Unter dem Titel „Handwerk in Nürnberg – Vom Mittelalter bis zur Neuzeit“ erschien vor wenigen Wochen im Verlag Hans Müller ein reich bebilderter Band zur Geschichte des Nürnberger Handwerks. Darin vertreten ist natürlich auch der Bleistiftmacher, und so musste ich dieses Buch unbedingt haben.
Das 24,5 × 24,5 cm große Buch mit festem Einband und Schutzumschlag hat 192 Seiten mit zahlreichen Fotos und farbigen Abbildungen, darunter viele historische Illustrationen, und beschreibt das Nürnberger Handwerk seit dem 14. Jahrhundert. Nach der Geschichte geht es auf Handwerksverordnungen und Besonderheiten des Nürnberger Handwerks ein und stellt die Ausbildung, das Brauchtum, das kirchliche und politische Leben sowie gesellschaftliche Aspekte ausführlich dar.
Eine herausragende Stellung im Nürnberger Handwerk des 14. bis 16. Jahrhunderts hatten die metall- und textilverarbeitenden Gewerbe, und im 16. Jahrhundert erlangten die Nürnberger Goldschmiede und Zinngießer europäische Spitzenpositionen. Im 18. Jahrhundert war Nürnberg ein Zentrum der Drahtproduktion; auch der Musikinstrumentebau war ein europaweit bedeutender Handwerkszweig.
Schon früh begann man, Erfindungen zu überwachen. Die sogenannten gesperrten Handwerke, zu denen auch die 1731 als geschworenes Handwerk anerkannten Bleistiftmacher gehörten, durften nur von Nürnberger Handwerkern ausgeübt werden; zudem bestanden Wanderverbot und andere Einschränkungen wie z. B. das Verbot, Werkzeuge nach draußen, also aus Nürnberg heraus, zu verkaufen. Die sicherte anfangs Nürnbergs Position, schloss die Handwerker jedoch später von Weiterentwicklungen aus.
Im Kapitel „Handwerk und Industrie“ wird die Entwicklung wichtiger Nürnberger Handwerkszweige beschrieben. Neben den Buchdruckern, Bierbrauern, Lebküchnern und Metzgern gehörten dazu auch die Bleistiftmacher. Letzteren sind 16 Seiten gewidmet, auf denen auf die Geschichte dieses Handwerks im Allgemeinen und die Firmen STAEDTLER und Faber-Castell im besonderen eingegangen wird. Wer bereits einiges über den Bleistift und diese Unternehmen gelesen hat, wird hier nur wenig neues erfahren, doch die Auswahl und die Präsentation der Informationen gefallen mir. Die Frage, warum sich ausgerechnet Nürnberg zum deutschen Zentrum der Bleistiftproduktion entwickelt hat – Ende des 19. Jahrhunderts gab es dort 23 Bleistiftfabriken –, beantwortet das Buch leider nicht.
Als eine große Enttäuschung empfinde ich das Kapitel zum Druckunternehmer Willmy. Während die anderen Firmenportraits sachlich und neutral verfasst sind, besteht dieses aus hohlen Marketing-Phrasen; mein Eindruck, dass man vorhandene Werbetexte weitgehend unverändert übernommen hat, wurde durch einen kurzen Besuch der Firmenwebsite bestätigt. Ich finde das Geschwafel unerträglich und halte es für fehl am Platz. – Das Kapitel „Auf den Spuren des Handwerks in Nürnberg“ macht Lust auf einen Rundgang durch die Stadt.
Michael Diefenbacher, Horst Dieter Beyerstedt, Bianca Bauer-Stadler, Petra Kluger: Handwerk in Nürnberg – Vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Nürnberg: Verlag Hans Müller, 2013. ISBN 978-3-924773-02-1, Preis 24,80 Euro; Bestellung direkt beim Verlag möglich (+ 4,50 Euro Versandkosten).