Johann Faber No. 5837
Heute ein kurzer Blick auf ein besonderes Dutzend1.
Diese flachen und nur 62 mm kurzen Bleistifte von Johann Faber nutzte man mit einem Umsteckschoner (ähnlich diesem), der gleichzeitig als Verlängerer diente. Gedacht waren sie laut „Der Bleistift“ von Henry Petroski für die Westentasche.
Sie haben einen 4 × 9 mm großen, abgerundeten Querschnitt und eine runde 2-mm-Mine etwa des Härtegrads H. Gespitzt hat man sie wohl mit dem Messer.
Links ein Mitsubishi Hi-uni HB.
Außer dem ungewöhnlichen und (westen-)taschenfreundlichen Format dieser Bleistifte gefällt mir die Kombination aus Maserung, Klarlack und Silberstempel.
- Ich weiß, dass es nur elf sind, aber ich sehe das jetzt mal nicht so streng.↩
Stift und Schlaufe
Wir haben hier einen Bleistift, an dessen Ende eine Schlaufe unlösbar befestigt ist. Diese Schlaufe ist deutlich kürzer als der Bleistift.
Wie befestigt man den Bleistift mit der Schlaufe im Knopfloch?
Die Schlaufe ist jedoch zu kurz, um den Bleistift hindurchzustecken.
Bleistift, Schlaufe und Knopfloch dürfen nicht beschädigt werden.
Wie wird’s gemacht?
Blau und Gold
Prägung auf dem Titel der Schrift „275 Jahre Staedtler-Stifte“ (J.S. STAEDTLER, Nürnberg 1937), Jubiläums-Lumograph
Verlängern mit Stil (3)
Der Verlängerer aus Putumuju ist zwar sehr schön, nimmt aber nur Stifte mit Durchmessern bis 7,4 mm auf. Viele ältere Bleistifte und einige aus Japan sind jedoch wenige Zehntel dicker und passen nicht; so musste – Molyvophile1 werden es verstehen – ein zweiter von www.bleistiftverlaengerung.de2 her.
Er ist aus Gombeira3, einem schweren, strapazierfähigen Holz aus Südostbrasilien und wie der erste geölt und mit einem Edelstahlring bestückt. Durch sein Gewicht von 12 g4, der Länge von 125 mm und der Stärke von 12 mm liegt er gut in der Hand; sein Inneres fasst 10 cm Bleistift. – Wenn ich ihn nicht benutze, dekoriert er den Schreibtisch oder posiert5 mit dem Spitzer Faber-Castell Janus 4048 nebst Lederetui und meiner derzeitigen Lektüre6 für ein Blog-Foto.
- Dieser Neologismus stammt von Matthias und Lito. Er setzt sich zusammen aus molyvi (μολύβι), dem neugriechischen Wort für Bleistift, und der Silbe -phil (wie z. B. in bibliophil und audiophil) und bezeichnet einen Bleistiftliebhaber. – Meinem selbsterteilten Bildungsauftrag bin ich selbstverständlich auch diesmal gerne nachgekommen.↩
- Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich mache keine entgeltliche Werbung für diesen Anbieter, sondern bin nur ein sehr zufriedener Kunde.↩
- Melanoxylon brauna (Schott), Recordoxylon irwinii (Cowan).↩
- Mit Ring, ohne Bleistift.↩
- Hier auf Bananenpapier.↩
- Yuriko Saito: Everyday Aesthetics (Oxford University Press 2007, Nachdruck 2010).↩
Hölzerner Halter
Auch wenn ich Minenhalter und Fallminenstifte eher selten benutze, so üben sie doch eine große Anziehungskraft auf mich aus. Ich habe daher Gerolf Hering, den Kunsthandwerker hinter www.bleistiftverlaengerung.de, gebeten, mir einen 2-mm-Minenhalter aus Holz nach seinen Vorstellungen zu fertigen (von mir kam nur die Länge1 und der Wunsch, ihn ähnlich dem Verlängerer zu gestalten). Hier das in meinen Augen sehr gelungene Stück aus Buche und Walnuss:
Mit im Bild und für die gezeigte Mine benutzt: Der Minenspitzer Faber-Castell Minfix 50/65.
Doch wie wird die Mine gehalten? Ebenso einfach wie pfiffig:
Die Mine sitzt fest, aber noch verschiebbar in der geschlitzten Spitze. Steckt man die Spitze in den Schaft, sorgt ihr konisches Ende dafür, dass sie zusammengedrückt und die Mine geklemmt wird. (Der Schaft ist übrigens bis auf fünf Millimeter am abgerundeten Ende ausgehöhlt und kann so Ersatzminen aufnehmen.) – Der Halter ist 15 cm lang, gut 9 mm dick und hat 10,50 Euro gekostet.
- Ich habe mich allerdings später umentschieden und den Halter gekürzt.↩
Les Crayons de la Maison Caran d’Ache
Neu von Caran d’Ache1: Ein Set mit vier Bleistiften aus besonderen Hölzern.
Eigentlich sind Luxusschreibgeräte nicht mein Ding, doch hier bin ich schwach geworden – zu gut gefallen mir die Holzarten, und auch die Verpackung spricht mich an2.
Der anthrazitfarbene, silbern glänzende Karton ist mit einer transparenten Folie umverpackt; seine sechseckige, mit dem Profil der Bleistifte korrespondierende Aussparung gibt eine Vorschau auf den Inhalt.
Ein kleines Faltblatt informiert in drei Sprachen über die Hölzer und darüber, dass die Bleistifte aus einer Zusammenarbeit der Genfer Manufaktur für Haute Écriture, der Luxus-Linie von Caran d’Ache, und einem italienischen Spezialisten für Holzbearbeitung3 entstanden sind.
Großen Wert legt Caran d’Ache auf den Umweltaspekt, und so tragen die verwendeten Hölzer das FSC-4 und das OLB-Zertifikat (letzteres ist mir neu). – Die Angabe „Lack auf Wasserbasis“ erinnert mich jedoch immer daran, dass dieser bis zu 10% Lösungsmittel enthalten darf und in der Verarbeitung nicht unbedenklich ist5.
(zum Vergrößern anklicken)
Die Bleistifte sind mit 8,2 mm6 spürbar dicker als der heutige Standard-Bleistift, was mir gut gefällt. Ihre Enden sind geschärfelt, ihr silberfarbener Folienprägedruck mit „CARAN d’ACHE ⋅ SWISS MADE“ schlicht und zurückhaltend und ihre matte Oberfläche glatt. Die Verarbeitung könnte man als sehr gut bezeichnen, wären da nicht die leicht außermittig sitzenden Minen in zwei der Bleistifte. Während es bei dem aus Lati nicht sofort auffällt, ist es bei dem Exemplar aus Makassar-Ebenholz deutlich sichtbar. Dies trübt den Gesamteindruck und müsste bei den heutigen Fertigungsmethoden nicht sein (erst recht nicht bei Produkten des Luxus-Segments).
Von oben: Amerikanische Walnuss, Titaneiche, Makassar-Ebenholz und Lati.
Das Gewicht der Stifte liegt zwischen 6,7 g (amerikanische Walnuss) und 8,1 (Makassar-Ebenholz) und beträgt damit gut das Doppelte eines Zedernholz-Bleistifts. Dies lässt darauf schließen, dass die Hölzer vergleichsweise dicht sind, was möglicherweise die Spitzbarkeit beeinträchtigt.
Die Mine schreibt sich leicht und sauber; ihre Härte etwa der des STAEDTLER Mars Lumograph B. Die Radierbarkeit7 und die Schwärzung sind sehr gut.
Den Preis des Sets kenne ich noch nicht, da ich es im Darmstädter Fachgeschäft FORMAT mitgenommen habe8, bevor es ins System eingepflegt und ausgepreist wurde. – Das Etikett auf der Rückseite trägt u. a. die Angabe „EDITION № 1“, was vermuten lässt, dass weitere geplant sind. Doch wie auch immer: Nicht nur wegen des beschriebenen Mangels möchte ich es bei diesem Ausflug in das Luxus-Segment von Caran d’Ache belassen, selbst wenn diese Bleistifte wirklich sehr schön sind. Der wahre Luxus ist ja für mich das ganz Einfache, aber das ist ein anderes Thema …
Nachtrag vom 4.3.13: Hier noch zwei Detailbilder des erwähnten Fertigungsmangels am Makassar-Exemplar (die blauen Stellen, vermutlich durch Reflexionen beim Scannen entstanden, bitte ich zu entschuldigen).
Deutlich zu sehen: Die Mine sitzt nicht mittig. Das hat den Nachteil, dass beim Spitzen das Holz ungleichmäßig abgetragen wird und so an einer Stelle sehr weit an die Minenspitze heranreicht; dies kann beim Schreiben stören. Hier die werkseitige Spitze9:
Diesen Mangel kannte ich bis jetzt nur von Billig-Bleistiften; heute werde ich das Set retournieren.
Nachtrag vom 5.3.13: Skripta Paris bietet das Set für 25 Euro an.
Nachtrag vom 25.9.13: Das zweite Set gibt es bei Skripta Paris und Cult Pens zu sehen und zu bestellen.
Nachtrag vom 26.9.13: Ich habe mir das retournierte Set wieder zurückgeholt. Wie gut, dass es noch da war! Diese Bleistifte sind einfach zu schön.
Nachtrag vom 10.11.14: Ein paar Anmerkungen zum vierten Set gibt es hier.
- Am Rande: Als ich vor gut vier Wochen auf der Paperworld am Stand von Caran d’Ache nach Bleistift-Neuheiten gefragt habe, sagte man mir, es gäbe keine.↩
- Allerdings hätte man statt des einfachen Steckverschlusses auch einen mit Magneten nehmen können. Aber wahrscheinlich hat sich hier ein BWLer durchgesetzt und der Verpackungsingenieur hat leise geweint.↩
- Manche Anbieter nennen ALPI.↩
- Hier ist ein Buchstabendreher im Faltblatt.↩
- Man hat die Bleistifte wohl deshalb lackiert, weil rohes Holz schnell unansehnlich werden kann, doch diese Hölzer hätten bestimmt auch unbehandelt ihren Reiz gehabt.↩
- Schlüsselweite 7,6 mm.↩
- Getestet mit einem Tree Air-in Soft.↩
- Nein, nicht geklaut.↩
- Ihr Spitzwinkel ist übrigens bemerkenswert klein.↩
STABILO Tone 20B
Ein ganz besonderer Bleistift wurde 1979 auf der Frankfurter Frühjahrsmesse als Teil der STABILOtone-Reihe vorgestellt.
(Bilder zum Vergrößern anklicken)
Der STABILOtone war ein runder, 110 mm langer und 15,5 mm dicker Farbstift mit einer 10 mm starken, wasservermalbaren Mine. Auf seinem Ende saß eine farblich abgestimmte Kunststoff-Endkappe, und seine Spitze wurde durch eine transparente Kappe geschützt. Es gab ihn in 51 Farben, drei Metallic-Tönen und einer besonders weichen Graphit-Variante, die die Nummer 47 und den Härtegrad XXB trug. – Wie dieses Faltblatt aus dem Jahr der Markteinführung zeigt, war der zum „Art & Grafik“-Sortiment gehörende STABILOtone einzeln und in verschiedenen Zusammenstellungen erhältlich.
Bei den ersten Stiften war das „tone“ in der Eurostile Bold Extended #21 ausgeführt. 1989 stellte STABILO auf die Frutiger als Firmenschrift um, was 1992 auch den Tone betraf. Ab diesem Zeitpunkt trugen die Stifte das „tone“ in der Frutiger 75, andere Farbcodes und der Graphitstift den Härtegrad 20B; zudem wurden die Stifte nun ohne Schutzkappe ausgeliefert. Eine weitere Umgestaltung folgte 1998 mit der Umbenennung zu „Tone“ mit trennendem Leerzeichen und der Umstellung auf die Frutiger 65. 2003 nahm man den Tone aus dem Programm und fertigte nur noch den woody 3 in 1.
Vorne: STABILOtone 635 (1992–1998), hinten: STABILO Tone 20B (1998–2003)
Der hier gezeigte STABILO Tone 47/20B stammt also aus der Zeit zwischen 1998 und 2003. Sein mattschwarzer Lack ist glatt und nahezu frei von Unebenheiten (ich dachte erst, es wäre eine Folie). Im Gegensatz zu den meisten Blei- und Farbstiften kam hier kein Folienprägedruck zum Einsatz, doch die verwendete Drucktechnik (Tampondruck?) kann ich nicht zuverlässig identifizieren. Die in drei Gruppen aufgeteilte Beschriftung ist aufgeräumt und sauber. – Am Rande: Trug die vorletzte Variante des Tone noch den Namen „Schwan“, so fehlt dieser bei der letzten.
Keine Erklärung habe ich für die Sterne links neben dem CE-Zeichen; ihre Anzahl beträgt bei meinen Farb-Tone 0 bis 5. Auch die Bedeutung der Zahl in der Klammer ist mir fremd, aber da manche Stifte die gleiche Zahl tragen, könnte es ein Produktionscode2 sein und bei Altersbestimmung helfen (die STABILOtone aus den Jahren 1992 bis 1998, d. h. die vor der zweiten Umgestaltung, haben diese Zahl übrigens nicht). – Eine Blindprägung gibt es bei keinem meiner Exemplare.
Die 30 mm lange Kappe, die das Stiftende verschließt, ist mit einem Schwan geschmückt. Sie sitzt fest und ziemlich bündig, was vermuten lässt, dass man vom Holz etwas abgetragen hat. Da man den Stift nur bis zu dieser Kappe spitzen kann, gehe ich davon aus, dass er eine Kurznut hat, d. h. die Mine kürzer als der Stift ist. Beim Holz, das sich gut spitzen lässt3, tippe ich auf Zeder, was meinen Eindruck einer hohen Material- und Verarbeitungsqualität bestärkt.
Im direkten Vergleich mit einem normalen Bleistift (hier ein Tombow Mono J) wirkt die Mine des Tone 20B noch beeindruckender.
Sie ist gebrannt, aber nicht präpariert (d. h. nicht in Paraffin getaucht) und besteht zu über 80% aus Graphit und zum Rest aus Ton und Ölen.
Es ist eine Freude, den STABILO Tone 20B zu benutzen. Seine Mine gleitet leicht über das Papier und hat eine sehr saubere Abgabe. Die Schwärzung ist hervorragend, geht aber nie auf Kosten des Graphitglanzes4; sogar die Radierbarkeit ist noch ordentlich5. Sehr positiv fällt zudem der sparsame Verbrauch auf – selbst durch die zahlreichen Tests wurde nur wenig von der Mine abgetragen.
Über den Härtegrad 20B kann man natürlich streiten, und ich will nicht ausschließen, dass sich hier das Marketing durchgesetzt hat. Ein kurzer Vergleich mit dem Mitsubishi 10B zeigt, dass dieser ebenso gut schwärzt und vielleicht sogar noch etwas besser gleitet6. Doch wie auch immer: Ich finde den wohl einzigartigen STABILO Tone 20B klasse und bedaure, dass es ihn nicht mehr gibt (und meines Wissens nichts Vergleichbares7 angeboten wird).
Danke an Herbert R., von dem die Scans und viele Details zum STABILO Tone stammen.
Nachtrag vom 28.2.13: Die Sterne stehen für die Lichtbeständigkeit der verwendeten Pigmente, wobei ein Stern dem Wert 2–3 auf der von 1 bis 8 laufenden Wollskala entspricht (0 Sterne: 1–2, 1 Stern: 3, 2 Sterne: 4, 3 Sterne: 5–6, 4 Sterne: 7, 5 Sterne: 8). – Die dreistellige Zahl in Klammern beim Tone ab 1998 ist tatsächlich der Produktionscode, doch die zweistellige Zahl beim tone von 1992–1998 (auch in Klammern) war die Farbnummer (siehe zweiten Scan). – Für die Endkappe wurde das Holz abgefräst, aber erst der woody 3 in 1 hatte eine Kurznut; die Mine des Tone war trotzdem kürzer als der Stift. – Ein Fachhändler hat mir gesagt, dass der Tone damals für knapp 5 DM (etwa 2,60 Euro) pro Stift verkauft wurde.
- Die für die Bedruckung des Tone genutzten Schriften habe ich mit meinem fundierten Halbwissen zu identifizieren versucht; ich bitte daher, diese Angaben mit Vorsicht zu genießen.↩
- Die Zahlen auf meinen Tone – 118, 030, 021 usw. bis 083 – könnten für November 1998, März 2000, Februar 2001 usw. bis August 2003 stehen, aber das ist nur eine Vermutung.↩
- Getestet habe ich das an einem Farb-Tone mit dem Kunststoffspitzer von KUM, der für den STABILO woody 3 in 1 erhältlich ist (und mit diesem schöne Spitzabfälle produziert).↩
- Zusätze wie z. B. Ruß verstärken bei manchen sehr weichen Bleistiften die Schwärzung, machen aber den Abstrich stumpf und bewirken ein schlechteres Gleiten bis hin zu einem leichten Haften am Papier.↩
- Getestet mit einem Tree Air-in Soft.↩
- In diesem Zusammenhang ist vielleicht interessant, dass eine Zutatenliste aus dem Jahr 1908 (die noch Traganth aufführt), dem Bleistift mit 80% Graphit den Härtegrad 4B gibt. – Mit welchem Härtegrad würde man heute wohl die ersten Bleistifte mit rohem Graphit kennzeichnen?↩
- Manche Kosmetikstifte ähneln in ihrer Form sehr dem Tone und dem woody 3 in 1 – kein Wunder, stellt STABILO doch auch spitzbare Holzstifte für Kosmetika her. Auch Faber-Castell ist in diesem Bereich tätig (das Unternehmen fertigt u. a. für Chanel und Helena Rubinstein), und von Möbius+Ruppert gibt es passende Kosmetikspitzer. Aber das ist schon wieder ein ganz anderes Thema …↩