2012

Atoma

„Lösung sucht Pro­blem“ war mein ers­ter Gedanke, als ich vor eini­gen Jah­ren zum ers­ten Mal vom Atoma-Konzept erfuhr. Mit Spi­ral­blö­cken, Ring- und Notiz­bü­chern sah ich alle An­wendungsfälle abge­deckt und jeden Wunsch erfüllt. Seit knapp zwei Wochen jedoch be­nutze ich das Atoma-Notizbuch täg­lich und möchte es nicht mehr mis­sen. Was hat mich umgestimmt?

Atoma

Im Zen­trum des von der Pape­te­rie Geor­ges Mot­tat in Bel­gien erdach­ten und 1948 paten­tier­ten Sys­tems ste­hen eine Scheibe mit ver­dick­tem Rand und eine etwa T-för­mige Lochung. Scheibe und Lochung hal­ten form­schlüs­sig inein­an­der, kön­nen aber auf­grund der Bieg­sam­keit des Papiers von­ei­ner­an­der gelöst und wie­der ver­bun­den sowie dank des Spiels gegen­ein­an­der bewegt werden.

Atoma

Diese Bin­dung hat meh­rere Vor­teile: Das Notiz­buch bleibt auf­ge­schla­gen flach lie­gen und lässt sich nicht nur leicht umblät­tern, son­dern auch kom­plett umschla­gen. Die Sei­ten las­sen sich umhef­ten, so dass man den Inhalt umor­ga­ni­sie­ren und auch unter­schied­li­che Lineatu­ren benut­zen kann. Zudem ist es kom­pakt und (in der gezeig­ten Aus­füh­rung) preiswert.

Atoma

Als ich auf Blei­stift einen Ver­gleich zwi­schen dem Atoma und dem Stap­les Arc gele­sen und dabei von einer güns­ti­gen Bezugs­quelle erfah­ren habe, musste ich zuschla­gen und mir ein paar Atoma-Notizbücher bestellen.

Atoma

Die von der Inter­na­tio­nal School of Brues­sels ange­bo­tene Aus­wahl des Atoma-Sortiments umfasst die A5-Variante in fünf Far­ben sowie pas­sende Ein­la­gen. Wie in der Unterneh­mens­geschichte zu lesen, war genau die­ses Notiz­buch mit dem wol­ki­gen „Lyon“-Cover aus Kar­ton das erste, das damals auf den Markt kam. Man bekommt also bei der IBS einen Klas­si­ker, der oben­drein mit 2,50 Euro pro Exem­plar1 sehr güns­tig ist (Ver­sand­kos­ten fal­len übri­gens nicht an).

Atoma

Das in Bel­gien her­ge­stellte Notiz­buch hat 74 Blatt mit einem Gewicht von 90 g/m², Kunst­stoff-Scheiben in der Farbe des Karton-Einbands2 und abge­run­dete Ecken. Der Ein­band ist zurück­hal­tend und geschmack­voll bedruckt; die blau linier­ten Ein­la­gen (Zei­len­höhe 8 mm) haben eine 30 mm breite Rand­spalte. Mate­rial und Ver­ar­bei­tung sind ohne Män­gel. – Das Papier ist nicht ganz so glatt und hält dem Radie­rer gut stand, was mir als Blei­stift­nut­zer sehr gut gefällt.

Atoma

Die Nach­teile möchte ich jedoch nicht ver­schwei­gen. Bis jetzt habe ich außer Manu­fac­tum, deren Edel-Varianten mir zu teuer sind, keine Bezugs­quelle für Atoma-Produkte in Deutsch­land gefun­den. Hinzu kommt der mit über 100 Euro sehr hohe Preis für den Locher, der die Anfer­ti­gung selbst­ge­stal­te­ter Ein­la­gen teuer macht. Auch für den Ein­satz z. B. als Kata­log eig­net sich das Sys­tem nur bedingt, denn dazu ist die Bin­dung nicht aus­rei­chend dauerhaft.

Atoma

Das Atoma-Patent ist 1998, also nach 50 Jah­ren, aus­ge­lau­fen, und so gibt es mit Aurora ADOC, Clai­re­fon­taine Clai­ring, ELBA vario-zipp, Leven­ger Circa, Rol­la­bind und Stap­les Arc einige Alter­na­ti­ven. Ich bleibe aber lie­ber beim Ori­gi­nal, erst recht dann, wenn es so schlicht und güns­tig ist.

Atoma

Mein Fazit: Das Atoma-Notiz­buch ist eine feine Sache!

Nach­trag vom 15.10.12: Wie ich gerade von Atoma erfah­ren habe, kann man auch di­rekt dort bestellen.

Nach­trag vom 16.12.12: Ein wei­te­rer Anbie­ter die­ses Sys­tems ist Myn­do­logy in den USA.

  1. Die Ein­la­gen kos­ten 2 Euro pro 60 Blatt.
  2. Eine Aus­nahme ist das gelbe, das schwarze Schei­ben hat.

Backware

Ges­tern abend an der Theke der „Glo­cken Bäcke­rei“1 in der ört­li­chen REWE-Filiale: Eine Feh­ler­mel­dung des Betriebs­sys­tems Micro­soft Win­dows auf der dem Kun­den zuge­wand­ten und meist Reklame wie­der­ge­ben­den Anzeige.

BackShop.exe hat einen Feh­ler fest­ge­stellt und muss been­det werden.

Ich fand den Namen „Bäcker­brot“ für das gerade ent­stan­dene Back­werk plötz­lich gar nicht mehr so schlimm und habe mich mit der Ver­käu­fe­rin gefreut, dass sich die Kas­sen­schub­lade noch von Hand öff­nen ließ. – Neben­bei: Warum man den been­det, der den Feh­ler festge­stellt, und nicht den, der ihn ver­ur­sacht hat, ist sicher auch noch einen Gedan­ken wert.

  1. Ja, ohne Bin­de­strich.

Markenware

Der holz­ge­fasste Blei­stift hat den Nach­teil, beim Gebrauch kür­zer zu wer­den und ab einer gewis­sen Länge nur noch mit einem Ver­län­ge­rer kom­for­ta­bel nutz­bar zu sein. Die­sem Übel­stand begeg­nete man schon früh mit Minen­hal­tern, deren nach­füll­bare Minen mit Schiebe- und Dreh­me­cha­nis­men trans­por­tiert wur­den1. Eine Neue­rung bot der von dem Maschinen­bauingenieur Carl Schmid im Jahr 1929 erdachte Minen­hal­ter2, an des­sen Spitze ein Spann­futter sitzt3. Die­ses wird durch Feder­kraft geschlos­sen und greift die Mine; der Druck auf den Knopf am Stif­tende öff­net es, so dass die Mine in Schreib­po­si­tion rut­schen kann. Das wenige Jahre zuvor gegrün­dete Unter­neh­men Caran d'Ache in Genf setzte Carl Schmids Erfin­dung um und brachte den Stift 1930 unter dem Namen „Fix­pen­cil“ auf den Markt.

Markenware

2005, also 75 Jahre nach sei­ner Markt­ein­füh­rung, erfuhr der „Fix­pen­cil“ eine Wür­di­gung durch die Schwei­ze­ri­sche Post – eine ver­diente, ist doch seine Tech­nik die am wei­tes­ten ver­brei­tete für mecha­ni­sche Blei­stifte mit Minen ab 2 mm Durch­mes­ser4 und in sei­ner ele­ganten Ein­fach­heit bis heute unerreicht.

  1. Zwei unge­wöhn­li­che Aus­füh­run­gen zeigt das Buch „Blei­stifte, Farb­stifte, far­bige Krei­den und Pas­tell­stifte, Aquarell­farben, Tusche und ihre Herstel­lung nach bewähr­ten Ver­fah­ren“ von August Buch­wald (1904), zu sehen hier und hier.
  2. Quelle: Unbe­kannt – Ver­traut. „Anony­mes“ Design im Schwei­zer Gebrauchs­ge­rät seit 1920 (Aus­stel­lungs­ka­ta­log, Museum für Gestal­tung Zürich, 1987).
  3. Spann­fut­ter gab es bereits vor­her, doch diese wur­den mit einem zu schrau­ben­den Über­wurf geschlos­sen (wie z. B. beim Eber­hard Faber 573 oder beim Staedt­ler Mars Lumo­graph 1019) und waren daher nicht so leicht zu hand­ha­ben.
  4. Und wer einen Feinminen-Druckbleistift zer­legt, fin­det in den meis­ten Fäl­len eine klei­nere Vari­ante des im „Fix­pen­cil“ genutz­ten Spann­fut­ters.

Buntes Allerlei

Es ist schon bemer­kens­wert, was sich so alles ansam­melt, erst recht dann, wenn man ger­ne die Augen offen­hält, Freude an Klei­nig­kei­ten hat und zuwei­len etwas mehr auf­hebt als unbe­dingt nötig. Hinzu kom­men Fotos, Gedan­ken­fet­zen, halbe Ideen und Albern­hei­ten, von denen man sich ebenso schwer trennt wie von den Fundstücken.

Aber wohin mit dem gan­zen Zeug?

Zur (in man­chen Fäl­len mög­li­cher­weise reiz­vol­len) Wei­ter­ver­wen­dung fehlt mir die Lust und zum Weg­wer­fen ist es mir zu schade. Doch anstatt es nun in irgend­wel­chen Kar­tons und Notiz­bü­chern zu ver­stauen (oder es gar hier zu depo­nie­ren), habe ich mich ent­schlos­sen, es in einem vir­tu­el­len Album unter www.plastac.de www.lxkr.de auf­zu­be­wah­ren. (Im Ge­gensatz zu eini­gen ande­ren Web­sites mit ähn­li­cher Ziel­set­zung über­nehme ich jedoch kei­ne Inhalte frem­der Web­sites; alle Fotos, Scans usw. habe ich selbst erstellt.)

Der Name „Plastac“ kommt übri­gens von einem fik­ti­ven Unter­neh­men im Film „Mon Oncle“ von Jac­ques Tati (1958).

Nach­trag vom 9.10.12: Ein kon­kre­ter Name für eine Web­site mit ganz und gar nicht kon­kre­tem Inhalt? Das passt über­haupt nicht, und so ist das Zeug jetzt unter www.lxkr.de zu finden.

Brinco „Sharpe-Point“

Bemer­kens­wert: Der hier­zu­lande als „Gra­nate“ bekannte Spit­zer wurde auch in Eng­land gefer­tigt. Klar, dass ich mir den Kauf nicht ver­knei­fen konnte, als ich von dem Ange­bot erfuhr.

Brinco „Sharpe-Point”

Links: „Sharpe-Point” von Brinco, rechts: „Gra­nate“ (M+R 604) von Möbius+Ruppert

Ich weiß nicht, wie alt der „Sharpe-Point“ ist, und habe bis jetzt auch nichts über den Her­stel­ler Brinco her­aus­fin­den kön­nen. – Den Namen „Sharpe-Point“ finde ich übri­gens großartig.

Brinco „Sharpe-Point”

Mit einer Länge von fast 27 mm und einem Durch­mes­ser von 16 mm ist der „Sharpe-Point“ wesent­lich kräf­ti­ger als die „Gra­nate“ von Möbius+Ruppert und sogar noch grö­ßer als die „Gra­nate 5“ von Möl­ler & Breitscheid.

Brinco „Sharpe-Point”

Zwei Schlitz­schrau­ben, ebenso wie der Kor­pus aus Mes­sing, hal­ten das recht­eckige, etwa 0,4 mm dicke Mes­ser. Die Ver­ar­bei­tung zeigt keine Män­gel, ledig­lich die Kon­struk­tion, denn das Mes­ser steht am ver­jüng­ten Ende des Spit­zers über und ver­schafft ihm so eine unschöne Ecke (aber mög­li­cher­weise ist die­ses Mes­ser nicht mehr das originale).

Brinco „Sharpe-Point”

Die untere Seite mit dem 8 mm gro­ßen Stift­ein­lass trägt die Prä­gung »BRINCO “SHARPE-POINT”« und die obere »BRITISH MADE«.

Brinco „Sharpe-Point”

Beim Mes­ser fal­len die Lang­lö­cher und – wie schon bei den Schrau­ben – ihr Ver­satz auf.

Brinco „Sharpe-Point”

Der „Sharpe-Point“ arbei­tet gut, mit einer Span­di­cke von durch­schnitt­lich 0,37 mm jedoch gefrä­ßig. Der im Ver­gleich zu den bei ande­ren älte­ren Model­len genutz­ten Rän­del­schrau­ben fla­chere Kopf der Schlitz­schrau­ben hat den Vor­teil, dass die Späne bes­ser abflie­ßen kön­nen. – Der Spitz­win­kel ist gering­fü­gig klei­ner als der der „Gra­nate“ von M+R.

Brinco „Sharpe-Point”

Test mit einem STAEDTLER Noris 120 (Zeder, alt)

Mich würde nicht wun­dern, wenn es noch wei­tere Vari­an­ten der „Gra­nate“ gäbe. – Inter­es­sant zu wis­sen wäre natür­lich auch, ob diese Bau­form jemals geschützt war und, falls ja, auf wen die­ser Schutz ein­ge­tra­gen war.

Zur „Gra­nate“ siehe auch:

1662

1662

Als sich Fried­rich Staedt­ler aus Nürn­berg vor 350 Jah­ren den Regeln der Zunft wider­setzte und zwei Tätig­kei­ten in sei­ner Per­son des „Blei­weiß­steft­ma­chers“ ver­band, machte er die Blei­stift­her­stel­lung zu einem Gewerbe, das heute im indus­tri­el­len Maß­stab und immer noch erfolg­reich aus­ge­übt wird.

Anm.: Das im Ori­gi­nal 35 mm hohe Logo stammt von einer Schach­tel „Ele­fant“-Kopier­stifte.

Zerlegt

Als inves­ti­ga­ti­ver Blog­ger werde ich nicht müde, mei­ner geschätz­ten Leser­schaft auch sol­che Ein­bli­cke zu ver­mit­teln, die sie andern­orts nicht gebo­ten bekommen.

Zerlegt

Der sehr gute Minen-Behälterspitzer uni DPS-600 besteht aus sie­ben Kunststoff- und drei Metall­tei­len und ist rasch zer­legt und zusammengesetzt.

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