Kopierstifte

Kopier-, Tinten- und andere Stifte mit tro­cke­ner Mine und nicht ent­fern­ba­rem Abstrich

Kurz notiert

  • Die kürz­lich ver­öf­fent­lich­ten Patente „Mecha­ni­cal Pen­cil“ und „Mecha­ni­cal Pen­cil“ (ja, die hei­ßen beide so) zei­gen Details zum Druck­blei­stift Kuru Toga Dive von Mitsubishi/uni Japan. – Danke an Wow­ter für den Hinweis!
  • Für mich eine über­aus erfreu­li­che Ent­de­ckung ist das sehr lesens­werte Buch „Akten­kunde“ von Harald Rös­ler, erschie­nen 2015 bei Redi­roma1. Neben zahl­rei­chen Details zur Arbeit mit Akten ent­hält es umfang­rei­che Infor­ma­tio­nen zu Büro­ge­rä­ten und -mate­rial zum Lochen, Hef­ten, Bin­den und Orga­ni­sie­ren, aber auch zu Schreib­stof­fen und zur Ver­viel­fäl­ti­gung; dar­über hin­aus bie­tet es viele Abbil­dun­gen his­to­ri­scher und aktu­el­ler Büro­tech­nik. – Von die­sem Buch erfah­ren habe ich durch den Arti­kel „Akten sind bunt: Farb­stifte und ihr Wert für die Archiv­ar­beit“ im Web­log „Akten­kunde“. Danke an Kind7 für die Erwäh­nung des Arti­kels sowie an Jörg für seine Hin­weise auf die Rezen­sion die­ses Buchs und die Lese­probe!
  • Ganz neben­bei habe ich erfah­ren, dass Faber-Castell bereits 2017 die Pro­duk­tion sei­nes grü­nen Kopier­stifts ein­ge­stellt hat (der gelbe wurde schon lange davor aus dem Sor­ti­ment genom­men). Damit sind der rote, der blaue und der rot-blaue die letz­ten in Deutsch­land her­ge­stell­ten Ver­tre­ter die­ser Gat­tung2. – Von LYRA gibt es noch den Blei-Kopierstift 334 und den Ganz­ko­pier­stift 334 S, doch bei die­sen han­delt es sich um Zim­mer­manns­blei­stifte3.
  • Hin und wie­der schaue ich nach, ob es ältere Pro­dukte noch gibt. So war ich über­rascht, dass der Langkonus-Spitzer KUM 400-5L noch ange­bo­ten wird, aber die Mitte 2019 vor­ge­stell­ten Mes­sing­spit­zer 300-1 und 300-2 offen­bar nicht mehr. Ich habe wegen letz­te­rer auch bei KUM ange­fragt, aber lei­der keine Ant­wort bekommen.
  1. Ich hatte zunächst das Taschen­buch, fand das aber wegen des arg schma­len Bund­stegs nicht so gut les­bar und habe dann zur gebun­de­nen Aus­gabe gegrif­fen.
  2. Kopier­stifte gel­ten wegen der zuge­setz­ten Farb­stoffe als gif­tig. Faber-Castell hat jedoch bereits 1992 die Rezep­tu­ren sei­ner Kopier­stifte geän­dert und ver­wen­det seit­dem nur noch Farb­stoffe, die auch in der Lebensmittel- und Kos­me­tik­in­dus­trie ein­ge­setzt wer­den, so dass die Stifte unbe­denk­lich sind. Diese neuen Kopier­stifte las­sen sich leicht iden­ti­fi­zie­ren, denn 1993 hat sich Faber-Castell von der Waage als Bild­marke getrennt; Kopier­stifte ohne diese haben also eine Mine nach neuer Rezep­tur. – Inter­es­sant zu wis­sen wäre, ob (und wenn ja, wie) sich dadurch die Gebrauchs­ei­gen­schaf­ten ver­än­dert haben.
  3. Ich weiß auch nicht, ob diese noch hier gefer­tigt wer­den, denn seit der Über­nahme von LYRA durch FILA im Jahr 2008 kom­men viele LYRA-Stifte aus China.

Direktion

A.W. Faber hatte den Kopier­stift „Chef“ und LYRA1 einen sehr ähn­li­chen mit dem Namen „DIREKTION“2.

Direktion

Auch er ist rund, 10 mm dick und schreibt vio­lett. Ich ver­mute, dass man ihn der­sel­ben Ziel­gruppe ange­dient hat.

Die Kenn­zeich­nung „Docu­men­tal“ war mir neu. Eine schnelle Suche beim DPMA hat erge­ben, dass 1959 die Wort-/Bildmarke „Doku­men­tal 303 docu­men­tal 303“ für – so der Ein­trag – „Farb­stoffe und Far­ben zur Her­stel­lung von licht-, wasch- und alte­rungs­ech­ten sowie wisch­fes­ten Schreib-, Zeichen-, Druck-, Stempel-, Frankierstempler-, Farbband- und Regis­trier­in­stru­men­ten­far­ben“ ein­ge­tra­gen wurde3. Der „DIREKTION“ könnte aus die­ser Zeit stam­men; viel­leicht gibt es eine Verbindung.

Nach­trag vom 15.3.23: Von LYRA konnte ich heute erfah­ren, dass der Direk­tion min­des­tens bis in die 1950er Jahre hin­ein her­ge­stellt wurde. In einem Kata­log wird er wie folgt beschrieben:

Alle Kopier­stifte und sämt­li­che Farb­ko­pier­stifte der ORLOW-Serie sind doku­men­ten­echt und tra­gen diese Bezeich­nung. Als „doku­men­ten­echt“ bezeich­net man eine Schrift, die weder durch che­mi­sche Mit­tel (Chlor­was­ser, alka­li­sches Chlor­was­ser) noch durch lös­li­che Mit­tel (Ben­zol, Chlo­ro­form, Metha­nol, Aetha­nol und ähn­li­ches) oder durch Reduk­ti­ons­mit­tel (Bur­mol, Tin­ten­tod) ent­fernt wer­den kann.
Jeder Radier­ver­such würde eine deut­lich sicht­bare Spur hin­ter­las­sen. Eine doku­men­ten­echte Schrift läßt sich weder durch Sonnen- noch durch ultra­vio­let­tes Licht ausbleichen.
Für die Hand des Chefs ist die stär­kere Aus­füh­rung „DIREKTION“ gedacht, deren Kern eben­falls die oben auf­ge­führ­ten Vor­teile besitzt.

Mir gefällt diese detail­lierte Beschrei­bung der Doku­men­ten­echt­heit. – Danke an LYRA für diese Details!

  1. Damals noch „Lyra“.
  2. Die Schrift finde ich unge­wöhn­lich, vor allem die Kerbe (?) im „O“.
  3. 1963 folgte die Ein­tra­gung der gleich­na­mi­gen Wort­marke.

Chef

Ich bin hier der Chef und greife bei beson­de­ren Gele­gen­hei­ten gerne zu den Kopier­stif­ten 9134 und 9136 „Chef“ von A.W. Faber.

Chef

Sie waren von 1956 bis in die 1970er Jahre hin­ein erhält­lich und unter­strei­chen mit ihrem beein­dru­cken­den Durch­mes­ser von 10 Mil­li­me­tern meine Autorität.

Chef

Genug geplau­dert – es war­ten wich­tige Chef-Angelegenheiten.

Danke an 2nd_astronaut für diese Stifte!

120 Jahre MARS

Heute vor 120 Jah­ren wurde die Marke „MARS“ für STAEDTLER ein­ge­tra­gen, eine der ältes­ten und bekann­tes­ten Mar­ken für Schreib- und Zei­chen­ge­räte1.

Als J.S. Staedt­ler2 damals das Sor­ti­ment ent­wi­ckelte, baute man ver­schie­dene Preis­grup­pen auf und gab die­sen eigene Mar­ken. Das Unter­neh­men Hardt­muth in Wien und Bud­weis, das zu die­ser Zeit eine füh­rende Posi­tion hatte, ver­trieb seine Spit­zen­pro­dukte unter „Koh-I-Noor“, dem Namen des berühm­ten Dia­man­ten. Die neue Marke sollte den irdi­schen Glanz noch über­tref­fen, und so ent­schied man sich für den strah­len­den Pla­ne­ten Mars.

Das erste Pro­dukt mit dem neuen Mar­ken­na­men war der Kopier­stift MARS-COPIER 754, der noch im sel­ben Jahr auf den Markt kam. 1908 folgte der Blei­stift MARS 1225, der Vor­gän­ger des MARS LUMOGRAPH 28863. Mit die­sen Stif­ten wurde auch die „mars­blaue“ Poli­tur eingeführt.

120 Jahre MARS

J.S. STAEDTLER MARS 1225 (ver­mutl. 1920er Jahre)

120 Jahre MARS

Anzeige (1925, Ausschnitt)

Manch­mal umrahmte man „MARS“ mit dem astro­no­mi­schen Zei­chen für den Pla­ne­ten (Speer und Schild) sowie des­sen Mon­den Pho­bos und Deimos.

120 Jahre MARS

J.S. STAEDTLER Mars Lumo­graph 02886

Die Aus­rich­tung an der Spit­zen­marke führte dazu, dass man „MARS“ in den Fir­men­na­men auf­nahm. Dop­pel­na­men waren damals aktu­ell – es gab Faber-Castell, LYRA-Orlow, Schwan-Stabilo und Koh-I-Noor Hardtmuth.

120 Jahre MARS

Anzeige (1940, Ausschnitt)

Als STAEDTLER nach dem zwei­ten Welt­krieg das Mar­ken­ge­schäft im In- und Aus­land neu auf­baute, gab es Über­le­gun­gen, „MARS“ zur allei­ni­gen Fabrik­marke zu machen, auch weil „Staedt­ler“ in man­chen Län­dern nur schwer aus­zu­spre­chen war. Dies wurde ver­wor­fen, doch „MARS“ blieb lange Namenszusatz.

120 Jahre MARS

Lösch­blatt (ca. Mitte der 1950er Jahre, Ausschnitt)

Ab den 1960er Jah­ren nutzte man „MARS“ aus­schließ­lich für die Pro­dukte des tech­ni­schen Zeichnens.

120 Jahre MARS

Wand­ka­len­der (ca. Mitte der 1960er Jahre, Ausschnitt)

Heute gibt es unter die­ser Marke holz­ge­fasste und mecha­ni­sche Blei­stifte, Tusche­zeich­ner, Zei­chen­ge­räte und Zube­hör. – Wie es zum Mar­s­kopf kam, wird Thema eines zukünf­ti­gen Bei­trags sein.

Danke an STAEDTLER für die Details!

Nach­trag vom 30.10.22: Eine kurze Geschichte des Mar­s­kop­fes gibt es unter „Der Mar­s­kopf“.

  1. Noch älter sind nur Atlas und Minerva.
  2. Die­ser Name wurde übri­gens am 18.7.1896 ein­ge­tra­gen.
  3. Nach­fol­ger war 1967 der Mars Lumo­graph 100.

„Für Bild und Schrift …

… den STAEDTLER-Stift” ver­kün­det diese Papier­tüte und hat damit natür­lich recht.

Für Bild und Schrift …

Die 12,3 × 18,7 cm große und ein­sei­tig bedruckte Tüte ist gut 60 Jahre alt1 und kommt somit etwa aus der glei­chen Zeit wie das kürz­lich gezeigte Lösch­blatt. – In den Rah­men am unte­ren Rand kam ver­mut­lich der Händlerstempel.

Für Bild und Schrift …

Stell­ver­tre­tend für alle STAEDTLER-Stifte sind hier hier der Blei­stift MARS-LUMOGRAPH 2886 und der MARS Kopier­stift 754 zu sehen.

Für Bild und Schrift …

Unnö­tig zu sagen, dass mir die Gestal­tung sehr gut gefällt. – Warum es hier „ANNO 1662“ heißt, obwohl man im Jahr 2010 „175 Jahre STAEDTLER“ gefei­ert hat, ist hier erläutert.

Für Bild und Schrift …

Das war’s auch schon für den heu­ti­gen Sonntag.

  1. Datier­bar am Mar­s­kopf, der in die­ser Form von 1952 bis 1957 ver­wen­det wurde.

MARS

Aus der ers­ten Hälfte der 1950er Jahre1 und damit gut 60 Jahre alt ist die­ses 15 × 10,5 cm große Lösch­blatt, das für die Schreib­ge­räte der MARS-Serie von STAEDTLER warb2.

MARS

Wäh­rend die saug­fä­hige Rück­seite in zar­tem Rosa gehal­ten ist, über­wiegt auf der wer­ben­den Vor­der­seite das am 1. August 1930 mit dem Blei­stift MARS-LUMOGRAPH 2886 ein­ge­führte Marsblau.

MARS

Bewor­ben wer­den hier der Farb­stift MARS-CHROMA 2919 (natür­lich Blau), der MARS-COPIER 754, der Blei­stift MARS-LUMOGRAPH 2886 und ein mir unbe­kann­ter Füll­fe­der­hal­ter. Die Falt­schach­tel darf ihren „MARS“-Schriftzug zei­gen, und die blass­grauen Rehe im Hin­ter­grund sol­len ver­mut­lich ein Bei­spiel dafür sein, was man mit dem Lumo­graph zeich­nen kann.

MARS

Selbst­ver­ständ­lich werde ich die­sem Lösch­blatt den bestim­mungs­ge­mä­ßen Gebrauch vor­ent­hal­ten, denn dafür ist es mir zu schade3.

MARS

Wei­tere Reklame-Löschblätter gibt es hier und da zu sehen.

  1. Datier­bar am Mar­s­kopf, der in die­ser Form von 1952 bis 1957 ver­wen­det wurde.
  2. Warum heißt es hier „ANNO 1662“, obwohl man im Jahr 2010 „175 Jahre STAEDTLER“ gefei­ert hat? Wie dies zusam­men­passt, ist hier erläu­tert.
  3. Über die Sinn­haf­tig­keit des­sen kann man sicher strei­ten.

Joseph Hardtmuth

Bereits 2015 ehrte die öster­rei­chi­sche Post den Erfin­der Joseph Hardt­muth mit einer Sondermarke.

Joseph Hardtmuth

Die Post wür­digte damit Hardt­muths größte Erfin­dung, die kera­mi­sche Blei­stift­mine. Aber wird diese nicht Nicolas-Jacques Conté zuge­schrie­ben? Die Fach­li­te­ra­tur ist sich da nicht ei­nig. Es heißt zwar zuwei­len, Hardt­muth habe 1790, also fünf Jahre von Conté, die moder­ne Blei­stift­mine erdacht1, doch Henry Petro­ski ver­mu­tet in „Der Blei­stift“, dass diese Zahl das Grün­dungs­jahr von Hardt­muths Unter­neh­men benennt. Petro­ski schreibt: „Hardt­muth selbst behaup­tete, das Ver­fah­ren – die soge­nannte ‚Wie­ner Methode‘ – erst im Jahr 1798 erfun­den zu haben, also drei Jahre nach Con­tés Patent. Andere Quel­len berich­ten aber, dass das neue Ver­fah­ren in Wien erst viel spä­ter zur Anwen­dung kam, als es näm­lich von Con­tés Schwie­ger­sohn Arnould Hum­blot dort ein­ge­führt wurde.“ Und wenn es tat­säch­lich Hardt­muths Idee war: Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Erfin­dung unab­hän­gig von­einander an zwei unter­schied­li­chen Orten gemacht wurde.

Mich wun­dert, dass auf der Brief­marke Kopier­stifte abge­bil­det sind, denn diese ent­hal­ten Ani­lin­far­ben, die erst knapp 40 Jahre nach der Erfin­dung der kera­mi­schen Mine ent­deckt wur­den. Auch das Mil­li­me­ter­pa­pier (?) im Hin­ter­grund und die Typo­gra­fie finde ich etwas selt­sam. – Den voll­stän­di­gen Bogen sieht man im Austria-Forum.

  1. Zum Bei­spiel in: Nag­ler, Dr. phil. Josef: Die kera­mi­sche Blei­stift­mine. Zum 200. Geburts­tag von Joseph Hardt­muth. In: Blät­ter für Tech­nik­ge­schichte, Heft 20, Tech­ni­sches Museum Wien (Hg.) (Sprin­ger 1958).

Aufregung um Bleistifte

Die Süd­deut­sche Zei­tung schreibt: „Sän­ger pos­tet Wahlzettel-Foto – und halb Ita­lien dis­kutiert über Blei­stifte“. Das Refe­ren­dum in Ita­lien hat zur Auf­re­gung um Blei­stifte geführt, nach­dem der ita­lie­ni­sche Sän­ger Piero Pelù auf Face­book Fotos von sei­nen Wahl­un­ter­la­gen und den Stif­ten gezeigt hat. Bei sei­nem Test hatte er näm­lich fest­ge­stellt, dass sich das Kreuz aus­ra­die­ren ließ, und so eine Dis­kus­sion über die Stifte und das Papier in den Wahl­lokalen aus­ge­löst. Schließ­lich mel­dete sich auch das Innen­mi­nis­te­rium zu Wort und teilte mit, dass seit min­des­tens fünf Jah­ren bei Wah­len Kopier­stifte von Faber-Castell zum Ein­satz kämen. Warum Pelù und andere das Kreuz zumin­dest teil­weise aus­ra­die­ren konn­ten, bleibt indes unklar.

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