November 2012
„The Properly Pointed, Perfectly Portable Pencil“
Lesen und schreiben – zwei Kulturtechniken, mit deren vielfältigen Aspekten ich mich gerne beschäftige. Über die zufällige Entdeckung des Buches „Page Fright. Foibles and Fetishes of Famous Writers“ von Harry Bruce (2009) habe ich mich daher sehr gefreut, und als mir dann das Kapitel mit der herrlich alliterierenden Überschrift „The Properly Pointed, Perfectly Portable Pencil“ auffiel, war meine Freude noch größer, denn dieses befasst sich mit dem Bleistift in der Hand berühmter Schriftsteller. Fünf davon seien hier kurz erwähnt.
Nach einem sehr kurzen Abriss der Geschichte des Bleistifts mit Borrowdale, Conté und Thoreau geht es zunächst zu John Steinbeck. Der amerikanische Autor schrieb täglich bis zu sechs Stunden mit Bleistift, vorzugsweise mit runden, da diese seine Hand weniger strapazierten. Je nach Stimmung und Wetter – die Luftfeuchtigkeit beeinflusst Schreibgerät und Beschreibmaterial – wählte er aus aus verschiedenen Härtegraden, und um keine Zeit zu verlieren, benutzte er eine elektrische Spitzmaschine.
Für Vladimir Nabokov war die Radierbarkeit sehr wichtig, überarbeitete er doch alles, was er schrieb. – Ernest Hemingway betrachtete das mit sieben HB-Bleistiften Geschriebene als ein gutes Tagespensum und das Verfassen des ersten Entwurfs mit Bleistift als Möglichkeit, die Qualität zu verbessern. Er schätzte den Bleistift auch, weil er leicht zu transportieren war, und erlebte oft, dass ihn bereits das Spitzen in Schreibstimmung brachte.
Seine schriftstellerischen Aktivitäten verbergen musste F. Scott Fitzgerald während seiner Zeit in der Army; Notizbuch und Bleistift versteckte er dazu in dem Buch „Small Problems for Infantry“. – Den Umstand, dass der Bleistift auf vielen Materialien schreibt, machte sich Marvis Gallant zunutze und hielt Teile ihrer Arbeit manchmal sogar auf Streichholzbriefchen fest.
Auf die Lektüre der anderen Kapitel bin ich gespannt!
Graphit-Geräte
Bemerkenswerte Skulpturen aus Bleistiften fertigt die US-amerikanische Künstkerin Jessica Drenk. Die „Implements“ genannten Werke aus jeweils 1200 bis 4000 Stiften erinnern an verwittertes Holz und eröffnen einen ganz anderen Blick auf das vertraute Schreibgerät.
Danke an Max für den Hinweis!
SV
Erspäht in einem Schreibwarengeschäft: Das 48 × 220 mm große Etikett eines älteren Kunststoff-Aufstellers für den 9000 von Faber-Castell mit Werbung für das Securalverfahren.
Dieses Verfahren, eingeführt von Faber-Castell in den 1960er Jahren, löste die punktuelle durch eine Verleimung auf der ganzen Stiftlänge ab. Damit wurden der Halt der Mine im Stift und so die Bruchfestigkeit und die Spitzbarkeit verbessert.
Die Darstellung der ramponierten Spitze finde ich köstlich.
Die Härtemuster sind aufgeklebt.
2B or Not 2B
Lustige Idee: Der 2B or Not 2B Pencil. – Man beachte die Angabe des Härtegrads.
Danke an Stefan für den Hinweis!
Flachmann
Bereits seit Anfang September im Sortiment des japanischen Herstellers Tombow ist der nur 5,5 mm dünne Radierer Mono smart.
Wer nun denkt, dieser Radierer wäre lediglich der Mono in anderer Form, liegt falsch, denn der smart ist spürbar fester. Gedacht ist er für das präzise Radieren innerhalb einer Zeile, was aber nur bei Schriftsystemen ohne Unterlängen problemlos möglich ist. Im Deutschen liefen bei schmalen Zeilen zumindest die Unterlängen Gefahr, anradiert zu werden, doch natürlich ist auch hier ein schmaler Radierer nützlich1.
Der 67 mm lange und 17 mm breite smart hat etwas weniger Grip und radiert nicht ganz so leicht wie der Tombow Mono, ist aber ebenso gründlich, papierschonend und krümelarm2.
Durch seine Beschaffenheit und die versteifende Schiebemanschette aus Karton lässt er sich zudem gut handhaben und reißt nicht ein, und so hat Tombow meiner Ansicht nach erneut ein sehr gutes Produkt auf den Markt gebracht.
Der Tombow Mono smart hat die Artikelbezeichnung ET-ST und wird in Japan für umgerechnet etwa 1 Euro angeboten.
- Radierer mit ähnlicher Zielsetzung sind der Kadokeshi und der Mirikeshi von Kokuyo sowie der 44050 viss von METAPHYS.↩
- Interessant zu wissen wäre, ob man die Mischung, die Prozessparameter oder gar beides geändert hat.↩
Resteverwertung
Bei Recherchen zu einem Beitrag fallen immer Informationen an, die zwar interessant sind, dann aber doch nicht in den Beitrag kommen. Manche davon finde ich jedoch zu schön, um sie nicht zu zeigen, so auch einige Patente für Spitzer, auf die ich bei der Recherche zum Gedess-Minenspitzer gestoßen bin; fünf davon aus den USA seien hier unkommentiert zusammengestellt. – Der Klick auf die Patentnummer führt zum kompletten Dokument bei Google Patents.
Modell 51, Teufel
Aus dem Katalog von Möbius+Ruppert des Jahres 1938: Ein Bleistiftspitzer in Form eines Teufels. – Hätte ich übrigens sofort gekauft.