2016

Granate 1892–1895

Bemer­kens­werte Details zur Geschichte des als „Gra­nate“ bekann­ten Hand­spit­zers fin­den sich im Early Office Museum, wo er ihn in der Rubrik „Small Pen­cil Shar­pe­ners“ als „Ame­ri­can Car­tridge Pen­cil Shar­pe­ner“ von Eber­hard Faber auf­ge­führt wird. Es heißt dort, eine Anzeige von 1892 habe damit gewor­ben, dass die­ser Mes­sing­spit­zer zuerst in Europa her­ge­stellt wor­den wäre. Eber­hard Faber habe ihn jedoch ver­bes­sert und ihn dann paten­tie­ren und in den USA fer­ti­gen las­sen. Wei­tere Anzei­gen für die­sen Spit­zer sol­len 1905, 1911 und 1933 erschie­nen sein. Eine Abbil­dung zeigt den Spit­zer mit der Prä­gung „E. Faber Pat. Appl’d.“1

Im sel­ben Jahr, so das Early Office Museum, soll eine Bespre­chung des „Stan­dard Pen­cil Shar­pe­ner“, her­ge­stellt von der Con­nec­ti­cut Mfg. Co., Hart­ford, mit einer ähn­li­chen Dar­stel­lung ver­öf­fent­licht wor­den sein. Das Unter­neh­men habe ange­ge­ben, dass die­ser Spit­zer, obwohl weit­ge­hend iden­tisch zu dem seit kur­zer Zeit erhält­li­chen, bes­ser gefer­tigt und in allen Belan­gen zufrie­den­stel­len­der sei. Ein gleich­ar­ti­ges Modell soll 1894 als „Peer­less Long Bevel Lead Pen­cil Shar­pe­ner“ bewor­ben wor­den sein.

Eine kurze Suche bei Google Books för­derte die­sen Ein­trag auf Seite 116 des Kata­logs Nr. 57 von Mont­go­mery Ward & Co. (1895) zutage:

Granate 1892–1895

Die Ähn­lich­keit des „Peer­less“ zur „Gra­nate“ ist natür­lich nicht zu über­se­hen. – Dem „Hand­buch für Papier und Büro­be­darf“ von 1949 zufolge kam die „Gra­nate“ vor etwa 60 Jah­ren, also um 1889 in den Han­del; die Anga­ben im Early Office Museum könn­ten dazu passen.

Nach­trag vom 9.5.17: Mehr zum „Peer­less“, der ver­mut­lich ein im Inland gefer­tig­tes Kon­kur­renz­pro­dukt zur impor­tier­ten „Gra­nate“ war, gibt es unter „Gra­nate 1893“.

  1. Ein direk­ter Link ist lei­der nicht mög­lich. – Ich habe das Early Office Museum nach wei­te­ren Details zur Anzeige von 1892 gefragt, aber lei­der keine Ant­wort erhal­ten.

Spitzenvergleich

Ent­stan­den nach einem Gespräch über Kur­bel­spit­zer von CARL: Ein Ver­gleich der Spit­zen eini­ger Modelle.

Spitzenvergleich

Von links:

Die Win­kel habe ich im aus­ge­druck­ten Foto ermit­telt; die Genau­ig­keit schätze ich auf etwa ±0,2°. – Der Angel-5 hat als ein­zi­ger der auf­ge­führ­ten Spit­zer weder eine Spit­zen­ver­stel­lung noch gum­mi­ge­pols­terte Griff­ba­cken, doch ein Hin­weis im aktu­el­len Kata­log belegt, dass sich letz­te­res geän­dert hat, der Angel-5 also nicht mehr zubeißt. – Der Frä­ser des Angel-5 und der des Royal-Modells sind übri­gens austauschbar.

Nach­trag vom 4.1.18: Lei­der kann ich weder den genann­ten Kata­log wie­der­fin­den noch einen ande­ren Beleg dafür lie­fern, dass der Angel-5 jetzt gum­mi­ge­pols­terte Griff­ba­cken hat; ich muss also davon aus­ge­hen, dass ich falsch infor­miert war.

J.S. STAEDTLER MARS-LUMOCHROM 2642

Einer der für mich schöns­ten Rot-Blau-Stifte ist der MARS-LUMOCHROM 2642 von J.S. STAEDTLER.

Der Farb­stift Lumochrom1, den es in 24 Far­ben und die­ser Rot-Blau-Variante gab, kam Mitte der 1950er Jahre auf den Markt und war bis in die 1990er Jahre hin­ein erhält­lich. Mit sei­ner recht har­ten Mine wurde er haupt­säch­lich Tech­ni­schen Zeich­nern ange­dient, und so gab es ihn nicht nur holz­ge­fasst, son­dern auch als 2-mm-Mine.

J.S. STAEDTLER MARS-LUMOCHROM 2642

Das Alter die­ses Lumochrom 2642 schätze ich auf etwa 50 Jahre. Wie andere Stifte von STAEDTLER aus der dama­li­gen Zeit zie­ren ihn der gold­far­bene Prä­ge­druck mit zum Teil unge­wöhnlich gestal­te­ten Buch­sta­ben (z. B. das A und das M), der Vier­tel­mond2 und das astro­nomische Zei­chen für den Pla­ne­ten Mars sowie des­sen beide Monde Pho­bos und Dei­mos. Auf der abge­wand­ten Seite fin­det sich die Blind­prä­gung „74“. – Der Blick auf das blaue Ende lässt ver­mu­ten, dass der Stift zuerst kom­plett rot und dann halb blau lackiert wurde.

J.S. STAEDTLER MARS-LUMOCHROM 2642

J.S. STAEDTLER MARS-LUMOCHROM 2642

Der Farb­stift ist 7,6 mm3 und die Mine 2 mm dick. Sie ist bruch­sta­bil, hat eine sehr sau­bere Abgabe, sät­tigt gut und bie­tet eine gute Wisch­fes­tig­keit; mit einem hoch­wer­ti­gen Radie­rer4 und etwas Geduld lässt sie sich weit­ge­hend, aber nicht voll­stän­dig ent­fer­nen. – Es fällt auf, das das Rot ganz leicht ins Vio­lette geht, also einen gerin­gen Blau­an­teil hat. Die­ses wohl 60 Jahre alte Falt­blatt5 aus der Früh­zeit des Lumochrom belegt, dass man beim 2642 Kar­min­rot (2625) und Blau (2619)6 kom­bi­niert hat:

J.S. STAEDTLER MARS-LUMOCHROM 2642

Ein fei­ner Stift!

J.S. STAEDTLER MARS-LUMOCHROM 2642

Den Ursprung und den erst­ma­li­gen Ver­wen­dungs­zweck der Rot-Blau-Stifte kenne ich bis heute nicht, aber ich konnte ein paar Hin­weise finden:

  • Im Aus­tel­lungs­ka­ta­log „Pen­cils“ schreibt Marco Fer­reri, dass ita­lie­ni­sche Leh­rer nor­male Feh­ler rot und gra­vie­rende Feh­ler blau markieren.
  • Im 2. Welt­krieg haben deut­sche Sol­da­ten auf Kar­ten die feind­li­chen Trup­pen in Rot und die eige­nen in Blau eingetragen.
  • Deut­sche Kran­ken­schwes­tern haben den Blut­druck in Rot und die Kör­per­tem­pe­ra­tur in Blau notiert.

Aber wer weiß – viel­leicht dachte mal jemand, dass das eine anspre­chende Kom­bi­na­tion wäre, und hat ein­fach einen sol­chen Stift hergestellt …

  1. Der Name war von 1953 bis 2003 geschützt.
  2. Der Vier­tel­mond, ange­mel­det 1887 beim Amts­ge­richt Nürn­berg, gilt als eines des frü­hes­ten Waren­zei­chen für Blei­stifte.
  3. Schlüs­sel­weite 7,2 mm.
  4. Getes­tet mit dem Plus Tree’s Air-in Hard.
  5. Die andere Seite bewarb den Kur­bel­spit­zer 5700 D.
  6. Nach der Umstel­lung auf neue Arti­kel­num­mern im Jahr 1967 hat­ten diese Far­ben die Num­mern 104-29 und 104-3.

Kurz notiert

Paperworld 2016 (3)

Im drit­ten und letz­ten Teil mei­ner Noti­zen zur Paper­world 2016 geht es um die neuen Pro­dukte von Möbius+Ruppert1, die für mich die inter­es­san­tes­ten der dies­jäh­ri­gen Paper­world waren.

Paperworld 2016 (3)

Schon eine Weile erhält­lich ist der Min­o­fix für Minen mit 2 und 3,2 mm Durch­mes­ser; er ist der ein­zige mir bekannte Messing-Minenspitzer aus aktu­el­ler Pro­duk­tion. – Den Spitzer-Klassiker „Gra­nate“ gibt es jetzt auch mit einer klei­nen Boh­rung, um ihn z. B. an einem Ring oder einer Schnur zu befestigen.

Paperworld 2016 (3)

Der Knül­ler sind die Langkonus-Spitzer Cas­tor und Pol­lux. Cas­tor hat einen Spitz­win­kel von etwa 18,5°2 und Pol­lux schnei­det mit sei­nem gekrümm­ten Mes­ser einen kon­ka­ven Konus.

Paperworld 2016 (3)

Ich hatte das Ver­gnü­gen, ein Mus­ter des Pol­lux aus­gie­big tes­ten zu dür­fen, und war be­geistert. Mit die­sen bei­den Spit­zern dürf­ten die Wün­sche vie­ler Blei­stift­nut­zer in Erfül­lung gehen! – Die neuen Spit­zer kom­men vor­aus­sicht­lich im April in den Handel.

Paperworld 2016 (3)

Das war’s für die­ses Jahr; die nächste Paper­world öff­net am 28.1.2017.

  1. Möbius+Ruppert ist mei­nes Wis­sens der welt­weit ein­zige Her­stel­ler von Mes­sing­spit­zern (KUM hat die Fer­ti­gung sei­ner Mes­sing­spit­zer vor etwa drei Jah­ren ein­ge­stellt).
  2. Zum Ver­gleich: „Gra­nate“ 22°, KUM 400-5L 19°.
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