Bleistifthölzer

Bleistifthölzer (7)

Mus­grave in den USA bie­tet einen beson­de­ren Blei­stift an.

Bleistifthölzer (7)

Der Ten­nes­see Red ist aus der Vir­gi­ni­schen Zeder1 (Juni­pe­rus vir­gi­niana, engl. [eas­tern] red cedar) gefer­tigt. Die­ses Holz war frü­her für Blei­stifte üblich, wurde dann aber knapp und durch die Kali­for­ni­sche Weihrauch-Zeder (Calo­cedrus decur­rens, engl. incense cedar) abge­löst. Diese Umstel­lung fand bereits vor vie­len Jahr­zehn­ten2 statt, und so trifft man heute keine Blei­stifte aus Vir­gi­ni­scher Zeder mehr an.

Auch Mus­grave hat die­ses Holz vor lan­ger Zeit genutzt3. Man nahm den reich­li­chen Bestand vor Ort in Ten­nes­see und ver­ar­bei­tete sogar Zaun­bret­ter von Far­mern, denen man dafür Metall­zäune gab. Am Anfang hat man die Brett­chen auch nach Europa ver­kauft, doch vor etwa 100 Jah­ren schrumpfte der Bestand und man ging zur Kali­for­ni­schen Weihrauch-Zeder über. Die Pläne, erneut zum his­to­ri­schen Holz zu grei­fen, gab es schon län­ger, und 2019 brachte man den Ten­nes­see Red auf den Markt.

Die Fer­ti­gung barg einige Her­aus­for­de­run­gen, und so sind die Minen im Ten­nes­see Red nicht immer zen­trisch und man­che Exem­plare ganz leicht gekrümmt. Mus­grave spricht diese Pro­bleme offen an, was mir sehr sym­pa­thisch ist, und emp­fiehlt auch einen elek­tri­schen Spit­zer. Es fällt auf, dass sich der werk­sei­tig unge­spitzte Ten­nes­see Red selbst in der Gra­nate nicht ganz so leicht spit­zen lässt; ich ver­mute, dass das Holz nicht mit den heute übli­chen Ver­fah­ren behan­delt wurde und daher nicht die ver­traute leichte Schneid­bar­keit bie­tet. Unnö­tig zu sagen, dass das Duft der Vir­gi­ni­schen Zeder groß­ar­tig ist und ganz anders als das der (oben­drein auch mal mit Aro­men behan­del­ten) Weihrauch-Zeder. – Wäh­rend die Her­stel­ler frü­her das rote Kern­holz für höher­wer­tige und und das gelblich-weiße Splint­holz für güns­tige Blei­stifte genutzt haben, unter­schei­det Mus­grave nicht und ver­wen­det auch nur Klar­lack4, so dass es zu unge­wöhn­li­chen, aber durch­aus reiz­vol­len Fär­bun­gen kommt.

Bleistifthölzer (7)

Wei­tere inter­es­sante Details zu Mus­grave gibt es unter „Mus­grave and the pen­cil sup­ply chain“ bei pen­cil talk.

Danke an Matt für den Ten­nes­see Red!


Da ich Inter­esse an wei­te­ren Exem­pla­ren des Ten­nes­see Red5 und auch am Sin­gle Bar­rel 1066 hatte, aber bei der Online-Bestellung kein Ver­sand nach Deutsch­land mög­lich ist, habe ich mich an das Unter­neh­men gewandt und gefragt, ob man nicht eine Aus­nahme machen könne. Lei­der bekam ich keine Ant­wort, doch ein Leser mei­nes Web­logs, der sich nach einen euro­päi­schen Ver­trieb erkun­digt hat, wurde auf Makers Cabi­net in Eng­land ver­wie­sen. Die­ses Unter­neh­men, Her­stel­ler des Hovel und des Iris, hat aller­dings keine Pro­dukte von Mus­grave im Online-Shop, dafür aber eine bemer­kens­werte For­mu­lie­rung in den Geschäfts­be­din­gun­gen: „We reserve the right to refuse ser­vice to anyone for any reason at any time.“ Das ist alles nicht sehr erquicklich.

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  1. Genau­ge­nom­men ist „Vir­gi­ni­sche Zeder“ nur eine der alter­na­ti­ven Bezeich­nun­gen für den – wie der Baum bota­nisch kor­rekt heißt – Vir­gi­ni­schen Wachol­der. Da die­ser Name im Zusam­men­hang mit Blei­stif­ten außer­halb von Fach­krei­sen jedoch unüb­lich ist, bleibe ich bei „Vir­gi­ni­sche Zeder“.
  2. Etwa 50 bis 100 Jahre; die Anga­ben streuen stark, auch bei Mus­grave (siehe fol­gende Fuß­note).
  3. Unter „The History of our Ten­nes­see Red™ Pen­cil“ heißt es „But fast-forward to the ’60s and ’70s – we pha­sed out cedar pen­cils made from Eas­tern Red Cedar and repla­ced it with the more abun­dant and easier to use Cali­for­nia Incense Cedar“, doch unter „A Shift to Pro­duc­tion“ schreibt man „The pivot to pro­duc­tion from mil­ling in 1919 was timely because toward the mid-1920s, Ten­nes­see sources of red cedar logs and rail fen­ces slowly star­ted to dwindle. It was then the Cali­for­nia incense cedar – a fast-growing, ple­n­ti­ful wood with simi­lar cha­rac­te­ristics to the Ten­nes­see variety – repla­ced it.“
  4. Übri­gens wurde erst der Prä­ge­druck und dann der Klar­lack auf­ge­bracht.
  5. Vor allem die aus dem glei­chen Holz gefer­tigte Box mit 24 Blei­stif­ten fand ich sehr atrak­tiv.
  6. Die­ser Blei­stift ist Mus­gra­ves ande­rer aus der Vir­gi­ni­schen Zeder gefer­tigte Blei­stift, doch im Gegen­satz zum Ten­nes­see Red wurde der Sin­gle Bar­rel 106 nicht aus neuem Holz, son­dern aus alten Brett­chen gefer­tigt, die man in den 1930er Jah­ren ver­ges­sen und viele Jahre spä­ter wie­der­ge­fun­den hat.

Bleistifthölzer (6)

Im Kata­log von J.S. STAEDTLER aus dem Jahr 1919 gibt es einige Hin­weise auf die damals genutz­ten Bleistifthölzer.

Bleistifthölzer (6)

Genannt wer­den hier Weiß­holz, Lin­den­holz, Foh­ren­holz und Zeder­ner­satz­holz. Mei­nes Wis­sens bezeich­net „Weiß­holz“ das Holz der Gemei­nen Fichte (Picea abies), doch von der Nut­zung die­ses Baums für Blei­stifte habe ich bis­her noch nicht gehört. Lin­den­holz (Tilia) war im 17. Jahr­hun­dert, als sich in Nürn­berg das Blei­stift­ma­cher­ge­werbe ent­wi­ckelte, die wich­tigste Holz­art für Blei­stifte, denn sie ließ sich gut schnit­zen und wuchs vor Ort. Weil sie preis­wert ist und auch unbe­han­delt genutzt wer­den kann, wird sie heute wie­der gern ver­wen­det. Ich gehe davon aus, dass es sich bei „Foh­ren­holz“ um Kie­fern­holz han­delt (ein ande­rer Name ist „Föh­ren­holz“). Da in Europa die Wald­kie­fer (Pinus syl­vestris) die am wei­tes­ten ver­brei­tete Kie­fern­art ist, denke ich, dass diese gemeint ist1.

Im Kata­log heißt es:

Zeder­ner­satz­holz für Blei­stifte wird aus für die­sem Zweck beson­ders geeig­ne­ten ein­hei­mi­schen und aus­län­di­schen Höl­zern durch beson­dere, in lang­jäh­ri­ger Erfah­rung erprobte Fabri­ka­ti­ons­me­tho­den gewonnen.

Durch sorg­fäl­tige Aus­wahl der Höl­zer und sach­ge­mäße Bear­bei­tung wer­den Qua­li­tä­ten erzielt, wel­chem dem ech­ten ame­ri­ka­ni­schen Zedern­holz in Aus­se­hen und Eigen­schaf­ten so nahe kom­men, daß, zumal für den Laien, kaum mehr ein Unter­schied bemerk­bar ist. Frei­lich läßt sich Zedern­holz fast durch­weg schlech­ter spit­zen als ech­tes Zedern­holz. Zum Anspit­zen von Stif­ten aus Zeder­ner­satz­holz ist daher ein schar­fes, ein wirk­lich guter Blei­stift­spit­zer oder eine zuver­läs­sige Spitz­ma­schine drin­gend erforderlich. 

Leide erlau­ben diese Anga­ben kei­nen Rück­schluss auf kon­krete Holz­ar­ten. Der Hin­weis auf die schlech­tere Spitz­bar­keit könnte jedoch auf här­tere Höl­zer hin­deu­ten, z. B. auf Erle, die wohl auch für den Noris 278 benutzt wurde (der Kata­log gibt für die­sen Blei­stift Zeder­ner­satz­holz an). Erhard Satt­mann nennt in „Vom Faust­keil zum Blei­stift“ (1949) zudem Espe, Pap­pel und Ahorn, doch zumin­dest die Pap­pel ist deut­lich wei­cher und bes­ser spitz­bar2.

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  1. In die­sem Fall wäre der Blei­stift aus Wald­kie­fer im „Swiss Wood“-Set von Caran d’Ache nichts neues, es sei denn, die Neu­heit bestünde in der Behand­lung des Hol­zes zur Ver­bes­se­rung der Spitz­bar­keit. – Infrage käme jedoch auch die Weymouth-Kiefer (Pinus stro­bus) sein, die heute noch genutzt wird.
  2. Sie gilt heute übri­gens als Billig-Bleistiftholz.

Bleistifthölzer (5)

Unter dem Namen „ModSharp“ betrei­ben Caran d’Ache und die Höhere Fach­schule für Holz in Biel (Schweiz) seit Anfang 2019 ein Pro­jekt mit dem Ziel, ein in der Schweiz hei­mi­sches Holz nebst Ver­ar­bei­tungs­pro­zess zu fin­den, das für Blei­stifte geeig­net ist. Das Pro­jekt soll im Juni die­ses Jah­res abge­schlos­sen sein. Wei­tere Details lie­fert der ver­linkte Arti­kel „ModSharp bringt mehr Schweiz in den Blei­stift“, erschie­nen im Bie­ler Tag­blatt vom 27.11.20. – Laut „Die Caran d’Ache Saga – Von Genf in die Welt“ von Ralph Brüh­wi­ler will Caran d’Ache bis 2028 20% sei­ner Stifte aus Schwei­zer Holz herstellen.


Das Holz die­ses Wer­be­blei­stifts („Durch-die-Bank-gut.de RUNGE®“) kann ich nicht iden­ti­fi­zie­ren. Es ist ver­gleichs­weise hart, hat kein für mich erkenn­ba­res Aroma und lässt sich in der Gra­nate recht gut spitzen.

Bleistifthölzer (5)

Die Angabe „Zert.-Nr. SGS-COS-1579“ auf dem Stift hilft mir auch nicht wei­ter (gut mög­lich, dass hier ein Feh­ler vor­liegt, denn „COC“ – Chain of Cus­t­ody, Pro­dukt­kette – würde bes­ser pas­sen). Kann meine geschätzte Leser­schaft etwas zum Holz und der Kenn­zeich­nung sagen? – Danke an Jean für die­sen Bleistift!


Der Arti­kel „What Wood are Pen­cils Made of?“ bei Pen Vibe schaut auf 14 Höl­zer und deren Eig­nung für Bleistifte.

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Bleistifthölzer (4)

Bei mei­nem Bemü­hen, das Holz des aktu­el­len Faber-Castell 9000 zu iden­ti­fi­zie­ren, bin ich auf einige bemer­kens­werte Details gestoßen.

In „Vom Baum zum Blei­stift“ stellt Faber-Castell die in Bra­si­lien ange­baute Kari­bi­sche Kie­fer (genauer: die Varie­tät Pinus cari­baea hon­du­ren­sis1) vor, und die hat mich an die in Henry Petroskis Buch „Der Blei­stift“2 erwähnte bra­si­lia­ni­sche Pinie erin­nert. Im Kapi­tel „Fin­det man einen bes­se­ren Blei­stift oder macht man ihn?“ geht es um den kom­pli­zier­ten Pro­zess der Blei­stift­her­stel­lung im spä­ten 20. Jahr­hun­dert, der ein hoch­mo­der­nes und welt­um­span­nen­des Sys­tem vor­aus­setzt. Zu Beginn wird auf Viel­zahl und Her­kunft der Roh­stoffe eines deut­schen oder ame­ri­ka­ni­schen Blei­stifts eingegangen:

Der Holz­kör­per wird sehr wahr­schein­lich aus dem Holz der Kali­for­ni­schen Fluß­ze­der (Ins­z­ent­ze­der) oder der bra­si­lia­ni­schen Pinie gemacht sein, der Ring mög­li­cher­weise aus Mes­sing oder Alu­mi­nium aus dem ame­ri­ka­ni­schen Wes­ten, und der Radier­gummi ist viel­leicht eine Mischung aus süd­ame­ri­ka­ni­schem Gummi und ita­lie­ni­schem Bimsstein.

Und was steht im Ori­gi­nal? In „The Pen­cil“3 heißt es unter „Does One Find or Make a Bet­ter Pen­cil?“ auf Seite 67:

The woo­den case would most likely be made of wes­tern incense cedar from Cali­for­nia, the fer­rule pos­si­bly of brass or alu­mi­num from the Ame­ri­can West, and the era­ser per­haps of a mix­ture of South Afri­can rub­ber and Ita­lien pumice stone.

Die bra­si­lia­ni­sche Pinie ist also im Ori­gi­nal gar nicht vor­han­den, son­dern wurde – wie soll ich sagen? – hin­ein­über­setzt4.

Doch was genau ist mit der „bra­si­lia­ni­schen Pinie“ gemeint? Ist dies viel­leicht eine etwas saloppe Bezeich­nung des in Bra­si­lien5 ange­bau­ten Baums?6 Die wei­tere Suche hat mich zu einer alten Aus­gabe des Waren­kun­de­hand­buchs von Faber-Castell (2010) geführt, und darin liest man auf Seite 8 unter „Holz und Brettchen“:

Das qua­li­ta­tiv hoch­wer­tigste Holz für Blei- und Farb­stifte lie­fert die kali­for­ni­sche Zeder und die bra­si­lia­ni­sche Pinie, die in FABER-CASTELL eige­nen Plan­ta­gen ange­baut wird. Zedern­holz ist fast ast­frei, lang­fa­se­rig und hat (auf­grund der gerin­gen jah­res­zeit­li­chen Schwan­kun­gen in Kali­for­nien) einen gleich­mä­ßi­gen Wuchs. Des­halb ist es leicht und sau­ber spitz­bar, was für einen Qua­li­täts­stift wich­tig ist.

In die­sem Jahr erschien eine neue Aus­gabe die­ses Waren­kun­de­hand­buchs, in dem auf Seite 41 unter „Aus hoch­wer­ti­gem Holz“ steht:

Das qua­li­ta­tiv hoch­wer­tigste Holz für Blei- und Bunt­stifte lie­fert die Kali­for­ni­sche Zeder.
Zedern­holz ist fast ast­frei, lang­fa­se­rig und hat, auf­grund der gerin­gen jah­res­zeit­li­chen Schwan­kun­gen in Kali­for­nien, einen gleich­mä­ßi­gen Wuchs. Des­halb lässt es sich leicht und sau­ber spit­zen, was für einen Qua­li­täts­stift wich­tig ist.

Wo ist die bra­si­lia­ni­sche Pinie geblie­ben? Und warum nennt man statt­des­sen nicht die Kari­bi­sche Kiefer?

Natür­lich habe ich Faber-Castell nach dem Holz des 9000 gefragt, aber noch keine Ant­wort bekom­men. Das Unter­neh­men kann aller­dings meh­rere Gründe haben, diese Details nicht zu nen­nen: Es ist ein Fir­men­in­ter­num, und außer­dem ist es so ein­fa­cher, ein ande­res Holz zu nut­zen, falls es Pro­bleme bei der Ver­sor­gung geben sollte (z. B. durch einen Brand in der Plan­tage oder Ver­zö­ge­run­gen beim Trans­port). Zudem ist es sicher eine Her­aus­for­de­rung für das Mar­ke­ting, ein ande­res Holz über­zeu­gend zu bewer­ben, nach­dem man jahr­zehn­te­lang die Zeder als die beste Wahl ver­kauft hat und diese wei­ter­hin für andere höher­prei­sige Pro­dukte nutzt.

Faber-Castell 9000 3B mit M+R Pollux

Faber-Castell 9000 3B (aktu­elle Vari­ante) mit M+R Pollux

Ganz gleich, wel­ches Holz das ist: Ich bin geneigt zu sagen, dass es die beste Alter­na­tive zur Weihrauch-Zeder ist, die mir bis jetzt unter­ge­kom­men ist, denn es lässt sich fast ebenso leicht und sau­ber spit­zen7.

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  1. Neben Pinus cari­baea hon­du­ren­sis gibt es noch Pinus cari­baea cari­baea und Pinus cari­baea baha­men­sis, wobei die bei­den letz­ten als gefähr­det gel­ten.
  2. Birk­häu­ser 1995.
  3. Alfred A. Knopf, 1. Auf­lage 1989.
  4. Die deut­sche Aus­gabe die­ses Buchs ent­hält einen Anhang zur Unter­neh­mens­ge­schichte von Faber-Castell, und auf Seite 355 fin­det sich in einer Bild­un­ter­schrift: „Auf 8000 Hektar ehe­ma­li­gem Step­pen­land zieht Faber-Castell schnell­wüch­sige Pinien für die Holz­ver­sor­gung auf.“ – Das Buch wurde damals zusam­men mit einem Faber-Castell 9000 HB ver­kauft und den Schutz­um­schlag ziert ein eben­sol­cher (zwar nicht voll­stän­dig gekenn­zeich­net, aber zwei­fels­frei iden­ti­fi­zier­bar).
  5. Wenn ich rich­tig infor­miert bin, wurde die Plan­tage im Bun­des­staat Minas Gerais 1985 ange­legt.
  6. Es gibt die „Bra­zi­lian pine“, aber das ist die Bra­si­lia­ni­sche Kie­fer (auch Bra­si­lia­ni­sche Arau­ka­rie, Arau­ca­ria angusti­fo­lia) und damit ein ganz ande­rer Baum. – Die Bio­lo­gen unter mei­nen Lesern mögen über kleine Unge­nau­ig­kei­ten hin­weg­se­hen, mich aber bitte auf grobe Feh­ler hin­wei­sen.
  7. Inter­es­sant zu wis­sen wäre auch, ob (und wenn ja, wie) die­ses Holz behan­delt wird und wel­chen Ein­fluss das auf die Spitz­bar­keit hat, aber das her­aus­zu­fin­den dürfte weit­aus kniff­li­ger sein.

Bleistifthölzer (3)

Nach einer klei­nen Über­sicht der heute am häu­figs­ten genutz­ten Blei­stift­höl­zer und dem Blick in deren Geschichte heute zwei weitere.

Bleistifthölzer (3)

Für den ursprüng­lich aus Jel­utong gefer­tig­ten STABILO GRE­EN­graph kommt schon seit eini­ger Zeit Pap­pel (bot. Popu­lus)1 zum Ein­satz. Sie ist weich, gut spitz­bar und das zur­zeit bil­ligste Blei­stift­holz, und so denke ich, dass wir sie bald häu­fi­ger sehen werden.

Bleistifthölzer (3)

Der indi­sche Her­stel­ler DOMS nutzt nicht nur für den Y1+ das in Nord-Thailand, Sri Lanka und Indien behei­ma­tete Vatta (auch Kanda, Kenda oder Chandada, bot. Mac­a­ranga pel­tata). Es ist dun­kel und hat eine in mei­nen Augen recht inter­es­sante Mase­rung, doch lei­der lässt es sich nur mäßig gut spit­zen. Im Gegen­satz zur Pap­pel des GRE­EN­graph ist DOMS‘ Vatta nicht FSC-zertifiziert. – Zer­spant hat hier der Pol­lux von Möbius+Ruppert.

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  1. Wel­che Pap­pel­art das ist und wo sie her­kommt, weiß ich lei­der nicht.

Bleistifthölzer (2)

Wer sich mit Blei­stift­höl­zern beschäf­tigt, stößt recht schnell auf das Buch „Fleta Minor. The Laws of Art and Nature, in Kno­wing, Jud­ging, Assay­ing, Fining, Refi­ning and Inlar­ging the Bodies of confin’d Metals“ von Sir John Pet­tus, erst­mals erschie­nen 1683 in Lon­don, denn die­ses ent­hält die älteste bekannte Erwäh­nung der Zeder als Bleistiftholz.

Henry Petro­ski zitiert Pet­tus in sei­nem Buch „Der Blei­stift“ (1995):

Es gibt auch ein Mine­ral Blei, das wir Black Lead nen­nen, etwas Ähn­li­ches wie Anti­mon, aber nicht so glän­zend oder hart …; in letz­ter Zeit wird es in Holz­kör­per aus Kie­fer oder Zeder auf son­der­bare Art hin­ein­ge­formt und dann als tro­ckene Blei­stifte ver­kauft, als etwas Nütz­li­che­res als Feder und Tinte.

(Petro­ski nennt als Quelle zwar nur „ein Buch über Metall­ur­gie“, doch diese Bezeich­nung und die Jah­res­zahl 1683 spre­chen für „Fleta Minor“, denn der zweite Teil von Pet­tus‘ Buch ist ein Lexi­kon der Metallurgie.)

Dr. Edu­ard Schwan­häu­ßer führt in „Die Nürn­ber­ger Blei­stift­in­dus­trie und ihre Arbei­ter in Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart“ (1895) eben­falls „Fleta Minor“ als die älteste ihm bekannte Quelle auf, in der das Zedern­holz zum Zwe­cke der Blei­stift­her­stel­lung erwähnt wird; die Kie­fer spricht er in die­sem Zusam­men­hang aller­dings nicht an.

Im eng­li­schen Ori­gi­nal „The Pen­cil“ (1989) von Petro­ski heißt es jedoch:

There is also mine­ral lead, which we call black lead, some­thing like antim­ony, but not so shi­ning or solid […]; and of late, it is curiously for­med into cases of deal or cedar, and so solid as dry pen­cils, some­thing more useful than pen and ink.

Hier der Abschnitt aus dem Buch von Pet­tus (Aus­gabe von 1686):

Bleistifthölzer (2)

„Deal“ heißt mei­nes Wis­sens „Nadel­holz“, wurde aber in „Der Blei­stift“ mit „Kie­fer“ übersetzt.

Petro­ski zitiert auch John Beck­mann, der in sei­nem Buch „A History of Inven­ti­ons and Dis­co­veries“ (Band 4, 3. Auf­lage 1817) das von Pet­tus genannte „deal“ als „fir“, also Tanne, iden­ti­fi­ziert. John Beck­mann (eigent­lich Johann Beck­mann) war Pro­fes­sor der Öko­no­mie zu Göt­tin­gen, und „A History …“ war eine Über­set­zung sei­ner „Bey­träge zur Geschichte der Erfin­dun­gen“, in deren Band 5 aus dem Jahr 1805 eben­falls von Tanne die Rede ist.

So wird man wei­ter recher­chie­ren müs­sen, um zu erfah­ren, ob man zu Pet­tus‘ Zei­ten Tanne oder Kie­fer (oder viel­leicht beide) benutzt hat und wel­che Arten damals zum Ein­satz kamen.

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Bleistifthölzer (1)

Wenn im Zusam­men­hang mit Blei­stif­ten von Zeder gespro­chen wird, so ist damit meist die Kali­for­ni­sche Weihrauch-Zeder (Calo­cedrus decur­rens, engl. incense cedar) gemeint, die vor vie­len Jahr­zehn­ten die Vir­gi­ni­sche Zeder (Juni­pe­rus vir­gi­niana, engl. red cedar) abge­löst hat. Die Kali­for­ni­sche Weihrauch-Zeder muss imprä­gniert wer­den, um die gewünsch­ten Eigen­schaf­ten zu erhal­ten, und wird dabei auch manch­mal rot gefärbt, damit sie der Vir­gi­ni­schen Zeder ähn­lich sieht. Als Ersatz kamen und kom­men jedoch immer wie­der andere Höl­zer zum Ein­satz; hier die mei­nes Wis­sens zur­zeit am häu­figs­ten genutzten.

Bleistifthölzer

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Von links:

Erhard Satt­mann nennt in „Vom Faust­keil zum Blei­stift“ (1949) zudem Espe, Pap­pel, Ahorn sowie Föhre, und Henry Petro­ski erwähnt in „Der Blei­stift“ (1995) u. a. die bra­si­lia­ni­sche Pinie und das sibi­ri­sche Rot­holz. Auch Erle hat man frü­her ein­ge­setzt, doch die ist ver­gleichs­weise hart und lässt sich recht schwer spitzen.

Nach­trag vom 27.5.15: Einen Blick auf die Geschichte der Zeder gibt es im zwei­ten Teil, und „Von der Linde zum Blei­stift“ berich­tet von einem Pro­jekt um die Linde als Bleistiftholz.

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