Spezialstifte

Stifte für beson­dere Zwecke

Stift und Stoff

Die Viel­falt der holz­ge­fass­ten Stifte finde ich beein­dru­ckend. Von Clover, einem japa­ni­schen Anbie­ter für Hand­ar­beits­zu­be­hör, kom­men diese Farb­stifte für das Schneidern.

Stift und Stoff

Mit dem Über­tra­gungs­stift wird das Schnitt­mus­ter auf Paus­pa­pier und dann von die­sem mit dem Bügel­eisen auf den Stoff über­tra­gen1. Seine 4 mm dicke und ver­gleichs­weise feste Mine hin­ter­lässt einen vom Stoff nicht mehr ent­fern­ba­ren Abstrich, und so sollte der Über­tra­gungs­stift nur dort ange­wandt wer­den, wo man seine Spu­ren spä­ter nicht sieht. Er ist in rot und blau2 erhältlich.

Stift und Stoff

Der was­ser­lös­li­che Vor­zei­chen­stift dient dem Mar­kie­ren direkt auf dem Stoff. Auch er hat eine 4 mm dicke, aber wei­chere Mine, deren Abstrich mit einem feuch­ten Tuch ent­fernt wer­den kann. Den Vor­zei­chen­stift gibt es in weiß, blau und rosa. – Im Bei­le­ger wird dar­auf hin­ge­wie­sen, dass man für die­sen Stift kei­nen Kur­bel­spit­zer benut­zen soll. Ich ver­mute, dass die Feder­kraft des Stift­ein­zugs für die wei­che Mine zu hoch ist, so dass die Spitze zer­drückt wird und der Spitz­stopp daher nicht funktioniert.

Die Material- und Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät die­ser 8 mm dicken und laut Ver­pa­ckung in Japan her­ge­stell­ten Stifte ist sehr gut. Der glän­zende Lack ist makel­los, die Kenn­zeich­nun­gen sind sau­ber und kon­tu­ren­scharf und die Minen haben eine sau­bere Abgabe und eine gute Pig­men­tie­rung. Die attrak­tiv gestal­te­ten Stifte3 wer­den mit trans­pa­ren­ter Schutz­kappe und ein­zeln ver­packt ange­bo­ten und kos­ten 3,30 Euro (Über­tra­gungs­stift) bzw. 3,60 Euro (Vor­zei­chen­stift); ich habe sie im Hand­ar­beits­haus gekauft. – Ein wei­te­rer holz­ge­fass­ter Stift von Clover für die Arbeit mit Tex­ti­lien ist der Mar­kier­stift „Cha­co­pel“4, der mich mit sei­nem auf­ge­steck­ten Bürst­chen an den Dress Mar­king Pen­cil erinnert.

Inter­es­sant zu wis­sen wäre, ob diese Stifte auf­grund ihrer beson­de­ren Eigen­schaf­ten noch zu ganz ande­ren Zwe­cken benutzt wer­den (und wenn ja, zu welchen).

  1. Es sind bis zu drei Über­tra­gun­gen vom Paus­pa­pier mög­lich.
  2. Das Blau geht jedoch deut­lich ins Vio­lette.
  3. Mir gefällt vor allem das kleine Bügel­eisen mit ver­dreh­tem Kabel auf dem Über­tra­gungs­stift.
  4. Das Set des Charco­pel ent­hält übri­gens auch einen Rosa-Blau-Stift.

Alt und neu

Heute nur ein Foto, und zwar von einem alten Faber-Castell Magi­cus und dem aktuellen.

Alt und neu

Der obere Magi­cus kam 1979 auf den Markt und war nicht lange erhält­lich. Er folgte der Vari­ante, die zwi­schen „MAGICUS“ und der Num­mer noch ein Ring hatte und die bis 1972 ange­bo­ten wurde. Danach gab es wohl eine wei­tere Pause, denn der untere Magi­cus wurde nicht vor 1993 ein­ge­führt (in die­sem Jahr trennte sich Faber-Castell von der Waage als Bild­marke). Er trägt auf der abge­wand­ten Seite den Strich­code und die GTIN.

Mehr zu die­sem beson­de­ren Blei­stift gibt es im Bei­trag „Faber-Castell Magi­cus“, den ich um Fotos der aktu­el­len Falt­schach­tel erwei­tert habe.

Danke an Faber-Castell für die Details!

STAEDTLER Mars Impulsograph № 8390

Den STAEDTLER Mars Impul­so­graph zum maschi­nen­les­ba­ren Mar­kie­ren gab es als holz­ge­fass­ten Blei­stift und als Mine für den Fall­mi­nen­stift. Letz­tere sei hier kurz vor­ge­stellt1.

STAEDTLER Mars Impulsograph № 8390

Diese Minen kamen 1959 auf den Markt, und da 1967 ein neues Num­mern­sys­tem ein­ge­führt wurde, gehe ich davon aus, dass das Etui um die 60 Jahre alt ist. – Die Kunst­stoff­ver­pa­ckung ist die bei STAEDTLER für Fall­mi­nen des Mars-Sortiments übli­che; ledig­lich das Eti­kett auf dem Ver­schluss infor­miert über den Inhalt2. Die Gestal­tung des Schrift­zugs „Impul­so­graph“ gefällt mir sehr gut.

STAEDTLER Mars Impulsograph № 8390

Die Minen sind 2 mm dick, 128 mm lang und leicht gerif­felt, was den Halt in der Klemm­zange ver­bes­sert. Sie tra­gen die Kenn­zeich­nung „STAEDTLER MARS-IMPULSOGRAPH GERMANY“ und haben am Ende die „Zwing­chen“ genannte Metall­hülse3, die ver­hin­dert, dass die Mine bei geöff­ne­ter Klemm­zange her­aus­fällt4.

STAEDTLER Mars Impulsograph № 8390

Der Här­te­grad der Mine ent­spricht etwa dem des STAEDTLER Mars Lumo­graph 2B, womit sie här­ter ist als die im STAEDTLER Mars Impul­so­graph 108 70. Sie hat eine sau­bere Abgabe und lässt sich sehr gut radie­ren5, glei­tet aber nicht so leicht wie der Lumo­graph 2B. Dies, die sehr gute Radier­bar­keit und die ange­strebte Ver­wen­dung las­sen mich ver­mu­ten, dass die Mine nicht imprä­gniert ist, denn eine Imprä­gnie­rung würde die für die Zei­chen­lo­chung not­wen­dige Leit­fä­hig­keit verringern.

Danke an Matt für die­ses inter­es­sante und schöne Stück Bleistiftgeschichte!

  1. Neben dem hier gezeig­ten Etui mit zwölf Minen gab es auch eines mit sechs; die­ses hatte die Arti­kel­num­mer 8392.
  2. Auf der ange­wand­ten Seite fin­det sich das gene­ri­sche, unter „Rück­seite“ gezeigte Eti­kett.
  3. Zunächst war diese Hülse fest ange­bracht, doch spä­ter ließ sie sich abzie­hen, so dass die Minen auch in andere Minen­hal­ter pass­ten. – Das Zwing­chen gab es bis 1991. Es wurde abge­schafft, weil es in der obe­ren Öff­nung der Klem­mung eini­ger ande­rer Fall­mi­nen­stifte hän­gen blieb.
  4. Siehe dazu auch „Kunst und Tech­nik“.
  5. Getes­tet mit dem Tom­bow Mono und dem SEED Radar.

Kurz notiert

  • Zum 50-jährigen Jubi­läum des Radie­rers „Mono“ gibt es vom japa­ni­schen Her­stel­ler Tom­bow ab dem 5. Juli ein Set, das vier unter­schied­li­che Designs die­ses Radie­rers und einen Anste­cker ver­eint; es soll 600 Yen (knapp 5 Euro) kosten.
  • Hin und wie­der ergänze oder kor­ri­giere ich ältere Bei­träge, so wie heute den zum Pica-Dry, bei dem es inter­es­sante Ände­run­gen beim Mate­rial, der Fer­ti­gung und dem Ver­trieb gab.
  • Im Video „Go Ahead – Threa­ten Me“, der drit­ten Epi­sode von „10 Years with Hayao Miya­zaki“, gibt es bei etwa 18:58 einen außer­ge­wöhn­lich lan­gen Blei­stift von Mitsu­bishi zu sehen. Ich ver­mute, dass die­ser eine Sonder­anfertigung für Miya­za­kis Stu­dio Ghi­bli ist. Wis­sen meine Leser mehr? – Danke an Mar­tin für den Hinweis!
  • Bereits seit 2018 im Sor­ti­ment des deut­schen Her­stel­lers Pica Mar­ker ist der holz­gefasste Schwarzweiß-Stift Pica Clas­sic 546 FOR ALL BLACK&WHITE mit einer Graphit­mine in 2B und einer wei­ßen Farb­mine für das Mar­kie­ren auf hel­len und dunk­len Flächen.

Nach­trag vom 22.6.19: Zum 50-jährigen Jubi­läum des Tom­bow Mono siehe auch „Japan’s Ico­nic MONO Era­ser Turns 50“ bei Spoon & Tamago.

STAEDTLER MARS-IMPULSOGRAPH 108 70

Der IBM Elec­tro­gra­phic ist wohl der bekann­teste Blei­stift für das maschi­nen­les­bare Mar­kie­ren, aber es gab noch andere1. Einer davon ist der MARS-IMPULSOGRAPH 108 70 von STAEDTLER.

STAEDTLER MARS-IMPULSOGRAPH 108 70

Er wurde im Juli 1959 unter Arti­kel­num­mer 2870 ein­ge­führt und als Spe­zi­al­stift zum Beschrif­ten von Loch­kar­ten im Zei­chen­loch­ver­fah­ren ange­bo­ten. Par­al­lel dazu gab es Minen die­ser Art, und zwar im 6er- und im 12er-Set (Art.-Nr. 8390 und 8392). Mit der Ein­füh­rung des neuen Num­mern­sys­tems im Jahr 1967 erhielt der MARS-IMPULSOGRAPH die Num­mer 108 70. Er blieb noch bis Ende der 1970er Jahre in den Kata­lo­gen und ver­schwand dann aus dem Sor­ti­ment2.

STAEDTLER MARS-IMPULSOGRAPH 108 70

Der MARS-IMPULSOGRAPH hat den klas­si­schen mars­blauen Lack und Stan­dard­ab­mes­sun­gen, aber eine 2,5 mm dicke Mine. Außer den übli­chen Details trägt er die Kenn­zeich­nung „FOR MARKSENSING – FÜR ZEICHENLOCHUNG“; eine Blind­prä­gung kann ich nicht fin­den. Ein in mei­nen Augen sehr reiz­vol­les Detail sind die bei­den Punkte auf allen sechs Flä­chen (ich ver­mute, sie bezie­hen sich auf die Kar­ten­lo­chung3).

STAEDTLER MARS-IMPULSOGRAPH 108 70

Die wei­ßen Käpp­chen haben feine Risse, und ebenso wie die Schäfte man­cher Exem­plare zei­gen sie leichte und ver­mut­lich durch unsach­ge­mäße Lage­rung bedingte Ver­fär­bun­gen. Bei drei Stif­ten ist der Lack ent­lang der Trenn­li­nie dun­kel gefärbt; mög­li­cher­weise ist der Leim4 aus­ge­tre­ten und hat mit dem Lack reagiert.

Exkurs: Zeichenlochung

Die erste Maschine, die Bleistift-Markierungen anhand ihrer Leit­fä­hig­keit erkannte, war die IBM 805 Test Scoring Machine aus dem Jahr 1937. Für die­ses unter dem Mar­ken­na­men „Mark Sense“ ein­ge­tra­gene Ver­fah­ren wur­den spä­ter Elektrografik-Bleistifte und Elektrografik-Tinte für Füll­fe­der­hal­ter angeboten.

STAEDTLER MARS-IMPULSOGRAPH 108 70

Mar­kie­ren und Lesen (Quelle: Auto­ma­tic Pun­ches Gene­ral Infor­ma­tion Manual; IBM 1959)

Bei der Zei­chen­lo­chung wur­den die auf der Loch­karte vor­ge­nom­me­nen Mar­kie­run­gen abge­tas­tet und die dabei ent­ste­hen­den Ströme ver­stärkt, um den Loch­vor­gang aus­zu­lö­sen. Auch die­ses Ver­fah­ren wurde von IBM er­dacht und erst­mals in den 1940er Jah­ren mit dem IBM 513 Repro­du­cing Punch (Kar­ten­dopp­ler) umgesetzt.

STAEDTLER MARS-IMPULSOGRAPH 108 70

IBM 513 (Quelle: IBM Elec­tric Pun­ched Card Accoun­ting Machi­nes – Prin­ci­ples Of Ope­ra­tion; IBM 1952)

Die Vor­teile der Zei­chen­lo­chung bestan­den darin, dass die Loch­karte mit den Mar­kie­run­gen zum Ori­gi­nal­be­leg wurde und alle wei­te­ren Arbeits­gänge auto­ma­tisch durch­ge­führt wer­den konn­ten; so lie­ßen sich auch Feh­ler mini­mie­ren. Zudem konn­ten die Loch­kar­ten dezen­tral erstellt wer­den. – Zurück zum MARS-IMPULSOGRAPH.

STAEDTLER MARS-IMPULSOGRAPH 108 70

Der Här­te­grad der Mine ent­spricht etwa 3B des STAEDTLER Mars Lumo­graph5. Sie glei­tet jedoch nicht ganz so leicht, was auf einen gerin­ge­ren Wachs­an­teil schlie­ßen las­sen könnte (was nicht ver­wun­dern würde, ver­min­dert das Wachs doch die benö­tigte Leit­fä­hig­keit des Abstrichs). Die Gebrauchs­ei­gen­schaf­ten des MARS-IMPULSOGRAPH erfreuen: Abgabe, Schwär­zung, Radier­bar­keit, Wisch­fes­tig­keit und Bruch­fes­tig­keit sind gut bis sehr gut, und im Pol­lux, der gerne die Schwä­chen eines Blei­stifts offen­legt, machen Mine und Zedern­holz eine gute Figur.

STAEDTLER MARS-IMPULSOGRAPH 108 70

Mit dem M+R Pol­lux

Die Loch­karte ist ver­schwun­den und damit auch die Auf­gabe des STAEDTLER MARS-IMPULSOGRAPH, doch die Qua­li­tä­ten die­ses Blei­stifts beein­dru­cken noch heute!

  1. Andere waren der Dixon Sense-A-Mark, der Faber-Castell 9000 E Spe­cial und der FILA Elec­tro­gra­phic 203 (ver­mut­lich gab es noch mehr). – Die neue­ren Blei­stifte für das maschi­nelle Lesen wie z. B. der General’s Test Scoring 580, der Mus­grave Test Scoring 100, der Sta­bilo Exam Grade sowie die „Mark Sheet“-Bleistifte von Mitsu­bi­shi und Tom­bow arbei­ten anders, denn ihr Abstrich wird nicht über die Leit­fä­hig­keit, son­dern anhand des Refle­xi­ons­gra­des oder der Licht­durch­läs­sig­keit erkannt (Opti­cal Mark Reco­gni­tion, OMR).
  2. Danke an STAEDTLER für diese Details.
  3. Die Löcher in den Loch­kar­ten waren jedoch meist recht­eckig.
  4. Bei der hier genutz­ten Sicher­heits­ver­lei­mung (gekenn­zeich­net durch das von zwei Tra­pe­zen ein­ge­schlos­sene „S“) kamen zwei unter­schied­li­che Leime (Holz/Holz und Holz/Mine) zum Ein­satz, was die Bruch­fes­tig­keit der Mine im Holz erheb­lich ver­bes­serte.
  5. Der MARS-IMPULSOGRAPH ist gering­fü­gig wei­cher als der IBM Elec­tro­gra­phic.

Faber-Castell Magicus

Kaum bekannt und mit lan­ger Geschichte: Der Magi­cus von Faber-Castell.

Faber-Castell Magicus

Mit sei­nem anthra­zit­far­be­nen Schaft, der dun­kel­grauen Tauch­kappe und dem sil­ber­nen Prä­ge­druck gibt der als Wir­te­stift ange­bo­tene Magi­cus eine ele­gante Erschei­nung ab, und er passt gut zu der oft in Schwarz, Grau und Weiß gehal­te­nen Berufs­be­klei­dung der Gastronomie.

Faber-Castell Magicus

Seine Kenn­zeich­nung ist schlicht: Neben den übli­chen Anga­ben1 trägt das Zei­chen für das Secu­ral­ver­fah­ren, eine Blind­prä­gung (hier: „h7″2) und „GERMANY“. Letz­te­res lässt mich ver­mu­ten, dass der Magi­cus nicht in Deutsch­land gefer­tigt wird, denn ansons­ten würde ich wie beim hier­zu­lande her­ge­stell­ten Faber-Castell 9000 „Made in Ger­many“ erwar­ten. – Abge­se­hen von den nicht ganz gera­den Kan­ten der Tauch­kap­pen ist die Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät sehr gut. Farbe und Mase­rung des Hol­zes sowie die sehr gute Spitz­bar­keit des Magi­cus spre­chen für Weihrauch-Zeder.

Faber-Castell Magicus

Die Mine ist 3,2 mm dick und hat eine Härte, die der des STAEDTLER Mars Lumo­graph 3B ent­spricht. Sie schreibt etwas wach­sig und glei­tet dadurch nicht ganz so leicht, doch ihre Abgabe ist sau­ber. Der Magi­cus wird damit bewor­ben, dass er auf fast allen glat­ten und auch nas­sen Ober­flä­chen schreibt, und das kann ich nach ein paar schnel­len Tests bestätigen.

Faber-Castell Magicus

Die Schwär­zung des Magi­cus auf Papier ist etwa wie bei einem Blei­stift in HB bis B, doch sein Strich glänzt weni­ger, ist wisch­fes­ter und lässt sich schlech­ter radie­ren. Die Mine ist aller­dings nicht allzu bruch­fest und schreibt sich auf nas­sem Papier schnell ab.

Faber-Castell Magicus

Die ältes­ten Belege zum damals „Schwarz­stift unver­wisch­lich“ genann­ten Spe­zi­al­stift fin­den sich in einem Rezept­buch von A.W. Faber aus der Zeit von 1881–1890, das auch Wahl­blei­stifte für Lon­don auf­führt. 1921 wurde die Marke „Magi­cus“ ein­ge­tra­gen, und im Waren­ka­ta­log3 die­ses Jah­res prä­sen­tierte man den ver­bes­ser­ten „Magicus“-Schwarzstift.

Faber-Castell Magicus

Waren­ka­ta­log von A.W. Faber (1921)

Der in drei Ver­sio­nen und sechs Här­te­gra­den erhält­li­che Magi­cus wurde als „Ersatz für Tinte und Feder als Schreib­stift und auch als Durch­schreib­stift für Briefe, Lis­ten, Tabel­len, Notiz­bü­cher, Unter­schrif­ten, sowie als Mar­kier­stift z. B. für Straßenbahn-Fahrscheine“ bewor­ben. Beson­ders her­vor­ge­ho­ben wurde seine Glanz­lo­sig­keit, die sei­nen Strich selbst unter schwie­ri­gen Licht­ver­hält­nis­sen, z. B. bei Lam­pen­licht im Bahn­post­wa­gen, gut les­bar macht. Auch für das Schrei­ben auf glat­tem Papier, glän­zen­den Kar­ton, Holz, Leder und Tex­ti­lien war er geeignet.

Faber-Castell Magicus

Waren­ka­ta­log von A.W. Faber (1921)

Im Waren­ka­ta­log von 1927–30 fällt auf, dass der Magi­cus in Porte­feuille­stärke nicht mehr ange­bo­ten und der dicke Magi­cus 2858 mit einer Mine mit qua­dra­ti­schem Quer­schnitt dar­ge­stellt wird. Mit Gärt­nern wird eine wei­tere Nut­zer­gruppe genannt; Wirte sind noch nicht dabei.

Faber-Castell Magicus

Pro­spekt von A.W. Faber (1927–30)

Ende der 1950er Jahre wurde das Magicus-Sortiment um einen Fall­mi­nen­stift erwei­tert; der holz­ge­fasste Magi­cus hatte schon davor eine andere Gestal­tung erhalten.

Faber-Castell Magicus

Waren­ka­ta­log von Faber-Castell (um 1960)

Mit dem CASTELL 9120 gab es jetzt nur noch einen Magicus-Bleistift. Die 3,15 mm dicken Minen für den Fall­mi­nen­stift TK 9400 Magi­cus waren in Schwarz, Rot, Blau und Gelb erhält­lich und schrie­ben auf Papier, Glas, Por­zel­lan, Metall und Kunst­stoff. 1961 wurde zudem ein Magicus-Kugelschreiber zum Schrei­ben auf glat­ten, nicht fett­hal­ti­gen Flä­chen ange­bo­ten, und Ende der 1960er Jahre kamen rote Magicus-Kreiden mit Papier­um­man­te­lung auf den Markt.

1979 wurde erst­mals die Gas­tro­no­mie erwähnt, doch die Bezeich­nung „Gast­stät­ten­stift“ war nur auf der Ver­pa­ckung des etwa 20 Jahre zuvor ein­ge­führ­ten 9120 zu fin­den und nicht auf dem Stift.

Faber-Castell Magicus

Waren­ka­ta­log von Faber-Castell (1979)

Wann der Magi­cus erneut umge­stal­tet und zum Wir­te­stift wurde, konnte ich noch nicht her­aus­fin­den. – Auf den Magi­cus bin ich durch Zufall auf­merk­sam gewor­den; für sechs Stifte habe ich bei Papier­ti­ger Ber­lin knapp 10 Euro bezahlt.

Danke an Faber-Castell für die Details zur Geschichte des Magi­cus und die Scans!

Nach­trag vom 1.12.17: Ein Leser hat mir mit­ge­teilt, dass es auf der Falt­schach­tel des Magi­cus „Made in Ger­many“ heißt, der Stift also in Deutsch­land her­ge­stellt wird.

Nach­trag vom 12.3.23: Die aktu­elle Faltschachtel:

Faber-Castell Magicus

Faber-Castell Magicus

Ich finde es bemer­kens­wert, dass die Falt­schach­tel fast durch­ge­hend in fünf Spra­chen beschrif­tet ist (ledig­lich „Made in Ger­many“ auf einer Sei­ten­flä­che gibt es nur in vier).

  1. In der GTIN ent­hal­ten: Die Faber-Castell-Artikelnummer 215100.
  2. August 2017?
  3. In der Ich-Form schreibt hier Alex­an­der Graf zu Castell-Rüdenhausen, spä­ter Alex­an­der Graf von Faber-Castell, der damals das Unter­neh­men A.W. Faber lei­tete und 1905 den Blei­stift Faber-Castell 9000 her­aus­ge­bracht hat. – Danke an Sean von Con­trap­un­ta­lism für den Hin­weis!

Aus der Modewelt

Zu den pro­mi­nen­ten Nut­zern des STAEDTLER Mars Lumo­graph gehörte der fran­zö­si­sche Mode­de­si­gner Yves Saint Lau­rent (1936-2008). So über­rascht es, dass im Film „Saint Lau­rent“ (Frank­reich 2014, Regie Bert­rand Bonello) nicht die­ser Bleistift-Klassiker, son­dern ein ande­rer Stift zu sehen ist1.

Aus der Modewelt

Quelle: arte2. – Bil­der zum Ver­grö­ßern anklicken.

Doch um wel­chen blauen Stift in die­ser Szene, die im Jahr 1969 spielt, han­delt es sich? Die gold­far­be­nen Akzente auf der schwar­zen Tauch­kappe und der Auf­druck sind ein­deu­tige Hin­weise: Es ist der STAEDTLER Mars DURALAR 100 30.

Aus der Modewelt

Quelle: arte.

Die­ser Spe­zi­al­stift kam 1959 als MARS-LUMOGRAPH DURALAR 2830 auf den Markt und war gedacht für das Zeich­nen auf PET-Folie (bekannt unter den Namen Mylar und Hosta­phan). Er wurde in den Här­te­gra­den K1 bis K5 ange­bo­ten3, ent­hielt Ruß als farb­ge­ben­den Bestand­teil und hatte als ers­ter holz­ge­fass­ter Stift die­ses Her­stel­lers eine gebrannte Mine mit Poly­mer­bin­dung4. Seine Vor­züge gegen­über einem her­kömm­li­chen Blei­stift waren die stär­kere Schwär­zung, die bes­sere Radier­bar­keit und die höhere Wisch­fes­tig­keit auf Folie. – Den DURALAR gab es in einer abwasch­ba­ren („washa­ble”) und einer nicht abwasch­ba­ren Ver­sion („wash­proof”).

In der zwei­ten Hälfte der 1960er Jahre gab man dem Stift den Namen MARS DURALAR und die Arti­kel­num­mer 100 30. Zudem änderte man seine Gestal­tung: Nutzte man für den alten Prä­ge­druck eine Kom­bi­na­tion aus Serifen- und Schreib­schrift, kamen beim neuen seri­fen­lose Ver­sa­lien zum Ein­satz; kurz dar­auf kehrte man die Rich­tung der Beschrif­tung um (die im Film gezeigte ist die alte, denn sie läuft von der Tauch­kappe zur Spitze5). Außer­dem wurde der Ring unter der Tauch­kappe nun weiß statt gold­far­ben aus­ge­führt. 1973 änderte sich das Design des Mar­s­kop­fes, und etwas spä­ter kam das Zei­chen für „Spe­zi­al­ver­lei­mung“ hinzu. – Nach­fol­ger des MARS DURALAR 100 30 war der MARS DYNAGRAPH 100 50 in den Gra­den N0 bis N56.

Aus der Modewelt

Zwei STAEDTLER MARS DURALAR aus den 1970er Jahren

Aber warum griff man für den Film über Yves Saint Lau­rent nicht zum Lumo­graph, son­dern zum ungleich schwe­rer zu beschaf­fen­den DURALAR? War es nur ein Feh­ler der Requi­site? Es fällt jedoch ange­nehm auf, dass der gewählte Stift zeit­lich per­fekt zur Szene passt.

Danke an Kai für den Hin­weis auf den blauen Stift in „Saint Laurent“!

Nach­trag vom 8.6.17: Wei­tere Exem­plare des DURALAR und des DYNAGRAPH gibt es unter „Staedt­ler Mars Dura­lar and Dyna­graph“ bei pen­cils and other things zu sehen.

  1. Im sel­ben Jahr erschien der Film „Yves Saint Lau­rent“ (Regie Jalil Les­pert), doch in die­sem wurde der STAEDTLER Mars Lumo­graph benutzt.
  2. Ich gehe davon aus, dass die Ver­öf­fent­li­chung der bei­den Screen­shots des genann­ten Films als Zitat nach § 51 UrhG gilt, da ich das in den Screen­shots Gezeigte im Bei­trag the­ma­ti­siere und die Screen­shots als Beleg für meine Aus­füh­run­gen not­wen­dig sind.
  3. Übri­gens schreibt selbst der weichste DURALAR (K1) auf Papier nicht allzu gut.
  4. Hier bin ich mich nicht 100%ig sicher.
  5. Sie ist auch bekannt als „Links­hän­der­be­schrif­tung“, da man sie lesen kann, wenn man den Stift in der lin­ken Hand hält.
  6. Mehr zum Dyna­graph unter „Staedt­ler Mars Dyna­graph pen­cils and leads“ bei pen­cil talk.

LYRA Orlow Cellugraph

Das tra­di­ti­ons­rei­che Unter­neh­men LYRA, 1806 in Nürn­berg gegrün­det und 2008 von der FILA-Gruppe über­nom­men, ist auch für sein sehr gro­ßes Sor­ti­ment an Markier- und Signier­produkten für Indus­trie und Hand­werk bekannt1. Zu die­sen gehört der Orlow Cel­lug­raph2.

LYRA Orlow Cellugraph

Zum Grö­ßen­ver­gleich: Ein LYRA orlow-techno 6300 mit Standardmaßen.

Mit einer Länge von 24 cm und einer Dicke von 12,5 mm3 wirkt der drei­flä­chige Cel­lug­raph rie­sig. Seine Mine ist 4,5 mm dick und soll auf allen Flä­chen schrei­ben und leicht ent­fern­bar sein; ihre Härte ent­spricht etwa der des STAEDTLER Mars Lumo­graph 2B. Ein paar schnelle Tests haben gezeigt, dass der Cel­lug­raph auf Metall, Glas, Kera­mik und Kunst­stoff tat­säch­lich bemer­kens­wert gut schreibt4. – Für Papier ist er nicht gedacht, doch auch dar­auf macht er sich gut; mit sau­be­rer Abgabe und guter Schwär­zung kann er sich sehen las­sen. Die Radier­bar­keit ist indes nicht so gut, was ich auf diese Kom­po­nen­ten der Mine zurück­führe (stär­kere Imprä­gnie­rung mit Par­af­fin?), die ihn auf ande­ren Ober­flä­chen gut schrei­ben lassen.

LYRA Orlow Cellugraph

Auf den abge­wand­ten Sei­ten tra­gen die Stifte u. a. einen Bar­code und die GTIN5.

2015 wurde der Micro Cel­lug­raph in den Kata­log auf­ge­nom­men. Zunächst gab es produk­tionstechnische Pro­bleme, die man aber lösen konnte, doch dann hat man sich entschie­den, ihn nicht auf den Markt zu brin­gen6. Er ist rund und hat die nor­male Blei­stift­länge von 17,5 cm, ist aber mit 5,6 mm sehr dünn und hat eine 2,7 mm dicke Mine (letz­tere wirkt auf mich etwas wei­cher als die des gro­ßen Bru­ders). Der Micro Cel­lug­raph war wie der Pica Dry als Tief­loch­mar­ker vor­ge­se­hen und lebt im Dixon Reach wei­ter7.

LYRA Orlow Cellugraph

Der große Cel­lug­raph ist aus Weymouth-Kiefer6, doch das Holz der Micro-Variante kann ich nicht sicher iden­ti­fi­zie­ren (es sieht jedoch sehr nach Weihrauch-Zeder aus).

LYRA Orlow Cellugraph

Beide Stifte sind gut ver­ar­bei­tet und haben eine werk­sei­tige Spitze. Der große Cel­lug­raph wird wohl meist mit dem Mes­ser gespitzt, doch Spit­zer mit gro­ßem Stift­ein­lass (> 13 mm) eig­nen sich auch.

LYRA Orlow Cellugraph

Kisho begut­ach­tet das Werk eines Spit­zers von KUM8 am Cellugraph.

Der LYRA Orlow Cel­lug­raph ist ein nicht all­täg­li­cher Blei­stift und inter­es­sant für alle, die holz­gefasste Stifte mögen und gerne über den Tel­ler­rand schauen. – Er hat die Arti­kel­num­mer 1174/1940 und ist ab 2 Euro zu haben.

Danke an LYRA für den Micro Cellugraph!

  1. Es umfasst auch Unge­wöhn­li­ches wie z. B. die Signier­paste LYRA-MARK, die sich sogar auf öli­ges und ros­ti­ges Metall auf­tra­gen lässt und Tem­pe­ra­tu­ren bis zu 1000 °C ver­trägt.
  2. Das hier gezeigte Exem­plar ist bereits einige Jahre alt und hat noch das alte Design; das neue ist auf Seite 7 des LYRA Indus­trie­ka­ta­logs zu sehen. – Die Marke „Orlow Cel­lug­raph“ wurde übri­gens am 13.3.1958 ein­ge­tra­gen.
  3. Durch­mes­ser des Umkrei­ses.
  4. Auf rau­hen Ober­flä­chen schreibt er auch, doch von die­sen lässt er sich natür­lich nicht leicht ent­fer­nen.
  5. Statt „Made in Ger­many“ fin­det sich jedoch nur „Gemany“, was Ver­mu­tun­gen über den Produk­tionsstandort nahe­legt.
  6. Quelle: LYRA.
  7. Dixon gehört seit 2005 eben­falls zur FILA-Gruppe.
  8. Art.-Nr. 7301120 bei LYRA.
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