Februar 2009
Kurz und knusprig
Rüsselsheim, die Heimat des zur Zeit arg gebeutelten Automobilherstellers Opel, hält noch weit mehr bereit als zuverlässige Technik und freundliche Supermärkte. Manches davon hingegen offenbart sich erst bei näherem Blick.
Dieser potthässliche unscheinbare Parkscheinautomat in der Stadtmitte zum Beispiel bietet eine kleine Sensation, und zwar die „Brötchentaste“. Doch was um alles in der Welt ist eine „Brötchentaste“?
Hier wird (wohl unbeabsichtigt) suggeriert, Brötchen- und gelbe seien zwei unterschiedliche Tasten.
Ein Schild klärt auf: Beim Druck erst auf diese und anschließend die „Anforderungstaste“ (deren Bezeichnung zweifellos einen eigenen Beitrag wert wäre) spendiert der Automat hungrigen und anderen Kurzparkern einen kostenlosen, 30 Minuten lang gültigen und mit „Gratis“ gekennzeichneten Parkschein. Allerdings gibt es weit um diese Maschine herum keinen Bäcker, und wer daraus schließt, sie würde auf Knopfdruck zudem ein Brötchen auftischen, liegt leider völlig falsch.
Der Kohlenhydrateknopf scheint sich großer Beliebtheit zu erfreuen und ist wohl daher bereits ziemlich angeknabbert.
STAEDTLER MARS Drafting Dots
Kräftig punkten in Sachen Zeichenzubehör können bei mir die beiden nordamerikanischen Niederlassungen von STAEDTLER mit ihren „MARS Drafting Dots“: Diese kreisrunden, attraktiven Klebepunkte halten, was sie versprechen, nämlich Entwürfe, Zeichnungen und anderes fest am Platz.
Die in den USA hergestellten und etwa 0,12 mm dünnen Positionierpunkte mit einem Durchmesser von 22,5 mm tragen den STAEDTLER-Schriftzug sowie das inzwischen seit über einem Jahrhundert genutzte und mehrfach umgestaltete Logo des Unternehmens, den stilisierten Kopf des römischen Gottes Mars1, und zieren damit jeden Schreibtisch.
Die Gebrauchseigenschaften sind hervorragend, denn im Gegensatz zu herkömmlichem Klebeband lassen sich die Punktkleber ohne Beschädigung des Beschreibmaterials ablösen und sogar einige Male wiederverwenden – meine Tests mit Standard-Druckerpapier, Zeichentransparent, Aquarellpapier und farbigem Karton verliefen sehr zufriedenstellend. Zudem ist dank der praktischen und dreisprachig im Font Eras beschrifteten Papp-Box, die 500 Stück enthält, die Handhabung denkbar einfach.
Vorne: Mars Lumograph B und graphite 925 25 05
Die sehr nützlichen Papierpunkte haben die Artikelnummer 999172D, kosten umgerechnet etwa 7,20 Euro (entspricht gut 36 Euro/m²) und sind nicht nur für STAEDTLER-Fans ein lohnender Kauf.
Vielen Dank an Stephen von pencil talk für seine Hilfe bei der Beschaffung der „Drafting Dots“!
- 1908 erschien der erste Kopf mit Helm. 1912 folgte ein römischer Kriegerkopf und 1925 ein weiterer, der fast wie eine Kombination aus den ersten beiden wirkte. Dieser erfuhr 1952 die erste, 1957 die zweite und 1963 die dritte Überarbeitung; letztere Variante wurde dann auch aktiv als Markenzeichen beworben. 1973 und 2001 gab es erneute Bearbeitungen.↵
Sirius Bleistift Nr. 2
Ein ungewöhnliches und sehr interessantes Geschenk meiner besseren Hälfte: Ein Dutzend des Sirius Bleistift Nr. 2, hergestellt von der VEB Leipziger Pianofortefabrik Abt. Bleistifte in Böhlitz-Ehrenberg bei Leipzig.
Die VEB Leipziger Pianofortefabrik in Böhlitz-Ehrenberg1 entstand 1945 aus der Enteignung der 1910/11 gegründeten Ludwig Hupfeld AG. Wie das Staatsarchiv Leipzig informiert, wurde die Pianofortefabrik 1967 mit drei weiteren Betrieben in der VEB Deutsche Piano-Union Leipzig zusammengeführt; 1985 kamen weitere 18 Betriebe hinzu2. Nun gab es diese volkseigenen Betriebe aber erst ab 1949, dem Jahr der DDR-Gründung, und auch danach waren manche Firmen zunächst Genossenschaften; die Bleistifte dürften also 42 bis 60 Jahre alt sein. Die Banderole macht dazu leider keine Angaben; auf der Rückseite findet sich lediglich die noch nicht mal einen Millimeter hohe Kennzeichnung „III/18/194“.
Die vier oder gar mehr Jahrzehnte haben ein paar Spuren an den Bleistiften hinterlassen: Die Radierer sind hart und unbenutzbar geworden, der goldfarbene Prägedruck hat sich teilweise abgelöst und der rote Lack zeigt einige Risse. Keines der Exemplare ist jedoch verworfen, und gemessen am Alter sind die Stifte insgesamt gut erhalten.
Die sechseckigen Stifte mit dem Durchmesser von 7,5 mm und 2,3 mm dicker Mine tragen die Kennzeichnung „|| [PF-Logo] || Sirius BLEISTIFT NR. 2 * 614“. Sie zeigen recht hohe Fertigungstoleranzen sowohl in der Länge als auch bei der Anbringung von Zwinge und Radierer. Kürzester und längster Bleistift in diesem Dutzend unterscheiden in der Länge um 2 mm und die Position der Zwinge variiert um 3 mm; auch sitzt die Mine nicht immer ganz zentrisch.
Sirius Bleistift Nr. 2 gespitzt mit der „Granate“ von Möbius+Ruppert (oben) und dem Tischspitzer Carl Decade DE-100 (unten)
Auch Holz und Mine sind gut durch die Jahre gekommen, denn ersteres lässt sich gut spitzen und letztere schreibt sauber ohne zu kratzen. Die Radierbarkeit (getestet mit dem uni Mark Sheet Eraser und dem Tombow Mono One) ist sehr gut.
Das kleine Logo, ein Flügel mit aufgeklapptem Deckel, ziert die Banderole sowie (in vereinfachter Form) die Bleistifte und gefällt mir – ebenso wie der „Sirius“-Schriftzug – außerordentlich gut.
Ich weiß nicht, wie dieser Bleistift in das Lieferprogramm eines Klavierherstellers gelangte. Wurde der „Sirius“ aus den Resten des Holzes gefertigt, das für die Instrumente zum Einsatz kam, oder zählte er als Zubehör, z. B. für Anmerkungen an den Noten? Erst habe ich vermutet, dass sein Ursprung in der sogenannten Konsumgüterproduktion der ehemaligen DDR liegt, als in der Planwirtschaft auch produktfremde Firmen zur zusätzlichen Produktion von Konsumgütern aufgefordert wurden, aber diese begann ja erst Anfang der 70er Jahre. Und: Welche Informationen sind in der Kennzeichnung „III/18/194“ auf der Banderole codiert?
Nachtrag vom 18.3.09: Auf Georg Büttners Bleistiftseiten heißt es zur TURM-Bleistiftfabrik in Böhlitz-Ehrenberg: „In der Leipziger Pianoforte Fabrik (LPF) von Ludwig Hupfeld wurden nach 1945 neben Möbeln und Sportgeräten auch Bleistifte hergestellt. Wie lange dort produziert wurde ist nicht bekannt.“ Zu sehen sind auch zwei Bleistiftschachteln von etwa 1950.
Nachtrag vom 1.6.09: Unter „Spurensuche“ gibt es ein paar Details zu der Vorgeschichte dieses Bleistifts und der Bleistiftproduktion in Böhlitz-Ehrenberg.
- Seit 1999 Stadtteil von Leipzig.↵
- Laut Wikipedia übernahm die Carl A. Pfeiffer GmbH & Co. KG, Leonberg, nach der Wende das Unternehmen und verkauft seitdem die in Leipzig gefertigten Klaviere und Flügel unter den Markennamen Hupfeld und Rönisch. Letzterer knüpft an die im Jahr 1948 gegründete Klavierfabrik des Dresdeners Carl Rönisch an, die 1918 in der Ludwig Hupfeld AG aufging.↵
Tolle Technik-Tage
Der nur wenige Zentimeter große Aderendhülsenmann, eine bemerkenswerte Schöpfung meines äußerst kreativen Kollegen D., fühlt sich auf dem Haftnotizklotz offenbar sehr wohl.
Basteln mit dem Lexikaliker (5)
Die folgende Idee stammt aus einem japanischen, hervorragend bebilderten Buch, das die Mäppchen und ihren Inhalt von 59 Personen detailliert zeigt. Gerne hätte ich dieses Buch hier vorgestellt, doch leider blieb meine Anfrage für eine Genehmigung zur Veröffentlichung von Ausschnitten unbeantwortet.
Warum Radierer und USB-Stick getrennt mit sich führen, wenn man beides platzsparend kombinieren kann? Wie hier üblich, sind dazu weder spezielles Werkzeug noch besondere Fachkenntnisse notwendig. Wir brauchen:
(Bilder zum Vergrößern anklicken)
- Einen USB-Stick, genauer: das Innere eines solchen mit Stecker.
- Einen Radiergummi, der größer ist als die Elektronik des USB-Sticks (ich nehme den sehr guten Pilot Foam Eraser EE-F10).
- Ein spitzes, scharfes Messer mit möglichst schmaler Klinge (hier: das kleine, praktische Victorinox Classic SD).
Zum Zusammenbau verfahren wir wie folgt:
- Radierer aus der Papphülle nehmen.
- Hülle des USB-Sticks entfernen (falls nicht bereits geschehen).
- Abmessungen der USB-Elektronik so auf den Radierer übertragen, dass der Stecker noch herausschaut, aber die restliche Elektronik stramm sitzt und bündig abschließt.
- Aussparung in den Radierer schneiden.
- USB-Elektronik in die Aussparung einsetzen.
- Papphülle ggf. kürzen und wieder auf den Radierer schieben.
Fertig!
Natürlich kommt man mit kleiner werdendem Radierer irgendwann an den Punkt, ab dem sich diese Kombination nur noch eingeschränkt nutzen lässt, doch dann ist es ein Leichtes, den USB-Stick in einem neuen Radierer unterzubringen. Ein Verkleben des Radierers mit der Elektronik ist daher nicht ratsam und auch unnötig, denn der Kraftschluss beim Greifen hält beides sicher zusammen.
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Handschriftbleistift
(Bilder zum Vergrößern anklicken)
Obwohl Aufdrucke wie „Stift“, „Pencil“ oder ähnlich auf einem Bleistift ja eigentlich nicht nötig sind, trifft man derartige Kennzeichnungen recht häufig an. Bei einem Produkt von STAEDTLER UK ging die Redundanz noch weiter, und so kam es zu der Beschriftung des „Handwriting Pencil“ aus der bekannten „Noris“-Reihe.
Hier deutlich sichtbar sind die Jahresringe des Holzes. Der Abstand dieser zeige, so sagte mir ein Fachmann, dass das Holz in gemäßigten, aber nicht tropischen Breiten gewachsen sei und sehr nach kalifornischer Zeder aussähe.
Die Faltschachtel informiert ausführlich über diesen 9,5 mm dicken Stift mit 2-mm-Mine: „Large Diameter Pencils“ von „STAEDTLER, Britain’s Largest Pencil Manufacturer“ sowie „12 Noris Handwriting Pencil 128 NHP“, „Made in Great Britain by STAEDTLER (UK) Limited Pontyclun, Mid Glam. CFY 8YJ“ (Anm.: „Glam.“ steht für Glamorgan; dieses Werk in Süd-Wales wurde Ende 2008 geschlossen). Das Fehlen einer Artikelnummer o. ä. auf dem Bleistift überrascht jedoch.
Ein Strichcode ist nicht vorhanden, was vermuten lässt, dass der „Handwriting Pencil“ bereits vor einiger Zeit hergestellt wurde. – STAEDTLER UK führt ihn nicht mehr auf.
Das geradlinige, fast schon generische und heute etwas altmodisch wirkende Design dieses Bleistifts spricht mich sehr an, ebenso der Umstand, dass hier etwas mehr getan wurde als unbedingt nötig.
Vielen Dank an Stephen von pencil talk für den „Noris Handwriting Pencil“!
Nützliche Begleiter (1)
Kleine Werkzeuge sind einfach klasse. Sie passen in jede Tasche (nicht selten sogar an den Schlüsselbund), können fast immer dabei sein und oft unschätzbare Dienste leisten. Eine besonders empfehlenswerte Vertreterin dieser hilfreichen Gattung ist die Klappschere von Fiskars aus der „Classic“-Reihe.
(Bilder zum Vergrößern anklicken)
Die 16 g leichte und in geschlossenem Zustand gerade mal 63 × 30 × 9 mm kleine Schere hat die für Fiskars typischen orangefarbenen Kunststoffgriffe und ist sehr gut verarbeitet. Außer „FISKARS FINLAND“ auf einem Griff gibt es keine weiteren Kennzeichnungen.
Geöffnet bietet die 112 × 67 × 9 mm große Schere eine effektiv nutzbare Klingenlänge von 4 cm (die Angabe „10 cm“ auf der Verpackung ist etwas missverständlich). Die 1,2 mm starken und mit einer Kunststoffniete verbundenen Klingen sind leicht nach innen gewölbt, wodurch sie sich immer nur in einem Punkt berühren und somit sehr wirksam arbeiten. So kann man auch dünne Haushaltsfolie, die sich bei weniger hochwertigen Scheren ungünstig zwischen die Klingen legt, zuverlässig schneiden. – Es empfiehlt sich, vor dem ersten Gebrauch der Schere einen Tropfen Öl auf das Gelenk zu geben und dies auch ab und an zu wiederholen.
Die Grifflöcher mit einem Innendurchmesser von 22 mm sind dort, wo die Finger anliegen, ergonomisch gerundet, wobei jedoch nur Rechtshänder davon profitieren (auch wenn die Schere dank der Spannung der Klingen zueinander ebenso für Linkshänder geeignet ist). Neben der 4,5 mm großen Öse bieten die durchdachten Griffe einen guten Schutz der unterschiedlich geformten Klingenspitzen bei geschlossener Schere.
Nicht unerwähnt bleiben darf die Verpackung, denn im Gegensatz zu vielen anderen lässt sich diese Blisterpackung ohne rohe Gewalt öffnen: Lediglich zwei Noppen sorgen für den Formschluss zwischen Karton und eingeschobenem Kunststoff-Oberteil und erlauben damit zudem eine saubere Trennung bei der Entsorgung.
Die Haltbarkeit der Verbindungen und des Gelenks sowie die Qualität des Stahls wird die Zeit zeigen – mein Exemplar hat sich bis jetzt allerdings sehr gut gemacht.
Die von Fiskars in der Kategorie „Haushalt“ geführte Klappschere hat die Artikelnummer 859512 und kostet knapp 6 Euro.
Nachtrag vom 13.2.09: Während zahlreiche andere platzsparenden Scheren nach dem gleichen (Falt-)Prinzip wie die von Fiskars arbeiten, werden zum Schließen der „Coghlan’s Folding Scissors“ die Griffe verschoben und verdecken dann sowohl die Spitzen der gespreizten Klingen als auch das Gelenk.