Herstellung

„Der einzige Lichtpaus-Spezialstift“

In frü­hem Rekla­me­ma­te­rial für den Blei­stift MARS-LUMOGRAPH von J.S. STAEDTLER wurde gerne mit einem licht­ab­sor­bie­ren­den Farb­stoff­zu­satz gewor­ben; in die­ser Anzeige aus dem Jahr 19351 stand er sogar im Mit­tel­punkt. Was hatte es damit auf sich?

„Der einzige Lichtpaus-Spezialstift“

Zu der dama­li­gen Zeit und auch noch bis in die 1990er Jahre hin­ein wur­den vor allem groß­for­ma­tige tech­ni­sche Zeich­nun­gen mit­tels Licht­pause (Dia­zo­ty­pie) ver­viel­fäl­tigt. Dazu legte man die Zeich­nung auf ein Papier mit einer für UV-Licht emp­find­li­chen Beschich­tung und belich­tete sie mit einer UV-Lampe. Das Papier wurde anschlie­ßend behan­delt, wobei das Gezeich­nete dun­kel blieb (je nach Pro­dukt dun­kel­braun oder dun­kel­vio­lett) und die belich­te­ten Stel­len hell wur­den. Wich­tig für einen hohen Kon­trast der Kopie war, dass der Abstrich der ver­wen­de­ten Stifte mög­lichst wenig UV-Licht durch­lässt, und um das zu errei­chen, haben die Her­stel­ler ver­schie­dene Metho­den ange­wandt. STAEDTLER hat damals mit dem Zusatz von im UV-Bereich stark absor­bie­ren­den Stof­fen zur Minen­masse expe­ri­men­tiert, doch diese wur­den durch das Bren­nen der Minen zer­stört. Erfolg hatte das Unter­neh­men schließ­lich mit der Zugabe von sehr licht­dich­ten Farb­stof­fen2 zur – so das Patent­do­ku­ment – Fett­masse3 und ließ sich dies am 9.12.19304 unter dem Titel „Ver­fah­ren zur Her­stel­lung von Graphit-Ton-Minen“ paten­tie­ren5. Inter­es­sant zu wis­sen wäre, wie lange man die­ses Ver­fah­ren ange­wandt hat6 und ob es heute noch Zusätze für andere Zwe­cke gibt, z. B. zur Ver­bes­se­rung der Schwär­zung oder zur Ver­rin­ge­rung der Reflexion. –

Diese Anzeige ist noch aus einem ganz ande­ren Grund auf­schluss­reich. Als der MARS-LUMOGRAPH 2886 im Jahr 1930 auf den Markt kam, hatte er nur den mars­blauen Lack, der mit sei­nem Vor­gän­ger MARS 1225 ein­ge­führt wurde. 1935 bekam er die schwarze Tauch­kappe, doch diese hier gezeigte Vari­ante gab es nur kurz, denn bereits 1936 kam der weiße Zier­ring hinzu. – Mehr zur Geschichte gibt es unter „90 Jahre Lumo­graph“ zu sehen.

  1. Angabe des Anbie­ters.
  2. Im Patent wird eine HB-Mine genannt, die aus 42% Gra­phit, 40% Ton und 18% Fett­masse besteht. 3 bis 5% von letz­te­rer wur­den durch Sudan­gelb oder Sudan­vio­lett ersetzt, so dass der Farb­stoff etwa 0,5 bis 0,9% der Mine aus­machte. – Der hohe Anteil der Fett­masse hat mich über­rascht.
  3. Dass man hier von Fett­masse sprach – und nicht etwa von Par­af­fin wie heute – finde ich bemer­kens­wert. War das Imprä­gnier­mit­tel frü­her anders zusam­men­ge­setzt? Bei die­ser Gele­gen­heit dachte ich an den Hin­weis von Der­went: „Der­went Gra­phic Pen­cils B, HB, F, H, 2H, 3H, 4H, 5H, 6H, 7H, 8H and 9H are all free from ani­mal pro­ducts.“ Mei­ner Ansicht nach kann das nur mit der Imprä­gnie­rung zusam­men­hän­gen.
  4. Knapp zwei Monate zuvor wurde die Marke „Lumo­graph“ ange­mel­det, und im sel­ben Jahr begann die Pro­duk­tion.
  5. Kurio­ser­weise wurde das Patent erst am 20.3.1936, also gut fünf Jahre spä­ter, ver­öf­fent­licht.
  6. Es gab Exem­plare des MARS-LUMOGRAPH 2886 mit einem „+“ (?) auf der Tauch­kappe (siehe z. B. „MARS LUMOGRAPH PENCILS“). Wurde mit die­ser Kenn­zei­chung der Zusatz bewor­ben? – Zuwei­len hat man ein Stück einer Licht­pause in das wer­bende Falt­blatt geklebt, zu sehen z. B. unter „MARS-Marketing und „Der Uni­ver­sal­stift“.

Kurz notiert

  • Pilot Japan hat sein Druckbleistift-Sortiment aus­ge­dünnt. Zu den fast 70 (!) im Kata­log 2022/2023 ab Seite 67 mit „Ende des Ver­kaufs, solange der Vor­rat reicht“1 mar­kier­ten, also abge­kün­dig­ten Model­len gehö­ren alle Time­line, die erst vor gut drei Jah­ren ein­ge­führ­ten Shaker 2020, die meis­ten Mogu­lair sowie einige S3 und S5 in 0,3 und 0,5 mm; auch den gel­ben S10 in 0,3 mm wird es nicht mehr lange geben.
  • Auch die Druck­blei­stifte von Rot­ring, pro­du­ziert und ver­trie­ben von Hol­bein Japan, wur­den weni­ger. Nicht mehr her­ge­stellt wer­den u. a. der Rot­ring 500 und 600, beide in 0,35 mm, der Rot­ring 300 in allen drei Strich­stär­ken und viele Tik­kys. Sie sind im aktu­el­len Kata­log von Hol­bein mit einem roten Stern und dem Ver­merk „Der Ver­kauf endet, wenn der Vor­rat auf­ge­braucht ist“1 gekenn­zeich­net2.
  • 14 Jahre nach der Ein­füh­rung des Kuru Toga hat Mitsubishi/uni Japan ein neues Stan­dard­mo­dell die­ses erfolg­rei­chen Druck­blei­stifts vor­ge­stellt. Beim die­sem sitzt der Dreh­me­cha­nis­mus nicht mehr in der Spitze, son­dern in der Mitte des Stifts, und zur neuen Gestal­tung des Schafts gehört eine zur Spitze hin etwas dicker wer­dende Griff­zone. Außer­dem ist der trans­pa­rente Teil, der den Blick auf die Mecha­nik ermög­licht hat, ent­fal­len; statt­des­sen gibt es jetzt ein klei­nes Sicht­fens­ter. Der neue Kuru Toga wird ab 20. Februar in 0,3 und 0,5 mm sowie jeweils vier Far­ben erhält­lich sein und 550 Yen (ca. 3,90 Euro) kosten.
  • Die im Jahr 1999 ein­ge­führ­ten Druck­blei­stift­mi­nen Ain von Pen­tel Japan, 2010 als ver­bes­serte Vari­ante unter dem Namen Ain Stein her­aus­ge­bracht, wur­den jetzt noch­mals wei­ter­ent­wi­ckelt. Nach drei Jah­ren Ent­wick­lungs­zeit gibt es seit kur­zem die neuen Ain-Minen, die noch bes­ser glei­ten und bruch­sta­bi­ler sein sol­len. Sie sind in 0,2 bis 1,3 mm und – abhän­gig vom Durch­mes­ser – in den Här­te­gra­den 4B bis 2H sowie in rot und blau (nur 0,5 mm) ver­füg­bar und wer­den in einer neu gestal­te­ten Ver­pa­ckung ange­bo­ten. Der Preis beträgt 220 Yen (knapp 1,60 Euro), wobei eine Ver­pa­ckungs­ein­heit je nach Durch­mes­ser und Här­te­grad 10 bis 40 Minen ent­hält. – Eine Chro­no­lo­gie der Fein­mi­nen von Pen­tel von 1960 bis heute gibt es in die­sem Arti­kel.
  • Neu von Pen­tel Japan ist der Druck­blei­stift Orenz AT (PP2005). Er hat einen auto­ma­ti­schen Minen­vor­schub und wird seit Januar in 0,5 mm und vier Schaft­far­ben zum Preis von 2000 Yen (gut 14 Euro) angeboten.
  • Im kürz­lich ver­öf­fent­lich­ten Patent „Ver­fah­ren zur Her­stel­lung eines imprä­gnier­ten Holz­stücks, mit einem sol­chen Ver­fah­ren erhält­li­ches imprä­gnier­tes Holz­stück und Blei­stift mit einer Hülle aus einem sol­chen imprä­gnier­ten Holz­stück“ von Faber-Castell wird neben der Kari­bi­schen Kie­fer (Pinus cari­baea hon­du­ren­sis), die ich beim Faber-Castell 9000 ver­mute, auch die Kie­fern­art Pinus oocarpa aus Zen­tral­ame­rika erwähnt (siehe [0003] in der Patent­schrift), von der ich im Zusam­men­hang mit Blei­stif­ten noch nicht gehört habe. – Danke an Wow­ter für den Hin­weis auf die­ses Patent!
  1. Laut Google-Übersetzer.
  2. Ich habe den Ein­druck, dass der Minen­durch­mes­ser 0,3 mm immer sel­te­ner ange­bo­ten wird. So gibt es selbst von Penac, der Haus­marke von Koto­buki (also dem Her­stel­ler von Druck­blei­stif­ten über­haupt) nur noch ein ein­zi­ges Modell für 0,3-mm-Minen, und zwar den NP (Art.-Nr. SB0305-14).

Kurz notiert

  • OHTO hat einen neuen Druck­blei­stift für 0,3- und 0,5-mm-Minen ange­kün­digt. Der MS-01 hat ein län­gen­ver­stell­ba­res Minen­füh­rungs­röhr­chen und bie­tet zudem die Mög­lich­keit, den Minen­vor­schub ein­zu­stel­len (mit die­sen Funk­tio­nen und sei­ner Gestal­tung erin­nert er mich an den nicht mehr erhält­li­chen Super Pro­me­cha aus glei­chem Hause). Ich bin aller­dings skep­tisch, da ich bis­her keine guten Erfah­run­gen mit Druck­blei­stif­ten von OHTO gemacht habe. Meine Exem­plare bie­ten kein ange­neh­mes Schreib­ge­fühl, und die meis­ten machen beim Gebrauch unschöne Geräusche.
  • Einen Ein­blick in die Blei­stift­her­stel­lung bei Kita-Boshi in Japan gibt das Video „Pro­cess of mass pro­du­cing pen­cils“. Danke an Frank für den Hinweis!
  • Aus der Gerüch­te­kü­che: Laut dem Reddit-Nutzer drif­and bringt STAEDTLER JAPAN bald einen neuen Druck­blei­stift auf den Markt. Der Hexa­go­nal Mecha­ni­cal Pen­cil soll – wie der Name schon sagt – einen sechs­flä­chi­gen Schaft aus Metall haben und in drei Farb­va­ri­an­ten erhält­lich sein; eine davon wurde als „Limi­ted“ ange­kün­digt (mit der Kom­bi­na­tion aus blau, weiß und schwarz erin­nert letz­tere an den STAEDTLER Mars Lumo­graph). Dass der Schaft mit einer Gum­mi­be­schich­tung ver­se­hen sein soll, bringt mich jedoch auf Abstand. Und warum beschrif­tet man einen hexa­go­na­len mecha­ni­schen Blei­stift mit „HEXAGONAL Mecha­ni­cal Pen­cil“? Ich finde das albern.
  • Das sehr lesens­werte Web­log Gra­pho­gra­phy zeigt eine Kom­bi­na­tion aus Fall­mi­nen­stift und Rechen­schie­ber von Aristo. Klasse!

Nach­trag vom 1.12.22: Mehr zum neuen Druck­blei­stift von STAEDTLER Japan gibt es jetzt auf der Pro­dukt­seite.

Bleistifthölzer (7)

Mus­grave in den USA bie­tet einen beson­de­ren Blei­stift an.

Bleistifthölzer (7)

Der Ten­nes­see Red ist aus der Vir­gi­ni­schen Zeder1 (Juni­pe­rus vir­gi­niana, engl. [eas­tern] red cedar) gefer­tigt. Die­ses Holz war frü­her für Blei­stifte üblich, wurde dann aber knapp und durch die Kali­for­ni­sche Weihrauch-Zeder (Calo­cedrus decur­rens, engl. incense cedar) abge­löst. Diese Umstel­lung fand bereits vor vie­len Jahr­zehn­ten2 statt, und so trifft man heute keine Blei­stifte aus Vir­gi­ni­scher Zeder mehr an.

Auch Mus­grave hat die­ses Holz vor lan­ger Zeit genutzt3. Man nahm den reich­li­chen Bestand vor Ort in Ten­nes­see und ver­ar­bei­tete sogar Zaun­bret­ter von Far­mern, denen man dafür Metall­zäune gab. Am Anfang hat man die Brett­chen auch nach Europa ver­kauft, doch vor etwa 100 Jah­ren schrumpfte der Bestand und man ging zur Kali­for­ni­schen Weihrauch-Zeder über. Die Pläne, erneut zum his­to­ri­schen Holz zu grei­fen, gab es schon län­ger, und 2019 brachte man den Ten­nes­see Red auf den Markt.

Die Fer­ti­gung barg einige Her­aus­for­de­run­gen, und so sind die Minen im Ten­nes­see Red nicht immer zen­trisch und man­che Exem­plare ganz leicht gekrümmt. Mus­grave spricht diese Pro­bleme offen an, was mir sehr sym­pa­thisch ist, und emp­fiehlt auch einen elek­tri­schen Spit­zer. Es fällt auf, dass sich der werk­sei­tig unge­spitzte Ten­nes­see Red selbst in der Gra­nate nicht ganz so leicht spit­zen lässt; ich ver­mute, dass das Holz nicht mit den heute übli­chen Ver­fah­ren behan­delt wurde und daher nicht die ver­traute leichte Schneid­bar­keit bie­tet. Unnö­tig zu sagen, dass das Duft der Vir­gi­ni­schen Zeder groß­ar­tig ist und ganz anders als das der (oben­drein auch mal mit Aro­men behan­del­ten) Weihrauch-Zeder. – Wäh­rend die Her­stel­ler frü­her das rote Kern­holz für höher­wer­tige und und das gelblich-weiße Splint­holz für güns­tige Blei­stifte genutzt haben, unter­schei­det Mus­grave nicht und ver­wen­det auch nur Klar­lack4, so dass es zu unge­wöhn­li­chen, aber durch­aus reiz­vol­len Fär­bun­gen kommt.

Bleistifthölzer (7)

Wei­tere inter­es­sante Details zu Mus­grave gibt es unter „Mus­grave and the pen­cil sup­ply chain“ bei pen­cil talk.

Danke an Matt für den Ten­nes­see Red!


Da ich Inter­esse an wei­te­ren Exem­pla­ren des Ten­nes­see Red5 und auch am Sin­gle Bar­rel 1066 hatte, aber bei der Online-Bestellung kein Ver­sand nach Deutsch­land mög­lich ist, habe ich mich an das Unter­neh­men gewandt und gefragt, ob man nicht eine Aus­nahme machen könne. Lei­der bekam ich keine Ant­wort, doch ein Leser mei­nes Web­logs, der sich nach einen euro­päi­schen Ver­trieb erkun­digt hat, wurde auf Makers Cabi­net in Eng­land ver­wie­sen. Die­ses Unter­neh­men, Her­stel­ler des Hovel und des Iris, hat aller­dings keine Pro­dukte von Mus­grave im Online-Shop, dafür aber eine bemer­kens­werte For­mu­lie­rung in den Geschäfts­be­din­gun­gen: „We reserve the right to refuse ser­vice to anyone for any reason at any time.“ Das ist alles nicht sehr erquicklich.

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  1. Genau­ge­nom­men ist „Vir­gi­ni­sche Zeder“ nur eine der alter­na­ti­ven Bezeich­nun­gen für den – wie der Baum bota­nisch kor­rekt heißt – Vir­gi­ni­schen Wachol­der. Da die­ser Name im Zusam­men­hang mit Blei­stif­ten außer­halb von Fach­krei­sen jedoch unüb­lich ist, bleibe ich bei „Vir­gi­ni­sche Zeder“.
  2. Etwa 50 bis 100 Jahre; die Anga­ben streuen stark, auch bei Mus­grave (siehe fol­gende Fuß­note).
  3. Unter „The History of our Ten­nes­see Red™ Pen­cil“ heißt es „But fast-forward to the ’60s and ’70s – we pha­sed out cedar pen­cils made from Eas­tern Red Cedar and repla­ced it with the more abun­dant and easier to use Cali­for­nia Incense Cedar“, doch unter „A Shift to Pro­duc­tion“ schreibt man „The pivot to pro­duc­tion from mil­ling in 1919 was timely because toward the mid-1920s, Ten­nes­see sources of red cedar logs and rail fen­ces slowly star­ted to dwindle. It was then the Cali­for­nia incense cedar – a fast-growing, ple­n­ti­ful wood with simi­lar cha­rac­te­ristics to the Ten­nes­see variety – repla­ced it.“
  4. Übri­gens wurde erst der Prä­ge­druck und dann der Klar­lack auf­ge­bracht.
  5. Vor allem die aus dem glei­chen Holz gefer­tigte Box mit 24 Blei­stif­ten fand ich sehr atrak­tiv.
  6. Die­ser Blei­stift ist Mus­gra­ves ande­rer aus der Vir­gi­ni­schen Zeder gefer­tigte Blei­stift, doch im Gegen­satz zum Ten­nes­see Red wurde der Sin­gle Bar­rel 106 nicht aus neuem Holz, son­dern aus alten Brett­chen gefer­tigt, die man in den 1930er Jah­ren ver­ges­sen und viele Jahre spä­ter wie­der­ge­fun­den hat.

Bleistifthölzer (6)

Im Kata­log von J.S. STAEDTLER aus dem Jahr 1919 gibt es einige Hin­weise auf die damals genutz­ten Bleistifthölzer.

Bleistifthölzer (6)

Genannt wer­den hier Weiß­holz, Lin­den­holz, Foh­ren­holz und Zeder­ner­satz­holz. Mei­nes Wis­sens bezeich­net „Weiß­holz“ das Holz der Gemei­nen Fichte (Picea abies), doch von der Nut­zung die­ses Baums für Blei­stifte habe ich bis­her noch nicht gehört. Lin­den­holz (Tilia) war im 17. Jahr­hun­dert, als sich in Nürn­berg das Blei­stift­ma­cher­ge­werbe ent­wi­ckelte, die wich­tigste Holz­art für Blei­stifte, denn sie ließ sich gut schnit­zen und wuchs vor Ort. Weil sie preis­wert ist und auch unbe­han­delt genutzt wer­den kann, wird sie heute wie­der gern ver­wen­det. Ich gehe davon aus, dass es sich bei „Foh­ren­holz“ um Kie­fern­holz han­delt (ein ande­rer Name ist „Föh­ren­holz“). Da in Europa die Wald­kie­fer (Pinus syl­vestris) die am wei­tes­ten ver­brei­tete Kie­fern­art ist, denke ich, dass diese gemeint ist1.

Im Kata­log heißt es:

Zeder­ner­satz­holz für Blei­stifte wird aus für die­sem Zweck beson­ders geeig­ne­ten ein­hei­mi­schen und aus­län­di­schen Höl­zern durch beson­dere, in lang­jäh­ri­ger Erfah­rung erprobte Fabri­ka­ti­ons­me­tho­den gewonnen.

Durch sorg­fäl­tige Aus­wahl der Höl­zer und sach­ge­mäße Bear­bei­tung wer­den Qua­li­tä­ten erzielt, wel­chem dem ech­ten ame­ri­ka­ni­schen Zedern­holz in Aus­se­hen und Eigen­schaf­ten so nahe kom­men, daß, zumal für den Laien, kaum mehr ein Unter­schied bemerk­bar ist. Frei­lich läßt sich Zedern­holz fast durch­weg schlech­ter spit­zen als ech­tes Zedern­holz. Zum Anspit­zen von Stif­ten aus Zeder­ner­satz­holz ist daher ein schar­fes, ein wirk­lich guter Blei­stift­spit­zer oder eine zuver­läs­sige Spitz­ma­schine drin­gend erforderlich. 

Leide erlau­ben diese Anga­ben kei­nen Rück­schluss auf kon­krete Holz­ar­ten. Der Hin­weis auf die schlech­tere Spitz­bar­keit könnte jedoch auf här­tere Höl­zer hin­deu­ten, z. B. auf Erle, die wohl auch für den Noris 278 benutzt wurde (der Kata­log gibt für die­sen Blei­stift Zeder­ner­satz­holz an). Erhard Satt­mann nennt in „Vom Faust­keil zum Blei­stift“ (1949) zudem Espe, Pap­pel und Ahorn, doch zumin­dest die Pap­pel ist deut­lich wei­cher und bes­ser spitz­bar2.

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  1. In die­sem Fall wäre der Blei­stift aus Wald­kie­fer im „Swiss Wood“-Set von Caran d’Ache nichts neues, es sei denn, die Neu­heit bestünde in der Behand­lung des Hol­zes zur Ver­bes­se­rung der Spitz­bar­keit. – Infrage käme jedoch auch die Weymouth-Kiefer (Pinus stro­bus) sein, die heute noch genutzt wird.
  2. Sie gilt heute übri­gens als Billig-Bleistiftholz.

Bleistifthölzer (5)

Unter dem Namen „ModSharp“ betrei­ben Caran d’Ache und die Höhere Fach­schule für Holz in Biel (Schweiz) seit Anfang 2019 ein Pro­jekt mit dem Ziel, ein in der Schweiz hei­mi­sches Holz nebst Ver­ar­bei­tungs­pro­zess zu fin­den, das für Blei­stifte geeig­net ist. Das Pro­jekt soll im Juni die­ses Jah­res abge­schlos­sen sein. Wei­tere Details lie­fert der ver­linkte Arti­kel „ModSharp bringt mehr Schweiz in den Blei­stift“, erschie­nen im Bie­ler Tag­blatt vom 27.11.20. – Laut „Die Caran d’Ache Saga – Von Genf in die Welt“ von Ralph Brüh­wi­ler will Caran d’Ache bis 2028 20% sei­ner Stifte aus Schwei­zer Holz herstellen.


Das Holz die­ses Wer­be­blei­stifts („Durch-die-Bank-gut.de RUNGE®“) kann ich nicht iden­ti­fi­zie­ren. Es ist ver­gleichs­weise hart, hat kein für mich erkenn­ba­res Aroma und lässt sich in der Gra­nate recht gut spitzen.

Bleistifthölzer (5)

Die Angabe „Zert.-Nr. SGS-COS-1579“ auf dem Stift hilft mir auch nicht wei­ter (gut mög­lich, dass hier ein Feh­ler vor­liegt, denn „COC“ – Chain of Cus­t­ody, Pro­dukt­kette – würde bes­ser pas­sen). Kann meine geschätzte Leser­schaft etwas zum Holz und der Kenn­zeich­nung sagen? – Danke an Jean für die­sen Bleistift!


Der Arti­kel „What Wood are Pen­cils Made of?“ bei Pen Vibe schaut auf 14 Höl­zer und deren Eig­nung für Bleistifte.

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Kurz notiert

  • Die drei vor eini­gen Jah­ren hin­zu­ge­kom­me­nen Farb­va­ri­an­ten des Druck­blei­stifts Pilot S20 sind jetzt auch für 0,3-mm-Minen erhält­lich. Damit wer­den Modi­fi­ka­tio­nen wie der S15/0.3 ein­fa­cher und der S20/0.3 unnötig.
  • Die neuen Fein­mi­nen von Mitsubishi/uni sol­len wisch­fes­ter und Text­mar­kern gegen­über wider­stands­fä­hi­ger sein. Sie sind ab März in den Durch­mes­sern 0,3 mm und 0,5 mm sowie den Här­te­gra­den HB, B und 2B erhält­lich; wei­tere Vari­an­ten sind angekündigt.
  • Das kürz­lich ver­öf­fent­lichte Gebrauchs­mus­ter „Mine für Schreib-, Zeichen- und/oder Mal­ge­räte“ von STAEDTLER beschreibt eine Mine mit dem Bin­de­mit­tel Hydro­xy­pro­pyl­cel­lu­lose (HPC). Im Gegen­satz zu ande­ren Cel­lu­lo­se­de­ri­va­ten ermög­licht HPC die Her­stel­lung von Farb- und Gra­phit­mi­nen in nur einem Arbeits­schritt; zudem sind diese Minen was­ser­ver­mal­bar. Kommt jetzt der aqua­rel­lier­bare Noris eco?
  • Wohl schon län­ger online, aber für mich neu: Die Geschichte des Blei­stifts Mitsu­bi­shi uni.

Bleistifthölzer (4)

Bei mei­nem Bemü­hen, das Holz des aktu­el­len Faber-Castell 9000 zu iden­ti­fi­zie­ren, bin ich auf einige bemer­kens­werte Details gestoßen.

In „Vom Baum zum Blei­stift“ stellt Faber-Castell die in Bra­si­lien ange­baute Kari­bi­sche Kie­fer (genauer: die Varie­tät Pinus cari­baea hon­du­ren­sis1) vor, und die hat mich an die in Henry Petroskis Buch „Der Blei­stift“2 erwähnte bra­si­lia­ni­sche Pinie erin­nert. Im Kapi­tel „Fin­det man einen bes­se­ren Blei­stift oder macht man ihn?“ geht es um den kom­pli­zier­ten Pro­zess der Blei­stift­her­stel­lung im spä­ten 20. Jahr­hun­dert, der ein hoch­mo­der­nes und welt­um­span­nen­des Sys­tem vor­aus­setzt. Zu Beginn wird auf Viel­zahl und Her­kunft der Roh­stoffe eines deut­schen oder ame­ri­ka­ni­schen Blei­stifts eingegangen:

Der Holz­kör­per wird sehr wahr­schein­lich aus dem Holz der Kali­for­ni­schen Fluß­ze­der (Ins­z­ent­ze­der) oder der bra­si­lia­ni­schen Pinie gemacht sein, der Ring mög­li­cher­weise aus Mes­sing oder Alu­mi­nium aus dem ame­ri­ka­ni­schen Wes­ten, und der Radier­gummi ist viel­leicht eine Mischung aus süd­ame­ri­ka­ni­schem Gummi und ita­lie­ni­schem Bimsstein.

Und was steht im Ori­gi­nal? In „The Pen­cil“3 heißt es unter „Does One Find or Make a Bet­ter Pen­cil?“ auf Seite 67:

The woo­den case would most likely be made of wes­tern incense cedar from Cali­for­nia, the fer­rule pos­si­bly of brass or alu­mi­num from the Ame­ri­can West, and the era­ser per­haps of a mix­ture of South Afri­can rub­ber and Ita­lien pumice stone.

Die bra­si­lia­ni­sche Pinie ist also im Ori­gi­nal gar nicht vor­han­den, son­dern wurde – wie soll ich sagen? – hin­ein­über­setzt4.

Doch was genau ist mit der „bra­si­lia­ni­schen Pinie“ gemeint? Ist dies viel­leicht eine etwas saloppe Bezeich­nung des in Bra­si­lien5 ange­bau­ten Baums?6 Die wei­tere Suche hat mich zu einer alten Aus­gabe des Waren­kun­de­hand­buchs von Faber-Castell (2010) geführt, und darin liest man auf Seite 8 unter „Holz und Brettchen“:

Das qua­li­ta­tiv hoch­wer­tigste Holz für Blei- und Farb­stifte lie­fert die kali­for­ni­sche Zeder und die bra­si­lia­ni­sche Pinie, die in FABER-CASTELL eige­nen Plan­ta­gen ange­baut wird. Zedern­holz ist fast ast­frei, lang­fa­se­rig und hat (auf­grund der gerin­gen jah­res­zeit­li­chen Schwan­kun­gen in Kali­for­nien) einen gleich­mä­ßi­gen Wuchs. Des­halb ist es leicht und sau­ber spitz­bar, was für einen Qua­li­täts­stift wich­tig ist.

In die­sem Jahr erschien eine neue Aus­gabe die­ses Waren­kun­de­hand­buchs, in dem auf Seite 41 unter „Aus hoch­wer­ti­gem Holz“ steht:

Das qua­li­ta­tiv hoch­wer­tigste Holz für Blei- und Bunt­stifte lie­fert die Kali­for­ni­sche Zeder.
Zedern­holz ist fast ast­frei, lang­fa­se­rig und hat, auf­grund der gerin­gen jah­res­zeit­li­chen Schwan­kun­gen in Kali­for­nien, einen gleich­mä­ßi­gen Wuchs. Des­halb lässt es sich leicht und sau­ber spit­zen, was für einen Qua­li­täts­stift wich­tig ist.

Wo ist die bra­si­lia­ni­sche Pinie geblie­ben? Und warum nennt man statt­des­sen nicht die Kari­bi­sche Kiefer?

Natür­lich habe ich Faber-Castell nach dem Holz des 9000 gefragt, aber noch keine Ant­wort bekom­men. Das Unter­neh­men kann aller­dings meh­rere Gründe haben, diese Details nicht zu nen­nen: Es ist ein Fir­men­in­ter­num, und außer­dem ist es so ein­fa­cher, ein ande­res Holz zu nut­zen, falls es Pro­bleme bei der Ver­sor­gung geben sollte (z. B. durch einen Brand in der Plan­tage oder Ver­zö­ge­run­gen beim Trans­port). Zudem ist es sicher eine Her­aus­for­de­rung für das Mar­ke­ting, ein ande­res Holz über­zeu­gend zu bewer­ben, nach­dem man jahr­zehn­te­lang die Zeder als die beste Wahl ver­kauft hat und diese wei­ter­hin für andere höher­prei­sige Pro­dukte nutzt.

Faber-Castell 9000 3B mit M+R Pollux

Faber-Castell 9000 3B (aktu­elle Vari­ante) mit M+R Pollux

Ganz gleich, wel­ches Holz das ist: Ich bin geneigt zu sagen, dass es die beste Alter­na­tive zur Weihrauch-Zeder ist, die mir bis jetzt unter­ge­kom­men ist, denn es lässt sich fast ebenso leicht und sau­ber spit­zen7.

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  1. Neben Pinus cari­baea hon­du­ren­sis gibt es noch Pinus cari­baea cari­baea und Pinus cari­baea baha­men­sis, wobei die bei­den letz­ten als gefähr­det gel­ten.
  2. Birk­häu­ser 1995.
  3. Alfred A. Knopf, 1. Auf­lage 1989.
  4. Die deut­sche Aus­gabe die­ses Buchs ent­hält einen Anhang zur Unter­neh­mens­ge­schichte von Faber-Castell, und auf Seite 355 fin­det sich in einer Bild­un­ter­schrift: „Auf 8000 Hektar ehe­ma­li­gem Step­pen­land zieht Faber-Castell schnell­wüch­sige Pinien für die Holz­ver­sor­gung auf.“ – Das Buch wurde damals zusam­men mit einem Faber-Castell 9000 HB ver­kauft und den Schutz­um­schlag ziert ein eben­sol­cher (zwar nicht voll­stän­dig gekenn­zeich­net, aber zwei­fels­frei iden­ti­fi­zier­bar).
  5. Wenn ich rich­tig infor­miert bin, wurde die Plan­tage im Bun­des­staat Minas Gerais 1985 ange­legt.
  6. Es gibt die „Bra­zi­lian pine“, aber das ist die Bra­si­lia­ni­sche Kie­fer (auch Bra­si­lia­ni­sche Arau­ka­rie, Arau­ca­ria angusti­fo­lia) und damit ein ganz ande­rer Baum. – Die Bio­lo­gen unter mei­nen Lesern mögen über kleine Unge­nau­ig­kei­ten hin­weg­se­hen, mich aber bitte auf grobe Feh­ler hin­wei­sen.
  7. Inter­es­sant zu wis­sen wäre auch, ob (und wenn ja, wie) die­ses Holz behan­delt wird und wel­chen Ein­fluss das auf die Spitz­bar­keit hat, aber das her­aus­zu­fin­den dürfte weit­aus kniff­li­ger sein.
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