Pentel

Sonderanfertigung (2)

Einer mei­ner Druckbleistift-​Favoriten ist der Pen­tel Graph­Gear 500, den es in zwei Vari­an­ten gibt. Der für den US-​amerikanischen Markt (PG52x1) hat Schäfte in kräf­ti­gen Far­ben, doch der für Japan und Deutsch­land (PG51x) kommt in einem für mich wenig schö­nen Grau und einem ande­ren Drü­cker daher. So hat auch die nur in Japan erhält­li­che 0,4-mm-Version (PG514) die­sen grauen Schaft, der zudem bei allen mir bekann­ten Exem­pla­ren Schlie­ren auf­weist. Gibt es eine Mög­lich­keit, zu einem attrak­ti­ve­ren Pen­tel Graph­Gear 500/0,4 zu kommen?

Sonderanfertigung (2)

Oben: Pen­tel Graph­gear 500/0,5 (PG525), unten: Pen­tel Graph­gear 500/0,4 (PG514)

Ja, die gibt es! isu von the uncom­for­ta­ble chair2, der mir schon bei Pilot S20/0,4mm gehol­fen hat, weiß einen Weg, für den man einen Pen­tel Graph­gear 500/0,4 und einen Pen­tel GRAPHLET 0,4 mm (PG504) braucht.

Sonderanfertigung (2)

Oben: Pen­tel Graph­gear 500/0,4 (PG514), unten: Pen­tel GRAPHLET 0,4 mm (PG504)

Zunächst ent­fernt man die Spitze und das Griff­stück des GRAPHLET…

Sonderanfertigung (2)

… und anschlie­ßend den Ring, der über dem Griff­stück sitzt. Lei­der lässt sich die­ser nur mit Feile und Zange, also nicht zer­stö­rungs­frei lösen, und es besteht die Gefahr, dass man dabei den Schaft unter­halb des Rings ver­kratzt. Das macht jedoch nichts, da die­ser Teil spä­ter vom neuen Griff­stück ver­deckt wird.

Sonderanfertigung (2)

Anschlie­ßend löst man das Vor­der­teil vom Graph­Gear 500 …

Sonderanfertigung (2)

… und schraubt es auf den GRAPHLET. Fer­tig!3 – Der Kor­rekt­heit hal­ber sei erwähnt, dass der Schaft des GRAPHLET weder rich­tig schwarz noch ganz frei von Schlie­ren ist. Bei­des fällt aber nur bei genauem Hin­schauen auf, so dass er mir wesent­lich bes­ser gefällt als der graue des Graph­Gear 500.

Sonderanfertigung (2)

Hier habe ich aller­dings noch eine wei­tere kleine Ände­rung vor­ge­nom­men. Fällt jeman­dem auf, welche?

Danke an isu für seine Hilfe!

Anm.: Der Stoff im Hin­ter­grund ist ein soge­nann­tes Tenu­gui, ein tra­di­tio­nel­les japa­ni­sches Hand­tuch. Es stammt vom Yuru­liku und zeigt eine sti­li­sierte Schreib­tisch­schale mit unter­schied­li­chen Füllungen.

  1. x steht für die Minen­stärke: 3 = 0,3 mm, 5 = 0,5 mm usw.
  2. Auch sein Instagram-​Account lohnt den Besuch.
  3. Den so gebas­tel­ten Druck­blei­stift nenne ich Pen­tel Gear­let 54.

Frankenstift

Vor weni­gen Tagen kam der Tsu­nago der japa­ni­schen Naka­jima Jukyudo Co., der zwar als Spit­zer geführt wird, aber nur dazu gedacht ist, Blei­stift­reste mit­ein­an­der zu ver­bin­den, um sie wei­ter benut­zen zu kön­nen. Hier der erste Ver­such mit stark stra­pa­zier­ten Tei­len des Pen­tel Black Poly­mer 999, STAEDTLER Mars Lumo­graph und STAEDTLER Noris:

Frankenstift

Ich nenne die­ses Unge­tüm „Pendt­ler Fran­ken­stift HB“. – Die Spu­ren am Pen­tel stam­men von der Klemme eines Blei­stift­ver­län­gerers und die am Noris vom obe­ren Teil eines Kugel­schreiberschafts, den mein krea­ti­ver Kol­lege deh als Ver­län­ge­rer benutzt hat (er bekam den Stift dann auch). – Eine aus­führ­li­che Bespre­chung des Tsu­nago folgt.

Nach­trag vom 18.12.15: Bei einem wei­te­ren Ver­such habe ich einen Pen­tel Black Poly­mer 999 B und einen STAEDTLER Noris 120 B kombiniert.

Frankenstift

Die abge­run­de­ten Enden bei­der Stifte habe ich vor­her mit dem Band­schlei­fer ent­fernt. – Die Spit­zen stam­men vom Faber-​Castell Janus 4048 (links) und vom CARL Angel-​5 Pre­mium mit dem Frä­ser des Angel-​5 Stan­dard (rechts).

Spitzenleistung

Bei Espa­ce­net1 bin ich auf das Patent WO2014157731 (A1) („Mecha­ni­cal Pen­cil”) des japa­ni­schen Her­stel­lers Koto­buki & Co., Ltd.2 auf­merk­sam gewor­den. In der Zusam­men­fas­sung heißt es:

The pre­sent inven­tion pro­vi­des a mecha­ni­cal pen­cil that can rotate a lead by an appro­priate rota­tio­nal angle in accordance with the pres­sure applied to said mecha­ni­cal pencil.

Wenn ich das rich­tig ver­stehe, han­delt es sich hier um eine Vari­ante der Tech­nik, die beim Kuru Toga3 von Mitsu­bi­shi zum Ein­satz kommt. Die Mine in die­sem Druck­blei­stift wird nach jedem Papier­kon­takt leicht gedreht, um eine gleich­mä­ßige Abnut­zung zu erzie­len. Wäh­rend jedoch der Dreh­win­kel beim Kuru Toga kon­stant ist, so hängt er bei die­ser Erfin­dung vom Schreib­druck ab, d. h. die Mine wird um so mehr gedreht, je stär­ker der Druck ist4. – Diese Tech­nik ist nur bei sol­chen Schrift­s­y­te­men und Schreib­sti­len nütz­lich, bei denen der Stift oft ange­ho­ben und abge­setzt wird (also z. B. im Japa­ni­schen oder bei Druck­buch­sta­ben); bei der hier übli­chen Schreib­schrift kann er sein Poten­tial nicht voll ausspielen.

Spitzenleistung

Diese Zeich­nung aus dem Patent­do­ku­ment ist hier mehr Deko­ra­tion als Infor­ma­tion, denn bis auf die Zusam­men­fas­sung ist das Doku­ment auf Japa­nisch, so dass mir der genaue Blick auf die Funk­ti­ons­weise lei­der ver­wehrt bleibt.

  1. Eine kleine Ein­füh­rung zur Nut­zung von Espa­ce­net gibt es unter „Blick in die Zukunft“.
  2. Zu Koto­buki siehe „The Mys­te­rious Koto­buki“ bei Dave’s Mecha­ni­cal Pen­cils.
  3. Wenn ich rich­tig infor­miert bin, liegt dem Kuru Toga das Patent JP4240417 (B2) aus dem Jahr 2006 zugrunde. – Koto­buki hat sich bereits 2008 mit dem Patent JP2010120204 (A) eine Tech­nik zur Minen­dre­hung gesi­chert, und Pen­tel war 2010 mit Ähn­li­chem befasst, wie das Patent JP2011173343 (A) belegt.
  4. Ganz spon­tan dachte ich, dass es viel­leicht sinn­voll wäre, das Maß der Dre­hung ein­stel­len zu kön­nen, da sich eine wei­che Mine bei glei­chem Schreib­druck stär­ker abschreibt als eine harte und so auch mehr gedreht wer­den muss.

Pentel orenz

Mit dem orenz1 hat Pen­tel Japan seit Mitte Januar2 wie­der einen 0,2-mm-Druckbleistift im Sortiment.

Pentel orenz

0,2 Mil­li­me­ter? Bricht da nicht die Mine beim gerings­ten Schreib­druck ab? Nein, denn im orenz wird die Mine durch ein Füh­rungs­röhr­chen geschützt, das beim Schrei­ben nach­gibt und in den Stift hin­ein­glei­tet („lead sup­port sys­tem”, wie es auf dem Schaft heißt und durch die Gestal­tung des „o“ im Pro­dukt­na­men sym­bo­lisch dar­ge­stellt wird).

Pentel orenz

Mit einem STAEDTLER Mars Lumo­graph 100

Im Gegen­satz zu ande­ren Druck­blei­stif­ten (und der Dar­stel­lung im obi­gen Bild) darf die Mi­ne des orenz wäh­rend des Gebrauchs nicht aus dem Füh­rungs­röhr­chen her­aus­ra­gen, son­dern muss bün­dig mit ihm abschlie­ßen. Ist die Mine her­un­ter­ge­schrie­ben und das Röhr­chen nahe an oder gar in der Spitze, schiebt ein ein­zi­ger Druck auf das andere Ende des Stifts Mine und Röhr­chen wie­der heraus.

Pentel orenz

Die Illus­tra­tio­nen auf dem Bei­le­ger3 der Blis­ter­ver­pa­ckung ver­deut­li­chen dies auch denen, die – so wie ich – kein Japa­nisch kön­nen (ledig­lich ノック 1回だけ, wört­lich „drü­cken ein­mal nur“, unten rechts, erschließt sich den Sprach­un­kun­di­gen nicht)4. Der Vor­teil der so vor Bruch geschütz­ten Mine wird aller­dings mit dem Nach­teil erkauft, dass das Minenführungs­röhrchen beim Schrei­ben stän­dig auf dem Papier glei­tet. Durch die Ver­run­dung der Röhr­chen­kante ist die Rei­bung jedoch – wie ich finde – ver­tret­bar, erst recht auf glat­tem Beschreib­ma­te­rial und bei leich­tem Anpressdruck.

Pentel orenz

Der 145 mm lange und gut 10 g leichte orenz hat eine etwa 45 lange Griff­zone, deren Durch­mes­ser sich von 8,5 auf 7,5 mm ver­rin­gert. Mir gefällt, dass die Ein­dre­hun­gen in der Griff­zone mit denen in der Spitze kor­re­spon­die­ren und die Spitze mal keine gera­den, son­dern geschwun­gene Kon­tu­ren hat. Der Clip sitzt ver­dreh­si­cher und ist abnehm­bar; einen Här­te­grad­in­di­ka­tor gibt es nicht. Alle Teile sind sau­ber und pass­ge­nau ver­ar­bei­tet. – Zusätz­lich zum Radie­rer unter der Kappe war ein zwei­ter in einem klei­nen Beu­tel mit einem Hin­weis außen an der Ver­pa­ckung ange­bracht. Die­ser hat einen dün­nen Draht zum Reini­gen der metal­le­nen, drei­tei­li­gen Zwinge und des Minen­füh­rungs­röhr­chen; die in Form eines vier­blätt­ri­gen Klee­blatts ver­drehte Stelle soll ver­mut­lich die Hand­ha­bung erleich­tern5.

Pentel orenz

Im Ver­gleich zum 1981 ein­ge­führ­ten und nicht mehr erhält­li­chen Pen­tel PG26 zei­gen sich vor allem beim Minen­füh­rungs­röhr­chen deut­li­che Unter­schiede7. Wäh­rend es beim PG2 4 mm her­aus­schaut und nur 2 mm nach­gibt, also nie ganz ver­schwin­det, so geht das 3 mm lange des orenz voll­stän­dig in die Spitze zurück. Damit kann man mit dem orenz län­ger schrei­ben, ohne erneut drü­cken zu müs­sen; zudem macht es ihn hemdtaschen­freundlich. Beide Röhr­chen haben einen Außen­durch­mes­ser von 6 mm, doch das des orenz hat stär­ker ver­run­dete Kan­ten, die es leich­ter glei­ten lassen.

Pentel orenz

PG2AD und orenz mit ausgefahrenem …

Pentel orenz

… und ein­ge­fah­re­nem Minenführungsröhrchen

Der Pen­tel orenz ist in fünf Schaft­far­ben erhält­lich, hat die Arti­kel­num­mer PP502 und kos­tet in Japan 500 Yen (gut 3,50 Euro).

Pentel orenz

Zusam­men mit dem orenz hat Pen­tel auch pas­sende Minen aus der Reihe Ain STEIN in den Här­te­gra­den HB und B auf den Markt gebracht8. Ein Dös­chen mit zehn 60 mm lan­gen Minen wird in Japan für 200 Yen (etwa 1,40 Euro) angeboten.

Pentel orenz

Der zur­zeit ein­zig­ar­tige Pen­tel orenz ist ein ver­bes­ser­ter Nach­fol­ger des PG2 und eine inter­es­sante Berei­che­rung der Druck­blei­stift­welt. Er bie­tet ein sehr gutes Preis-​Leistungs-​Verhältnis und einen hohen Gebrauchs­wert; ich hoffe, dass die­ser Stift und die dazugehö­rigen Minen auch in das Sor­ti­ment von Pen­tel Deutsch­land auf­ge­nom­men werden.

Vie­len Dank an isu von the uncom­for­ta­ble chair für den Pen­tel orenz und die Minen!

  1. Ich wüsste ja zu gerne, wie man auf die­sen Namen gekom­men ist.
  2. Auch im Pentel-​Blog wurde er vor­ge­stellt.
  3. Wei­tere Erklä­run­gen gibt es beim Pen­tel Cus­to­mer Ser­vice.
  4. In der obers­ten Abbil­dung gibt es ein inter­es­san­tes Detail. Wäh­rend wir und viele andere Teile der west­li­chen Welt den Haken (✓) für „OK“ oder „Ja“ und das Kreuz (✗) für „Nicht OK“ oder „Nein“ ver­wen­den, benutzt man in Japan den Kreis (◯) für „OK“ und nicht nur (wie hier) das Kreuz (✗), son­dern zuwei­len auch den Haken (✓) für „Nicht OK“. Letz­te­rer wäre auf Produk­ten, die expor­tiert wer­den, natür­lich ungüns­tig.
  5. Auch dabei hilft der Pen­tel Cus­to­mer Ser­vice.
  6. Vor­gän­ger war der Pen­tel PS1042 aus dem Jahr 1973. – Die Schrift des Patents „Mecha­ni­cal pen­cil for fine leads“ (1971) zum glei­ten­den Minen­füh­rungs­röhr­chen gibt es bei Espa­ce­net.
  7. Der PG2 hatte außer­dem einen Här­te­grad­in­di­ka­tor und einen abnehm­ba­ren Clip.
  8. Wenn ich rich­tig infor­miert bin, gab es zu Zei­ten des PG2 nur HB-​Minen.

Top Two (1)

Hin und wie­der werde ich gefragt, wel­chen Blei­stift ich bevor­zuge; hier eine kurze Antwort.

Top Two

Es sind zwei, näm­lich der STAEDTLER Mars Lumo­graph B und der Pen­tel Black Poly­mer 999 HB. Der erste bedarf sicher kei­ner Worte, ist er doch schon seit über 80 Jah­ren erhält­lich und welt­weit für seine Qua­li­tät und sein Design bekannt1. Der zweite hin­ge­gen ist ein Exot, denn er hat als ein­zi­ger mir bekann­ter holz­ge­fass­ter Stift statt der keramik- eine poly­mergebundene Mine, wie man sie sonst nur wesent­lich dün­ner für Druck­blei­stifte nutzt. Diese Mine ist äußerst bruch­fest, sehr gut radier­bar und hat eine sau­bere Abgabe2. – Der Black Poly­mer 999 kam im August 1987 auf den japa­ni­schen Markt; lei­der wurde die Pro­duktion im ver­gan­ge­nen Jahr ein­ge­stellt3 (meine kleine Reserve müsste noch eine Weile reichen).

Die Welt der Blei­stifte ist jedoch zu facet­ten­reich, als dass ich mich beim all­täg­li­chen Schrei­ben auf diese bei­den Exem­plare beschrän­ken könnte, und so greife ich manch­mal nicht nur zu wei­te­ren Här­te­gra­den der genann­ten Stifte, son­dern auch zu ande­ren Exem­pla­ren und erfreue mich an der Vielfalt.

Und wel­che Blei­stifte bevor­zu­gen meine Leser?

  1. Am schöns­ten fand ich die Vari­ante mit der wei­ßen Beschrif­tung in Hel­ve­tica, zu sehen u. a. hier.
  2. Übri­gens wer­den diese Poly­mer­mi­nen eben­falls gebrannt, wobei ein Teil des Poly­mers karboni­siert wird und zur Schwär­zung bei­trägt.
  3. Pen­tel hat die­sen Blei­stift von einem OEM fer­ti­gen las­sen; wer das war, weiß ich nicht. – Neben der schwar­zen gab es noch eine tür­kise und eine klar­la­ckierte Vari­ante sowie den 999 alpha, und auch der item 17 von Craft Design Tech­no­logy hatte eine sol­che Mine.
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