Museum

Kurz notiert

  • Den Druck­blei­stift Pen­tel Kerry gibt es nur für 0,5-mm-Minen, doch der Reddit-Nutzer Progstu hat ihn auf unge­wöhn­li­che Weise für 0,3 mm modi­fi­ziert.
  • Wohl schon län­ger online, aber für mich neu: Das Rot­ring Museum des kroa­ti­schen Archi­tek­ten Duje Šeg­vić. Ich finde es sehr ansprechend!
  • Mit „Half the pres­sure, twice the speed“ bewarb Eber­hard Faber sei­nen Black­wing 602, und auch der neue Halb­stift Black­wing 602 (Short), der mit dem Ori­gi­nal nur den Namen gemein­sam hat, trägt die­sen Slo­gan. Ich ver­mute jedoch, dass das ein Irr­tum ist und man ihn eigent­lich mit „Half the pen­cil, twice the price“ kenn­zeich­nen wollte. Also: Schnell zugrei­fen – die­ser Fehl­druck wird bestimmt eine Rari­tät, die sich in Kürze für das Mehr­fa­che des jet­zi­gen Schnäppchen-Preises von 20 US-Dollar pro Dut­zend ver­kau­fen lässt.
  • Von 2005 bis 2014 gab es in Japan das her­vor­ra­gend gemachte Sta­tio­nery Maga­zine, in dem sich Her­stel­ler, Händ­ler und andere, die mit Schreib­wa­ren zu tun haben, prä­sen­tie­ren konn­ten (siehe z. B. hier, hier und hier). Lei­der war nach zehn Aus­ga­ben Schluss, doch bereits im Mai die­ses Jah­res brachte Heri­tage das Sta­tio­nery Maga­zine 2023 her­aus. Ich habe es bestellt und bin gespannt, was mich erwartet.
  • Der Bei­trag zum Pen­tel Black Poly­mer 999 ent­hält jetzt auch Fotos der Dut­zend­pa­ckung der α-Variante.

Rolimin

Ein beson­de­res Zei­chen­ge­rät ist das Roli­min aus den 1980er Jahren.

Rolimin

Das von Daniel Blasko aus Villingen-Schwenningen erdachte und 1986 als Gebrauchs­mus­ter1 geschützte Uten­sil ver­eint Lineal, Zei­chen­schiene, Win­kel­mes­ser, Kreis­scha­blone2 und Zir­kel3 und wurde von der DANILINER GmbH, eben­falls Villingen-Schwenningen, angeboten.

Rolimin

Dazu ver­fügt das 130 × 65 mm große und 17 mm hohe Roli­min4 über ver­schie­dene Ska­len (dar­un­ter auch zwei mit Inch-Teilung), Kreis­öff­nun­gen, Füh­rungs­lö­cher, eine Welle mit gerän­del­ten Rol­len5 und eine feder­be­las­tete Zir­kel­spitze, die zum Gebrauch auf die Zei­chen­flä­che gedrückt wird.

Rolimin

Der zwei­sei­tige Bei­le­ger im For­mat DIN A4 infor­miert in deut­scher und fran­zö­si­scher Spra­che über „das kleinste Zei­chen­ge­rät der Welt“ und des­sen Funk­tio­nen und Hand­ha­bung. Er beschreibt auch die Nut­zung als Wagen, um andere Zei­chen­ge­räte par­al­lel zu ver­schie­ben. Da jedoch die Ver­bin­dung nur über die Zir­kel­spitze her­ge­stellt wird und sich das zu ver­schie­bende Zei­chen­ge­rät daher beim Trans­port dre­hen kann, halte ich diese Funk­tion für fragwürdig.

Rolimin

Eine Wei­ter­ent­wick­lung des Roli­min, das es außer in trans­pa­ren­tem auch in gel­bem und oran­ge­far­be­nem Kunst­stoff gab, ist der heute noch erhält­li­che und in zwei Grö­ßen ver­füg­bare Con­s­truc­tor. Bei die­sem kann man an der Zir­kel­spitze eine Schiene anset­zen, des­sen verschieb- und arre­tier­ba­rer Ein­satz das Zeich­nen von Krei­sen mit belie­bi­gen statt abge­stuf­ten Radien ermög­licht6.

Rolimin

Der Gebrauchs­wert des Roli­min ist recht ordent­lich. Die cm- und die Inch-Skalen sowie die Kreis­scha­blo­nen sind bemer­kens­wert genau, ebenso der Win­kel­mes­ser. Die Rän­de­lung der Rol­len hält das Romi­lin sicher auf dem Papier, ohne Spu­ren zu hin­ter­las­sen; damit erfüllt das Gerät die Funk­tion der Zei­chen­schiene eben­falls gut. Dadurch wird jedoch die Nut­zung als Zir­kel etwas erschwert, denn die Rän­de­lung bremst die Kreis­be­we­gung. Die Zir­kel­spitze lässt sich nur dann genau posi­tio­nie­ren, wenn der Ein­stich­punkt mit einem Kreuz mar­kiert ist, das so groß ist, dass es über die Buchse, in der die Zir­kel­spitze sitzt, hin­aus­ragt; zudem könnte sie etwas spit­zer sein, damit sie bes­ser sitzt. Da die Füh­rungs­lö­cher ver­gleichs­weise groß sind und so die Stift­spitze etwas Spiel hat, kann es pas­sie­ren, dass der Kreis­durch­mes­ser etwa ±1 mm abweicht. Bei der Zir­kel­funk­tion muss man also ein paar Abstri­che machen, und die gerin­gen Abmes­sun­gen set­zen dem Roli­min wei­tere Gren­zen. Unter dem Strich ist es jedoch ein nütz­li­ches Hilfs­mit­tel für schnelle Skizzen. –

Bei mei­ner Suche nach dem Roli­min und des­sen Ursprung bin ich auf den sehr ähn­li­chen Gol­den Star Mul­ti­pur­pose Ruler der Shiny Hung Tra­ding Co., Ltd. (Tai­wan) gesto­ßen, von dem es noch einige Exem­plare bei eBay gibt. Wie alt die­ser und das im Bei­le­ger genannte Patent 20222 sind, konnte ich lei­der nicht herausfinden.

Rolimin

Wie so viele andere Geräte für das tech­ni­sche Zeich­nen ist das Roli­min aus dem All­tag ver­schwun­den, und auch die Falt­schach­tel erin­nert an ver­gan­gene Zei­ten: An der Stelle des wei­ßen Recht­ecks vor „Ger­many“ stand ursprüng­lich „West-“7.

Danke an Kai für den Hin­weis auf das Roli­min! – Im Zusam­men­hang mit Zei­chen­ge­rä­ten ver­weise ich gerne auf das sehr lesens­werte Web­log Gra­pho­gra­phy.

  1. Ich freue mich immer wie­der über die Spra­che und die Satz­kon­struk­tio­nen in Patent- und Gebrauchs­mus­ter­schrif­ten. Kost­probe aus letz­te­rer zum Roli­min: „Die Neue­rung betrifft ein Zei­chen­ge­rät zum Zie­hen gera­der und kreis­bo­gen­för­mig ver­lau­fen­der Stri­che, bestehend aus einem fla­chen, plat­ten­ar­ti­gen, recht­ecki­gen Kunst­stoff­kör­per, des­sen Längs- und/oder Quer­kan­ten wenigs­tens teil­weise mit Län­gen­meß­ska­len ver­se­hen sind und der auf sei­ner Ober­seite eine in Längs­rich­tung ver­lau­fende Griff­leiste auf­weist, wel­che ein­stü­ckig ange­formt ist und die Form eines auf der Unter­seite offe­nen Hohl­kas­tens besitzt, wobei in der Griff­leiste eine Welle mit zwei gering­fü­gig aus dem Hohl­raum der Griff­leiste nach unten her­aus­ra­gen­den Par­al­lel­füh­rungs­rol­len dreh­bar gela­gert ist und wobei außer einer Anzahl von recht­ecki­gen und/oder drei­ecki­gen und/oder kreis­för­mi­gen Scha­blo­nen­durch­brü­chen ent­lang wenigs­tens einer Längs­kante eine gerad­li­nige Reihe von in regel­mä­ßi­gen, einer Län­gen­meß­skala zuge­ord­ne­ten Abstän­den ange­ord­ne­ten Füh­rungs­lö­chern für einen Zei­chen­stift oder eine Zei­chen­fe­der ange­ord­net sind und wobei der Kunst­stoff­kör­per außer­dem mit einer mit­tels einer Gewin­de­buchse in einer Boh­rung befes­tig­ten, gegen Feder­druck betä­tig­ba­ren Stech­na­del ver­se­hen ist.“ Ja, das ist ein Satz.
  2. ⌀ 1–10 mm in 1-mm-Schritten.
  3. ⌀ 2–11 mm in 5-mm-Schritten.
  4. Der Name „Roli­min“ war von 1985 bis 1998 und die Wort-/Bildmarke „Dani­li­ner“ von 1986 bis 2002 auf Daniel Blasko ein­ge­tra­gen.
  5. Bei einer wohl für den eng­lisch­spra­chi­gen Markt gedach­ten Vari­ante gibt es eine Skala zwi­schen den Rän­de­lun­gen.
  6. Das eben­falls in zwei Grö­ßen ange­bo­tene Zei­chen­ge­rät Caroll wirkt wie eine Zwi­schen­va­ri­ante, denn des­sen ansetz­bare Schiene hat kei­nen ver­schieb­ba­ren Ein­satz.
  7. Zu sehen u. a. hier.

100 Jahre NORICA

Heute vor 100 Jah­ren wurde die Marke „NORICA“ für STAEDTLER eingetragen.

100 Jahre NORICA

J.S. STAEDTLER “Norica” 6045 (1920er Jahre), STAEDTLER norica 132 46 (aktu­elle Pro­duk­tion1)

(Hier stand ursprüng­lich, dass der Name „Norica“ auf den gleich­na­mi­gen Stamm zurück­geht, der im 11. Jahr­hun­dert die Ansied­lung Norim­berga (auch „Noren­berg“) auf dem Burg­berg gegrün­det hat und dar­aus die Stadt Nürn­berg ent­stand. Nach einem Kom­men­tar habe ich die Quelle dafür gesucht, aber nicht mehr wie­der­ge­fun­den; ich kann daher nicht aus­schlie­ßen, dass meine Infor­ma­tion falsch ist.) – Seit 1972 ist die Marke inter­na­tio­nal geschützt.

Danke an Wow­ter für den aktu­el­len norica!

  1. Her­ge­stellt in Thai­land.

Empire of the Sum

Vor­hin ein­ge­trof­fen und sofort ganz oben auf dem Sta­pel mei­ner zu lesen­den Bücher: „Empire of the Sum – The Rise and Reign of the Pocket Cal­cu­la­tor“, das neue Buch von Keith Hous­ton.

Empire of the Sum

Ich hatte bereits große Freude an sei­nen Titeln „Shady Cha­rac­ters“ und „The Book“, und so bin ich auf „Empire of the Sum“ sehr gespannt. – Dane­ben der HP-32S aus dem Jahr 1988, der heute noch so gut funk­tio­niert wie am ers­ten Tag1.

  1. Ledig­lich etwas Staub kam hin­ter das Glas des Dis­plays; die Strei­fen und die dunk­len Spu­ren sind Refle­xio­nen.

Kurz notiert

CAPTAIN STAEDTLER

1978 trat der Super­held CAPTAIN STAEDTLER in die Welt. Er kam von STAEDTLER UK in Por­ty­clun, Wales1, und hatte seine Auf­tritte in als Comics gestal­te­ten Anzei­gen, die in „2000 AD“ erschie­nen sind. Von August bis Dezem­ber 1978 gab es in die­sem Maga­zin acht die­ser etwa halb­sei­ti­gen Comics, so auch in Prog 80.

CAPTAIN STAEDTLER

Diese Comics, die für Faser­schrei­ber und Farb­stifte von STAEDTLER („The brigh­test colours in the galaxy!“) war­ben, wur­den ver­mut­lich auch in „Star­lord“ und dort in Farbe ver­öf­fent­licht, doch dazu habe ich lei­der noch keine ver­läss­li­chen Anga­ben (der hier bereits gezeigte Comic könnte aus „Star­lord“ stammen).

Auf Seite 9 gelang es CAPTAIN STAEDTLER, Prin­zes­sin Arach­non, ver­schol­lene Erbin von Par­the­nia und unter­wegs im vor tau­send Jah­ren in einer Hyper­raum­ver­wer­fung ver­lo­ren­ge­gan­ge­nen impe­ria­len Kreu­zer „Stell­a­lux“, mit einem Purpur-Strahl aus dem Schein­tod aufzuwecken.

CAPTAIN STAEDTLER

Als „Spe­cial Offer“ gab es damals einen „superb 3-D Cap­tain Staedt­ler badge, com­plete with fixing pin“.

CAPTAIN STAEDTLER

Im April konnte ich einen sol­chen Anste­cker bei eBay für 0,99 GBP erstei­gern, doch lei­der ging er auf dem Post­weg ver­lo­ren. Drei Monate spä­ter fand eine wei­tere Auk­tion statt, wo er zusam­men mit einem Anste­cker für „Cap­tain Bri­tain“ ange­bo­ten wurde, aber diese endete bei 204 GPB (!); da war ich schon früh raus.

Aber es gab noch mehr, näm­lich Wer­be­ma­te­rial für Händ­ler in Form von Auf­kle­bern, die im Fens­ter des Geschäfts ange­bracht auf das STAEDTLER-Sortiment hin­wei­sen soll­ten2. Bei die­sen gut 15 × 15 cm gro­ßen Auf­kle­bern fällt auf, dass sie keine sind, denn sie sind weder selbst- noch sonst irgend­wie kle­bend (auch das Befeuch­ten hilft nicht)3; so hat man sie ver­mut­lich mit einem Stück Kle­be­band im Fens­ter angebracht.

CAPTAIN STAEDTLER

Die Gestal­tung sowohl der Auf­kle­ber als auch des Umschlags (vor allem der Schrift­zug „AVAILABLE HERE“, die Schreib­weise „Staedt­ler“ und das Feh­len des Mar­s­kopfs) über­rascht mich, denn sie passt nicht zu dem, was man von STAEDTLER kennt.

CAPTAIN STAEDTLER

Wie auch immer – ich finde es klasse, dass man so etwas gemacht hat!

  1. Diese Nie­der­las­sung exis­tierte von 1966 bis 2008.
  2. CAPTAIN STAEDTLER gab es übri­gens auch auf Radie­rern; hin und wie­der sieht man diese auf eBay.
  3. Es ist natür­lich nicht aus­zu­schlie­ßen, dass es tat­säch­lich kle­bende Vari­an­ten gab und meine Exem­plare feh­ler­haft sind.

STAEDTLER 30197

Ein unge­wöhn­li­cher Fund: Der Rot-Blau-Stift STAEDTLER 30197.

STAEDTLER 30197

Unge­wöhn­lich des­halb, weil er sei­nen vor­ge­se­he­nen Ver­wen­dungs­zweck trägt und die­ser oben­drein in Schwe­disch ist.

STAEDTLER 30197

Der runde „Stu­di­ums Kor­ri­ge­rings­penna Röd/Blå“, also „Studiums-Korrekturstift Rot/Blau“, stammt der Form des Mar­s­kop­fes nach aus der Zeit von 1963 bis 1973. Dass es nur „GERMANY“, nicht aber „Made in Ger­many“ heißt, legt die Ver­mu­tung nahe, dass er außer­halb Deutsch­lands her­ge­stellt wurde. Bemer­kens­wert ist auch die fünf­stel­lige Arti­kel­num­mer, passt sie doch nicht zu den von STAEDTLER gewohn­ten. Da lohnt sicher eine Recherche!

„A bonne mine“

Mit einer reiz­vol­len Figur warb Caran d’Ache Ende der 1920er Jahre.

„A bonne mine“

Das Schwei­zer Unter­neh­men hatte kei­nen leich­ten Start. Gegrün­det 1915 in Genf unter dem Namen Fabri­que Gene­voise de Cray­ons S.A. steckte es trotz anfäng­li­cher Erfolge bereits nach weni­gen Jah­ren in so gro­ßen finan­zi­el­len Schwie­rig­kei­ten, dass es 1923 liqui­diert und ihr Name – zu die­sem Zeit­punkt Fabri­que de Cray­ons Ecri­dor S.A. – aus dem Han­dels­re­gis­ter gelöscht wurde.

Neuer Eigen­tü­mer wurde Arnold Schweit­zer, Inves­tor aus St. Gal­len. Seine Frau Irène machte noch im sel­ben Jahr den Vor­schlag, das Unter­neh­men nach dem Pseud­onym des Schwei­zer Kari­ka­tu­ris­ten Emma­nuel Poiré, „Caran d’Ache“, zu nen­nen1, und im Januar 1924 wurde die Fabri­que Suisse de Cray­ons Caran d’Ache S.A. eingetragen.

Arnold Schweit­zer hielt sich gerne in Luxus­ho­tels auf, so auch 1928 im Hotel Mon­treux Palace. Dort über­reichte ihm ein Por­tier eine Zeich­nung eines Blei­stift­männ­chens, die ihm Schweit­zer abkaufte. Die­ses Männ­chen2 zierte dann die ers­ten Wer­be­mit­tel und trat auch in Anzei­gen auf, wie in die­ser aus dem Jahr 19293. – Ich denke, dass „A bonne mine !“ ein Wort­spiel ist und sowohl „Sieht gut aus!“ (bezo­gen auf das Männ­chen) als auch „Eine gute [Bleistift-]Mine!“ bedeu­tet, aber bei mei­nen äußerst über­schau­ba­ren Fran­zö­sisch­kennt­nis­sen bin ich mit sol­chen Inter­pre­ta­tio­nen zurückhaltend. 

  1. Der Name ist vom rus­si­schen Wort für Blei­stift, „kar­an­dach“, abge­lei­tet, das wie­derum von den tür­ki­schen Begrif­fen „kara“ für schwarz und „taş“ für Stein stam­men soll.
  2. Bei einer schnel­len Suche sind mir unter­schied­li­che Vari­an­ten des Männ­chens unter­ge­kom­men. – Wie lange es genutzt wurde, konnte ich lei­der nicht her­aus­fin­den.
  3. Die Details zur Unter­neh­mens­ge­schichte habe ich aus dem lesens­wer­ten Buch „Die Caran d’Ache Saga – Von Genf in die Welt“ von Ralph Brüh­wi­ler, erschie­nen 2020 bei NZZ Libro.
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