Stille Beobachter (3)
Dilbert, der Ingenieur, als Schaltschrank getarnt unterwegs in Leipzig? Nizuglohm!
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Dilbert, der Ingenieur, als Schaltschrank getarnt unterwegs in Leipzig? Nizuglohm!
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Einer der Höhepunkte unseres kürzlichen Aufenthalts in Leipzig (siehe u. a. hier, da und dort) war der Besuch des Museums für Druckkunst in der Nonnenstraße im Stadtteil Plagwitz, direkt gegenüber den ehemaligen Buntgarnwerken.
Das 1995 gegründete und 2000 in eine Stiftung überführte Museum präsentiert Druckmaschinen und Handpressen, Holzbuchstaben und Bleilettern für den Handsatz, Schriftmatrizen, Gieß- und Setzmaschinen sowie Stahlstempel, Schriftschablonen und etliche Geräte für die Buchbinderei, wobei ein Großteil der Exponate nur noch dort existiert.
Bei dem hervorragend ausgestatteten Druckkunst-Museum handelt es sich weniger um ein typisches Museum, sondern vielmehr um eine Druckwerkstatt zum Anfassen und Erleben, und so können Interessierte die Maschinen und die Arbeit an ihnen in Kursen praktisch kennen lernen (wir hatten das Glück, die Zeilensetz- und -gießmaschine „Rossia 7 H“ im Betrieb durch einen sehr fachkundigen und freundlichen Mitarbeiter bewundern zu können und eine Schriftzeile gegossen zu bekommen). Künstler haben die Möglichkeit, das Museum für eigene Arbeiten zu nutzen, und auch zur Ausbildung und Berufsförderung kommt die Vielzahl der kostbaren Stücke zum Einsatz.
Die folgenden HDR-Bilder werden beim Anklicken vergrößert angezeigt (mehr dazu unter „Schon gewusst?“).
Links: Komplettgießmaschine, H. Berthold AG, Berlin, 1. Hälfte des 20. Jh.; rechts: Komplettgießmaschine, Leningrader Werk für Polygraphische Maschinen, St. Petersburg, Russland, 1967
Satzregal
Druck- und Setzmaschinensaal
Rechts: Stoppzylinder-Druckmaschine, Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und Maschinengesellschaft Nürnberg AG, Werk Augsburg, 1906
Weniger ein Museum als vielmehr eine Druckwerkstatt
Zeilensetz- und -gießmaschine „Rossia 7 H“, Leningrader Werk für Polygraphische Maschinen, St. Petersburg, Russland, 1967
„Linotype“-Großkegel-Setzmaschine, Modell 20 „Universa“, Berliner Maschinenbau AG, Berlin, 1969
Links: Zeilensetz- und -gießmaschine „Intertype Modell C“, Intertype Corp., Brooklyn,
New York, USA, um 1927
Lochband-Perforator „Lino-Quick-Perforator“, Linotype GmbH, Berlin und Frankfurt/Main, 1966
Zusätzlich zur ständigen gibt es wechselnde Ausstellungen sowie Vorträge und Symposien, und ein kleiner Laden bietet Bücher, Plakate, Postkarten, Bleilettern und einiges mehr an (darunter auch zahlreiche Titel des Verlages Hermann Schmidt in Mainz, den ich sehr schätze).
Mein besonderer Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit großem Einsatz und hoher Fachkompetenz ein außergewöhnliches und sehr hinteressantes Museum geschaffen haben. Ich freue mich darauf, bei meinem nächsten Aufenthalt in Leipzig diese einzigartige Sammlung erneut bewundern zu können!
Museum für Druckkunst
Nonnenstraße 38
04229 Leipzig
Tel. 0341-23162-0
Website
Öffnungszeiten:
Mo. bis Fr. 10–17 Uhr
So. 11–17 Uhr
Wer nicht nach Leipzig kommt, aber Interesse an dieser Thematik und zudem Darmstadt in erreichbarer Nähe hat, dem empfehle ich einen Besuch der ebenfalls sehr sehenswerten Außenstelle Schriftguss, Satz & Druckverfahren des Hessischen Landesmuseums Darmstadt.
Die im englischen Original mit „Dashboard“ bezeichnete Verwaltungs-Schnittstelle der hervorragenden Blog-Software WordPress, die auch ich benutze, bekam bei der deutschen Lokalisierung den merkwürdigen Namen „Tellerrand“. Verstanden und gemocht habe ich dies nie, da am Tellerrand die eher weniger attraktiven Dinge landen (wie z. B. Fischgräten und Kirschkerne) und man – im sprichwörtlichen Sinne – nicht nur als Blogger gerne über denselben hinausschaut.
Trotz heftigen Nachdenkens konnte ich keinen besseren Begriff finden – bis kürzlich mein kreativer Kollege D. mit der rettenden Lösung kam: Arbeitsplatte! Damit hatte er bei mir einen Volltreffer gelandet, und der schnelle Eingriff in die deutsche Sprachdatei mit Poedit folgte umgehend.
Na also! Das sieht bestens aus und hat zudem eine ganz andere Konnotation, werden doch auf der Arbeitsplatte appetitliche Dinge zubereitet und andere interessante Dinge angestellt. – Später fiel mir dann noch Amboss ein, doch das böte sich wohl eher für eine Textschmiede an oder für ein Weblog, in dem es insgesamt gröber zur Sache geht.
Nachtrag vom 28.12.08: Eine weitere Alternative:
Oder in Kombination mit dem hervorragenden Plugin „Lighter Admin Menu“:
Blick in den Innenhof des Museums für Druckkunst in Leipzig (HDR-Aufnahme; zum Vergrößern anklicken)
Mit einer interessanten und farbenfrohen Überraschung von der Wasserkuppe in der Rhön wartete heute früh mein vielseitiger und naturverbundener Kollege H. auf: Aus einem der kleinen Läden auf dem Gipfel hatte er mir zwei sehr kräftige Stifte aus unterschiedlichen, gänzlich naturbelassenen Hölzern mit dicken Minen in rot und grün mitgebracht.
Die zwei rustikalen, etwa 15 cm langen Schreiber mit 2 und 2,5 cm Durchmesser bieten Auge und Hand, die beide an sehr gleichmäßig geformte Schreibgeräte gewöhnt sind, eine angenehme Abwechslung. Auch wenn die urigen Stifte nicht zum Gebrauch im Alltag, sondern wohl eher als Dekoration gedacht sind, so macht es doch Spaß, sie zu benutzen.
Der leichte wachsähnliche Glanz der 9 mm dicken Minen täuscht, denn sie sind recht hart und haben eine etwas ungleichmäßige Abgabe; dies passt jedoch ebenso gut zum rauhen Gesamteindruck wie die unregelmäßigen, vom Messer geformten Spitzen. – Auf weitere Tests und damit auch das Anspitzen habe ich verzichtet, da ich die guten Stücke in ihrer schönen Form belassen wollte.
Ich weiß leider nicht, wie die Farbminen in das Holz eingebracht und darin fixiert wurden, denn im Gegensatz zu ihren industriell gefertigten Pendants bestehen diese Stifte nicht aus zwei Hälften, sondern aus einem Stück. Hat man den sehr guten Formschluss eventuell mit Wärme erzielt?
Bei der Bestimmung der verwendeten Hölzer bin ich unsicher: Das dickere könnte Weide sein und das dünnere junge Buche, aber vielleicht auch Haselnuss, wie ich heute noch hören konnte. Kann meine geschätzte Leserschaft vielleicht etwas dazu sagen?
Und ganz nebenbei hat mein Wunsch, diese ungewöhnlichen Farbstifte im passenden Umfeld zu präsentieren, auch noch für einen angenehmen Feierabendspaziergang in einem in die Abendsonne getauchten Waldstück bei Bickenbach an der Bergstraße gesorgt.