Tombow ✕ 五十音 shoushin-mono
Vor 16 Jahren gab es in Japan einen Bleistift, den es dann doch nicht gab.
2007 kam der Bleistiftverlängerer „Pinguin“ auf den japanischen Markt. Er wurde entworfen von Kyoko Uino, der Betreiberin des Geschäfts und Bleistiftmuseums Gojuon (五十音) im Tokyoter Einkaufsviertel Ginza1.
Im selben Jahr brachte Gojuon in Zusammenarbeit mit dem japanischen Hersteller Tombow einen kurzen Bleistift heraus, der für den Gebrauch mit diesem Verlängerer gedacht war und mit ihm in einem Set angeboten wurde2. Dieser Bleistift, eine knapp 9 cm lange Variante des im August 1963 eingeführten MONO, bekam den Namen „shoushin-mono“3.
Das japanische Wort „shoushin“ bedeutet hier „kleiner Graphit-Kern“, heißt aber auch „willensschwach“. Nun ist „mono“ auch das Wort für „Person“, und so lässt sich der Name des Bleistifts als „willensschwache Person“ lesen. Das gefiel den Führungskräften bei Tombow nicht, und so wurde die Produktion auf halbem Wege gestoppt und Gojuon beendete den Verkauf.
Danke an Tetsuya Wada für diesen sehr schönen Bleistift und die interessanten Details!
- Mehr zu Gojuon unter „Ito-ya and Gojuon, Ginza, Tokyo“ bei Contrapuntalism.↵
- Etwas Ähnliches gab es 2008, als Mitsubishi/uni Japan zum 80-jährigen Jubiläum den Bleistverlängerer UPH-8000 herausbrachte und für diesen eine 13,6 cm kurze Variante des uni HB anbot.↵
- Die hier gezeigte Form des Schriftzugs „Tombow“ war von 1957 bis 1995 in Gebrauch und damit 2007, als der „shoushin-mono“ herauskam, nicht mehr üblich. – Quelle: „Story of the Tombow Logo“.↵
CAPTAIN STAEDTLER
1978 trat der Superheld CAPTAIN STAEDTLER in die Welt. Er kam von STAEDTLER UK in Portyclun, Wales1, und hatte seine Auftritte in als Comics gestalteten Anzeigen, die in „2000 AD“ erschienen sind. Von August bis Dezember 1978 gab es in diesem Magazin acht dieser etwa halbseitigen Comics, so auch in Prog 80.
Diese Comics, die für Faserschreiber und Farbstifte von STAEDTLER („The brightest colours in the galaxy!“) warben, wurden vermutlich auch in „Starlord“ und dort in Farbe veröffentlicht, doch dazu habe ich leider noch keine verlässlichen Angaben (der hier bereits gezeigte Comic könnte aus „Starlord“ stammen).
Auf Seite 9 gelang es CAPTAIN STAEDTLER, Prinzessin Arachnon, verschollene Erbin von Parthenia und unterwegs im vor tausend Jahren in einer Hyperraumverwerfung verlorengegangenen imperialen Kreuzer „Stellalux“, mit einem Purpur-Strahl aus dem Scheintod aufzuwecken.
Als „Special Offer“ gab es damals einen „superb 3-D Captain Staedtler badge, complete with fixing pin“.
Im April konnte ich einen solchen Anstecker bei eBay für 0,99 GBP ersteigern, doch leider ging er auf dem Postweg verloren. Drei Monate später fand eine weitere Auktion statt, wo er zusammen mit einem Anstecker für „Captain Britain“ angeboten wurde, aber diese endete bei 204 GPB (!); da war ich schon früh raus.
Aber es gab noch mehr, nämlich Werbematerial für Händler in Form von Aufklebern, die im Fenster des Geschäfts angebracht auf das STAEDTLER-Sortiment hinweisen sollten2. Bei diesen gut 15 × 15 cm großen Aufklebern fällt auf, dass sie keine sind, denn sie sind weder selbst- noch sonst irgendwie klebend (auch das Befeuchten hilft nicht)3; so hat man sie vermutlich mit einem Stück Klebeband im Fenster angebracht.
Die Gestaltung sowohl der Aufkleber als auch des Umschlags (vor allem der Schriftzug „AVAILABLE HERE“, die Schreibweise „Staedtler“ und das Fehlen des Marskopfs) überrascht mich, denn sie passt nicht zu dem, was man von STAEDTLER kennt.
Wie auch immer – ich finde es klasse, dass man so etwas gemacht hat!
- Diese Niederlassung existierte von 1966 bis 2008.↵
- CAPTAIN STAEDTLER gab es übrigens auch auf Radierern; hin und wieder sieht man diese auf eBay.↵
- Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass es tatsächlich klebende Varianten gab und meine Exemplare fehlerhaft sind.↵
STAEDTLER 30197
Ein ungewöhnlicher Fund: Der Rot-Blau-Stift STAEDTLER 30197.
Ungewöhnlich deshalb, weil er seinen vorgesehenen Verwendungszweck trägt und dieser obendrein in Schwedisch ist.
Der runde „Studiums Korrigeringspenna Röd/Blå“, also „Studiums-Korrekturstift Rot/Blau“, stammt der Form des Marskopfes nach aus der Zeit von 1963 bis 1973. Dass es nur „GERMANY“, nicht aber „Made in Germany“ heißt, legt die Vermutung nahe, dass er außerhalb Deutschlands hergestellt wurde. Bemerkenswert ist auch die fünfstellige Artikelnummer, passt sie doch nicht zu den von STAEDTLER gewohnten. Da lohnt sicher eine Recherche!
„A bonne mine“
Mit einer reizvollen Figur warb Caran d’Ache Ende der 1920er Jahre.
Das Schweizer Unternehmen hatte keinen leichten Start. Gegründet 1915 in Genf unter dem Namen Fabrique Genevoise de Crayons S.A. steckte es trotz anfänglicher Erfolge bereits nach wenigen Jahren in so großen finanziellen Schwierigkeiten, dass es 1923 liquidiert und ihr Name – zu diesem Zeitpunkt Fabrique de Crayons Ecridor S.A. – aus dem Handelsregister gelöscht wurde.
Neuer Eigentümer wurde Arnold Schweitzer, Investor aus St. Gallen. Seine Frau Irène machte noch im selben Jahr den Vorschlag, das Unternehmen nach dem Pseudonym des Schweizer Karikaturisten Emmanuel Poiré, „Caran d’Ache“, zu nennen1, und im Januar 1924 wurde die Fabrique Suisse de Crayons Caran d’Ache S.A. eingetragen.
Arnold Schweitzer hielt sich gerne in Luxushotels auf, so auch 1928 im Hotel Montreux Palace. Dort überreichte ihm ein Portier eine Zeichnung eines Bleistiftmännchens, die ihm Schweitzer abkaufte. Dieses Männchen2 zierte dann die ersten Werbemittel und trat auch in Anzeigen auf, wie in dieser aus dem Jahr 19293. – Ich denke, dass „A bonne mine !“ ein Wortspiel ist und sowohl „Sieht gut aus!“ (bezogen auf das Männchen) als auch „Eine gute [Bleistift-]Mine!“ bedeutet, aber bei meinen äußerst überschaubaren Französischkenntnissen bin ich mit solchen Interpretationen zurückhaltend.
- Der Name ist vom russischen Wort für Bleistift, „karandach“, abgeleitet, das wiederum von den türkischen Begriffen „kara“ für schwarz und „taş“ für Stein stammen soll.↵
- Bei einer schnellen Suche sind mir unterschiedliche Varianten des Männchens untergekommen. – Wie lange es genutzt wurde, konnte ich leider nicht herausfinden.↵
- Die Details zur Unternehmensgeschichte habe ich aus dem lesenswerten Buch „Die Caran d’Ache Saga – Von Genf in die Welt“ von Ralph Brühwiler, erschienen 2020 bei NZZ Libro.↵
Mitsubishi/uni Mark Sheet White
Im asiatischen Raum sind maschinenlesbare Prüfungsbögen weit verbreitet. Zum Ausfüllen dieser Bögen bieten fast alle großen, dort ansässigen Hersteller eigene Bleistifte1 und oft auch abgestimmte Radierer an. Diese sogenannten „Mark Sheet“-Bleistifte sind manchmal sehr knapp beschriftet, damit der Prüfungskandidat nicht in den Verdacht gerät, sie als Merkhilfe zu benutzen2. Von Mitsubishi/uni Japan gibt es gleich zwei Bleistifte dieser Gattung, wobei der eine normal und der andere fast gar nicht gekennzeichnet ist. Letzterer sei kurz vorgestellt.
Der nur im Dreierpack erhältliche Mark Sheet White ist werkseitig gespitzt und hat eine milchig-transparente Schutzkappe, die gut sitzt und dank einem kleinen Steg nicht wegrollt.
Der Text auf der Verpackung bewirbt die Vorzüge des Bleistifts ausführlich und informiert darüber, dass er deswegen keine Angaben trägt, weil das Mitbringen von Bleistiften mit Kennzeichnung zu manchen Prüfungen verboten ist3.
Üblicherweise kommen in Japan die Bleistifte ungespitzt in den Handel, da dort gespitzte Bleistifte als gebraucht gelten. Bei manchen „Mark Sheet“-Bleistiften – so auch bei diesem – macht man jedoch eine Ausnahme (vermutlich sollen sie sofort einsetzbar sein).
Die einzige Kennzeichnung ist das aus drei Rauten bestehende Logo von Mitsubishi auf dem Käppchen; selbst auf die Blindprägung hat man verzichtet4.
Wie von Mitsubishi/uni gewohnt ist die Qualität dieses attraktiven Bleistifts hervorragend, und so habe ich trotz genauem Blick und längerem Test keine Schwächen finden können5. Die Mine kann ich von der des Mitsubishi uni HB nicht unterscheiden; mich würde nicht wundern, wenn es die gleichen wären6. Ihre Härte entspricht etwa der des STAEDTLER Mars Lumograph 2B.
Das Dreierset des Mitsubishi/uni Mark Sheet White hat die Artikelnummer UMSME3PHB.1 und kostet 330 Yen (etwa 2,10 Euro). – Leider kenne ich keinen Anbieter außerhalb Japans, der es im Sortiment hat.
Danke an Sola von pencils and other things für dieses Set!
- Üblicherweise haben die Bleistifte den Härtegrad HB bis 2B. – Hier zu sehen waren bereits der Tombow MONO Mark Sheet, der STAEDTLER White 103, der STAEDTLER Mark 2B und der Kutsuwa HiLine Orenpitsu.↵
- Natürlich würden sich die üblichen Kennzeichnungen bei näherer Betrachtung als solche und damit als harmlos herausstellen, doch dann wäre der Nutzer bereits in einer unschönen Lage.↵
- Übersetzt mit Google Lens. – In der Übersetzung ist sogar ausdrücklich von englischen Kennzeichnungen die Rede.↵
- Einen ähnlichen Weg geht Tombow mit einer Variante des MONO Mark Sheet, dessen schwarzen Lack nur das Firmenlogo, die Libelle, ziert; er hat aber eine Blindprägung.↵
- Dass vom Holz (zweifellos Weihrauch-Zeder) am Übergang zur Mine etwas herausgebrochen ist, liegt vermutlich am nicht mehr ganz so scharfen Messer des M+R Pollux.↵
- Ich denke zudem, dass sich der White nur in der Gestaltung vom anderen „Mark Sheet“-Bleistift von Mitsubishi/uni unterscheidet.↵
STABILO Kopier- und Tintenstifte
Werbung für ihre STABILO Kopier- und Tintenstifte machte die Schwan-Bleistiftfabrik im Jahr 1940 mit diesem Faltblatt.
Sind Kopier-, Tinten- und Farbstifte tropischen Umgebungsbedingungen ausgesetzt, können deren Minen Wasser anziehen und die Holzhülle sprengen; trocknen die Minen aus, können sie schrumpfen und dann zu locker sitzen oder gar zerbrechen1. Dies schränkt den Gebrauch solcher Stifte in tropischen Ländern stark ein. So haben die Hersteller mit verschiedenen Binde- und Lösungsmitteln experimentiert, doch erst die Schwan-Bleistiftfabrik fand ein Verfahren zur Fertigung tropenfester Minen. Dabei wurden Kautschuk oder Kautschuk enthaltende Mischungen, Kunstharze und Cellulosederivate als Bindemittel genutzt, die in organischen Lösungsmitteln gelöst waren. Dieses „Verfahren zur Herstellung von tropenfesten Schreibstiftminen“ wurde am 25. November 1930 angemeldet, am 21. Juni 1940 unter der Nummer 692556 veröffentlicht und im hier beworbenen Cellomin-Tintenstift umgesetzt. – Mit dem „Verfahren zur Herstellung von Schreibstiftminen“ (Nr. 750342) gab es wenige Jahre später einen Zusatz zu diesem Patent. Er beschreibt die Verwendung von Celluloseäther als Bindemittel, der den Vorteil hat, die Farbstoffe nicht zu verfärben und eine außerordentlich hohe Biegefestigkeit aufzuweisen.
Der STABILO Cellomin kam 1939 auf den Markt und war der erste Stift, der das im April 1938 eingetragene Schwan-Auge trug2. Ich vermute, dass der Name „Cellomin“ ebenfalls geschützt war, kann aber im DPMAregister keinen Eintrag mehr finden3.
Besonders reizvoll finde ich die große Innenseite des Faltblatts, auf der die Einsatzmöglichkeiten und die Vorzüge der Kopier- und Tintenstifte detailliert präsentiert werden.
Für dieses Faltblatt hat man beträchtlichen Aufwand getrieben!
- Bleistifte sind davon nicht betroffen, denn deren Minen sind gebrannt und wasserunlöslich gebunden.↵
- Die Wortmarke „Schwan“ wurde bereits 1896 registriert und ist eine der ältesten Marken für Schreibgeräte.↵
- Die Marke „Stabilo“, später Bestandteil des Firmennamens, wurde 1926 eingetragen.↵
Niigata Seiki AGS-15KD
Ein in mehrfacher Hinsicht interessantes und praktisches Lineal ist das AGS-15KD des japanischen Messgeräte- und Werkzeugherstellers Niigata Seiki.
Das aus Acryl gefertigte, 30 × 160 mm große und 2 mm dicke Lineal hat zwei geprägte Skalen, wobei die eine von 0 bis 15 cm und die andere von -7,5 cm bis +7,5 cm geht. Beide Skalen reichen bis an ein Ende, so dass man ab Anschlag messen kann, und da sie auf der Unterseite angebracht sind, lassen sie sich parallaxenfrei ablesen. Darüber hinaus verfügt das sehr gut verarbeitete Lineal über ein 0,5-cm-Raster. – Eine Tuschekante gibt es nicht, doch da die 15-cm-Skala eine Facette hat, kann man das Lineal wenden und so mit einem Füllfederhalter nutzen.
Pfiffige Details erleichtern das Ablesen. Die 1-mm-Teilstriche sind treppenförmig und jeder zweite endet in einem Punkt; zudem ist die Kennzeichnung dunkelgrau und daher auch auf dunklen Untergründen gut erkennbar.
Das AGS-15KD habe ich bei Amazon Japan für 483 Yen (ca. 3 Euro) gekauft. – Außer in 15 cm gibt es das nützliche Utensil noch in 30 und 50 mm, und alle drei Längen sind auch in einer Ausführung mit Metallkante für die Arbeit mit einem Messer erhältlich.