Vermischtes

Im Dienst der Ordnung

Reklamemarke der Leitz-Ordner-Fabrik

Als der 1848 gebo­rene Hand­wer­ker Louis L. Leitz 1871 in Stuttgart-Feuerbach eine kleine Werk­statt grün­dete und dort mit nur zwei Mit­ar­bei­tern die Fer­ti­gung von Metall­tei­len für Ord­nungs­mit­tel auf­nahm, ahnte er noch nicht, wel­che Revo­lu­tion er ein Vier­tel­jahr­hun­dert spä­ter aus­lö­sen sollte, denn seine Suche nach einer Alter­na­tive zur damals übli­chen star­ren Ablage von Schrift­stü­cken führte im Jahr 1896 zur Erfin­dung des – patent­amt­lich kor­rekt for­mu­liert – „Brief­ord­ners mit Hebel­me­cha­nis­mus“. Die­ser nach wie vor äußerst popu­läre „Leitz-Ordner“ mit den bei­den Bügeln und der Klemm­spange mit Drü­cker erlaubte erst­mals die fle­xi­ble Ablage von Papie­ren, die nun buch­ähn­lich auf­be­wahrt, sau­ber umge­legt sowie an belie­bi­ger Stelle ein­ge­legt und ent­nom­men wer­den konn­ten. Ab 1901 trug der Rücken der zunächst nur in schwarz-grau ange­bo­te­nen Ord­nungs­hilfe den Namen sei­nes Schöp­fers in der klas­si­schen und inzwi­schen ver­schwun­de­nen „Pin­sel­schrift“, und 1911 erfuhr das prak­ti­sche Büro-Utensil seine wohl größte Ände­rung: Ein metall­ge­fass­tes Griff­loch machte fortan die kom­for­ta­ble Ent­nahme des Leitz-Ordners aus dem Regal mög­lich. Eine wei­tere Ver­bes­se­rung wurde dem Inbild der Ablage durch eine Idee Erich Krauts zuteil, der, sei­ner Erblin­dung im Ers­ten Welt­krieg zum Trotz, die Ord­ner­fa­brik ELBA in Wup­per­tal auf­baute. Er brachte in den Deckel des Ord­ners zwei eben­falls mit Metall ein­ge­fasste Löcher ein, durch die die Bügel her­aus­ra­gen konn­ten und ihn somit kom­pak­ter und stand­fes­ter mach­ten. – Die gezeigte, 60 × 45 mm große Rekla­me­marke stammt wahr­schein­lich noch aus der Zeit vor Ein­füh­rung des Grifflochs.

Spiel am Sonntag

In ihrem her­vor­ra­gen­den Buch „Living Out Loud – Acti­vi­ties to Fuel a Crea­tive Life“ gibt die Autorin und Illus­tra­to­rin Keri Smith zahl­rei­che inter­es­sante Anre­gun­gen und auch kon­krete Anlei­tun­gen zum krea­ti­ven (Aus-)Leben. Ich mag ihren Stil sehr, ebenso ihre Art, sich die Umwelt und all­täg­li­che Dinge zu erschlie­ßen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen.

Unter dem Stich­wort „Ori­gi­na­li­tät“ zitiert sie einen frü­he­ren Leh­rer und eine Auf­gabe von ihm:

Write down as many uses as you can think of for a pencil.

Wei­ter schreibt sie:

Try to get to 100.

Oha! Na, ich mach‘ mal einen Anfang:

  1. Schreib- und Zei­chen­ge­rät (bestim­mungs­ge­mä­ßer Gebrauch)
  2. Ess­stäb­chen
  3. Lineal
  4. Hilfe zum Krat­zen auf dem Rücken
  5. Trom­mel­stock
  6. Mate­rial für ein Kunstobjekt
  7. Beiß­holz
  8. Lese­zei­chen
  9. Rühr­stab
  10. Achse für Waage (z. B. mit Lineal)
  11. Wer­be­trä­ger
  12. Sam­mel­ob­jekt
  13. Tausch­ge­gen­stand
  14. Hilfs­mit­tel zum Straf­fen des Ban­des in einer Audiokassette
  15. Feu­er­holz
  16. Tür­fest­stel­ler
  17. Wurf­ge­schoss
  18. Aus­stel­lungs­ob­jekt
  19. Takt­stock
  20. Siche­rung der Hochsteckfrisur
  21. Pflanz­holz
  22. Hilfe zum Blät­tern (nur Blei­stifte mit Radierer)
  23. Wegweiser/Richtungszeiger
  24. Wähl­hilfe beim Wählscheibentelefon
  25. Zei­ge­stock
  26. Erken­nungs­merk­mal
  27. For­schungs­ob­jekt in der Technik- und Kulturgeschichte
  28. Locher-Ersatz
  29. Schmuck­stück (z. B. Stum­mel als Brosche)
  30. Hilfs­mit­tel zur Ver­schlüs­se­lung (Sky­tala; nur Blei­stifte unge­wöhn­li­chen Durchmessers)
  31. Stab für Sonnenuhr
  32. Zah­lungs­mit­tel
  33. Gesprächs­aus­lö­ser
  34. Han­dels­ware
  35. Ver­schluss eines geeig­ne­ten Etuis
  36. Sport­ge­rät (Weit­wurf, Spinning)
  37. Maßstab/Lehre
  38. Stich­waffe
  39. Kerb­holz
  40. Wickel­kern (z. B. für Kordel)

Was könnte man die­ser Liste noch hinzufügen?

Maß und Mittelpunkt

Hoch­wer­ti­ges Schreib- und Zei­chen­ge­rät stei­gert die Freude an der Arbeit, ver­bes­sert die Qua­li­tät der Ergeb­nisse und ist durch nichts zu erset­zen. Ein gutes Bei­spiel dafür ist das prak­ti­sche „Two in one“-Lineal des bekann­ten Her­stel­lers RUMOLD, von dem auch der hier bereits vor­ge­stellte Prä­zi­si­ons­maß­stab aus Birn­baum­holz stammt.

Rumold „Two in one”

Das mit 15- und mit 30-cm-Skala erhält­li­che Aluminium-Lineal, des­sen Pro­fil ein wenig an das einer Trag­flä­che erin­nert, hat auf bei­den Sei­ten eine metri­sche, blend­frei ables­bare Tei­lung, wobei der Null­punkt auf der einen Seite am lin­ken Ende und auf der ande­ren in der Mitte liegt; dies ver­ein­facht so man­che Mess- und Zeichenaufgaben.

Rumold „Two in one”

Für den rutsch­fes­ten Halt des für Schule und Büro gedach­ten Geräts sor­gen zwei in das Metall ein­ge­las­sene Gum­mi­lip­pen. – Die Schnitt­flä­chen könn­ten etwas glat­ter sein, doch ansons­ten ist die Ver­ar­bei­tung sehr gut und der Auf­druck widerstandsfähig.

Rumold „Two in one”

Das kleine „Two in one“-Lineal, das unter der Bestell­num­mer 937015 geführt und in einer trans­pa­ren­ten Schutz­hülle für etwa 4 Euro ange­bo­ten wird, fin­det mit sei­ner Länge von 16 cm bequem in einem Mäpp­chen Platz und ist so immer zur Hand.

Rumold „Two in one”

Hallo-it

Wer kennt und nutzt ihn nicht, den klei­nen, kleb­ri­gen Klas­si­ker mit sei­nen 5625 gel­ben Qua­drat­mil­li­me­tern, mit dem man noch weit mehr machen kann, als schwer zu mer­kende Pass­wör­ter gut sicht­bar am Bild­schirm anzu­brin­gen? Erdacht in den 70er Jah­ren bei 3M und 1979 markt­ein­ge­führt hat die Post-it-Haft­no­tiz ihren Sie­ges­zug nicht nur durch die Büros ange­tre­ten und hilft heute in zahl­rei­chen Vari­an­ten bei Kom­mu­ni­ka­tion und Organisation.

Hallo-it

Eine wei­tere Mög­lich­keit zur Um- und krea­ti­ven Nut­zung der haf­ten­den Hel­fer bie­tet seit weni­gen Wochen „The Hello Pro­ject“, das dazu auf­ruft, mit ihnen der ver­netz­ten Welt auf indi­vi­du­elle Weise „Hallo!“ zu sagen. Eine nette Idee, finde ich, und betei­lige mich gerne mit obi­ger Skizze, die ich bereits ein­ge­sandt habe.

Augen auf!

Ein offe­nes Auge und oben­drein einen sehr guten Blick beweist Michael Leddy in sei­nem lesens­wer­ten Blog-Beitrag The Blob and I“, in dem sich über die Kul­tur der Dinge in der (wie er sie bezeich­net) alt­ba­cke­nen Welt im Film „Angriff aus dem Welt­all“ (The Blob, 1958) Gedan­ken macht.

Sein ana­ly­ti­scher Blick streift über einen Schreib­tisch im Film, des­sen Aus­stat­tung er mit der sei­nes in Ver­bin­dung bringt; die gut gefüllte Schub­lade ist für ihn ein Indiz dafür, dass diese und viele andere Sze­nen nicht im Stu­dio, son­dern vor Ort gedreht wur­den. Kleine Details der Wand­de­ko­ra­tion und den Zustand der Ein­rich­tung nimmt er ebenso sorg­fäl­tig wahr.

Alte Karteikarten-Register

Im fast vier Jahre alten Bei­trag „The dowdy world on film“ beschreibt er seine Freude, sich Filme zuwei­len allein wegen die­ser ver­gan­ge­nen All­tags­kul­tur „in ihrer gan­zen Schwarzweiß-Pracht“ anzu­schauen. Mich spricht das sehr an, denn auch ich finde immer mehr Gefal­len an alten All­tags­din­gen und schaue gerne ganz genau hin (bei einer die­ser Gele­gen­hei­ten fie­len mir Blei­stifte auf, die spit­zer gespitzt waren als die hier­zu­lande). Zudem denke ich, dass man eigent­lich gar nicht auf­merk­sam genug sein kann – auch außer­halb von Fil­men und auch dann, wenn es nicht um Blei­stifte geht.

Griffig

Dem Pro­blem, flach auf­lie­gen­des Zei­chen­ge­rät nur müh­sam anhe­ben zu kön­nen, begeg­net der däni­sche Anbie­ter 3L auf ele­gante Weise.

Zeichendreieck 3L Griffit

Geformt wie der Man­tel eines nied­ri­gen, unre­gel­mä­ßi­gen Tetra­eders mit durch­bro­che­nen Sei­ten­flä­chen bie­tet die­ses knapp 16 cm lange Zei­chen­drei­eck aus der Grif­fit-Reihe1 den Fin­gern kom­for­ta­blen Halt. Die bei­den unter­schied­li­chen Ska­len des aus stra­pa­zier­fä­hi­gem Poly­car­bo­nat gefer­tig­ten Instru­ments sind gut ables­bar; eine Tusche­kante gibt es jedoch nicht. – Der hohe Gebrauchs­wert und das schlichte, tech­ni­sche Design des pfif­fi­gen Geräts spre­chen mich sehr an.

Zeichendreieck 3L Griffit mit Druckbleistift Pentel GraphGear 500

Zei­chen­drei­eck 3L Grif­fit mit Druck­blei­stift Pen­tel Graph­Gear 500

Das in fünf Far­ben erhält­li­che und 2004 mit dem „red dot design award“ aus­ge­zeich­nete GRIFFIT-Dreieck wird in Däne­mark her­ge­stellt und kos­tet etwa 7 Euro.

Zeichendreieck 3L Griffit

  1. Zu der Reihe gehört auch ein Win­kel­mes­ser.
Nach oben scrollen