Eberhard Faber Landkartenstift (2)

Eberhard Faber Landkartenstifte

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Noch bevor ich nähe­ren Infor­ma­tio­nen zu dem hier kürz­lich gezeig­ten Land­kar­ten­stift des Her­stel­lers Eber­hard Faber fin­den konnte, hatte ich (sen­si­bi­li­siert durch die­sen Hin­weis) das Glück, eine mit „No. 541“ gekenn­zeich­nete far­bige Vari­ante die­ses unge­wöhn­li­chen Stifts aus der Elek­tro­bucht fischen zu können.

Eberhard Faber Landkartenstifte

Die fla­che Blech­schach­tel, deren Deckel außen und innen beklebt ist, ent­hält sechs runde Stifte, die 17,5 cm lang sind (bzw. waren), einen Durch­mes­ser von 7,5 mm haben und über 4 mm dicke Minen ver­fü­gen. Bis auf einen, der leicht gekrümmt ist, sind alle gut erhal­ten. Wäh­rend zwei nahezu unbe­nutzt wir­ken, wur­den die ande­ren vier ver­mut­lich mit einem Mes­ser gespitzt. Bemer­kens­wert ist, dass der in die­sem Set ent­hal­tene schwarze Stift die glei­che Num­mer trägt wie der vor kur­zem bespro­chene (näm­lich 541/29), im Gegen­satz zu die­sem jedoch lackiert ist. Die Minen die­ser bei­den schwar­zen Stifte ist zu­dem etwas wach­si­ger als die der anderen.

Eberhard Faber Landkartenstifte

Eberhard Faber Landkartenstifte

Die Stifte schrei­ben bis auf den schwar­zen recht rauh und haben einen ver­gleichs­weise star­ken Abrieb, sind aber, wie es auf der Schach­tel heißt, radier­bar (auch wenn dies nur in Gren­zen und nicht für alle Far­ben in glei­chem Maße gilt). Die Abwasch­bar­keit konnte ich nicht bestä­ti­gen; ich ver­mute, dass diese einen beson­de­ren Zeichen-Untergrund voraus­setzt oder sich auf die Haut bezieht.

Eberhard Faber Landkartenstifte

Radier­bar­keit der Land­kar­ten­stifte (oben: STAEDTLER Mars pla­s­tic, unten: Pilot Foam Eraser)

Gerne hätte ich hier das eine oder andere his­to­ri­sche Detail genannt und so etwas Licht in das Dun­kel um den Land­kar­ten­stift gebracht, doch lei­der war meine Suche bis jetzt nicht von Erfolg gekrönt. Das Deut­sche His­to­ri­sche Museum in Ber­lin, das diese Stifte in der Rubrik „All­tags­kul­tur“ führt, datiert sie auf 1933 bis 1945, macht aber keine Anga­ben zum ursprüng­li­chen Ver­wen­dungs­zweck (auf meine Anfrage habe ich bis heute keine Ant­wort erhal­ten). So musste ich mich hier auf die reine Dar­stel­lung beschrän­ken und hoffe nun auf einen nütz­li­chen Hin­weis von mei­ner geschätz­ten Leserschaft.

Eberhard Faber Landkartenstifte

Bei der topo­gra­fi­schen Karte im Hin­ter­grund han­delt es sich um das Blatt Lau­ter­bach, be­arbeitet durch das hes­si­sche Katas­ter­amt 1909.

13 Kommentare zu „Eberhard Faber Landkartenstift (2)“

  1. Ste­phen, thanks for your com­ment. – The gra­phics are indeed extra­or­di­nary. I am still puz­zled about the kind of mar­king that is shown on the map detail so I am loo­king for an expert in car­to­gra­phy who can tell some­thing about it.

  2. Ab 1937 gab es die Land­kar­ten­stifte in Ble­ch­etuis mit 6 9 bzw. 17,5 cm lan­gen Stif­ten und ein Etui mit 12 17,5 cm lan­gen Stif­ten. Die Wer­bung: Unser Land­kar­ten­stift eig­net sich vor­züg­lich zum Ein­tra­gen leicht ent­fern­ba­rer Zei­chen in Generalstabskarten.
    Die kur­zen Stifte waren für den Feld­ge­brauch und die lan­gen Stifte für den Innen­dienst gedacht (lt. Werbung).
    Die Mar­kie­run­gen auf der Karte stel­len also m.E. mili­tä­ri­sche Stel­lun­gen dar.
    Übri­gens: ähn­li­che Ver­wen­dung fan­den auch die bereits 1884 von H.C.Kurz pro­du­zier­ten Croquir-Stifte für mili­tä­ri­sche Zwe­cke „Die Töne die­ser Croquir-Stifte ent­spre­chen genau den vom gro­ßen Gene­ral­stabe für mili­tä­ri­sche Cro­quis vor­ge­schrie­be­nen Far­ben…“. Ab 1899 gab es dann von der Schwan-Bleistiftfabrik „Neue Krokier-Etuis: Far­ben vom kgl. preuss.Generalstab und kgl.bayer. topogr. Bureau begut­ach­tet“ in ova­len Etuis aus roter Leder­pappe. Die Farb­sor­tie­rung rich­tete sich nach den Mus­ter­blät­tern für topo­gra­phi­sche Arbei­ten der König­lich Preu­ßi­schen Lan­des­auf­nahme. Spä­ter folg­ten Ingenieur-Etuis und Architekten-Etuis mit ande­ren Farben.

  3. Danke für diese hoch­in­ter­es­san­ten Details, die eine große Lücke schlie­ßen. Zunächst dachte ich an den Ein­satz durch Topo­gra­fen, bekam aber auch einen Hin­weis auf die Luft­fahrt; die­ser führte mich nicht wei­ter. – Ihrer Ein­schät­zung, dass es sich bei den Mar­kie­run­gen um mili­tä­ri­sche Stel­lungen han­delt, werde ich bei Gele­gen­heit nachgehen.

    Über die Krokier-Stifte von Schwan schreibt ja auch das her­vor­ra­gende Buch „Mil­li­ons of Colours“; bemer­kens­wert ist hier u. a. die hoch­of­fi­zi­elle Begut­ach­tung. – Eines der Techniker-Etuis von Sta­bilo inklu­sive Farb­ta­belle konnte ich vor eini­ger Zeit bekom­men (die Num­mer habe ich gerade nicht parat). Ich hoffe, dies bald hier vor­stel­len zu kön­nen. Inter­es­sant ist auch ein Detail aus der Geschichte des Tech­ni­schen Zeich­nens: Zuwei­len war es üblich, die Far­ben nicht nach dem Mate­rial, son­dern nach der Funk­tion zu ver­ge­ben (ich glaube, dass man das z. B. bei Boul­ton & Watt im 18. Jahr­hun­dert gemacht hat, doch das müsste ich noch­mal prüfen).

  4. Guten Mor­gen
    Ich habe die kleine) Blech­dose Nr 540 (mit alle 6, kaum benutzte Land­kar­ten­stifte) von Faber.
    Auch habe ich das (pappe) Landkartenstift-Etui Nr 538 mit 10 lan­gen (star­ker benutz­ten) Land­kar­ten­stifte (auch von Faber)
    Falls es Ihnen inter­es­siert, könnte ich Bil­der mai­len, aber ich brau­che dafür Ihre emailadresse.
    MfG
    Peter

  5. Hallo Peter,

    danke für Ihren Kom­men­tar und das Ange­bot mit den Fotos, das ich sehr gerne annehme; ich melde mich in Kürze per E-Mail. Ich bin gespannt!

  6. Die unla­ckierte Vari­ante deu­tet auf eine Pro­duk­tion gegen 1943 hin. Der Haupt­aus­schuss Wehr­macht und all­ge­mei­nes Geräte erließ näm­lich am 15.01.1943 eine Anord­nung in der die Sorten­zahl der Stifte stark beschränkt wurde. Auch durf­ten die meis­ten Stifte nur noch unla­ckiert her­ge­stellt und ver­trie­ben werden.

  7. Hallo,
    ich habe aus Groß­va­ters Nach­laß ein sehr gut erhal­te­nes ova­les rotes Etui mit Farb­stif­ten. Etui­vor­der­seite: „Krokier-Etui Nr. 3144 12 Far­ben“ . Dann sind noch div. Detail­zeich­nun­gen / Legen­den­er­klä­run­gen für Inf­an­trie, Kaval­le­rie, Artil­le­rie. Auf der ande­ren Etui­seite sind die Far­ben den Fel­dern, Flüs­sen, Städ­ten usw.. zuge­ord­net. Die Stifte sind noch recht gut und zw. 10 und 11 cm lang – aber lei­der nur noch 10 Stück. Ist das Etui auch um die 1900 einzuordnen?
    Ich kann auch gerne zwei Bil­der sen­den oder hochladen.
    Vie­len Dank
    Gerd

  8. Her­bert R., danke für diese Details, die auch bei der Datie­rung vie­ler ande­rer Stifte helfen.

    Gerd, das klingt sehr inter­es­sant! Tra­gen das Etui oder die Stifte Kenn­zeich­nun­gen, die auf den Her­stel­ler schlie­ßen las­sen? Ja, über Fotos per E-Mail würde ich mich sehr freuen, auch wenn ich fürchte, dass mir die Kennt­nisse zur Datie­rung fehlen.

  9. Die Arti­kel­num­mer lässt auf Johann Faber schlie­ßen. Sollte nur Krokier-Etui auf der Ver­pa­ckung ste­hen und nicht „Neues Krokier-Etui“ wahr­schein­lich zwi­schen 1925 und 1930

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