Farbstifte

STAEDTLER 30197

Ein unge­wöhn­li­cher Fund: Der Rot-Blau-Stift STAEDTLER 30197.

STAEDTLER 30197

Unge­wöhn­lich des­halb, weil er sei­nen vor­ge­se­he­nen Ver­wen­dungs­zweck trägt und die­ser oben­drein in Schwe­disch ist.

STAEDTLER 30197

Der runde „Stu­di­ums Kor­ri­ge­rings­penna Röd/Blå“, also „Studiums-Korrekturstift Rot/Blau“, stammt der Form des Mar­s­kop­fes nach aus der Zeit von 1963 bis 1973. Dass es nur „GERMANY“, nicht aber „Made in Ger­many“ heißt, legt die Ver­mu­tung nahe, dass er außer­halb Deutsch­lands her­ge­stellt wurde. Bemer­kens­wert ist auch die fünf­stel­lige Arti­kel­num­mer, passt sie doch nicht zu den von STAEDTLER gewohn­ten. Da lohnt sicher eine Recherche!

Die Kunst der Kappe

Nach eini­gen geschicht­li­chen und tech­ni­schen Details des Hand­spit­zers heute ein kur­zer Blick auf die in mei­nen Augen sehr geschmack­volle Tauch­kappe des Tro­cken­mar­kers J.S. STAEDTLER MARS-OMNICHROM1.

Die Kunst der Kappe

Wäh­rend viele Tauch­kap­pen ein­far­big und viel­leicht noch – wie z. B. beim STAEDTLER Mars Lumo­graph – durch einen Zier­ring vom Schaft abge­setzt sind, gibt es hier gleich zwei Zier­ringe und ein Käpp­chen2. Neben die­sem Auf­wand ist auch die Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät beein­dru­ckend, denn die Lacke sind gleich­mä­ßig, deckend und glatt und die Kon­tu­ren scharf. – Das Alter der Stifte schätze ich auf etwa 60 Jahre. Diese Zeit ist an ihnen jedoch nicht spur­los vor­über­ge­gan­gen, und so zei­gen sich feine Risse im gel­ben, gold­far­be­nen und wei­ßen Lack sowie leichte Ver­fär­bun­gen in letz­te­rem; dem Reiz die­ser schö­nen Stü­cke tut das aber kei­nen Abbruch.

  1. Im Bild der 2421 mit gel­ber Mine. – Er war für den Ein­satz auf allen glat­ten Ober­flä­chen gedacht und ist mei­nes Wis­sens der Urahn des Lumo­co­lor omni­chrom 108.
  2. Die Bezeich­nun­gen sind manch­mal her­stel­ler­spe­zi­fisch. So nannte z.B. Lyra das gold­far­bene Käpp­chen bei sei­nen Stif­ten „Gold­ver­schluss“.

Stift und Stoff

Die Viel­falt der holz­ge­fass­ten Stifte finde ich beein­dru­ckend. Von Clover, einem japa­ni­schen Anbie­ter für Hand­ar­beits­zu­be­hör, kom­men diese Farb­stifte für das Schneidern.

Stift und Stoff

Mit dem Über­tra­gungs­stift wird das Schnitt­mus­ter auf Paus­pa­pier und dann von die­sem mit dem Bügel­eisen auf den Stoff über­tra­gen1. Seine 4 mm dicke und ver­gleichs­weise feste Mine hin­ter­lässt einen vom Stoff nicht mehr ent­fern­ba­ren Abstrich, und so sollte der Über­tra­gungs­stift nur dort ange­wandt wer­den, wo man seine Spu­ren spä­ter nicht sieht. Er ist in rot und blau2 erhältlich.

Stift und Stoff

Der was­ser­lös­li­che Vor­zei­chen­stift dient dem Mar­kie­ren direkt auf dem Stoff. Auch er hat eine 4 mm dicke, aber wei­chere Mine, deren Abstrich mit einem feuch­ten Tuch ent­fernt wer­den kann. Den Vor­zei­chen­stift gibt es in weiß, blau und rosa. – Im Bei­le­ger wird dar­auf hin­ge­wie­sen, dass man für die­sen Stift kei­nen Kur­bel­spit­zer benut­zen soll. Ich ver­mute, dass die Feder­kraft des Stift­ein­zugs für die wei­che Mine zu hoch ist, so dass die Spitze zer­drückt wird und der Spitz­stopp daher nicht funktioniert.

Die Material- und Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät die­ser 8 mm dicken und laut Ver­pa­ckung in Japan her­ge­stell­ten Stifte ist sehr gut. Der glän­zende Lack ist makel­los, die Kenn­zeich­nun­gen sind sau­ber und kon­tu­ren­scharf und die Minen haben eine sau­bere Abgabe und eine gute Pig­men­tie­rung. Die attrak­tiv gestal­te­ten Stifte3 wer­den mit trans­pa­ren­ter Schutz­kappe und ein­zeln ver­packt ange­bo­ten und kos­ten 3,30 Euro (Über­tra­gungs­stift) bzw. 3,60 Euro (Vor­zei­chen­stift); ich habe sie im Hand­ar­beits­haus gekauft. – Ein wei­te­rer holz­ge­fass­ter Stift von Clover für die Arbeit mit Tex­ti­lien ist der Mar­kier­stift „Cha­co­pel“4, der mich mit sei­nem auf­ge­steck­ten Bürst­chen an den Dress Mar­king Pen­cil erinnert.

Inter­es­sant zu wis­sen wäre, ob diese Stifte auf­grund ihrer beson­de­ren Eigen­schaf­ten noch zu ganz ande­ren Zwe­cken benutzt wer­den (und wenn ja, zu welchen).

  1. Es sind bis zu drei Über­tra­gun­gen vom Paus­pa­pier mög­lich.
  2. Das Blau geht jedoch deut­lich ins Vio­lette.
  3. Mir gefällt vor allem das kleine Bügel­eisen mit ver­dreh­tem Kabel auf dem Über­tra­gungs­stift.
  4. Das Set des Charco­pel ent­hält übri­gens auch einen Rosa-Blau-Stift.

A.W. Faber Cartor

Aus dem Jahr 19371: Ein Falt­blatt, mit dem A.W. Faber die holz­ge­fass­ten und mecha­ni­schen Land­kar­ten­stifte der Serie „Car­tor“2 bewarb.

A.W. Faber Cartor

Wie die meis­ten ande­ren Land­kar­ten­stifte war auch der Car­tor haupt­säch­lich für die mili­tä­ri­sche Nut­zung gedacht, und so ent­hielt das Zei­chen­be­steck Nr. 37/60 neben einem Plan­zei­ger einen Ent­fer­nungs­mes­ser zur Ermitt­lung der Marsch­leis­tung. – Die Land­kar­ten­stifte, die ich bis jetzt kenne, haben einen krei­di­gen Abstrich3; ich will nicht aus­schlie­ßen, dass es sich meist um Künst­ler­stifte in ande­rer Gestal­tung und Ver­pa­ckung gehan­delt hat.

A.W. Faber Cartor

Mich wun­dert, dass auf der Titel­seite des Falt­blatts nicht etwa die Gegend um Stein in Mit­tel­fran­ken, dem Sitz des Her­stel­lers, son­dern ein Teil des gut 250 km ent­fer­nen Süd­hes­sen abge­bil­det ist4.

  1. Angabe des Anbie­ters.
  2. Den „Cartor“-Schriftzug auf der Titel­seite finde ich klasse. Das stark nach links geneigte „o“ fiel mir zunächst nicht auf, doch jetzt muss ich stän­dig hin­schauen. Spe­zi­ell ist zudem der weit unter der Mit­tel­höhe sit­zende Quer­strich des „t“, der den Ein­druck macht, als wolle er vor dem zu ihm kip­pen­den „o“ in Deckung gehen.
  3. Getes­tet u. a. mit einem holz­ge­fass­ten Car­tor, der jedoch eine andere Kenn­zeich­nung hat und ver­mut­lich neuer ist (siehe „Eber­hard Faber Car­to­graph 541“).
  4. Mein Wohn­ort liegt nur wenige Kilo­me­ter nörd­lich und hat es daher nur ganz knapp nicht mehr auf diese Karte geschafft.

Mitsu-Bishi Ink Pencil 620

Seit vie­len Jah­ren schlum­mert in mei­nem Fun­dus ein klei­nes Rätsel.

Mitsu-Bishi Ink Pencil 620

Diese bei­den Tin­ten­stifte von Mitsu­bi­shi aus Japan sind die ein­zi­gen, die mir jemals unter­ge­kom­men sind1, und trotz län­ge­rer Suche habe ich immer nur diese Vari­ante gefun­den (oft im Set mit fünf Far­ben). Mich wun­dert ihre Bezeich­nung, denn Kopier- und Tin­ten­stifte kenne ich nur von Her­stel­lern außer­halb Japans. Ihr Abstrich ist was­ser­ver­mal­bar und schlecht radier­bar, doch das gilt ja auch für viele Farb­stifte. Hei­ßen sie etwa nur Tin­ten­stifte, sind aber keine? – Die Gestal­tung der 14 cm lan­gen und 7,8 mm dicken Stifte, die gegen­über dem gold­far­be­nen Prä­ge­druck die Blind­prä­gun­gen 6GF250 (rot) und 4IC865 (blau) tra­gen, finde ich anspre­chend, vor allem wegen der für „INK PENCIL“ ver­wen­de­ten Schriftart.

  1. Ich habe sie vor etwa 15 Jah­ren von einem japa­ni­schen Ver­sen­der als Bei­gabe bekom­men.

„Architekt Grundfest spricht“

In die­ser Anzeige aus dem Jahr 19351 lässt die Schwan-Bleistift-Fabrik in Nürn­berg den Archi­tek­ten Grund­fest ein gutes Wort für die STABILO Blei- und Farb­stifte einlegen.

„Architekt Grundfest spricht“

Man hatte bestimmt Freude daran, eine Figur auf­tre­ten zu las­sen, die sofort als frei erfun­den erkenn­bar war, und hat die humor­volle Wir­kung mit der For­mu­lie­rung „Archi­tekt Grund­fest spricht“, dem frei­ge­stell­ten Kopf und der ein­zel­nen Hand mit den drei über­di­men­sio­nier­ten Stif­ten sicher gerne unter­stri­chen. – Die Gestal­tung des Schrift­zugs „Bleistift-Fabrik“ finde ich reiz­voll2.

Nach­trag vom 3.4.23: Von STABILO konnte ich erfah­ren, dass die Anzeige aus dem Jahr 1941 stammt.

  1. Angabe des Anbie­ters.
  2. Der cha­rak­te­ris­ti­sche „STABILO“-Schriftzug wurde 1960 kräf­ti­ger und die Punze des „O“ neigte sich nach rechts (siehe „STABILO 8770“).

Rot und Blau (5)

Der letzte Bei­trag zu die­sem Thema endete mit wei­te­ren Fra­gen zur Her­kunft des Rot-Blau-Stifts.

1871 wurde Eber­hard Faber vor dem United Sta­tes Cus­tom House1 in New York ange­hört. Ihm wurde vor­ge­wor­fen, inkor­rekte Anga­ben zu den von A.W. Faber aus Deutsch­land impor­tier­ten Waren gemacht, d. h. einen zu nied­ri­gen Wert ange­ge­ben zu haben. Von Sean Mal­one – er war mit der Unter­neh­mens­ge­schichte Eber­hard Fabers her­vor­ra­gend ver­traut – habe ich fol­gen­den Aus­schnitt aus dem Protokoll:

Rot und Blau (5)

The pri­ces of the Car­mine, Blue and Sibe­rian pen­cils and all the colo­red pen­cils vary from time to time, aside from the quan­tity purchased.

Q. Do you know whe­ther the colo­red pen­cils are, in point of fact, made by “A.W. Faber”, or purcha­sed by them?
A. They are purcha­sed by them.

Eber­hard Faber hat also aus­ge­sagt, dass die Farb­stifte nicht von A.W. Faber her­ge­stellt, son­dern zuge­kauft wur­den. (Er erhielt spä­ter eine Geld­strafe und musste den Dif­fe­renz­be­trag nach­zah­len.) Dies galt dann wohl auch für die Rot-Blau-Stifte.

Doch woher kamen sie?

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  1. Am United Sta­tes Cus­tom House (auch New York Cus­tom House) erhob die Zoll­be­hörde der USA die Bun­des­zölle auf impor­tierte Waren in New York City.

Faber-Castell JANUS 2160

Nach dem Aus­flug in die Ver­gan­gen­heit des Rot-Blau-Stifts heute ein Blick auf ein aktu­el­les Exem­plar die­ser Gat­tung, und zwar den JANUS 2160 von Faber-Castell.

Faber-Castell JANUS 2160

Der JANUS 2160 hat die übli­chen Abmes­sun­gen, aber eine bemer­kens­werte Gestal­tung. Der gold­far­bene Prä­ge­druck, der teils links- und teils rechts­läu­fig ist, wurde mal auf einer roten und mal auf einer blauen Flä­che1 ange­bracht. Die eigent­lich red­un­dante Angabe „ROT•BLAU“ gibt es in vier Spra­chen, wobei die deut­sche und die fran­zö­si­sche Fas­sung mit einem Punkt (•), die eng­li­sche und die spa­ni­sche hin­ge­gen mit einem Divis (-) geschrie­ben wird. – Ein Strich­code ist nicht vor­han­den, aber eine Blind­prä­gung („m8“ (?) auf mei­nen Exemplaren).

Kurio­ser­weise trifft hier ein aktu­el­les Logo von Faber-Castell – die kämp­fen­den Rit­ter – auf ein altes, näm­lich den Janus­kopf, der den Schrift­zug „JANUS 2160“ ein­fasst und per­fekt zu die­sem Stift passt.

Faber-Castell JANUS 2160

Die Wort­marke „JANUS“ wurde 1906 ein­ge­tra­gen und 2015 gelöscht (hier ein Aus­schnitt aus einem Wer­be­mo­tiv um 1910/1920; das voll­stän­dige Motiv ist unter „Janus“ zu sehen). Der JANUS 2160 trägt zwar die Kenn­zeich­nung „Ger­many“, doch ich bezweifle, dass er in Deutsch­land her­ge­stellt wurde. Fin­den konnte ich ihn nur auf der inter­na­tio­na­len Web­site von Faber-Castell (Janus colour pen­cil, red/blue), und ich ver­mute, dass die Marke „Janus“ in den Ziel­märk­ten eta­bliert ist und man nicht auf sie ver­zich­ten wollte (ähn­lich „Alli­ga­tor“).

Faber-Castell JANUS 2160

Blau: werk­sei­tige Spitze, rot: gespitzt mit der „Gra­nate“

Der JANUS 2160 ist ein­fach ver­ar­bei­tet. Sein Lack ist dünn und hat einige Unre­gel­mä­ßig­kei­ten, und im Prä­ge­druck gibt es die eine oder andere kleine Lücke. Die Minen mei­ner Exem­plare sit­zen aber mit­tig und sind – soweit ich es bis jetzt fest­stel­len konnte – ordent­lich verleimt.

Das Holz kann ich nicht sicher iden­ti­fi­zie­ren, doch ich gehe von Gme­lina (bot. Gme­lina arbo­rea) aus, das Faber-Castell in Kolum­bien anbaut. Es lässt sich in der „Gra­nate“ von Möbius+Ruppert2 leicht spit­zen, hat aber nach dem Spitz­vor­gang keine glatte, geschlos­sene Flä­che3.

Die 3,5 mm dicke und für einen Farb­stift sehr bruch­sta­bile Mine hat eine gute Pig­men­tie­rung und eine sau­bere Abgabe; zudem ist sie spar­sam und hat einen ver­gleichs­weise wisch­fes­ten Abstrich.

Faber-Castell JANUS 2160

Ich habe den JANUS 2160 von zwei, drei Jah­ren im Fach­ge­schäft FORMAT in Darm­stadt gekauft, kann mich aber nicht mehr an den Preis erin­nern. Mich hat es über­rascht und gefreut, die­sen Stift dort zu fin­den, denn ich denke nicht, dass er für den deut­schen Markt gedacht ist.

Wei­tere Rot-Blau-Stifte in die­sem Weblog:

  1. Beim genauen Blick auf die Spitze erkennt man, dass der Stift erst voll­stän­dig blau lackiert wurde und dann auf drei Flä­chen rot.
  2. Es wäre natür­lich schön, wenn sich der JANUS 2160 auch im Janus 4048 spit­zen ließe, aber in die­sem bre­chen die Minen repro­du­zier­bar ab.
  3. Die­ser Effekt ist mir bereits beim Faber-Castell GRIP 2001 auf­ge­fal­len.
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