aber es sieht so aus, als wäre daraus der Internationale Tag des Bleistifts geworden. Wer den wann und zu welchem Anlass festgelegt hat, weiß ich allerdings nicht.↵
Kokuyo Sketch Book
Ein Klassiker unter den japanischen Notizbüchern ist das Sketch Book von Kokuyo.
Mein aktuelles Exemplar und der Number 9, beide mit Gebrauchsspuren
Das Sketch Book1 wurde erstmals 1959 von der japanischen Regierung an Mitarbeiter staatlicher Bauprojekte für den Gebrauch vor Ort herausgeben. Seitdem ist es in nahezu unveränderter Gestaltung erhältlich.
Es ist 9,5 × 16,5 cm groß und 6 mm dünn, so dass es sich gut verstauen lässt. Der Einband aus kräftigem Karton hat einen dunkelgrünen, feuchtigkeitsabweisenden Überzug mit textilähnlicher Struktur und goldfarbenem Prägedruck.
Die 80 Seiten des Sketch Books sind in fünf Lagen fadengeheftet, und so bleibt es offen liegen und lässt sich auch umschlagen.
Das nicht ganz weiße Papier ist vergleichsweise dünn (wohl um die 70 g/m
Die Verarbeitungsqualität des in Japan hergestellten Sketch Books finde ich sehr gut. Natürlich stößt es sich durch den Transport und die Nutzung ab, doch die Fadenheftung bleibt fest.
Neu und alt
Ich benutze es gerne, weil es in fast jeder Tasche Platz findet, durch den festen Einband keine Unterlage braucht, mit allen Stiften klarkommt und sehr preiswert ist.
Neben dem Sketch Book gibt es noch das Level Book und das Transit Book, die sich vom Sketch Book nur in der Lineatur und in der Kennzeichnung unterscheiden, und zum 60-jährigen Jubiläum hat Kokuyo limitierte Sonderausgaben und Zubehör herausgebracht.
Das Sketch Book hat die Artikelbezeichnung せ-Y32 und kostet in Japan 210 Yen (gut 1,60 Euro)3.
- In Japan auch „Sokuryo Yacho“ (kurz „Yacho“) genannt.↵
- SE-Y3; der Strichcode mit der GTIN 4901480781174 findet sich auf der dritten Umschlagseite.↵
- Ich habe es bei Amazon im Zehnerpack für 28 Euro gekauft.↵