November 2017

Faber-Castell Magicus

Kaum bekannt und mit lan­ger Geschichte: Der Magi­cus von Faber-Castell.

Faber-Castell Magicus

Mit sei­nem anthra­zit­far­be­nen Schaft, der dun­kel­grauen Tauch­kappe und dem sil­ber­nen Prä­ge­druck gibt der als Wir­te­stift ange­bo­tene Magi­cus eine ele­gante Erschei­nung ab, und er passt gut zu der oft in Schwarz, Grau und Weiß gehal­te­nen Berufs­be­klei­dung der Gastronomie.

Faber-Castell Magicus

Seine Kenn­zeich­nung ist schlicht: Neben den übli­chen Anga­ben1 trägt das Zei­chen für das Secu­ral­ver­fah­ren, eine Blind­prä­gung (hier: „h7″2) und „GERMANY“. Letz­te­res lässt mich ver­mu­ten, dass der Magi­cus nicht in Deutsch­land gefer­tigt wird, denn ansons­ten würde ich wie beim hier­zu­lande her­ge­stell­ten Faber-Castell 9000 „Made in Ger­many“ erwar­ten. – Abge­se­hen von den nicht ganz gera­den Kan­ten der Tauch­kap­pen ist die Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät sehr gut. Farbe und Mase­rung des Hol­zes sowie die sehr gute Spitz­bar­keit des Magi­cus spre­chen für Weihrauch-Zeder.

Faber-Castell Magicus

Die Mine ist 3,2 mm dick und hat eine Härte, die der des STAEDTLER Mars Lumo­graph 3B ent­spricht. Sie schreibt etwas wach­sig und glei­tet dadurch nicht ganz so leicht, doch ihre Abgabe ist sau­ber. Der Magi­cus wird damit bewor­ben, dass er auf fast allen glat­ten und auch nas­sen Ober­flä­chen schreibt, und das kann ich nach ein paar schnel­len Tests bestätigen.

Faber-Castell Magicus

Die Schwär­zung des Magi­cus auf Papier ist etwa wie bei einem Blei­stift in HB bis B, doch sein Strich glänzt weni­ger, ist wisch­fes­ter und lässt sich schlech­ter radie­ren. Die Mine ist aller­dings nicht allzu bruch­fest und schreibt sich auf nas­sem Papier schnell ab.

Faber-Castell Magicus

Die ältes­ten Belege zum damals „Schwarz­stift unver­wisch­lich“ genann­ten Spe­zi­al­stift fin­den sich in einem Rezept­buch von A.W. Faber aus der Zeit von 1881–1890, das auch Wahl­blei­stifte für Lon­don auf­führt. 1921 wurde die Marke „Magi­cus“ ein­ge­tra­gen, und im Waren­ka­ta­log3 die­ses Jah­res prä­sen­tierte man den ver­bes­ser­ten „Magicus“-Schwarzstift.

Faber-Castell Magicus

Waren­ka­ta­log von A.W. Faber (1921)

Der in drei Ver­sio­nen und sechs Här­te­gra­den erhält­li­che Magi­cus wurde als „Ersatz für Tinte und Feder als Schreib­stift und auch als Durch­schreib­stift für Briefe, Lis­ten, Tabel­len, Notiz­bü­cher, Unter­schrif­ten, sowie als Mar­kier­stift z. B. für Straßenbahn-Fahrscheine“ bewor­ben. Beson­ders her­vor­ge­ho­ben wurde seine Glanz­lo­sig­keit, die sei­nen Strich selbst unter schwie­ri­gen Licht­ver­hält­nis­sen, z. B. bei Lam­pen­licht im Bahn­post­wa­gen, gut les­bar macht. Auch für das Schrei­ben auf glat­tem Papier, glän­zen­den Kar­ton, Holz, Leder und Tex­ti­lien war er geeignet.

Faber-Castell Magicus

Waren­ka­ta­log von A.W. Faber (1921)

Im Waren­ka­ta­log von 1927–30 fällt auf, dass der Magi­cus in Porte­feuille­stärke nicht mehr ange­bo­ten und der dicke Magi­cus 2858 mit einer Mine mit qua­dra­ti­schem Quer­schnitt dar­ge­stellt wird. Mit Gärt­nern wird eine wei­tere Nut­zer­gruppe genannt; Wirte sind noch nicht dabei.

Faber-Castell Magicus

Pro­spekt von A.W. Faber (1927–30)

Ende der 1950er Jahre wurde das Magicus-Sortiment um einen Fall­mi­nen­stift erwei­tert; der holz­ge­fasste Magi­cus hatte schon davor eine andere Gestal­tung erhalten.

Faber-Castell Magicus

Waren­ka­ta­log von Faber-Castell (um 1960)

Mit dem CASTELL 9120 gab es jetzt nur noch einen Magicus-Bleistift. Die 3,15 mm dicken Minen für den Fall­mi­nen­stift TK 9400 Magi­cus waren in Schwarz, Rot, Blau und Gelb erhält­lich und schrie­ben auf Papier, Glas, Por­zel­lan, Metall und Kunst­stoff. 1961 wurde zudem ein Magicus-Kugelschreiber zum Schrei­ben auf glat­ten, nicht fett­hal­ti­gen Flä­chen ange­bo­ten, und Ende der 1960er Jahre kamen rote Magicus-Kreiden mit Papier­um­man­te­lung auf den Markt.

1979 wurde erst­mals die Gas­tro­no­mie erwähnt, doch die Bezeich­nung „Gast­stät­ten­stift“ war nur auf der Ver­pa­ckung des etwa 20 Jahre zuvor ein­ge­führ­ten 9120 zu fin­den und nicht auf dem Stift.

Faber-Castell Magicus

Waren­ka­ta­log von Faber-Castell (1979)

Wann der Magi­cus erneut umge­stal­tet und zum Wir­te­stift wurde, konnte ich noch nicht her­aus­fin­den. – Auf den Magi­cus bin ich durch Zufall auf­merk­sam gewor­den; für sechs Stifte habe ich bei Papier­ti­ger Ber­lin knapp 10 Euro bezahlt.

Danke an Faber-Castell für die Details zur Geschichte des Magi­cus und die Scans!

Nach­trag vom 1.12.17: Ein Leser hat mir mit­ge­teilt, dass es auf der Falt­schach­tel des Magi­cus „Made in Ger­many“ heißt, der Stift also in Deutsch­land her­ge­stellt wird.

Nach­trag vom 12.3.23: Die aktu­elle Faltschachtel:

Faber-Castell Magicus

Faber-Castell Magicus

Ich finde es bemer­kens­wert, dass die Falt­schach­tel fast durch­ge­hend in fünf Spra­chen beschrif­tet ist (ledig­lich „Made in Ger­many“ auf einer Sei­ten­flä­che gibt es nur in vier).

  1. In der GTIN ent­hal­ten: Die Faber-Castell-Artikelnummer 215100.
  2. August 2017?
  3. In der Ich-Form schreibt hier Alex­an­der Graf zu Castell-Rüdenhausen, spä­ter Alex­an­der Graf von Faber-Castell, der damals das Unter­neh­men A.W. Faber lei­tete und 1905 den Blei­stift Faber-Castell 9000 her­aus­ge­bracht hat. – Danke an Sean von Con­trap­un­ta­lism für den Hin­weis!

Stiftablage des Monats (5)

Die Stift­ab­lage des Monats Novem­ber stammt im Gegen­satz zu den bis­her gezeig­ten aus aktu­el­ler Produktion.

Stiftablage des Monats

Fül­lung fürs Foto: Pilot 2020, Pen­tel Black Poly­mer 999 2B

Sie ist 22 cm lang, 10 cm breit, knapp 3 cm hoch aus 4 mm dickem Acryl gefer­tigt. Die vor­dere Kante ist schräg, um die Ent­nahme der Stifte zu erleich­tern; vier Gum­mi­füße ver­hin­dern ein Ver­rut­schen. Die Ablage ist Teil einer Serie, zu der auch Brief­ab­la­gen, Stif­testän­der und eini­ges mehr gehö­ren, und kos­tet etwa 10 Euro.

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