Kurioses

Wundersame Welt der Waren (15)

Die Dinge des All­tags kön­nen inter­es­sant sein, und manch­mal lohnt auch der Blick in die bei­lie­gende Anlei­tung. Mit einem Küchen­ge­rät kam mir die­ser Sicher­heits­hin­weis ins Haus:

Per­so­nen (ein­schließ­lich Kin­der), die auf­grund ihrer phy­si­schen, sen­so­ri­schen oder geis­ti­gen Fähig­kei­ten oder ihrer Uner­fah­ren­heit oder Unkennt­nis nicht in der Lage sind, das Gerät sicher zu benut­zen, soll­ten die­ses Gerät nicht ohne Auf­sicht oder Anwei­sung durch eine ver­ant­wort­li­che Per­son benutzen.

Wer jetzt denkt, ich müsste das neue Gerät vor den Kin­dern ver­ste­cken oder gar in einem Waf­fen­schrank ver­wah­ren, liegt falsch – es ist ein bat­te­rie­be­trie­be­ner Milchaufschäumer.

Wen hat der Her­stel­ler vor Augen, wenn er an seine Kun­den denkt? Wel­che Fähig­kei­ten und wel­che Ver­ant­wor­tung für das eigene Han­deln traut er ihnen zu? Oder dient die­ser dra­ma­ti­sche Text haupt­säch­lich der recht­li­chen Absi­che­rung? Auch die wei­te­ren Hin­weise zum siche­ren Gebrauch zeu­gen nicht gerade von einer Über­schät­zung der Kun­den durch den Hersteller.

In der Anlei­tung ver­geb­lich gesucht habe ich den Satz „Milch nicht im Mund aufschäumen“.

← vor­he­rige | Wun­der­same Welt der Waren | nächste →

Lob d. Abk.

Ausschn. d. berührungsempf. Bildsch. am Multifunkt.-Syst. Ricoh MP C4000

Diese ungew. Anz. am nützl. Multifunkt.-Syst. MP C4000 d. jap. Herst. Ricoh ver­deutl. auf beeindr. Weise, dass man notf. zahlr. Buchst. entf. kann. Vlt. nicht bes. anw.-frdl., aber außer­gew. ein­fallsr. – mein Kompl.!

Verputzt

Verputzt

Im Gegen­satz zu mir, der ich mich stets der unge­schmink­ten Wahr­heit ver­pflich­tet fühle und nur sel­ten dick auf­trage, hat das scho­ko­la­dige Lang­ohr, des­sen schlichte Visi­ten­karte hier zu sehen ist, geschmack­voll auf­ge­legt, um anläss­lich der Fei­er­tage eine appe­tit­li­che Erschei­nung abzu­ge­ben. Mit mei­ner unde­ko­rier­ten Auf­ma­chung kann ich da natür­lich nicht kon­kur­rie­ren, und so werde ich an den öster­li­chen Tagen vor­zugs­weise im Hin­ter­grund herumeiern.

Ich wün­sche mei­nen Lesern ein ange­neh­mes Osterfest!

Rätselhafte Leere

Man­che merk­wür­di­gen Dinge ver­ber­gen sich aus­ge­rech­net dort, wo man sie am wenigs­ten ver­mu­tet. So hat mir das prak­ti­sche, im Betriebs­sys­tem „Win­dows“ für den kom­for­ta­blen Zugriff auf die über die Tas­ta­tur nicht ohne wei­te­res erreich­ba­ren Sym­bole inte­grierte und „Zei­chen­ta­belle“ benannte Hilfs­mit­tel kürz­lich ein „Dau­er­leer­zei­chen“ prä­sen­tiert und mich mit die­sem äußerst nach­denk­lich gestimmt.

Windows-Zeichentabelle mit Dauerleerzeichen

Als ein an Typo­gra­fie sehr Inter­es­sier­ter bin ich mit dem klas­si­schen Leer­zei­chen recht gut ver­traut und schätze seine Vor­züge, trägt es doch – beson­ders wenn in aus­rei­chen­der Zahl und fach­kun­dig ver­teilt – nicht uner­heb­lich zur Les­bar­keit des umge­ben­den Tex­tes bei. Auch sind mir die Gefah­ren die­ses beson­de­ren Zei­chens, das ja streng­ge­nom­men kei­nes ist, son­dern ele­gant die Abwe­sen­heit eines sol­chen ver­kör­pert, durch­aus bewusst. So sorgt sein Umfeld gele­gent­lich dafür, dass es sich in der Breite an die­ses anpasst, um sei­nen Teil zum har­mo­ni­schen Gan­zen bei­zu­tra­gen, und manch­mal drän­geln sich sogar zwei an dem für ein ein­zel­nes vor­ge­se­he­nen Platz, was nur durch sehr sorg­fäl­tige Kon­trolle, per Zufall oder gar nicht (!) ent­deckt wird.

Habe ich bei den meis­ten der in der Zei­chen­ta­belle vor­rä­ti­gen Cha­rak­tere über­haupt keine Berüh­rungs­ängste und würde sie daher beden­ken­los in mein Werk über­neh­men (falls es ziel­füh­rend wäre), so hatte ich nicht den Mut, bei dem mir völ­lig frem­den Dau­er­leer­zei­chen beherzt zuzugreifen.

Nimmt es etwa die ihm ein­mal zuge­wie­sene Posi­tion auf Dauer ein und zer­teilt spä­ter ein an die­selbe Stelle rücken­des Wort unauf­ge­for­dert, skru­pel­los und sinn­ent­stel­lend? Wenn ja, wie bekomme ich es wie­der weg? Ver­brei­tet es womög­lich dau­er­hafte Leere? Bei den Tex­ten, für die ich ver­ant­wort­lich zeichne, könnte ich mir dies nun wirk­lich nicht erlau­ben, erst recht dann nicht, wenn die­ser kri­ti­sche Vor­gang schlei­chend und zunächst unbe­merkt statt­fände. Oder ver­weilt es nur für eine ganz bestimmte Dauer am Ort, um anschlie­ßend, noch nicht mal eine Leer­stelle hin­ter­las­send, spur­los zu ver­schwin­den? Dies würde das beträcht­li­che Risiko ber­gen, dass zwei bis dahin getrennte Worte plötz­lich ver­schmel­zen und mir das Dau­er­leer­zei­chen ein uner­wünsch­tes Kom­po­si­tum hin­ter­lässt, was mir selbst bei frei wähl­ba­rer Dauer des Ver­bleibs nicht genehm wäre (aller­dings konnte ich bis jetzt nichts einer Zeit­steue­rung ähn­li­ches fin­den). Und: Käme es irgend­wann wie­der zurück?

Ab und zu pro­biere ich ja schon gerne etwas Neues, und es hat mir im Fin­ger über der lin­ken Maus­taste gejuckt, das Dau­er­leer­zei­chen aus­zu­wäh­len, es unver­zagt in meine Arbeit ein­zu­bauen und seine Eig­nung für diese gründ­lich zu prü­fen. In die­sem Fall aber habe ich das Wag­nis ein­fach nicht kal­ku­lie­ren kön­nen, so dass ich – wenn auch schwe­ren Her­zens – wei­ter­hin mit dem Standard-Leerzeichen vor­lieb neh­men und damit wohl vor­erst auf die Ent­rät­se­lung des Dau­er­leer­zei­chens ver­zich­ten muss.

Wundersame Welt der Waren (14)

Der geheim­nis­vol­len Ver­wand­lung des Glas-Kaffeeautomaten Krups Pro­Aroma F 309 4C (schwarz) in einen Hygie­ne­ar­ti­kel der beson­de­ren Art wohnte kürz­lich mein auf­merk­sa­mer Kol­lege H. in einer Filiale der auf lär­mende Reklame spe­zia­li­sier­ten Elek­tro­han­dels­kette bei.

Hygieneartikel Kaffeemaschine

Diese bemer­kens­werte Meta­mor­phose geschah bin­nen eines sehr kur­zen Augen­blicks und erhob das pro­fane Haus­halts­ge­rät kraft eines gro­ßen roten Stem­pels zu einem nicht mehr umtausch­ba­ren Uten­sil für die per­sön­li­che Pflege. Der Lauf der Dinge ver­blüfft mich doch immer wie­der aufs Neue!

← vor­he­rige | Wun­der­same Welt der Waren | nächste →

Wundersame Welt der Waren (13)

Nach­dem ich mich lange ver­geb­lich gefragt habe, warum es so viele freud­lose Figu­ren gibt, hat mich nun der Besuch eines Kauf­hau­ses in Mainz über­ra­schend auf­ge­klärt: Der moderne Mensch lacht nicht mehr selbst, son­dern lässt lachen, wobei ihm der Ein­zel­han­del hilf­reich und oben­drein sen­sor­ge­stützt unter die Mund­win­kel Arme greift.

Lachende Figuren

Das hier durch ein Schild reprä­sen­tierte Ange­bot1 beschränkte sich zwar auf die in die­ser Jah­res­zeit bevor­zug­ten Gestal­ten, doch ich bin mir sicher, dass mit dem Früh­jahrs­sor­ti­ment zahl­rei­che wei­tere in die Regale kom­men, um die Kund­schaft von der schwe­ren Last die­ser stra­pa­ziö­sen Gefühls­äu­ße­rung zu befreien. – Ob das Out­sour­cing die­ser ganz beson­de­ren Art mit der immer popu­lä­rer wer­den­den Übel­lau­nig­keit (die sich so man­che nicht im Laden erhält­li­che Figur offen­bar zur Kern­kom­pe­tenz gemacht hat) ursäch­lich zusam­men­hängt, konnte ich bis jetzt nicht in Erfah­rung brin­gen. Ebenso unklar ist mir, wes­halb sich das oran­ge­be­mützte Mäd­chen auf dem Bild Mund und Nase abdeckt. Hat es womög­lich aus Ver­se­hen per­sön­lich gelacht, anstatt die Hilfe der Figu­ren in Anspruch zu nehmen?

← vor­he­rige | Wun­der­same Welt der Waren | nächste →

  1. Ich bitte um Ver­ständ­nis dafür, dass ich die feil­ge­hal­te­nen Spaß­ma­cher aus ästhe­ti­schen Grün­den nicht detail­liert zeige; zudem hoffe ich, dass der mir bis dato unbe­kannte „Weih­nachts­hund“ nur lacht und auf das Sin­gen ver­zich­tet.
Nach oben scrollen