Die „Granate“ war sicher der bekannteste, aber nicht der einzige Spitzer von Möller & Breitscheid aus Köln.
Schlanker, nicht so martialisch und in verwandter Form kam der „Puck“ daher, den es aus Messing und Magnesium gab.
Gut 21 mm lang und knapp 13 mm dick verschafft er Bleistifte mit einem Durchmesser von bis zu 8 mm einen Standard-Konus von 22° und geht dabei sparsam, nämlich mit einer Spandicke von durchschnittlich 0,22 mm zu Werke.
Auch beim „Puck“ wird das Messer durch zwei Stifte in Position gehalten, doch statt der von älteren Spitzern bekannten Rändel- hat er bereits eine Schlitzschraube.
Die Verarbeitungsqualität enttäuscht etwas, denn die Materialstärke am unteren Ende des Messers ist so knapp dimensioniert, dass sich ein Riss zeigt.
Das Spitzergebnis des „Puck“ ist ähnlich ungewöhnlich wie das der „Granate 5“, da ein etwa 0,6 mm dünner Minenzapfen den Spitzer verlässt.
Möller & Breitscheid
Der Name Möller & Breitscheid ist heute weitgehend vergessen, doch im Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchiv gibt es noch einige Unterlagen. Aus diesen geht hervor, dass die Kaufleute Wilhelm Möller und Ewald Breitscheid ihr Unternehmen am 1. Mai 1869 in Köln gegründet haben. Durch ihre Freundschaft zu dem Erfinder der Kugelspitzfeder Diedrich Leonardt1 aus Birmingham bestand ihre erste unternehmerische Tätigkeit in der Einfuhr dieser Federn nach Deutschland; zudem erhielten sie den Alleinvertrieb für Europa.
Wilhelm Möller heiratete die Schwester seines Kompagnons und hatte mit ihr mehrere Kinder. Nach dem Tod Breitscheids, der als Junggeselle 1895 verstarb, wurde zunächst der erste Sohn Eugen, später der zweite Sohn Oskar Inhaber der Firma. Der erste starb 1907 und der zweite 1939; Gesellschafter in den 1950er Jahren war Friedrich Wilhelm – genannt Fritz – Möller.
Ein Fragebogen von 1937, mit dem die Ausfuhr von Bleistiftspitzern und Ersatzmessern in zahlreiche europäische Länder und die USA beantragt wurde, belegt, dass das Unternehmen als offene Handelsgesellschaft lief und vier kaufmännische Angestellte sowie einen Arbeiter beschäftigte. Er zeigt außerdem, dass Möller & Breitscheid keine eigene Fertigung hatte und sich ausschließlich mit dem Vertrieb von Schreibwaren und Büroartikeln befasste. Ein weiteres Formular, vermutlich aus der Kriegszeit, führt die Firma als Großhandel und erwähnt sechs Beschäftigte, aber keine Rohmaterialien. Es spricht also einiges dafür, dass die unter den Eigenmarken „Granate“ und „Puck“ vertriebenen Spitzer von einem oder mehreren anderen Unternehmen hergestellt und von Möller & Breitscheid exklusiv vertrieben wurden. – In den 1950er Jahren spielten diese beiden Spitzer neben Spitzmaschinen eine Hauptrolle im von Möller & Breitscheid angebotenen Bürobedarf.
Ein Eintrag im Handelsregister vom 13. Januar 1975 belegt die Auflösung des zuletzt in Rodenkirchen bei Köln ansässigen Unternehmens.
Danke an das Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsarchiv für diese Details!
Nachtrag vom 4.5.12: Das Warenzeichenblatt des damaligen Reichspatentamts teilte in der Ausgabe vom 31.3.1939 die Eintragung der Marken „Puck“ (507555) und „Leonardt’s Kugelspitz-Feder“ (507556) mit:
Danke an das DPMA für die Scans!
Nachtrag vom 10.5.15: Das Buch „German Tool and Blade Makers. A guide to manufacturers and distributors, their trademarks and brand names“ von John Walter (Nevill Publishing 2012) enthält folgenden Eintrag:
PUCK (1900, no. 42154)
Möller & Breitscheid, Köln a. Rh.
Registry class: 9b
Style: block
Gut möglich, dass damit der hier gezeigte Spitzer gemeint ist.
- Zuweilen wird auch Friedrich Soennecken als Erfinder genannt.↩