April 2009

Granate

Hier oft zu sehen, noch öfter im Ein­satz und nicht nur als Design-Klassiker heute mal auf dem roten Tep­pich: Der als die „Gra­nate“ bekannte Hand­spit­zer des frän­ki­schen Her­stel­lers Möbius+Ruppert.

Granate

Gefer­tigt aus mas­si­vem Mes­sing, knapp 23 g schwer, 25 mm lang und 15 mm dick bringt die­ser hoch­wer­tige Hand­spit­zer Blei­stifte mit einem Durch­mes­ser von bis zu 8 mm sau­ber und zuver­läs­sig in Form, wobei das gut 0,5 mm starke und fast 24 mm lange Mes­ser aus gehär­te­tem Stahl nur soviel Mate­rial abträgt wie nötig; das gerän­delte Äußere bie­tet dabei eine sichere Handhabung.

Granate

Zur Geschichte der „Gra­nate“ infor­miert die „Kleine Anspitzer-Fibel“ von Leon­hard Ding­werth: Bereits am 14. April 1847 erhielt der Fran­zose de Thierry sein Patent auf die­sen Spit­zer, der seit­dem nahezu unver­än­dert pro­du­ziert wird. Neben der Vari­ante für Blei­stifte gab es noch eine mit grö­ße­rer Stift­auf­nahme für dickere Farb­stifte sowie eine Aus­füh­rung mit Holz­griff, der das Ver­schmut­zen der Fin­ger ver­hin­dern sollte.

Die­ser anspre­chende, qua­li­täts­volle und sehr nütz­li­che Gebrauchs­ge­gen­stand kommt unter der Artikel-Nummer 604 in den Han­del und für gut 2 Euro auf den Schreibtisch.

Anm.: Dies ist der 250. Bei­trag in die­sem Weblog.

Nach­trag vom 10.10.11: Die neuen Mes­ser der „Gra­nate“ sind hier zu sehen.

Nach­trag vom 23.3.15: Die „Gra­nate“ stammt nicht von Con­stant de Thierry des Estivaux; Details zu sei­ner Erfin­dung gibt es hier.

The „Dragon“ Pencil

Ein his­to­ri­scher und unge­wöhn­li­cher Blei­stift: „The ‚Dra­gon’ Pen­cil“ aus dem Hause der Key Pen­cil Co. Bavaria.

The „Dragon” Pencil

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Der in einem war­men, sehr dunk­len und glän­zen­den Rot lackierte, hexa­go­nale Blei­stift hat mit 17,5 cm Länge und 8 mm Durch­mes­ser Stan­dard­maße; seine Mine ist jedoch mit 2,7 mm recht dick. Neben der Num­mer 4481 zeigt der sil­ber­far­bene Prä­ge­druck einen klei­nen Dra­chen, die Bezeich­nung des Blei­stifts, den Her­stel­ler Key Pen­cil Co. Bava­ria sowie den Här­te­grad BB (wohl 2B).

The „Dragon” Pencil

The „Dragon” Pencil

Doch um wen han­delt es sich bei der Key Pen­cil Co. Bava­ria? Diese ver­mut­lich 90 bis 100 Jahre alte Rekla­me­marke ver­rät es:

The „Dragon” Pencil

Die Key Pen­cil Co. war die 1821 gegrün­dete Schlüssel-Bleistift-Fabrik von J.J. Reh­bach in Regens­burg, die sich – und da kann ich nur mut­ma­ßen – für den Auf­tritt auf aus­län­di­schen Märk­ten einen wei­te­ren Namen, näm­lich die eng­li­sche Über­set­zung ihres ursprüng­li­chen zuge­legt hat. Die auf­wän­dige und in mei­nen Augen sehr ästhe­ti­sche Rekla­me­marke bie­tet neben deutsch­spra­chi­gen Details und dem eng­li­schen Namen zudem Infor­ma­tio­nen in Fran­zö­sisch, dar­un­ter auch „Ratis­bone“, die in Frank­reich auch heute noch übli­che und an das kel­ti­sche „Ratis­bona“ ange­lehnte Bezeich­nung der Stadt. Ebenso ver­tre­ten sind die bei­den gekreuz­ten Schlüs­sel, die nicht nur das Sinn­bild der Firma J.J. Reh­bach dar­stell­ten, son­dern auch im Regens­bur­ger Wap­pen zu fin­den sind.

The „Dragon” Pencil

Warum der Name die­ses Blei­stifts so her­vor­ge­ho­ben wurde, ist mir ein Rät­sel. Hatte er einen beson­de­ren Sta­tus? War er als Marke bereits ein­ge­führt und genoss einen guten Ruf? Die Gestal­tung lässt jedoch ver­mu­ten, dass ihm spe­zi­elle Beach­tung zuteil wurde.

The „Dragon” Pencil

Mine, Holz und Ver­ar­bei­tung des „Dra­gon“ sind von hoher Qua­li­tät. Die wei­che Mine hat eine her­vor­ra­gende Abgabe und sitzt fest im dunk­len Holz (Zeder?). Der Lack und der Prä­ge­druck mit geschmack­vol­ler Typo­gra­fie wur­den sorg­fäl­tig auf­ge­bracht und sind gut erhal­ten. Ein hoch­wer­ti­ger Hand­spit­zer wie z. B. der M+R 604 (im Bild) schnei­det Holz und Mine sau­ber, und auch im Tisch­spit­zer Carl Decade DE-100 macht der Blei­stift eine gute Figur.

The „Dragon” Pencil

Mit sei­ner Gestal­tung und sei­ner Qua­li­tät ist der „Dragon“-Bleistift, der wahr­schein­lich für den Export gefer­tigt wurde, für mich eine kleine Kostbarkeit.

The „Dragon” Pencil

Stille Beobachter (22)

Elektrische Zahnbürste Braun Oral-B 4729

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Es ist doch nicht zu fas­sen – noch nicht ein­mal bei der Kör­per­pflege ist man allein! Die­ser stille Beob­ach­ter ver­steckt sich äußerst trick­reich an der Rück­seite der Lade­sta­tion einer elek­tri­schen Zahn­bürste und behält das Gesche­hen über einen Spie­gel genau­es­tens im Auge. Ich werde wohl nicht umhin kom­men, ihm mal den Zahn zu weisen.

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Rohstoff (2)

Rohton aus dem Klingenberger Tonwerk

174 Gramm Roh­ton aus dem Klin­gen­ber­ger Ton­werk (zum Ver­grö­ßern anklicken)

Den sicher größ­ten Fort­schritt bei der Ent­wick­lung des Blei­stifts mach­ten der Fran­zose Nicolas-Jacques Conté und der Öster­rei­cher Joseph Hardt­muth nahezu gleich­zei­tig. Ende des 18. Jahr­hun­derts ver­misch­ten beide den gemah­le­nen Gra­phit mit Ton und Was­ser, form­ten die Mischung zu Minen und brann­ten diese (der Ton bil­det dabei das Gerüst der Blei­stift­mine, in das sich die Gra­phit­teil­chen ein­la­gern). Dadurch wurde die Her­stel­lung von Blei­stif­ten in ver­schie­de­nen Här­te­gra­den mög­lich und zudem die Aus­nut­zung des Gra­phits verbessert.

Die Qua­li­tät des Tons – geringe Korn­größe und hohe Bin­de­fä­hig­keit – ist daher neben der des Gra­phits für den Blei­stift von ent­schei­den­der Bedeu­tung. Ein beson­ders hoch­wer­ti­ger Ton nicht nur für die Blei­stift­in­dus­trie kommt seit 1742 aus dem Klin­gen­ber­ger Ton­werk, das sich seit Mitte des 19. Jahr­hun­derts im Besitz der baye­ri­schen Stadt Klin­gen­berg am Main befindet.

Der in 70 Metern Tiefe abge­baute, hell- bis dun­kel­graue und 30 Mil­lio­nen Jahre alte Ton wird mit dem Ton­ho­bel zu Schnit­zeln zer­klei­nert. Diese kom­men zur Trock­nung in die gas­gefeuerte Tro­cken­trom­mel; das dar­aus erzeugte Gra­nu­lat wird dann in einer Prall­mühle zu Mehl verarbeitet.

Der Klin­gen­ber­ger Ton ist äußerst gleich- und klein­kör­nig, denn 85 bis 98 Gew.-% haben eine Par­ti­kel­größe von unter 0,2 μm; die spe­zi­fi­sche Ober­flä­che von einem Gramm beträgt 64 m² (!). Dar­über hin­aus ver­fügt er über eine sehr gute Bin­de­fä­hig­keit mit Gra­phit, was ihn zu einem her­vor­ra­gen­den Blei­stift­ton macht.

Vie­len Dank an das Klin­gen­ber­ger Ton­werk für die rasche und freund­li­che Zusen­dung der Roh­ton­bro­cken und des inter­es­san­ten Informationsmaterials!

Nach­trag vom 10.1.12: Das Ton­werk wurde Ende 2011 geschlos­sen.

Spitzer spitzen (3)

Mit einem sehr inter­es­san­ten Hin­weis auf einen bei toom erhält­li­chen Langkonus-Spitzer über­raschte mich kürz­lich Pen­cil Anna per E-Mail. Ein Blitz-Ausflug in die nächst­ge­le­gene Filiale zeigte, dass es sich bei besag­tem Modell um einen Doppel-Gehäusespitzer han­delt, der unter der REWE-Haus­marke „PAPER and more“ für 1,99 Euro ange­bo­ten wird.

Doppel-Gehäusespitzer von „PAPER and more”

(Bil­der zum Ver­grö­ßern anklicken)

Der unspek­ta­ku­lär blis­ter­ver­packte Spit­zer ist in ver­schie­de­nen Far­ben erhält­lich, wobei die Tönung des trans­pa­ren­ten Deckels mit der Farbe des Unter­teils kor­re­spon­diert (ein net­tes Detail). Er misst 44 × 26 × 30 mm, wiegt knapp 13 g und trägt die Kenn­zeich­nun­gen „TIKO“ auf der Innen- sowie „P.R.C. DESIGN NO. 99327980.5“ auf der Rück­seite. Das laut Ver­pa­ckungs­auf­druck in China her­ge­stellte Uten­sil hat den Recy­cling­code 07/O, der kei­nen Rück­schluss auf die ver­wen­de­ten Kunst­stoffe zulässt.

Doppel-Gehäusespitzer von „PAPER and more”

Ver­blüf­fend ist die Ähn­lich­keit die­ses Spit­zers zum Tom­bow KSA-121 (hier die schwarze Vari­ante des letzteren):

Doppel-Gehäusespitzer von „PAPER and more”, Tombow KSA-121

Der genaue Blick zeigt jedoch deut­li­che Unter­schiede, so z. B. bei den Abmes­sun­gen der Deckel, die sich nicht unter­ein­an­der aus­tau­schen las­sen oder bei den Boh­run­gen für die Schrau­ben der Klin­gen (die Dicken der letz­te­ren unter­schei­den sich übri­gens um gut 0,1 mm, wobei der Tom­bow die etwas stär­ke­ren Klin­gen hat).

Doppel-Gehäusespitzer von „PAPER and more”, Tombow KSA-121

Bei der Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät und den Gebrauchs­ei­gen­schaf­ten konnte ich jedoch keine signi­fi­kan­ten Unter­schiede fest­stel­len, und so ist das Modell von „PAPER und more“ eine emp­feh­lens­werte Alter­na­tive zum hier­zu­lande lei­der nicht erhält­li­chen Tom­bow KSA-121.

Doppel-Gehäusespitzer von „PAPER and more”, Tombow KSA-121

Test der bei­den Dop­pel­spit­zer am STAEDTLER Noris 120

Danke an Pen­cil Anna für den Hin­weis auf die­sen Spitzer!

Nach­trag vom 23.4.09: Ein wei­te­res Foto der Ergeb­nisse, das die gerin­gen Unter­schiede ver­deut­licht. Nach mehr­fa­cher Nut­zung bei­der Spit­zer habe ich jedoch den Ein­druck, dass der Tom­bow KSA-121 unterm Strich etwas gleich­mä­ßi­ger spitzt.

Doppel-Gehäusespitzer von „PAPER and more”, Tombow KSA-121

Test der bei­den Dop­pel­spit­zer am STAEDTLER Noris 120 (links „PAPER and more“, rechts Tombow)

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