Kopierstifte

Kopier-, Tinten- und andere Stifte mit tro­cke­ner Mine und nicht ent­fern­ba­rem Abstrich

Patent Nr. 606145

Bei der bei der Suche nach etwas ganz ande­rem bin ich auf das Patent Nr. 606145 von J.S. Staedt­ler aus dem Jahr 1933 gestoßen.

Patent Nr. 606145

Unter dem Titel „Ver­fah­ren zur Her­stel­lung einer mehr­far­bi­gen, stern­för­mig unter­teil­ten zylin­dri­schen Schreib-, Zeichen- und Mal­mine“ heißt es:

Im Gegen­satz zu dem Bekann­ten wird gemäß der Erfin­dung von jeder Farbe ein zylin­dri­scher Kern ange­fer­tigt, jeder die­ser Kerne in meh­rere Teile von kreis­för­mi­gem Quer­schnitt zer­legt, durch Zusam­men­set­zen meh­re­rer sol­cher Teile von ver­schie­de­ner Farbe ein zylin­dri­scher Mehr­far­ben­kern gebil­det und die­ser zu einem fes­ten Gan­zen zusam­men­ge­presst. Dadurch wird die Her­stel­lung mehr­far­bi­ger Minen aus vie­len Tei­len in ein­fa­cher Weise ermög­licht. Das neue Ver­fah­ren ist im Wege fabrik­mä­ßi­ger Mas­sen­er­zeu­gung leicht aus­führ­bar mit den Ein­rich­tun­gen, die in jeder Blei­stift­fa­brik vor­han­den sind.

Mehr­far­big, stern­för­mig, zylin­drisch … Da war doch etwas.

Patent Nr. 606145

Genau – der STAEDTLER MARS-REVISOR 2914.

Patent Nr. 606145

Die­ser Zweifarb-Kopierstift mit rot-grüner Mine, der in den 1940er und 1950er ange­bo­ten wurde, war wohl eine Umset­zung die­ses Patents, auch wenn im Doku­ment eine sechs­tei­lig und drei­far­big zusam­men­ge­setzte Mine beschrie­ben wird.

Inter­es­sant an Patent­schrif­ten finde ich oft die Beschrei­bung vor­he­ri­ger fehl­ge­schla­ge­ner Ver­su­che (nicht not­wen­di­ger­weise vom Anmel­der des Patents). So hat man ver­schie­den­far­bige Schreib­mas­sen ver­mengt, was aber zu einem grob­kör­ni­gen Schreib­kern führte, der kei­nen zusa­men­hän­gen­den Abstrich lie­ferte. Das Ver­lei­men von zwei getrennt her­ge­stell­ten Stift­hälf­ten hatte eben­falls Nach­teile, denn es brachte nur Stifte mit zwei Far­ben her­vor und war fabrik­mä­ßig nicht umsetz­bar. Die Idee, mit­tels einer Matritze drei ver­schie­dene Ein­zel­mi­nen in geson­der­ten Farb­ka­nä­len zu bil­den und durch Pres­sen in einem gemein­sa­men Kanal zu einer drei­far­bi­gen Mine zu ver­ei­ni­gen, war ebenso wenig prak­ti­ka­bel, denn es gestal­tete sich schwie­rig, sol­che Matrit­zen zu bauen und sie so gleich­mä­ßig zu fül­len, dass alle Stem­pel gleich­zei­tig mit glei­chem Druck arbei­ten konn­ten. Das Ver­fah­ren von J.S. Staedt­ler hat jedoch funk­tio­niert und mit dem MARS-REVISOR – und viel­leicht noch mit ande­ren Stif­ten – ein sehr anspre­chen­des Ergeb­nis hervorgebracht.

Patent Nr. 606145

Und wer hätte gedacht, dass gut 70 Jahre nach die­sem Patent der Künst­ler Gior­gio Poppi mit dem MARS-REVISOR ein so schö­nes Werk schafft?

MARS

„Nicht schon wie­der Mars und altes Zeug – muss das wirk­lich sein?“, wer­den man­che seuf­zen. Ja, das muss sein, erst recht bei die­sem schö­nen Stück, das ich kürz­lich ergat­tern konnte. Ich mach’s auch kurz, aber nicht aus Rück­sicht, son­dern weil ich lei­der nicht viel dazu sagen kann. Also: Augen auf und durch!

Wer­bung für die Marke „MARS“ machte STAEDTLER mit die­ser Glas­platte, des­sen ursprüng­li­che Funk­tion ich nicht kenne.

MARS

Sie ist 200 × 269 mm groß, 2,5 mm dick und auf der Rück­seite licht­un­durch­läs­sig beschich­tet, was gegen die nahe­lie­gende Ver­mu­tung spricht, dass sie Teil einer Lampe war1. Zierte sie viel­leicht ein Regal oder einen Thekenaufsteller?

Das Alter der Platte kann ich nur schät­zen. Die Anbie­te­rin hat die 1950er Jahre genannt, doch die Gra­fik mit den drei Stif­ten und das Feh­len des Mar­s­kop­fes lässt mich eher von 1930 bis 1940 aus­ge­hen. – Den Her­stel­ler konnte ich noch nicht her­aus­fin­den; auch die Kenn­zeich­nun­gen „P. 2055“ unten links und „KOHLITZ“ am unte­ren Rand haben mir nicht weitergeholfen.

Die leicht kon­ka­ven, mit dem Mes­ser geschnit­te­nen Spit­zen des Blei­stifts LUMOGRAPH 2886 und des Kopier­stifts COPIER 7542 sind schon fast dra­ma­tisch, und auch bei der Beschrif­tung war der Künst­ler krea­tiv3: Wäh­rend sie auf den unte­ren Stif­ten so ver­läuft, wie es damals üblich war, hat er sie bei den obe­ren gedreht, damit sie nicht auf dem Kopf steht4.

Ein bemer­kens­wer­tes Stück!

Nach­trag vom 10.5.23: Von STAEDTLER konnte ich heute erfah­ren, dass es sich bei der Glas­platte um eine Rekla­me­ta­fel han­delt und diese – ähn­lich Email-Schildern – als rei­ner Wer­be­trä­ger diente, also keine wei­tere Funk­tion hatte. Der Gestal­tung nach stammt sie aus den spä­ten 1930er Jah­ren, wofür auch der weiße Zier­ring des Mars Lumo­graph spricht, der erst 1936 kam.

  1. Es gibt auch Reste ange­kleb­ten Papiers oder Kar­tons, aber die könn­ten von einer Zweit­nut­zung stam­men.
  2. Er kam 1901 auf den Markt und war das erste Pro­dukt der im sel­ben Jahr ein­ge­tra­ge­nen Marke „MARS“.
  3. Man beachte auch die Refle­xio­nen am unte­ren 754.
  4. Die tat­säch­li­che Umkehr der Beschrif­tung erfolgte erst in den 1960er Jah­ren.

„Mars-Bleistiftfabrik“

Zu schön, um nicht gezeigt zu wer­den: Der Dutzend-Karton des Kopier­stifts J.S. STAEDTLER PILOT 66731.

„Mars-Bleistiftfabrik“

Der Schrift­zug „Mars-Bleistiftfabrik“ gefällt mir am bes­ten (einen ähn­li­chen gibt es auf dem Schulstift-Prospekt P. 699 aus den frü­hen 1930er Jah­ren, aller­dings ohne das lange „ſ“). Die reiz­volle Gra­fik mit Vier­tel­mond, klei­nem Stift2 und „STAEDTLER“3 – manch­mal als Teil eines Wappen-ähnlichen Emblems – habe ich bis­her nur in Druck­sa­chen und auf Ver­pa­ckun­gen der 1920er und 1930er Jahre gese­hen4. Auch dies spricht dafür, dass die­ser Kar­ton min­des­tens 90 Jahre alt ist.

  1. Die Vor­der­seite wirkt gene­risch, doch auf der Rück­seite steht „Feine Pilot-Kopierstifte“ und auf den Schmal­sei­ten „6673“ – Die Marke „Pilot“ ist beim DPMA nicht mehr zu fin­den.
  2. Man beachte des­sen unge­wöhn­li­che Dar­stel­lung.
  3. Oder auch „MARS“.
  4. In die­ser Zeit kam der Mar­s­kopf als Bild­marke auf.

Turm

Vor eini­gen Jah­ren bin ich durch den Sirius Blei­stift Nr. 2 auf die Blei­stift­pro­duk­tion der Leip­zi­ger Pia­no­for­te­fa­brik in Böhlitz-Ehrenberg in der ehe­ma­li­gen DDR auf­merk­sam gewor­den. Da es mich gewun­dert hat, dass es Blei­stifte von einem Kla­vier­her­stel­ler gibt, habe ich mich auf eine Spu­ren­su­che bege­ben und die Augen offen­ge­hal­ten. Nun konnte ich Blei­stifte und einen Kopier­stift der Marke „Turm“ bekom­men, die eben­falls aus der Leip­zi­ger Pia­no­for­te­fa­brik stam­men1.

Turm

Der Turm ist natür­lich der des Gebäu­des in der Ludwig-Hupfeld-Straße in Böhlitz-Ehrenberg2, in dem die Leip­zi­ger Pia­no­for­te­fa­brik ihren Sitz hatte, und ich finde es sehr schön, dass man ihn auf den Blei­stif­ten abge­bil­det hat. Ich weiß nicht, wie alt die Blei­stifte sind, gehe aber ange­sichts ihrer Gestal­tung davon aus, dass sie aus der Früh­zeit der Pro­duk­tion, d. h. aus den spä­ten 1940er oder frü­hen 1950er Jah­ren stammen.

Turm

Okto­ber 2019

Es fällt auf, dass es den Schrift­zug „Turm“ und die sti­li­sierte Dar­stel­lung in zwei Vari­an­ten gibt. Zudem ent­hält der Prä­ge­druck mit dem detail­lier­ten Turm die Kenn­zeich­nung „LPF LEIPZIG“ und das Zei­chen für den Volks­ei­ge­nen Betrieb (bei den Exem­pla­ren im Bild lei­der schlecht erkenn­bar; zu sehen u. a. hier). Der Kopier­stift trägt außer­dem die Blind­prä­gung „ZEDER“3. – Ges­tet habe ich bis­her nur den Turm Steno, und der birgt einige Über­ra­schun­gen (dazu bei Gele­gen­heit mehr).

Turm

Das Fabrik­ge­bäude im Jugend­stil wurde 1911 vom Leip­zi­ger Archi­tek­ten Franz Hän­sel für den Instru­men­ten­her­stel­ler Lud­wig Hup­feld (1864–1949) erbaut, der dort mit 1300 Beschäf­tig­ten Kla­viere und Pho­no­las4 fer­tigte. Nach dem ers­ten Welt­krieg galt das Unter­neh­men mit mehr als 20.000 Instru­men­ten pro Jahr als größ­ter Her­stel­ler die­ser Bran­che in Europa, doch mit dem Auf­kom­men von Schall­platte und Rund­funk wurde es immer schwe­rer, die selbst­spie­len­den Instru­mente zu ver­trei­ben; mit der Wirt­schafts­krise im Jahr 1929 endete die Her­stel­lung elek­tri­scher Selbst­spiel­in­stru­mente. Ab 1930 wur­den in Böhlitz-Ehrenberg Kino­or­geln, Plat­ten­spie­ler, Rund­funk­emp­fän­ger sowie Möbel für Wohn- und Schlaf­zim­mer und wäh­rend des zwei­ten Welt­kriegs Flug­zeug­teile her­ge­stellt. 1949 erfolgte die Umwand­lung des Unter­neh­mens zum Volks­ei­ge­nen Betrieb, in dem pro Jahr 21.000 Kla­viere gefer­tigt wur­den. Nach der Wende setzte man die Pro­duk­tion von Kla­vie­ren unter den Mar­ken­na­men „Rönisch“ und „Hup­feld“ fort5, doch 2009 musste das Unter­neh­men Insol­venz anmel­den6.

Turm

März 2023

Heute beher­bergt das Gebäude, seit 2009 das Hupfeld-Center, einige kleine Unter­neh­men, und vom Betrei­ber konnte ich erfah­ren, dass die Immo­bi­lie der AGH-Trade GmbH gehört und die Bau­maß­nah­men der Erhal­tung des Turms die­nen. – Einen Rundum-Blick bie­tet Google Earth.

Turm

März 2023

Bis auf das unter „Spu­ren­su­che“ auf­ge­führte konnte ich bis heute keine wei­te­ren Details zur Blei­stift­her­stel­lung in der Leip­zi­ger Pia­no­for­te­fa­brik fin­den. Auf Georg Bütt­ners Blei­stift­sei­ten, die lei­der schon lange nicht mehr online sind, hieß es 2009: „In der Leip­zi­ger Pia­no­forte Fabrik (LPF) von Lud­wig Hup­feld wur­den nach 1945 neben Möbeln und Sport­ge­rä­ten auch Blei­stifte her­ge­stellt. Wie lange dort pro­du­ziert wurde ist nicht bekannt.“ Dazu waren zwei Blei­stift­schach­teln von etwa 1950 zu sehen. Inter­es­sant bleibt auch der Kom­men­tar mei­nes Lesers Bal­zer vom Februar 2009, in dem er schrieb, dass die Fer­ti­gung lange vor der Kon­sum­gü­ter­pro­duk­tion begann, weil es in der DDR zwar Bedarf für Blei­stifte gab, aber kei­nen Her­stel­ler7. Die Pia­no­for­te­fa­brik hatte Holz­ab­fälle und Holz­be­ar­bei­tungs­ma­schi­nen, so dass der Pro­duk­tion nichts im Wege stand. Die Minen, so seine Ver­mu­tung, kamen von Koh-I-Noor aus der dama­li­gen Tsche­chos­lo­va­kei8.

Turm

Mit dem Holz­wa­ren­fa­bri­kan­ten Karl Knob­loch in Stei­nigt­wolms­dorf (Ober­lau­sitz, gegrün­det 1896) gab es ab 1949 den zwei­ten Her­stel­ler von Blei- und Kopier­stif­ten in der DDR, der im Gegen­satz zur Leip­zi­ger Pia­no­for­te­fa­brik auch Farb­stifte im Sor­ti­ment hatte. Die Pro­duk­tion endete erst 1990, und so sind die unter den Namen „Saxo­nia“ und „Lusa­tia“ ange­bo­te­nen Stifte zuwei­len auch heute noch fin­den. Diese wer­den Thema eines zukünf­ti­gen Bei­trags sein.

  1. Bereits 2021 bekam ich einen Hin­weis auf „Turm“. – Wei­tere Mar­ken waren „Phö­nix“ und „Tra­bant“.
  2. Seit 1999 Stadt­teil von Leip­zig.
  3. Alle Stifte haben auch eine nume­ri­sche Blind­prä­gung. Von oben: Turm Nr. 2 (rot): 511, Turm Nr. 2 (grün): 08, Zim­mer­mann­stift: 506, Turm Copier Mit­tel: 409, Turm Steno: 4011.
  4. Das Pho­nola war ein von Hup­feld erfun­de­nes selbst­spie­len­des Kla­vier und ein Kon­kur­renz­pro­dukt zum ame­ri­ka­ni­schen Pia­nola. – Mehr zu den von Hup­feld erdach­ten und pro­du­zier­ten Instru­men­ten gibt es unter „Instru­mente“ auf der Web­site der Lud­wig Hup­feld AG.
  5. Laut Wiki­pe­dia über­nahm die Carl A. Pfeif­fer GmbH & Co. KG, Leon­berg, nach der Wende das Unter­neh­men und ver­kaufte die in Leip­zig gefer­tig­ten Kla­viere und Flü­gel unter den Mar­ken­na­men „Hup­feld“ und „Rönisch“.
  6. Quelle: Hupfeld-Center.
  7. Der spä­ter in der DDR am häu­figs­ten anzu­tref­fende Blei­stift war der Bohe­mia Works Blacksun 1771 von L. & C. Hardt­muth aus der Tsche­cho­slo­wa­kei.
  8. Dies muss nicht im Wider­spruch zu den Unter­la­gen im Staats­ar­chiv Leip­zig ste­hen, denn auch wenn man damals – wie darin doku­men­tiert – sel­ber Minen her­ge­stellt hat, so heißt das nicht, dass man diese auch in aus­rei­chen­der Menge pro­du­zie­ren konnte.

Bohemia Works scala COP. 2767

Heute nur ein Foto, und zwar vom Kopier­stift Bohe­mia Works scala COP. 27671, den ich wegen sei­ner unge­wöhn­li­chen Gestal­tung zeige.

Bohemia Works scala COP. 2767

Die Lackie­rung ist beein­dru­ckend, erweckt sie doch fast den Ein­druck, als seien die Kno­ten erha­ben. – Einen ganz ande­ren SCALA von L. & C. Hardt­muth bewarb eine fast 100 Jahre alte Reklame, die unter „SCALA № 1012“ zu sehen ist.

  1. Bohe­mia Works war eine von L. & C. Hardt­muth 1957 gegrün­dete Export­firma für die Märkte, in denen die Mar­ken „Hardt­muth“ und „Koh-I-Noor“ nicht genutzt wer­den konn­ten.

„Ihr Schreibtisch spricht über Sie!“

Der Kopier­stift, einst unver­zicht­bar vor allem im Büro und von allen gro­ßen Her­stel­lern in vie­len Vari­an­ten erhält­lich, ist aus dem All­tag ver­schwun­den und in der alten Qua­li­tät nur noch anti­qua­risch zu bekom­men1. Diese zwei­sei­tige Reklame2 von A.W. Faber für die Stifte der Serie „Copier CASTELL“ aus dem Jahr 19393 zeigt einen Teil der dama­li­gen Vielfalt.

„Ihr Schreibtisch spricht über Sie!“

Wäh­rend auf der Vor­der­seite die Kopier­stifte4 von A.W. Faber als Zierde des Schreib­tischs5 dar­ge­stellt wer­den und ein so aus­ge­stat­te­ter Arbeits­platz als Zei­chen der Freude an gutem Schreib­ge­rät inter­pre­tiert wird, zei­gen auf der Rück­seite das Motto „Gutes Hand­werk­zeug för­dert die Leis­tung“, die Tätig­kei­ten und die Anwen­dungs­fälle die Aus­rich­tung auf die Bürowelt.

„Ihr Schreibtisch spricht über Sie!“

Die Aus­wahl­kri­te­rien „Für schwar­zes, flot­tes Schrei­ben“, „nicht glän­zend bei Lam­pen­licht“ und „Star­kes Modell gegen Hand­er­mü­dung“ finde ich großartig.

„Ihr Schreibtisch spricht über Sie!“

Nicht nur den Tin­ten­stift 9605 Laub­grün würde ich heute sofort kau­fen und benutzen!

  1. Die aktu­el­len Kopier­stifte von Faber-Castell 9608, 9609 und 9610 haben eine 1992 geän­derte Rezep­tur und mei­nes Wis­sens mit ihren Vor­gän­gern nicht mehr viel gemein­sam.
  2. For­mat DIN A4.
  3. Angabe des Anbie­ters.
  4. Ich fasse hier Kopier- und Tin­ten­stifte zusam­men. – Zu letz­te­ren gab es auch eine Rekla­me­marke.
  5. Wenn mein Schreib­tisch über mich spricht, hört man bes­ser nicht so genau hin.

Kurz notiert

  • Die kürz­lich ver­öf­fent­lich­ten Patente „Mecha­ni­cal Pen­cil“ und „Mecha­ni­cal Pen­cil“ (ja, die hei­ßen beide so) zei­gen Details zum Druck­blei­stift Kuru Toga Dive von Mitsubishi/uni Japan. – Danke an Wow­ter für den Hinweis!
  • Für mich eine über­aus erfreu­li­che Ent­de­ckung ist das sehr lesens­werte Buch „Akten­kunde“ von Harald Rös­ler, erschie­nen 2015 bei Redi­roma1. Neben zahl­rei­chen Details zur Arbeit mit Akten ent­hält es umfang­rei­che Infor­ma­tio­nen zu Büro­ge­rä­ten und -mate­rial zum Lochen, Hef­ten, Bin­den und Orga­ni­sie­ren, aber auch zu Schreib­stof­fen und zur Ver­viel­fäl­ti­gung; dar­über hin­aus bie­tet es viele Abbil­dun­gen his­to­ri­scher und aktu­el­ler Büro­tech­nik. – Von die­sem Buch erfah­ren habe ich durch den Arti­kel „Akten sind bunt: Farb­stifte und ihr Wert für die Archiv­ar­beit“ im Web­log „Akten­kunde“. Danke an Kind7 für die Erwäh­nung des Arti­kels sowie an Jörg für seine Hin­weise auf die Rezen­sion die­ses Buchs und die Lese­probe!
  • Ganz neben­bei habe ich erfah­ren, dass Faber-Castell bereits 2017 die Pro­duk­tion sei­nes grü­nen Kopier­stifts ein­ge­stellt hat (der gelbe wurde schon lange davor aus dem Sor­ti­ment genom­men). Damit sind der rote, der blaue und der rot-blaue die letz­ten in Deutsch­land her­ge­stell­ten Ver­tre­ter die­ser Gat­tung2. – Von LYRA gibt es noch den Blei-Kopierstift 334 und den Ganz­ko­pier­stift 334 S, doch bei die­sen han­delt es sich um Zim­mer­manns­blei­stifte3.
  • Hin und wie­der schaue ich nach, ob es ältere Pro­dukte noch gibt. So war ich über­rascht, dass der Langkonus-Spitzer KUM 400-5L noch ange­bo­ten wird, aber die Mitte 2019 vor­ge­stell­ten Mes­sing­spit­zer 300-1 und 300-2 offen­bar nicht mehr. Ich habe wegen letz­te­rer auch bei KUM ange­fragt, aber lei­der keine Ant­wort bekommen.
  1. Ich hatte zunächst das Taschen­buch, fand das aber wegen des arg schma­len Bund­stegs nicht so gut les­bar und habe dann zur gebun­de­nen Aus­gabe gegrif­fen.
  2. Kopier­stifte gel­ten wegen der zuge­setz­ten Farb­stoffe als gif­tig. Faber-Castell hat jedoch bereits 1992 die Rezep­tu­ren sei­ner Kopier­stifte geän­dert und ver­wen­det seit­dem nur noch Farb­stoffe, die auch in der Lebensmittel- und Kos­me­tik­in­dus­trie ein­ge­setzt wer­den, so dass die Stifte unbe­denk­lich sind. Diese neuen Kopier­stifte las­sen sich leicht iden­ti­fi­zie­ren, denn 1993 hat sich Faber-Castell von der Waage als Bild­marke getrennt; Kopier­stifte ohne diese haben also eine Mine nach neuer Rezep­tur. – Inter­es­sant zu wis­sen wäre, ob (und wenn ja, wie) sich dadurch die Gebrauchs­ei­gen­schaf­ten ver­än­dert haben.
  3. Ich weiß auch nicht, ob diese noch hier gefer­tigt wer­den, denn seit der Über­nahme von LYRA durch FILA im Jahr 2008 kom­men viele LYRA-Stifte aus China.

Direktion

A.W. Faber hatte den Kopier­stift „Chef“ und LYRA1 einen sehr ähn­li­chen mit dem Namen „DIREKTION“2.

Direktion

Auch er ist rund, 10 mm dick und schreibt vio­lett. Ich ver­mute, dass man ihn der­sel­ben Ziel­gruppe ange­dient hat.

Die Kenn­zeich­nung „Docu­men­tal“ war mir neu. Eine schnelle Suche beim DPMA hat erge­ben, dass 1959 die Wort-/Bildmarke „Doku­men­tal 303 docu­men­tal 303“ für – so der Ein­trag – „Farb­stoffe und Far­ben zur Her­stel­lung von licht-, wasch- und alte­rungs­ech­ten sowie wisch­fes­ten Schreib-, Zeichen-, Druck-, Stempel-, Frankierstempler-, Farbband- und Regis­trier­in­stru­men­ten­far­ben“ ein­ge­tra­gen wurde3. Der „DIREKTION“ könnte aus die­ser Zeit stam­men; viel­leicht gibt es eine Verbindung.

Nach­trag vom 15.3.23: Von LYRA konnte ich heute erfah­ren, dass der Direk­tion min­des­tens bis in die 1950er Jahre hin­ein her­ge­stellt wurde. In einem Kata­log wird er wie folgt beschrieben:

Alle Kopier­stifte und sämt­li­che Farb­ko­pier­stifte der ORLOW-Serie sind doku­men­ten­echt und tra­gen diese Bezeich­nung. Als „doku­men­ten­echt“ bezeich­net man eine Schrift, die weder durch che­mi­sche Mit­tel (Chlor­was­ser, alka­li­sches Chlor­was­ser) noch durch lös­li­che Mit­tel (Ben­zol, Chlo­ro­form, Metha­nol, Aetha­nol und ähn­li­ches) oder durch Reduk­ti­ons­mit­tel (Bur­mol, Tin­ten­tod) ent­fernt wer­den kann.
Jeder Radier­ver­such würde eine deut­lich sicht­bare Spur hin­ter­las­sen. Eine doku­men­ten­echte Schrift läßt sich weder durch Sonnen- noch durch ultra­vio­let­tes Licht ausbleichen.
Für die Hand des Chefs ist die stär­kere Aus­füh­rung „DIREKTION“ gedacht, deren Kern eben­falls die oben auf­ge­führ­ten Vor­teile besitzt.

Mir gefällt diese detail­lierte Beschrei­bung der Doku­men­ten­echt­heit. – Danke an LYRA für diese Details!

  1. Damals noch „Lyra“.
  2. Die Schrift finde ich unge­wöhn­lich, vor allem die Kerbe (?) im „O“.
  3. 1963 folgte die Ein­tra­gung der gleich­na­mi­gen Wort­marke.
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