Kurioses

Kurz und knusprig

Rüs­sels­heim, die Hei­mat des zur Zeit arg gebeu­tel­ten Auto­mo­bil­her­stel­lers Opel, hält noch weit mehr bereit als zuver­läs­sige Tech­nik und freund­li­che Super­märkte. Man­ches davon hin­ge­gen offen­bart sich erst bei nähe­rem Blick.

Kurz und knusprig

Die­ser pott­häss­li­che unschein­bare Park­schein­au­to­mat in der Stadt­mitte zum Bei­spiel bie­tet eine kleine Sen­sa­tion, und zwar die „Bröt­chen­taste“. Doch was um alles in der Welt ist eine „Bröt­chen­taste“?

Kurz und knusprig

Hier wird (wohl unbe­ab­sich­tigt) sug­ge­riert, Brötchen- und gelbe seien zwei unter­schied­li­che Tasten.

Ein Schild klärt auf: Beim Druck erst auf diese und anschlie­ßend die „Anfor­de­rungs­taste“ (deren Bezeich­nung zwei­fel­los einen eige­nen Bei­trag wert wäre) spen­diert der Auto­mat hung­ri­gen und ande­ren Kurz­par­kern einen kos­ten­lo­sen, 30 Minu­ten lang gül­ti­gen und mit „Gra­tis“ gekenn­zeich­ne­ten Park­schein. Aller­dings gibt es weit um diese Maschine herum kei­nen Bäcker, und wer dar­aus schließt, sie würde auf Knopf­druck zudem ein Bröt­chen auf­ti­schen, liegt lei­der völ­lig falsch.

Kurz und knusprig

Der Koh­len­hy­dra­te­knopf scheint sich gro­ßer Beliebt­heit zu erfreuen und ist wohl daher be­reits ziem­lich angeknabbert.

Kurz und knusprig

Wundersame Welt der Waren (11)

Haustier-Treppe

Auf­stiegs­mög­lich­kei­ten bis hin­auf zu Herr­chens Körb­chen Sofa sind nicht län­ger nur ein Traum klei­ner und betag­ter Hunde dank die­ser Haustier-Treppe, die ein sehr bekann­ter Ver­sen­der all jenen offe­riert, deren fel­li­ger Freund nicht an der kur­zen Leine gehal­ten wird. Das drei­stu­fige Kunst­stoff­ge­stell mit abnehm­ba­rem, bei 30°C wasch­ba­rem Plüsch­be­zug ver­schafft Vier­bei­nern mit einem Gesamt­ge­wicht von bis zu 32 kg zudem kom­for­ta­blen Zugang zu Frau­chens fahr­ba­rem Unter­satz, so dass beide gemein­sam Gassi fah­ren kön­nen. Ist auch der Zwei­bei­ner schon etwas älter und kann nicht mehr so gut heben, so pro­fi­tiert er eben­falls von der um satte 33 Pro­zent preis­re­du­zier­ten Tier­stiege, die sei­nem treuen Gefähr­ten hoch hin­aus hilft und dar­über sicher freu­dig wedeln lässt.

Aber: Wer in die­ser Anzeige ist „Ein Klei­ner, der groß macht“? Bei „Ein Klei­ner, der Groß macht“ hätte ich auf den Hund getippt, von dem ich mir übri­gens statt des „Darf ich wirklich?“-Blicks gerne etwas mehr Ent­schlos­sen­heit gewünscht hätte, denn schließ­lich ist er ja jetzt in einer ganz ande­ren Posi­tion (oder ver­misst er seine farb­lich abge­stimmte Hun­de­de­cke auf dem Sofa?). Rät­sel­haft ist mir auch die Anlei­tung, auf die hier ver­wie­sen wird. Ist sie für den Zwei- oder den Vier­bei­ner? Falls für letz­te­ren: Was steht da drin? Etwa „Pfo­ten hoch!“? Aber ich bin weder Hund noch Hal­ter eines sol­chen, und so wun­dert es mich nicht, dass mir das tie­fere Ver­ständ­nis die­ser The­ma­tik fehlt.

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Wundersame Welt der Waren (9)

Eigent­lich wollte ich ja wie­der mal etwas über mei­nen Fetisch Inter­es­sens­schwer­punkt schrei­ben. The­men gäbe es genug: Einen Langkonus-Gehäusespitzer von Tom­bow, um spit­zer wei­ter­zu­spit­zen, einen Blei­stift­ver­län­ge­rer von STAEDTLER Japan, das Maß aller Verlängerer-Dinge, einige über 50 Jahre alte Schraub-Klemmstifte, ein paar neue Details zu den Land­kar­ten­stif­ten von Eber­hard Faber, drei his­to­ri­sche, mit Rasier­klin­gen arbei­tende Spit­zer, die zwar nicht mehr funk­tio­nie­ren, dafür aber bemer­kens­wert aus­se­hen, diverse japa­ni­sche Druck­blei­stifte mit hier gänz­lich unüb­li­chen 0,4-mm-Minen und eini­ges mehr.

Doch was mache ich? Ich suche mir einen Platz, an dem ich mich unbe­ob­ach­tet fühle, blät­tere in dem Pro­spekt­sta­pel, mit dem mir ges­tern den Brief­kas­ten ver­stopft wurde, und komme aus dem Stau­nen über die zwei unge­wöhn­li­chen Haus­tiere, denen eine große Super­markt­kette Aus­lauf ver­schafft, fast nicht mehr heraus.

Fernbedienbares Insekt

Wäh­rend mir fern­be­dien­bare Fahr- und Flug­zeuge nicht unbe­kannt sind, hatte ich bis­her noch kei­nen nähe­ren Kon­takt mit einem ebenso zu steu­ern­den Insekt und wollte daran eigent­lich auch nichts ändern – bis jetzt: Bei der viel­ver­spre­chen­den Aus­sicht auf eine fern­be­dien­bare Kaker­lake werde ich schwach und kann mir nun sehr gut vor­stel­len, die­ses Elektro-Ungeziefer einem gründ­li­chen Pra­xis­test zu unter­zie­hen (erst recht ange­sichts der Tat­sa­che, dass eine Küchen­schabe eigent­lich gar nicht flie­gen kann).

Der singende Hund

Als Hun­de­lieb­ha­ber bli­cke ich gerne auf zahl­rei­che unge­wöhn­li­che Erfah­run­gen mit den meist lus­ti­gen Vier­bei­nern zurück (auch wenn der lange zurück­lie­gende Biss in die Wade eher unlus­tig war), und gegen Gesang habe ich im All­ge­mei­nen nichts ein­zu­wen­den. Der Gedanke an eine Kom­bi­na­tion hin­ge­gen – und erst recht der Blick auf die hier abge­bil­dete – macht mich schon ein biss­chen unsi­cher: Singt die­ses Unge­tüm etwa so falsch wie es schlimm aus­sieht? (Wenn ja, so wäre die Preis­re­duk­tion um gut 27 Pro­zent mehr als gerecht­fer­tigt.) Warum heißt das übel­lau­nig wir­kende Unge­heuer nicht „Sin­gen­der Hund“, son­dern „Der sin­gende Hund“? Sollte es gar meh­rere Vari­an­ten geben und wir hier das Ori­gi­nal, das noch dazu in ver­schie­de­nen Model­len ange­droht wird erhält­lich ist, vor uns haben? Und um wel­che Art Hun­de­fell han­delt es sich bei „Funk­ti­ons­plüsch“? Im täg­li­chen Ein­satz stelle ich mir die­sen von Anfang an stu­ben­rei­nen Mop­pel jedoch recht prak­tisch vor – das Gassi-Gehen ent­fällt, statt Lecker­lis gibt’s Bat­te­rien und beim Kom­mando „Gib Laut!“ schmet­tert er los (über sein Reper­toire möchte ich hier indes nicht spekulieren).

Wann kom­men der fern­be­dien­bare Funk­ti­ons­plüsch und die sin­gende Kakerlake?

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Wundersame Welt der Waren (8)

Top-Peise

Nein, das ist keine krea­tive Mon­tage, son­dern ein unver­än­der­ter Aus­schnitt der vier­ten Umschlag­seite des aktu­el­len Kata­logs, mit dem ein sehr bekann­ter Ver­sen­der auf knapp 160 Hochglanz-Seiten für seine „Mode. Woh­nen. Leben.”-„Highlights” wirbt. Direkt über der dras­tisch redu­zier­ten „Wohn­land­schaft 5-tlg. in U-Form“, deren „Ele­mente indi­vi­du­ell kom­bi­nier­bar“ sind, prangt die­ses Kon­strukt, das sich höchst erfolg­reich durch sämt­li­che Kor­rek­tur­läufe und andere qua­li­täts­si­chernde Kon­trol­len geschli­chen und so den Weg in unzäh­lige Brief­käs­ten gefun­den hat. Eine reife Leis­tung der gerade ein­mal zwölf Mil­li­me­ter hohen und äußerst indi­vi­du­ell kom­bi­nier­ten Lettern!

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Jungbrunnen

Jungbrunnen

Mit die­ser bemer­kens­wer­ten Auf­stel­lung sei­ner pfle­gen­den Leis­tun­gen wirbt ein „Beauty & Wellness“-Anbieter aus mei­ner nähe­ren Umge­bung, jedoch nicht ohne mich rät­seln zu las­sen. Wel­che Behand­lung wird denn mir und mei­nem Kör­per in der Saft­quelle zuteil, nach­dem meine Haare dau­er­haft ent­fernt, meine Haut ver­jüngt und meine Fal­ten redu­ziert wur­den? Darf ich darin plan­schen, um wie­der feucht hin­ter den Ohren zu wer­den, oder muss ich davon trin­ken? Oder ergie­ßen sich dort gar Kör­per­säfte? Wenn ja, wes­sen? Wie auch immer – Neu­gierde hält jung, und so wirkt die Saft­quelle bereits aus der Ferne auf mich. Ich muss da wohl mal mit einem Pro­bier­glas vor­stel­lig wer­den, um mei­nen Wis­sensdurst zu stillen.

Gepunktet

Mit einer neuen Service-Dimension hat mich heute meine ört­li­che Filiale der Deut­schen Post ver­blüfft. Mit gro­ßer Vor­freude auf die ein­ge­schrie­bene Sen­dung, die ich ges­tern lei­der nicht ent­ge­gen­neh­men konnte und daher abho­len musste, stand ich in der Reihe derer, die eben­falls das Leis­tungs­an­ge­bot des gel­ben Rie­sen in Anspruch neh­men woll­ten. Schon vom Ende der Schlange erkannte ich sehr deut­lich das vor­wie­gend in den Far­ben des Unter­neh­mens gehal­tene und vor dem Schal­ter auf­ge­hängte Schild mit dem Foto einer lächeln­den, dienst­ge­klei­de­ten Ange­stell­ten in dyna­mi­scher Hal­tung, einem senk­recht nach unten zei­gen­den Pfeil und den ver­hei­ßungs­vol­len Wor­ten „Ser­vice Wartepunkt!“.

Wartepunkt!

Ich hatte nicht die lei­seste Ahnung, wie ich mir einen „War­te­punkt!“ vor­zu­stel­len hatte, und so war ich äußerst gespannt auf das, was mich unter dem Schild erwar­tete. Lang­sam rückte die Schlange vor, doch zu mei­ner Ver­wun­de­rung zeig­ten die Kun­den, die unter dem Pfeil zu ste­hen kamen, keine Regung. Hat­ten sie bereits bei ihrem letz­ten Besuch einen „War­te­punkt!“ erhal­ten und beka­men jetzt kei­nen mehr? Waren die War­te­punkte heute viel­leicht schon aus? Oder war ich der ein­zige, dem nicht auf­fiel, dass sich die auf dem Schild gezeigte Mit­ar­bei­te­rin (etwa Pünkt­chen, die „Wartepunkt!“-Beauftragte?) nicht in der Filiale auf­hielt und es aus die­sem Grunde heute gar keine War­te­punkte gab? (Dies hätte mich sehr ent­täuscht.) Vol­ler Unge­duld und Neu­gier fie­berte ich dem „War­te­punkt!“ ent­ge­gen und ver­gaß dabei zeit­wei­lig sogar das abzu­ho­lende Ein­schrei­ben, auf das ich mich noch vor weni­gen Minu­ten so gefreut hatte.

End­lich unter dem Schild mit dem Pfeil ange­kom­men, war meine Über­ra­schung groß: Nicht ein, nicht zwei – nein, gleich fünf faust­große, in die gespren­kel­ten Boden­flie­sen eingelas­sene Punkte in gold­brau­nen Tönen und dün­nem, kon­tras­tie­ren­dem Rand war­te­ten gedul­dig auf mich (und ich ver­mute stark, dass unter dem Fuß des Stän­ders rechts im Bild noch ein sechs­ter war­tete). Das waren sie also, die Wartepunkte!

Wartepunkte!

Die­ses Ser­vice­über­an­ge­bot, dem man selbst mit der Bezeich­nung „War­te­dop­pel­punkt!“ bei wei­tem nicht gerecht gewor­den wäre, machte mich sprach­los, doch wie schon bei den Kun­den vor mir lie­ßen die akku­rat auf­ge­reih­ten War­te­punkte bedau­er­li­cher­weise auch bei mir jede Reak­tion ver­mis­sen. Waren sie viel­leicht ver­stimmt? Hatte ich einen gro­ben Feh­ler began­gen, etwa meine Schuhe, mit denen ich ihnen recht nahe kam, nicht sorg­fäl­tig ge­nug geputzt? Den­noch: Zumin­dest einer der fünf War­te­punkte hätte ruhig irgend­et­was machen, sich zum Bei­spiel als sprin­gen­der Punkt her­vor­tun kön­nen, aber mög­li­cher­weise haben sie ja auch auf einen ganz spe­zi­el­len Kun­den gewartet.

Trotz die­ses Wer­muts­trop­fens konnte die Deut­sche Post bei mir kräf­tig punk­ten, denn mit einem solch unge­wöhn­li­chen Ser­vice war­tet nun wirk­lich nicht jeder auf.

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