Spitzer

Neue Kurbelspitzer von CARL

Wenn ich die Abbil­dun­gen in der 10. Aus­gabe des Sta­tio­nery Maga­zine und die Aus­ga­ben des elek­tri­schen Über­set­zers im Inter­net rich­tig ver­stehe1, hat der japa­ni­sche Anbie­ter CARL mit dem Angel-​5 Pre­mium und dem Angel-​5 Royal zwei neue Kur­bel­spit­zer im Sor­ti­ment. Beide basie­ren auf dem Angel-​5, haben aber gum­mi­ge­pols­terte Griff­ba­cken; der Royal bie­tet zusätz­lich eine Spit­zen­ein­stel­lung. Die neuen Modelle wer­den in Japan her­ge­stellt und kos­ten gut 18 Euro (Pre­mium) bzw. knapp 22 Euro (Royal), sind aber zur­zeit wohl nur dort erhältlich.

Neue Kurbelspitzer von CARL

Ob Decade DE-​100, Bungu Ryodo BR-​05, CC-​2000 oder Angel-​5: Mit Kur­bel­spit­zern von CARL habe ich mit einer Aus­nahme2 bis­her nur sehr gute Erfah­run­gen gemacht, und so gehe ich davon aus, dass auch die bei­den neuen Modelle hoch­wer­tig sind. – Links unten drei his­to­ri­sche Spit­zer und rechts unten der elek­tri­sche CES-​100.

Nach­trag vom 14.7.14: Wie ich gerade fest­ge­stellt habe, sind beide Kur­bel­spit­zer schon seit min­des­tens einem Jahr auf dem Markt. Eine Kurz­be­spre­chung des Premium-​Modells gibt es unter „Guest Review By Kevin Of The Carl Angel-​5 “Pre­mium” Model Rotary Shar­pe­ner A5PR“. Beson­ders her­vor­zu­he­ben ist, dass beide Modelle einen ande­ren Frä­ser als der Standard-​Angel-​5 haben und eine etwas kür­zere Spitze produzieren.

  1. Lei­der kann ich kein Japa­nisch.
  2. Beim BR-​05 hat sich der Knopf zum Ver­stel­len der Spitze gelöst; seit­dem hält er nicht mehr rich­tig.

Blei

Heute geht es um das im Blei­stift nicht ent­hal­tene Metall und sein Vor­han­den­sein im Mes­singspitzer. Die­ser Kom­men­tar hat mich moti­viert, mehr in Erfah­rung zu bringen.

Mes­sing ist eine Legie­rung aus Kup­fer und Zink, wobei der Zink­an­teil übli­cher­weise zwi­schen 5 und 45 Pro­zent liegt. Zur Her­stel­lung von Son­der­mes­sing, das spe­zi­elle Eigen­schaf­ten hat, wer­den der Schmelze wei­tere Ele­mente wie z. B. Alu­mi­nium, Nickel oder Zinn hin­zu­ge­fügt. Mes­sing­sor­ten für die spa­nende Bear­bei­tung (soge­nann­tes Automaten- oder Zer­spanungsmessing) haben einen klei­nen Blei­an­teil, da die­ser span­bre­chend wirkt. Das für Mes­sing­spit­zer gern ver­wen­dete Mate­rial CuZn39Pb3 (Ms58)1 ent­hält 57–59% Kup­fer und 2,5–3,5% Blei; der Rest ist Zink (zuläs­sige Bei­men­gun­gen sind u. a. Nickel, Eisen, Zinn und Alu­mi­nium von jeweils 0,5% oder weni­ger). Die EG-​Richtlinien 2002/​95/​EG (RoHS 1) und 2011/​65/​EU (RoHS 2) regeln die Ver­wen­dung gefähr­li­cher Stoffe, dar­un­ter auch Blei. Der ers­ten Richt­li­nie zufolge zuläs­sig ist „Blei als Legie­rungs­ele­ment in Stahl mit einem Blei­an­teil von bis zu 0,35 Gewichts­pro­zent, in Alu­mi­nium mit einem Blei­an­teil von bis zu 0,4 Ge­wichtsprozent und in Kup­fer­le­gie­run­gen mit einem Blei­an­teil von bis zu 4 Gewichtspro­zent.“ Die für Spit­zer genutzte Legie­rung erfüllt also die Anfor­de­rung der EG-​Richtlinien an den maxi­ma­len Bleigehalt.

In den USA müs­sen alle Waren, deren Blei­ge­halt den pro­dukt­spe­zi­fi­schen Grenz­wert über­schreitet, durch einen Auf­kle­ber mit fest­ge­leg­tem Wort­laut gekenn­zeich­net wer­den: „WARNING: This pro­duct con­ta­ins lead, known to CA to cause birth defects and other repro­duc­tive harm. Wash hands fre­quently.“ Die­ser Hin­weis, der bei Mes­sing ab 0,25% Blei ange­bracht wer­den muss, geht auf die Cali­for­nia Pro­po­si­tion 65 (genauer: „The Safe Drin­king Water and Toxic Enforce­ment Act of 1986“) zurück, die aller­dings kon­tro­vers dis­kutiert wird. Her­stel­ler außer­halb der USA kön­nen so dazu ver­pflich­tet wer­den, ihre Pro­dukte für den US-​amerikanischen Markt mit die­sem Warn­hin­weis zu ver­se­hen. In Europa geht man jedoch davon aus, dass der geringe Blei­ge­halt des hier genutz­ten Mes­sings keine Gesund­heitsschäden hervorruft.

Anm.: Die­ses bunte Sam­mel­su­rium hat heute sein Siebenjähriges.

  1. CW614N, ehem. 2.0401.

Kurz notiert

Bereits vor eini­ger Zeit wurde das Gebrauchs­mus­ter DE202012009430U1 für einen Loch­verschluss offen­ge­legt. Für mich inter­es­san­ter als die­ser ist jedoch das in der Schrift ge­zeigte Bei­spiel für seine Verwendung:

Kurz notiert

Als Inha­ber des Gebrauchs­mus­ters wird Dr. Fritz Lütt­gens in Erlan­gen genannt; ich nehme an, dass es sich bei ihm um den Geschäfts­füh­rer von KUM han­delt. – Ein Vierfach-​Behälter­spitzer, idea­ler­weise mit Lang- und Kurz­konus für Stifte von 8 bis 11 mm Durch­mes­ser? Das wäre etwas!

Rätselhaftes Zeichen

An einem tech­ni­schen Gerät eines gro­ßen Her­stel­lers gibt es die­ses Zeichen:

Rätselhaftes Zeichen

Was kenn­zeichnet es? Wer als ers­ter einen Kom­men­tar mit der rich­ti­gen Lösung und einer funk­tio­nie­ren­den E-​Mail-​Adresse hin­ter­lässt, bekommt den hervor­ragenden Blei­stift­spit­zer Möbius+Ruppert 604, bekannt als „Gra­nate“, inklu­sive welt­wei­tem Versand.

Bleistiftspitzer Möbius+Ruppert 604

Am mor­gi­gen Frei­tag (28.3.) um 8 Uhr löse ich das Rät­sel auf.

Spitzer spitzen (7½)

KUM, der Her­stel­ler u. a. des 400-​5L, ent­wi­ckelt einen neuen Langkonus-​Spitzer. Hier die Spitze im Ver­gleich (oben: Neu­ent­wick­lung, unten: Auto­ma­tic Long Point):

Spitzer spitzen (7½)

Deut­lich zu erken­nen ist die noch län­gere Spitze beim neuen Modell. Wäh­rend der Auto­matic und der 400-​5L einen Win­kel von 19° schnei­den, ent­nehme ich die­sem Foto einen Win­kel von knapp unter 17° – ein beein­dru­cken­der Wert! Auf die Markt­ein­füh­rung, deren Ter­min ich nicht kenne, sowie die Span­di­cke und die Qua­li­tät des neuen Spit­zers bin ich gespannt.

Danke an KUM für das Foto!

Anm.: Das für einen solch klei­nen Win­kel not­wen­dige Mes­ser muss eine län­gere Schneid­kante haben und erfor­dert dadurch einen höhe­ren Kraft­auf­wand. Viel­leicht inter­es­sant in die­sem Zusam­men­hang ist das im Juni 2010 von KUM Irland ange­mel­dete Patent „Spit­zer mit kon­tur­ge­schlif­fe­nem Schäl­mes­ser“ (DE102010031916), das ein Schäl­mes­ser mit „Wel­len-, Zacken- und/​oder Säge­schliff“ beschreibt. Laut Patent­schrift redu­ziert sich durch den Kon­tur­schliff der Kraft­auf­wand zum Anspit­zen des Stifts; zudem ver­rin­gert sich die Gefahr, dass das Mantel- oder Minen­ma­te­rial beim Spitz­vor­gang splittert.

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Spitzer spitzen (7)

Der Langkonus-​Spitzer KUM 400-​5L war sehr früh mein Favo­rit, bis mir sein dicker Span auf­gefallen ist und ich von ihm abge­kom­men bin (Ver­su­che, den Span durch eine Modi­fi­ka­tion dün­ner zu machen, schlu­gen lei­der fehl). Im Novem­ber jedoch hat der Schreib­zeug­kri­ti­ker dem 400-​5L eine gerin­gere Span­di­cke beschei­nigt und mich neu­gie­rig gemacht. Seit kur­zem habe ich nun zwei Mus­ter des aktu­el­len KUM 400-5L.

Spitzer spitzen (7)

Die Ober­flä­che die­ser Exem­plare ist sei­den­glän­zend; ich ver­mute, sie wurde sand- oder glas­per­len­ge­strahlt (ein Fach­mann sagte mir, dass dies auch die für das Magne­sium typi­sche Fle­cken­bil­dung beim Abbei­zen ver­hin­dert). Zudem sind die Ecken und Kan­ten leicht ab­gerundet, was die Hand­ha­bung ange­neh­mer macht. Dadurch wird der jet­zige 400-​5L in mei­nen Augen deut­lich attraktiver.

Spitzer spitzen (7)

Und der Span? Ja, der ist tat­säch­lich dün­ner. Bei einem schnel­len Test kam ich auf mitt­lere Span­di­cken von 0,21 mm (STAEDTLER Noris 120, Jel­utong) und 0,24 mm (STAEDTLER Noris 120, Kolorado-​Tanne), und das sind sehr ordent­li­che Werte. Kurios ist aller­dings, dass ich mit mei­nen – zuge­ge­be­ner­ma­ßen beschränk­ten – Mit­teln keine kon­struk­ti­ven Ände­run­gen fest­stel­len konnte, auch nicht im direk­ten Ver­gleich mit einem älte­ren 400-​5L; was den Span dün­ner macht, kann ich daher nicht sagen. Ich werde aber dran­blei­ben, und so­bald ich mehr weiß, folgt ein Nachtrag.

Vie­len Dank an KUM für die bei­den Muster!

Anm.: Das Mes­ser des 400-​5L hat die Rockwell-​Härte 62.

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Spurensuche

Nach wie vor unbe­kannt ist mir der Ursprung des unter dem Namen „Gra­nate“ bekann­ten Hand­spit­zers, und so greife ich zu allem, was Auf­schluss geben könnte. Zwei Funde der jüngs­ten Zeit lie­fern inter­es­sante Details.

Spurensuche

Im Bild die aktu­elle „Gra­nate“ von Möbius+Ruppert

Das „Hand­buch für Papier und Büro­be­darf“ von Dipl.-Hdl. Franz Karl Reckert, einem gut 600-​seitigen Fach­buch für den Bürobedarfs- und Papier­wa­ren­han­del aus dem Max Schwabe Ver­lag, erschie­nen im Jahre 19491, nennt und zeigt die „Gra­nate“ in der Rubrik „Blei­stift­an­spit­zer“.

Spurensuche

Das hier abge­bil­dete Modell ähnelt sehr der „Gra­nate 5“ von Möl­ler & Breitscheid

Bemer­kens­wert ist der Hin­weis dar­auf, dass die­ser Spit­zer vor etwa 60 Jah­ren, also um 1889 in den Han­del gekom­men sein soll.

Die „Kleine Anspitzer-​Fibel“ von Leon­hard Ding­werth nennt als Erfin­der der „Gra­nate“ den Fran­zo­sen de Thierry; das Patent soll er am 14. April 1847 erhal­ten haben. Die Fibel ent­hält zwei Anzei­gen von 1900 und 1925, die mit dem Namen „Gra­nate“ wer­ben, doch die­ser wurde erst 1939 als Waren­zei­chen für Möl­ler & Breit­scheid ein­ge­tra­gen. War er schon frü­her üblich, aber nicht als Marke regis­triert? Wei­ter heißt es dort, die „Gra­nate“ wäre ab ca. 1847 von Möl­ler & Breit­scheid her­ge­stellt wor­den, was jedoch im Wider­spruch zum „Hand­buch für Papier und Büro­be­darf“ steht. Hinzu kommt, dass Möl­ler & Breit­scheid keine eigene Pro­duk­tion hatte, son­dern nur eine Ver­triebs­firma war.

Mir neue Infor­ma­tio­nen lie­ferte der Arti­kel „Con­stant de Thierry des Estivaux, Mar­quis de Fale­tans – Inven­tor of the Pen­cil Shar­pe­ner“ von Rupert Will­oughby, ver­öf­fent­licht im Juli 2011.

Spurensuche

Con­stant de Thierry des Estivaux (Quelle: Rupert Will­oughby)

Con­stant de Thierry des Estivaux2, gebo­ren 1797 in Paris, erhielt 1839 sein ers­tes Patent. Nach einer wei­te­ren Erfin­dung im Jahr 18463 folgte 1847 das dritte Patent, dies­mal für einen rohr­för­mi­gen Blei­stift­spit­zer mit kegel­för­mi­ger Boh­rung und einem Mes­ser4. Wie die­ser aus­sah, müss­ten die Patent­un­ter­la­gen zei­gen5, doch wer hat die­sen Spit­zer wann und wo erst­mals gefer­tigt? Wie kam das Design6 dann zu Möbius+Ruppert und dem Her­stel­ler, der Möl­ler & Breit­scheid belie­fert hat? Hat viel­leicht Möbius+Ruppert für Möl­ler & Breit­scheid produziert?

Es gibt noch einige Spu­ren zu verfolgen!

Nach­trag vom 23.3.15: Die „Gra­nate“ stammt nicht von Con­stant de Thierry des Estivaux; Details zu sei­ner Erfin­dung gibt es hier.

  1. Vor­läu­fer waren das Hand­buch für den Bürobedarfs- und Papier­wa­ren­han­del von Dr. Her­mann Wildt, Arthur Gut­hke und Dipl.-Hdl. Franz Karl Reckert, erschie­nen 1939 im Max Schwabe Ver­lag (Ber­lin), sowie das Hand­buch des Papier- und Schreib­wa­ren­han­dels, her­aus­ge­ge­ben vom Reichs­bund Deut­scher Papier- und Schreib­wa­ren­händ­ler e.V. und erschie­nen 1928 im Ver­lag Der Papier­händ­ler GmbH (Würz­burg). – Diese drei Bücher unter­schei­den sich deut­lich. Das erste hat im Gegen­satz zum zwei­ten und drit­ten keine Abbil­dun­gen, und nur das dritte zeigt die „Gra­nate“; zudem wurde es über Anzei­gen mit­fi­nan­ziert (z. B. mit die­ser für die Argument-​Füllhalterfabrik).
  2. Der Name Thierry des Estivaux wird auch im Buch „Pot­lo­den & Pun­ten­sli­j­pers“ von Paul Dirks und Toon Kes­sels erwähnt. – Als Erfin­der des ers­ten Blei­stift­spit­zers, der unse­rem heu­ti­gen jedoch gar nicht ähn­lich sieht, wird oft der Fran­zose Ber­nard Las­si­monne (auch Las­si­mone) genannt; sein Patent mit der Num­mer 2444 soll aus dem Jahr 1828 stam­men (siehe dazu diese Quelle).
  3. Seine ers­ten bei­den Erfin­dun­gen hat­ten nichts mit Blei­stif­ten und Spit­zern zu tun.
  4. Laut dem Stadt­le­xi­kon des Stadt­ar­chivs Erlan­gen hat Theo­dor Paul Möbius (1868–1953) im Jahr 1908 den kegel­för­mig gebohr­ten Blei­stift­spit­zer erfun­den und noch im sel­ben Jahr mit der indus­tri­el­len Fer­ti­gung begon­nen. Ging es bei sei­ner Erfin­dung viel­leicht eher um die Pro­duk­ti­ons­tech­nik? Auch hier lohnt sicher ein genauer Blick. – Das Unter­neh­men Möbius+Ruppert wurde 1922 von Alfred Möbius, einem Bru­der von Theo­dor Paul Möbius, und Hein­rich Rup­pert gegrün­det; Theo­dor Paul Möbius‘ Betrieb ging nach finan­zi­el­len Schwie­rig­kei­ten 1983 in die Auf­fang­ge­sell­schaft DUX GmbH über.
  5. Diese auf­zu­trei­ben dürfte eine inter­es­sante Her­aus­for­de­rung sein.
  6. Man beachte die Unter­schiede der alten Modelle – die gerän­delte Schraube der älte­ren Vari­ante wurde spä­ter durch eine geschlitzte ersetzt, und auch das Mes­ser bekam eine andere Form.
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