Der Druckstifteinsatz (3)
Der Druckstifteinsatz ist ein kurzer Druckbleistift mit einem Außengewinde, mit dem er in die Tuschefülleraufnahme von Zeichengeräten wie z. B. Zirkeln geschraubt wird, und damit eine praktische Alternative zum geklemmten Stück einer 2-mm-Mine. Im dritten Teil dieser Serie geht es nach einem kurzen Rückblick auf die Patente um den ersten erhältlichen Druckstifteinsatz.
Die älteste mir bekannte Patentanmeldung, die den Druckstifteinsatz in der bekannten Form zeigt, ist die von Dr.-Ing. Werner Beisel und Dipl.-Ing. Peter Gütig aus dem Jahr 1983.
Sie wurde jedoch zurückgezogen, vermutlich weil sie dem zu ähnlich war, was Thomas Doser 1975 in seinem Gebrauchsmuster für seine „Vorrichtung für Zeichengeräte, insbesondere für Zirkel“ beschrieben hat. Er hatte eine Schraubhülse mit konischer Bohrung für die Aufnahme u. a. von Feinschreibern erdacht, aber in den Schutzansprüchen auch erwähnt, einem Feinschreiber das Gewinde in der Nähe der Schreibspitze anzuformen, um ihn ohne die Schraubhülse nutzen zu können.
Damit kam der Druckstifteinsatz in die Welt, und Thomas Doser kann als sein Erfinder gelten. Doch wer hat ihn zuerst angeboten?
Der meines Wissens erste Druckstifteinsatz auf dem Markt war der MARS CIRCOFIX von STAEDTLER, der im Katalog von 1984 in drei Strichstärken (0,3/0,5/2 mm) aufgeführt wurde.
Die 2-mm-Variante des CIRCOFIX war auch zusammen mit dem Fallnullenzirkel 556 58 erhältlich.
Den CIRCOFIX in 0,5 mm gab es zudem in Sets mit dem MARS TECHNICO 555, dem Spitzenmodell des Zirkelsortiments (wie hier im Katalog von 1984 gezeigt).
1985, also im Jahr darauf, bot STAEDTLER den CIRCOFIX zusätzlich in 0,7 mm an sowie im Set (0,3/0,5/0,7) mit einem Zirkelansatzstück mit 4-mm-Zapfen für die Verwendung in Zirkeln ohne Tuschefülleraufnahme. Alle drei feinen Strichstärken waren später auch Teil des Sets MARS TECHNICO 555 30 (ca. 1989).
In den folgenden Jahren erfuhr der CIRCOFIX einige Änderungen. Zunächst waren alle Drücker zylindrisch und hatten die Farbe des Schafts, doch dann gab man ihnen – ausgenommen der 2-mm-Variante – die zu den Strichstärken passenden ISO-Farben (um 1989) und führte sie schließlich konisch aus (ca. erste Hälfte der 1990er Jahre).
Die Spitze ist übrigens die gleiche wie beim STAEDTLER MICROGRAPH F 770 1x und hat daher auch die Ringe, die die Strichstärke kennzeichnen1.
Weitere Änderungen gab es bei der Kennzeichnung. So kam „GERMANY“ auf dem Schaft hinzu, und auf dem Drücker steht mal „Germany“ und mal „W. Germany“ (letzteres bei meinen Exemplaren kurioserweise erst bei der dritten Generation des CIRCOFIX). Leider kann ich diese Änderungen zeitlich nicht zuverlässig einordnen, und ich halte es auch für möglich, dass man je nach Verfügbarkeit Schäfte, Drücker und sogar fertige Einsätze unterschiedlicher Generationen in Sets kombiniert hat, was die Datierung erschwert.
Die letzte Erwähnung des CIRCOFIX2 findet sich im Katalog von 2001, der nur noch die 0,5-mm-Variante aufführt.
1986, also zwei Jahre nach der Einführung des CIRCOFIX, meldete STAEDTLER ein Gebrauchsmuster und am selben Tag ein Patent an, und zwar in beiden Fällen für einen „Mineneinsatz für Zirkel und Schaftverlängerung hierzu“, erfunden von Gerald Grötsch aus Fürth. Die in der Gebrauchsmuster- und der Offenlegungsschrift enthaltenen Zeichnungen sind identisch und zeigen u. a. einen dem bereits patentierten und dem CIRCOFIX sehr ähnlichen Druckstifteinsatz. Hat man etwa versucht, ihn erneut patentieren zu lassen? Die überraschende Antwort auf diese Frage und einige spannende Details gibt es im nächsten Teil dieser Serie.
Danke an STAEDTLER für die Scans!
- Auch die Mechanik und das – hier natürlich kürzere – Minenreservoir sind identisch zu den im STAEDTLER MICROGRAPH F 770 1x verwendeten Komponenten.↩
- Kurioserweise führt das DPMAregister diesen Namen nicht auf, auch nicht als gelöscht. Wurde er etwa nicht eingetragen?↩