September 2018
Viking Verso GS 150 Double grade
Neu von Viking: Der Bleistift Verso GS 150 mit zwei Härtegraden. Er kombiniert 4B und HB, was ihn zu einem praktischen Bleistift nicht nur für den schnellen Wechsel zwischen Zeichnen und Schreiben macht.
Der Verso ist jedoch nicht ganz neu, denn er geht zurück auf eine Idee, die erstmals auf der Weltaustellung in Paris 1867 präsentiert wurde.
Das Unternehmen Berolzheimer & Illfelder aus Fürth zeigte damals „doppelgradige Stifte, jedes Ende des Bleistifts mit einem anderen Härtegrad versehen“, doch soweit bekannt, gelangten diese Stifte nie zur Serienreife.
150 Jahre später sitzen Jens V. M. Thomsen, Eigentümer von Viking, und ich auf der Paperworld in Frankfurt/Main zusammen, und als ich den Doppelgrad-Stift von 1867 erwähne, ist ihm klar: Viking wird ihn auf den Markt bringen!
Die ersten Prototypen waren vielversprechend, aber es stellte sich schnell heraus, dass die Produktion überraschend knifflig ist. Im Gegensatz zu einem normalen Bleistift ist es nämlich beim doppelgradigen erforderlich, in der Fertigung zwischen den beiden Enden zu unterscheiden, damit sie bei der Lackierung und der Bedruckung nicht vertauscht werden. Dies machte einige Änderungen in der Produktion und viele manuelle Schritte nötig und könnte auch erklären, warum es damals nicht weiterging. Doch die Mühe hat sich gelohnt – entstanden ist ein besonderer Bleistift.
Der Viking Verso GS 150 hat die übliche Länge von 17,5 cm und einen Durchmesser von 7,7 mm1. Seine Gestaltung finde ich sehr geschmackvoll: Matter Lack für 4B, glänzender Lack für HB und ein eleganter, auf das Wesentliche beschränkter Druck ohne Strichcode und Blindprägung; auch die farblich abgestimmten Schnüre, die das Sechserbündel sicher zusammenhalten2, zeigen, welche Sorgfalt in den Verso gesteckt wurde. Die Material- und die Verarbeitungsqualität ist sehr gut – der glatte Lack hat kaum Unregelmäßigkeiten und das Zedernholz sowie die Minen lassen sich sowohl im Hand- als auch im Kurbelspitzer sehr gut spitzen3.
Die bruchstabilen Minen des Verso sind 3 mm dick und haben die Härtegrade 4B und HB4. Beide bieten eine saubere Abgabe, unterscheiden sich aber erwartungsgemäß in Schwärzung, Radierbarkeit und Wischfestigkeit, denn während die 4B-Mine besser schwärzt und sich etwas leichter radieren lässt5, ist die HB-Mine wischfester.
Der Viking Verso GS 150 ist ein außergewöhnlicher Bleistift, der Freude macht und den man gerne benutzt!
Er ist ab heute bei Viking im Kopenhagener Ladengeschäft und per Versand sowie bei CW Pencil Enterprise erhältlich; ab dem 1. Januar 2019 gibt es ihn auch bei anderen Händlern.
- Schlüsselweite 7 mm.↩
- Das Bündel ist zusätzlich durch eine transparente Kunststoffhülle geschützt (hier nicht gezeigt).↩
- Getestet mit dem M+R 604 („Granate”) und dem CARL Decade DE-100. – Die HB-Mine lässt sich sogar im zuweilen pingeligen Pollux problemlos spitzen.↩
- Verglichen mit dem STAEDTLER Mars Lumograph liegen die Härten des Verso etwa einen halben Grad unter diesem.↩
- Getestet mit dem SEED Radar, dem Tombow Mono und dem schwarzen Radierer von Caran d’Ache aus dem „Swiss Wood“-Set.↩
Farbenpracht
Sehr bunt: Eine alte Musterkarte mit „Programme Pencils“ von Dixon aus New Jersey, USA.
Ähnlich wie der Ballbleistift von J.S. STAEDTLER waren diese nur 80 mm kurzen und 5 mm dünnen Bleistifte für den Gebrauch mit den sogenannten Tanzkarten gedacht, auf denen man die Tanzpartner des Abends eintragen konnte.
Danke an Sean von Contrapuntalism für diese schönen Stifte!
Kurz notiert
- Vor kurzem wurde ein Patent von STAEDTLER veröffentlicht. Es beschreibt eine Beschichtung, die aus Zellulose, Bindemittel, Weichmacher und Haftvermittler besteht und eine Alternative zu herkömmlichen Nitrozellulose-Lacken darstellen soll, denn diese Lacke haben den Nachteil, auf WPC1-Schäften, also z. B. dem des STAEDTLER Noris eco (ehemals Wopex), nicht so gut zu haften und leicht abzuplatzen. – Danke an Wowter für den Hinweis!
- Das Holz der Rotbuche (Fagus sylvatica), das für einen der „Swiss Wood“-Bleistifte von Caran d’Ache (348 und im Set) zum Einsatz kommt, wird von Ets Röthlisberger SA in Glovelier (Schweiz), Teil der Corbat-Holding SA, behandelt. Unter „Thermobehandlung“2 zeigt das Unternehmen den Caran d’Ache 348, und durch eine Anfrage konnte ich erfahren, dass diese Behandlung des Holzes zur dunkelbraunen Färbung führt. Ein Holzfachmann hat mir zudem mitgeteilt, dass bei den Temperaturen dieser Behandlung (150 bis 200 °C) das Lignin freigesetzt wird; daher das Aroma dieses Bleistifts.– Auf die Ets Röthlisberger SA aufmerksam geworden bin ich durch das interessante Weblog Golyóstoll blog.
- Wood-plastic composite.↩
- Die englische und die französische Seite nennen den Bleistift auch („..and the new “Swiss Wood” pencils by Caran d’Ache!”).↩
Caran d’Ache Swiss Wood
Bereits im April hat Caran d’Ache ein neues „Swiss Wood“-Set auf den Markt gebracht.
Es enthält drei Bleistifte aus Arve1, Buche und Waldkiefer2 sowie einen Spitzer und einen Radierer. Der Karton ist in Französisch, Deutsch und Englisch beschriftet und die Stifte in Französisch, Deutsch und Italienisch. – Die sechseckigen Aussparungen im Deckel, die den Blick auf den Inhalt freigeben, finde ich pfiffig.
Exkurs: Swiss Wood
Der meines Wissens erste Bleistift mit der Bezeichnung „Swiss Wood“ war der Caran d’Ache 348 aus Buche, der vor fünf Jahren auf den Markt kam. Im August 2015 folgte das erste „Swiss Wood“-Set mit Bleistiften aus Arve und Buche, wobei sich letzterer vom 348 nur durch die Kennzeichnung unterschied, und auf der diesjährigen Paperworld zeigte man den „Swiss Wood“-Bleistift aus Waldkiefer3 mit dem Hinweis, er werde nur zusammen mit denen aus Arve und Buche erhältlich sein. Alle Stifte dieses Sets tragen das COBS-Zeichen (Certificat d’origine bois Suisse), das die Schweizerische Herkunft des Holzes bestätigt. Der deutsche Text auf der Verpackung nennt zusätzlich HSH (Herkunftszeichen Schweizer Holz) für in der Schweiz gewachsenes und auch dort verarbeitetes Holz. – Das zurzeit einzige „Swiss Wood“-Produkt auf der Website von Caran d’Ache ist das zweiteilige Set von 2015.
Die Arve (Pinus cembra) wird gerne als „Königin der Alpen“ bezeichnet, da sie dort in Höhen bis 2200 Meter und bei Temperaturen bis -40 °C wächst. Sie wird 200 bis 400 Jahre alt, in manchen Fällen sogar deutlich älter, und so weiß ich nicht, ob man aus diesem Baum ein so kurzlebiges Produkt wie den Bleistift fertigen muss4. Bei der hier genutzten Buche aus dem Jura handelt es sich wohl um die Rotbuche (Fagus sylvatica)5. Sie trägt beim 348 das FSC-Zeichen und sollte als Bleistiftholz unbedenklich sein, ebenso die schnell wachsende Waldkiefer (Pinus sylvestris).
Auf der Rückseite des Kartons heißt es:
Entdecken Sie mit dem neuen Geschenkset „Swiss Wood“ die Schönheit der Schweizer Wälder. Dieses Set aus drei Stiften aus den Arvenwäldern, Buchenwäldern und Waldkiefern enthält einen Radiergummi und einen Spitzer. Es steht für das Schönste, was die Natur bietet. Dieses Sortiment wird mit dem Know-how der Kunsthandwerker in den Genfer Werkstätten von Caran d’Ache gefertigt und ist somit bis auf das Innerste des Holzes Swiss Made. Es ist in limitierter Auflage erhältlich.
Gut, dass das nicht vor dem Kauf gelesen habe, denn sonst hätte ich vielleicht auf das Set verzichtet. „Es steht für das Schönste, was die Natur bietet“, „Kunsthandwerker in den Genfer Werkstätten“ – also bitte! Ein Bleistift steht sicher nicht für das Schönste, was die Natur bietet, und statt der Kunsthandwerker waren bei Caran d’Ache wohl eher Techniker am Werk6. Aber vielleicht gehöre ich ja auch einfach nicht zur Zielgruppe, die sich von solchen Sprüchen beeindrucken lässt7.
Die Bleistifte machen auf mich einen hervorragenden Eindruck. Sie sind mit 8,3 mm (Arve, Waldkiefer) bzw. 8,1 mm (Buche) dicker als der Standard, was sich gut anfühlt. Der matte Klarlack hat eine samtige Oberfläche; lediglich auf dem Exemplar aus Waldkiefer gibt es eine leicht rauhe Stelle.
Die rote Tauchkappe und das Schweizerkreuz sind sauber aufgebracht und durch glänzenden Klarlack geschützt, der einen Millimeter auf den Schaft reicht. Beim bis auf ein paar kleine Unsauberkeiten ordentlichen Prägedruck gefällt mir, dass für die beiden hellen Stifte Schwarz und für den dunklen Weiß gewählt wurde.
Neben den Kennzeichnungen auf zwei Flächen findet sich noch eine sechsstellige Blindprägung8, aber keinen Strichcode (wohl deshalb, weil die Stifte nicht einzeln verkauft werden).
Die Minen haben einen Durchmesser von 2,4 mm, sind aber trotz der Angabe „HB“ zu meiner Überraschung unterschiedlich hart: Verglichen mit dem STAEDTLER Mars Lumograph liegen die Härtegrade etwa bei F (Waldkiefer), HB (Arve) und B (Buche). Sie haben das für Caran d’Ache typische Gleiten, eine sehr saubere Abgabe, eine gute Schwärzung und eine sehr hohe Bruchfestigkeit; die Radierbarkeit9 und die Wischfestigkeit sind gut bis sehr gut.
Zu den drei Bleistiften gibt es einen Einfach-Magnesiumspitzer und einen schwarzen, weichen Radierer. Der Spitzer hat – ebenso wie der des Zweier-Sets – außer „Made in Germany“ keine Kennzeichnung, ist aber dem im Technograph-Set sehr ähnlich. Letzterer ist ein Eisen 040, und die Gestaltung des Spitzers in diesem Set, vor allem aber die Beschriftung des Messers, lassen vermuten, dass es sich auch hier um einen Eisen 040 handelt10. – Beim schwarzen Radierer tappe ich im Dunkeln.
Ich werde die Bleistifte zusammen mit dem Spitzer und dem Radierer demnächst benutzen und kann dann auch etwas zu den Gebrauchseigenschaften sagen. – Das Set hat die Artikelnummer 348.103 und den empfohlenen Verkaufspreis von 21 Euro11.
Nachtrag vom 9.2.21: In „Die Caran d’Ache Saga – Von Genf in die Welt“ von Ralph Brühwiler wird erwähnt, dass Caran d’Ache bereits während des 2. Weltkriegs Bleistifte aus Arve gefertigt hat, da der Import von Zedernholz aus Kalifornien nicht möglich war. Die Arve kam damals aus dem Wallis und Graubünden und musste imprägniert und gefärbt werden. – Weiterhin heißt es, dass die Hölzer für die Bleistifte dieses Sets aus dem bündnerischen Trin (Arve), dem jurassischem Glovelier (Buche) und verschiedenen Schweizer Wäldern (Kiefer) stammen.
Nachtrag vom 12.3.21: Laut diesem Kommentar bei pencil talk handelt es sich bei dem Radierer um den Milan nata negra 7024.
- Auch Arbe, Zirbe oder Zirbelkiefer.↩
- Auch Rotföhre, Weißkiefer oder Forche.↩
- Neben diesem gibt es seit April einen weiteren Bleistift aus Waldkiefer. Dieser hat einen kleineren Durchmesser (7,5 mm), eine normaldicke Mine (2 mm), keine Tauchkappe und einen anderen Prägedruck. Er gehört zur „Edelweiss“-Serie, hat die Art.-Nr. 341.282 und ist nach Angaben von Caran d’Ache offiziell nicht in Deutschland erhältlich (siehe Seite 62 des Katalogs „All the Colours of Caran d’Ache 2018“).↩
- Ja, ich weiß – hier war ich inkonsequent.↩
- Im Gegensatz zu den Bleistiften aus Arve und Waldkiefer habe ich bei dem aus Buche den Eindruck, als wäre das Holz gefärbt.↩
- Und wahrscheinlich auch der eine oder andere Chemiker, denn die Nutzbarmachung von untypischen Hölzern für die Bleistiftfertigung ist sicher kein ganz triviales Unterfangen.↩
- Immerhin gibt es hier keine Doppeldeutigkeiten wie „Aussergewöhnliche Holzarten für eine exklusive Kollektion“ und „Die Bleistifte von Caran d’Ache verdanken ihre Besonderheit einer passionierten Suche nach feinen Edelhölzern“, die bei den „Les Crayons de la Maison Caran d’Ache“-Sets für Verwirrung gesorgt haben (siehe „Nach Art des Hauses“).↩
- Arve: 60897, Waldkiefer und Buche: 63559.↩
- Getestet mit dem Radierer aus dem Set und dem KUM Ultra CLN.↩
- Einen aktuellen, schwarz lackierten Eisen 040 gibt es unter „Globalisierung zu sehen.↩
- Damit ist es günstiger als das zweiteilige erste „Swiss Wood“-Set“.↩