Reklame
SV
Erspäht in einem Schreibwarengeschäft: Das 48 × 220 mm große Etikett eines älteren Kunststoff-Aufstellers für den 9000 von Faber-Castell mit Werbung für das Securalverfahren.
Dieses Verfahren, eingeführt von Faber-Castell in den 1960er Jahren, löste die punktuelle durch eine Verleimung auf der ganzen Stiftlänge ab. Damit wurden der Halt der Mine im Stift und so die Bruchfestigkeit und die Spitzbarkeit verbessert.
Die Darstellung der ramponierten Spitze finde ich köstlich.
Die Härtemuster sind aufgeklebt.
Modell 51, Teufel
Aus dem Katalog von Möbius+Ruppert des Jahres 1938: Ein Bleistiftspitzer in Form eines Teufels. – Hätte ich übrigens sofort gekauft.
Spitzenreklame
Von Praktikern für Praktiker: Ein Flyer für die Minenspitzdose 9601 von Möbius+Ruppert aus den 80er Jahren.
Mir gefallen die Illustration und die schnörkellose Sprache, die den Nutzen des Geräts herausstellt und ganz ohne die heute oft lästigen Worthülsen auskommt.
Danke an Herrn Fischer von Möbius+Ruppert für den Scan!
Kunstvolle Präsentation
Schreibgeräte lassen sich auf vielfältige Weise präsentieren. Eine alte und auch heute noch beliebte Möglichkeit ist die sogenannte Aufsteckkarte, auf der die Stifte durch Gummibänder gehalten werden (siehe z. B. das erste Foto unter „Paperworld 2010 (1)“). Besonders prächtig sind diese Exemplare der Schwan Bleistift-Fabrik, deren Alter ich aufgrund ihrer an den Jugendstil erinnernden Gestaltung auf gut 100 Jahre schätze.
(Bilder anklicken, um den oberen Teil vergrößert anzuzeigen)
Die Geschichte des Unternehmens geht zurück in das Jahr 1865, als Gustav Adam Schwanhäußer die zehn Jahre zuvor gegründete Bleistiftfabrik Großberger und Kurz übernahm. In Anlehnung an den Namen des neuen Eigentümers machte man 1875 den Schwan zum Markenzeichen, und so ziert dieser natürlich auch die Aufsteckkarten.
Bei der dritten Karte spricht mich vor allem der asymmetrische Rahmen an.
Danke an Herbert R. für die Scans!
A.W. Faber 1927
Auf der Rückseite einer 14 × 22,5 cm großen Rechnung vom Oktober des Jahres 1927: Eine farbenprächtige Reklame für Stifte von A.W. Faber.
Alligator
Man sagt, ein Alligator könne bis zu 70 Jahre alt werden, doch der heute vorzustellende ist sogar mit 118 noch fit und nicht nur deshalb ein besonderer.
In die Welt kam er 1894 mit der Eintragung der Marke »THE “ALLIGATOR” Made in Nürnberg (Germany)«1 durch die Bleistiftfabrik Johann Faber in Nürnberg2. Einen sehr frühen Auftritt des Alligators dokumentiert der Katalog des Jahres 1898 von Richard Best, New York: Der dreiflächige Bleistift No. 125 “Alligator” war mit einem Radierer bestückt und in drei Härtegraden erhältlich.
Einige Jahrzehnte neuer sind der runde Alligator № 2 und diese sechsflächige Variante in BBBB mit Radierer.
Das Auffälligste an diesem Stift ist – abgesehen von dem kleinen Tier – der Härtegrad, dessen Schreibweise hierzulande wohl um 1900 üblich war und später durch 4B abgelöst wurde. Beim Schreiben überrascht jedoch, dass die Mine deutlich härter ist und eher B oder 2B entspricht.
Die Material- und Verarbeitungsqualität schwankt bei meinen Exemplaren stark. Im besten Fall ist die Lackierung weitgehend glatt und gleichmäßig, der Prägedruck sauber und die Mine homogen; auch wurde die Zwinge sorgfältig angebracht. Manche Stifte haben allerdings deutliche Mängel im Lack und in der Prägung, die Zwinge am falschen Ende und eine Mine, die manchmal leicht kratzt.
Spitze (ab Werk, Kurbelspitzer Carl Decade DE-100, Handspitzer M+R „Granate“)
Das Zedernholz lässt sich im Hand- und im Kurbelspitzer gut spitzen und die Mine recht gut radieren, doch durch die Streuung der Qualität und den über die Jahre hart gewordenen Radierer eignet sich dieser Bleistift nur noch bedingt für den täglichen Gebrauch. – Interessant ist ein Kommentar meines kundigen Lesers Herbert R. zum Alligator:
Erstaunlicherweise finde ich den Alligator in keinem J. Faber Katalog zwischen 1910 und 1929. Nur auf einem Radiergummi von 1910. Dafür taucht der Stift bei A.W. Faber in Auslandskatalogen ab 1951 auf. Als Bleistift HB oder 2 poliert in „dark, red, black or natural”, als Bleistift BBBB mit Gummikapsel, als Kopierstift mit gelber Politur in 2 Härten und als Farb-Kopierstift mit gelber Politur und violetter Mine. Immer mit dem aufgeprägten Alligator.
Kurz nach dem Fund eines alten Alligator erhielt ich den Hinweis auf einen weiteren und konnte mir den Kauf nicht verkneifen.
Auch diese aktuelle Ausführung hat einen sehr dunklen, rotbraunen Lack, einen hellen Radierer in champagnerfarbener Zwinge und die Härtegrad-Kennzeichnung BBBB; ein Teil des Prägedrucks ist in Arabisch.
Von Faber-Castell konnte ich erfahren, dass die Marke „Alligator“ 19433 auf A.W. Faber-Castell umgeschrieben und in den 1950er Jahren auf Löschpapierkarten und farbenfrohen Blechetuis beworben wurde. Dieser Bleistift mit den arabischen Schriftzeichen, so Faber-Castell weiter, ist die aktuelle Version des Alligator-Stifts und seit gut zehn Jahren im Markt. Er wird in Stein produziert und seit über 50 Jahren ausschließlich in Saudi-Arabien vermarktet; zurzeit werden jährlich etwa 20 Millionen Alligator-Bleistifte gefertigt. – Der arabische Text kam vor ungefähr zehn Jahren aufgrund der zahlreichen Plagiate hinzu und besagt in etwa „Alligatorstift hergestellt in Deutschland“ (entsprechende Hinweise finden sich zudem auf der Verpackung).
Spitze (ab Werk, Kurbelspitzer Carl Decade DE-100, Handspitzer M+R „Granate“)
Der Lack ist im Vergleich zum älteren Alligator rauher und dünner, und statt des Zedernholzes wird Jelutong4 verwendet. Die Mine schwärzt zwar etwas weniger stark, schreibt sich aber wesentlich glatter und lässt sich besser radieren. Der festsitzende Radierer erfüllt seine Aufgabe sehr gut.
Die Mine des neueren Alligator ist ebenfalls spürbar härter als 4B. Faber-Castell klärt auf: Er hatte früher eine 4B-Mine, doch dann wurde die Spezifikation geändert; heute befindet sich eine B-Mine im Stift. Die Bedruckung hat man jedoch beibehalten, um den Verbraucher nicht zu irritieren.
Löschpapierkarte aus den 1950er Jahren
Bemerkenswert finde ich übrigens, wie sich die Darstellung des Alligators über die Zeit gewandelt hat. Wirkte das Tier anfänglich ziemlich aggressiv, so war es später entspannt und macht heute einen fast milden Eindruck.
Danke an Faber-Castell für die Scans und die Informationen!
Nachtrag vom 27.6.25: Zu der aktuellen Variante des Alligator schreibt der Nutzer Pencilking im Knockology-Forum:
The Arabic text translates exactly to “Father of Aligator, Made in Germany.” The reason “father of” is used is related to the culture in Gulf countries, where the name of their eldest son is used to address people (“father of” and “mother of”). If they have no sons, they find a way to give a name to the person and still refer to them as “father of” or “mother of” whoever (male or female). This personalization of the translation into Arabic is rare and highly uncommon. It proves, as you stated, that this pencil was explicitly marketed in Saudi Arabia.
- Auch wenn die Marke als „ALLIGATOR“, also in Versalien eingetragen ist und auch so verwendet wird, benutze ich hier die Gemischtschreibung.↩
- Er ist jedoch nicht die älteste Bleistiftmarke, die noch im Gebrauch ist, denn „SCHWAN“ wurde meines Wissens bereits 1875 angemeldet.↩
- Georg Büttners Bleistiftseiten zufolge ging Johann Faber, der sein Unternehmen 1876 gegründet hat, im Jahr 1932 eine Zusammenarbeit mit A.W. Faber-Castell ein und wurde zehn Jahre später von diesem übernommen.↩
- Ganz sicher bin ich mir hier nicht; die Poren sprechen für Jelutong, nicht aber die Färbung.↩