Juni 2017

Presseschau

„In der Wochenend-Beilage der FAZ steht etwas über den Palo­mino Black­wing 602″, sagte man mir, und ich habe mir diese Aus­gabe1 geholt. Vor­weg: Es hat sich nicht gelohnt.

Die Vor­ge­schichte: Der Black­wing 602 von Eber­hard Faber kam 1934 in den USA auf den Markt und wurde bis 1998 pro­du­ziert. Er gilt zu Recht als ein­zig­ar­tig, hat sehr viele Fans und erzielt bei Auk­tio­nen immer wie­der hohe Preise. Cali­for­nia Cedar, Lie­fe­rant von Bleistift­brettchen und Anbie­ter von Blei­stif­ten, hat 2010 die Rechte am Namen „Black­wing“ erwor­ben und wenig spä­ter erst den Palo­mino Black­wing und dann den Palo­mino Black­wing 602 her­aus­ge­bracht. Das Mar­ke­ting für diese Blei­stifte sug­ge­rierte unter ande­rem, als wür­de der alte Black­wing 602 wie­der pro­du­ziert (was nicht stimmt). Man führte auch berühmte Autoren, Kom­po­nis­ten usw. als Blackwing-Nutzer auf, die jedoch in man­chen Fäl­len noch nicht ein­mal den Black­wing 602 von Eber­hard Faber, geschweige denn die Kopie von Cal­Ce­dar benutzt haben (mehr dazu unter „Facts, Fic­tion, and the Palo­mino Black­wing Expe­ri­ence“ auf The Black­wing Pages).

Presseschau

Im Arti­kel „Eine schöne Hand­schrift“ in der Rubrik „Das will ich haben“ schwärmt der Autor davon, „wel­ches Ver­gnü­gen es berei­tet, mit einem Blei­stift zu schrei­ben, des­sen Seele aus japa­ni­schem Gra­phit gefer­tigt ist“, doch soweit ich weiß, kommt der Gra­phit im Palo­mino Black­wing nicht aus Japan2. „Nach altem Rezept wird Wachs zuge­ge­ben, um einen noch wei­che­ren Lauf zu erzeu­gen“, heißt es wei­ter, aber es fehlt der Hin­weis dar­auf, dass die Imprä­gnie­rung mit Wachs (genauer: Par­af­fin) nichts Blackwing-typisches, son­dern bei Blei­stiften üblich ist und der Her­stel­ler des Palo­mino Black­wing die Minen­re­zep­tur des Ori­gi­nals von Eber­hard Faber nicht kennt.

Der Autor ist begeis­tert: „Mag sein, dass die Eupho­rie beim Schrei­ben mit dem Black­wing auch dem fei­er­li­chen Gefühl geschul­det ist, mit einem Werk­zeug zu arbei­ten, mit dem John Stein­beck seine »Straße der Ölsar­di­nen« geschrie­ben und Leo­nard Bern­stein die Noten sei­ner »West­side Story« aufs Papier gesetzt hat.“3 Dies erin­nert an das Mar­ke­ting von Mole­skine, das den Ein­druck erweckt, Ernest Heming­way hätte ein Moleskine-Notizbuch gehabt. Es folgt das alt­be­kannte Witz­chen mit dem Radie­rer als „Delete-Taste“ am Ende des Blei­stifts und die an junge Leute gerich­tete Beschrei­bung eines Spit­zers4, und ich frage mich, für wie däm­lich der Leser gehal­ten wird. Mit der Behaup­tung „Das Unter­neh­men nahm die Tra­di­tion von Eber­hard Faber wie­der auf“ folgt der Autor treu dem irre­füh­ren­den Mar­ke­ting von Cal­Ce­dar – da freue ich mich, dass der Arti­kel so kurz aus­ge­fal­len ist. 

Ich habe natür­lich nicht erwar­tet, dass der Autor z. B. auf den kul­tu­rel­len Van­da­lis­mus durch Cal­Ce­dar ein­geht, doch etwas Bes­se­res als rei­nes Mar­ke­ting­ge­schwur­bel mit sach­li­chen Feh­lern hätte ich der FAZ schon zugetraut.

  1. 17. Juni 2017.
  2. Immer­hin wird die­ser Blei­stift in Japan her­ge­stellt, näm­lich von der KITA-BOSHI Pen­cil Co., Ltd.
  3. Hier war der Autor pfif­fig, denn mit „Werk­zeug“ hat er ver­mie­den zu sagen, dass die genann­ten Per­so­nen den Palo­mino Black­wing benutzt haben.
  4. Warum sol­len junge Leute kei­nen Spit­zer mehr ken­nen?

Kurz notiert

  • Unter „Mit Plan­tage zur eige­nen Holz­ver­sor­gung“ berich­tete der pbs report bereits im Februar, dass STAEDTLER in Ecua­dor eine eigene Plan­tage auf­baut. Dort wird auf einer Flä­che von rund 1800 Hektar Gme­lina ange­baut; in etwa sechs Jah­ren soll ein ange­schlossenes Werk die Pro­duk­ti­ons­stand­orte in Deutsch­land, Indo­ne­sien und Thai­land mit Brett­chen ver­sor­gen. Es ist geplant, dass diese Plan­tage mit­tel­fris­tig 35 bis 40 Pro­zent des Holz­be­darfs des Unter­neh­mens abdeckt.
  • Weib­li­che Bleistift-Fans fin­den bei Mod­cloth das pas­sende Schuh­werk: Pen­cil Me In Lea­ther Flat. – Danke an Andreas Wein­ber­ger für den Hinweis!
  • In Peru aus See­tang her­ge­stellt: Der Bio­Pen­cil (eine Bespre­chung gibt es bei Lung Scet­ching Scrolls). – Danke an Ste­phen von pen­cil talk für den Hinweis!

Shibas!

Ges­tern hatte unser Kisho Besuch von sei­nem Bru­der Shiro und sei­ner Mut­ter Inka, und zum Spa­zier­gang kam Noriko hinzu. Alle Zwei- und Vier­bei­ner hat­ten einen sehr schö­nen Sonntag!

Shibas!

Inka, Kisho und Shiro; vorne: Noriko.

Shibas!

Shibas!

Shibas!

Shibas!

Shibas!

Shibas!

Shibas!

J.S. STAEDTLER 3534 B Red & Blue Stork

Als gro­ßer Fan des Rot-Blau-Stifts musste ich bei einem beson­ders schö­nen Ver­tre­ter die­ser Gat­tung, dass sich gleich zwei­mal in einem Kon­vo­lut ver­steckte, sofort zugrei­fen1.

J.S. STAEDTLER 3534 B Red & Blue Stork

Der Stift hat mit 17,5 cm die Stan­dard­länge und einen Durch­mes­ser von 7,6 mm; die Mine ist 2,5 mm dick.

J.S. STAEDTLER 3534 B Red & Blue Stork

Zu Farbe und Qua­li­tät der Mine kann ich nichts sagen, denn ich werde die­ses kost­bare Stück nicht anspit­zen2. – Das Alter des Stifts kenne ich lei­der nicht, und zur Marke „Stork“ habe ich auch nichts parat (das DMPA führt sie nicht auf).

J.S. STAEDTLER 3534 B Red & Blue Stork

Der Storch und der Schrift­zug haben natür­lich einen nicht uner­heb­li­chen Anteil daran, dass ich bei die­sem Stift schwach wurde!

  1. Eine Medaille für Selbst­be­herr­schung werde ich nie bekom­men.
  2. Auch nicht das zweite Exem­plar – dafür sind mir beide zu schade.

A.W. Faber 254x

Hier einige his­to­ri­sche Details zu den Minen­hal­tern 254x von A.W. Faber, die ich kürz­lich gezeigt habe.

A.W. Faber 254x

Waren­ka­ta­log (um 1900)

Erst­mals ange­bo­ten wur­den die – wie sie kor­rekt hei­ßen – acht­ecki­gen Schraub-Klemm­stifte 2540–2543 im Jahr 1900; der dama­lige Waren­ka­ta­log führte sie in der Rubrik „Förs­terstifte“.

A.W. Faber 254x

Detail-Preis-Liste (um 1909)

In der um 1909 her­aus­ge­ge­be­nen Detail-Preis-Liste wer­den auch die zum Klemm­stift pas­senden Minen ange­bo­ten. Blei- und Farb­stifte zum Mar­kie­ren waren für die verschiedens­ten Berufs­grup­pen unver­zicht­bar, doch in die­ser Liste wird der Ver­wen­dungs­zweck kei­ner bestimm­ten Berufs­gruppe mehr zugeordnet.

A.W. Faber 254x

Waren­ka­ta­log (um 1952)

In den spä­te­ren Jah­ren bleibt die Pro­dukt­num­mer gleich, aber die Form der Nickel­spitze und die Stem­pe­lung vari­ie­ren. Im Waren­ka­ta­log von 1952 wird der Klemm­stift zusätz­lich in Gelb auf­ge­führt (2544).

A.W. Faber 254x

Waren­ka­ta­log (um 1952)

Die letzte Erwäh­nung fin­det die­ser Klemm­stift im Jub­läums­ka­ta­log von 1961; in spä­te­ren Kata­lo­gen erscheint er nicht mehr. Mög­lich, dass ihm die Aus­wei­tung des TK-Sortiments Kon­kur­renz gemacht hat oder die Kun­den zu ande­ren Mit­teln der Kenn­zeich­nung gewech­selt sind.

Danke an Faber-Castell für die Scans und die Details!

J.S. STAEDTLER „Gladiator“ 333S

Heute nur ein schnel­les Foto, und zwar vom blauen Farb­stift J.S. STAEDTLER „Gla­dia­tor“ 333S.

J.S. STAEDTLER „Gladiator” 333S

(zum Ver­grö­ßern anklicken)

Der „Gla­dia­tor“ ist 11,7 mm dick und hat eine gut 4,5 mm starke Mine, die ver­gleichs­weise hart, aber sehr sau­ber schreibt. Ich nehme an, dass er als soge­nann­ter Maga­zin­stift, also für das Mar­kie­ren gedacht war. Sein Alter schätze ich auf 70 bis 80 Jahre.

Danke an Sean von Con­trap­un­ta­lism für den „Gla­dia­tor“!

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